Alter Wein in neuen Schläuchen: Das ist der Jubiläumsgrat von der Alpspitze zur Zugspitze.
Ein Jahr lang blieb das Projekt "Jubiläumsgrat vom Tal aus" in der Pipeline. Eigentlich erst für 2014 geplant, weckten ein langer Artikel in der Stuttgarter Zeitung über den Jubiläumsgrat und die schönen Erinnerungen der vergangenen Jahre rasch die Lust, den Grat wieder mal zu begehen.
Mehr als 3000 Höhenmeter (auch ohne die unbeabsichtigt in der Dunkelheit zurückgelegten) mit steigenden Schwierigkeiten - so sieht der längste und wohl schönste Weg zur Zugspitze aus.
Der "Jubi" in umgekehrter Richtung wird übrigens auch in einem recht neuen Alpinbuch vorgestellt.
Trotz des Massentrubels ist die Zugspitze ein bergsteigerisch lohnendes Ziel. Die Aufstiege sind schön, abwechslungsreich und in den Randzeiten des Tages absolut zu empfehlen. Der Jubiläumsgrat wird in Richtung Zugspitze so gut wie gar nicht begangen, so dass man bei rechtzeitigem Start sicher über die Hälfte der gesamten Strecke allein bleibt, auch an wirklich schönen Sommertagen. Während der aktuellen Hitzeperiode wird sogar unterwegs biwakiert, aber ansonsten: garantierte Ruhe bis zum Jubiläumsgrathütterl. Eine Wohltat, wenn man etwa die Alpspitz-Ferrata sonst nur inmitten einer Endloskolonne kennt.
Zu den Schwierigkeiten und zur Routenführung habe ich alles Wichtige bereits hinlänglich in früheren Berichten erwähnt, deshalb hier nur die für mich auffälligen Unterschiede und Neuerungen.
Die Vollkarspitze ist im Abstieg einfacher zu begehen als aufwärts. Trotzdem habe ich nicht zu einer veränderten Klettersteigbewertung gegriffen, da gerade hier erhebliche Muskelkraft gefragt ist.
Das Jubiläumsgrathütterl ist seit August 2011 neu und in schickem Rot lackiert. Es bietet für 12 Personen Platz. Wasser und Getränke sind natürlich weiterhin nicht vorzufinden.
Die Wegmarkierungen verblassen zusehends. Damals wie heute ist es etwa ein Problem, in Wegrichtung Alpspitze nach dem Vorgipfel der Inneren Höllentalspitze den Abzweig in die Flanke zu finden. Auf keinen Fall direkt über den Grat weiterklettern, sonst muss man mehrmals abseilen oder im fünften Grad abklettern.
Generell ist es schade, dass die Markierungen nicht mehr erneuert werden sollen. Wenigstens abseits der Seilbahnen wäre das aber wünschenswert, weil die Wegführung häufig nicht eindeutig ist. Es ist absehbar, dass Erstbegeher zunehmend Schwierigkeiten mit der Wegfindung bekommen werden, auch aus den Erfahrungen des heutigen Tages.
Die nächtliche Wegsuche des OL 2 am Längenfelder bereitete mir Probleme. Nach Erreichen des Gipfelchens kehrte ich um und nahm den Weg über die Hochalm, mit einer halben Stunde und 150 Höhenmetern Zusatzaufwand.
Die Zugspitzbahnen sind überteuert. Ich habe 15 % mehr bezahlt als vor 1,5 Jahren. Vergleichbare Wünsche nach Entgelterhöhung sollte man mal seinem Chef gegenüber äußern...
Für die schnelle Abfahrt ins Tal empfehle ich die jeweiligen Seilbahnen. Mit der Zahnradbahn dauert die Strecke, vor allem bei großer Hitze und Andrang, eine gefühlte Ewigkeit. Außerdem sieht man wegen des langen Tunnels nichts von der großartigen Gebirgskulisse.
Lange Touren in brütender Hitze erfordern neben soliden physischen Voraussetzungen ein gutes Zeit- und Verpflegungsmanagement. Ich richtete auf dem Osterfelderkopf eine Versorgungsstation ein, sonst wäre die Tour wohl kein Vergnügen geworden. Wer hat schon Lust und Kraft, 6-7 Liter Flüssigkeit inklusive Kletterausrüstung stundenlang bergauf zu tragen? Im Herbst bei niedrigeren Temperaturen sieht's natürlich etwas entspannter aus.
Die tropischen Temperaturen forderten dann auch bei mir einigen Tribut: Die geplanten Durchgangszeiten konnte ich zwar noch einhalten, aber ich hätte mir gerne eine weitere längere Genusspause unterwegs gegönnt. Wegen der Hitze habe ich diese dann auf den Zugspitzgipfel vertagt. Nun ja, andere haben's genauso gehandhabt. Devise: Erst mal so schnell wie möglich viel Strecke machen. Dafür wurde ich oben mit einer Fernsicht belohnt, die man sonst nur später im Jahr hat.
Fazit: Der Jubiläumsgrat ist weiterhin die Königstour an der Zugspitze. Sie bietet völlig andere Eindrücke, wenn man in der entgegengesetzten Richtung geht.
Durchgangszeiten:
Hammersbach 02.00 Uhr
Kreuzeck 04.00 Uhr
Osterfelderkopf 05.00-05.15 Uhr
Alpspitze 06.25-06.50 Uhr
Jubiläumsgrathüttl 09.45-10.15 Uhr
Innere Höllentalspitze 11.35 Uhr
Zugspitze 14.45 Uhr
zusätzlich 10min Pause vor der Zugspitze
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