Meteorologen: Leute, die über Geophysik, Thermodynamik und Klimatologie ungemein viel und über das Wetter von morgen fast nichts wissen.
Ron Kritzfeld
Die Wetterprognosen waren für den Sonntag wenig verheißungsvoll: Diese sahen Niederschläge und Gewitter in den Bergen voraus. Bei unserer Ankunft auf der Rosenlaui war der Boden noch nass: Für den Regen sind wir bereits zu spät.
Der Aufstieg von der Rosenlaui zur Dossenhütte gelingt problemlos und auch der Himmel zeigt sich zunehmend freundlicher. So trippelten wir an einigen Schafen vorbei in Richtung P. 2068, wo mit dem Ende der Moräne der sportlichere Teil des Zustieg auf uns wartete. Zwischen den Kabeln und den Leitern kreuzten wir eine Vierergruppe, die am Morgen auf dem Rosenhorn war. Die Verhältnisse seien nicht gut, lassen sie uns wissen. Der Schnee sei weich und die noch verschneiten Gletscherspalten nur schwer zu erkennen und es habe am Morgen noch geregnet. Ganz gut klang das nicht. wenn nicht auf das Rosenhorn, wohin dann? Auf den Dossen? Wir zogen weiter, an der Bivakschachtel vorbei in der wenig ausgeprägten Felsrippe, an der sich der Hüttenweg recht luftig in Richtung Dossenhütte hochzieht. Wesentlich früher als erwartet fanden wir auf der Hüttenterasse wieder und beäugten jeden Wolkenfetzen mit kritischer Mine. Was tun, wenn es mit dem Rosenhorn nicht will? Dossen über den Grat? Ränfenhorn und dann ins Gauli? Oder doch auf das Wetterhorn, wo die Verhältnisse angeblich besser sind?
Der Umbau der Dossenhütte in vielerlei Hinsicht für die Gäste ein grosser Gewinn. Ich mochte die alte Hütte zwar sehr. Doch mehr Beinfreiheit bei Abendessen ist durchaus ein Gewinn. Die Nachtlager sind immer noch auf dem Dachboden. Mittlerweile ist auch der Gang auf die Toilette und den Waschraum nicht mehr mit einem Gang nach draussen verbunden. Das Abendessen war wie auch das Kuchenangebot am Nachmittag vorzüglich und die Hütte nur spärlich gefüllt.
Am nächsten Morgen sassen wir doch kurz nach 3.00 Uhr am Frühstückstisch mit einer weiteren Zweierseilschaft, die das Wetterhorn auf dem Programm hatte. Kurz vor 4.00 Uhr stapften wir über den butterweichen Dossenfirn in den Sattel und durch den Bänderweg dem Ränfenjoch entgegen. Auf dem Ränfenjoch war die Unterlage in wesentlich besserer Verfassung als angenommen. Der Schnee trug uns beinahe, die Route war gut sichtbar. Man könnte es wagen...
Die Route auf das Rosenhorn vom Oberhasli her mag vielleicht etwas unspektakulär erscheinen. Wären die Temperaturen in der Nacht deutlicher unter dem Gefrierpunkt gewesen, so wäre diese Unternehmung von weniger Zweifeln begleitet gewesen. Schnee hatte es auf dem Weg über das Ränfenjochplateau noch eine ganze Menge. Also Seil schön straff halten und munter drauf los in Richtung Rosenegg.
Jene Spalten, die wir überquerten, waren eher klein. Nur der Bergschrund entlang dem Ostgrat, lies uns zu einem weiten Bogen ausholen und umgehen. Weiter oben auf dem Firngrat halte man sich an die Spur an der Wächte vorbei und geniesse den Aus- und Tiefblick besser auf dem Gipfel. Diesen erreicht man einfach über den über den Blockgrat hangelt. Der Grat sieht auf den ersten Blick ein wenig gfürchiger aus, als er tatsächlich ist.
Nach Genuss des Gipfelpanoramas und gestärkt mit Proviant machten wir uns an den Rückweg zur Hütte. Hier hatte der Sommer uns genau so fest im Griff wie der Hüttenhund, welcher uns nun zum zweiten Mal kennen lernen durfte. Nach dem Auffüllen sämtlicher Flüssigkeitsspeicher stiegen wir an den Alpen Enzen und Schrätteren (kleine Erfrischung im Ürbachwasser bei der Schätterenbrücke) ins Ürbachtal hinunter.
Je näher wir dem Dorfkern von Innertkirchen kamen, desto heisser wurde es und desto grösser auch unser Durst. Dieser fand im lokalen Dorfladen unweit der Bahnstation sein Ende. Nach einer kurzen Fahrt mit dem blauen Bähnchen nach Meiringen trennten sich unsere Wege auf dem Bahnsteig und nun beide seine Wege gingen: Der heimischen Perskindolflasche (nach rund 3000 Meter Abstieg) entgegen.
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