Halti - Höchster Punkt in Finnland
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Mittlerweile hat es uns auf unserer „Skandinavien-Rundreise“ nach Birtavarre, schon weit im Norden Norwegens, verschlagen. Von hier aus möchten wir den höchsten Punkt Finnlands am Halti besteigen und - wenn man schon mal da ist - gleich noch einige benachbarte Gipfel besuchen …
ALLGEMEIN
(wem es zu langweilig wird, der kann es weiter unten nochmal probieren …)
Der höchste Punkt Finnlands befindet sich im nordwestlichen Zipfel des Landes an der Grenze zu Norwegen. Der Grenzstein 303B markiert die 1.323,6 m hohe Stelle auf der Erhebung Halti.
Der eigentliche Gipfel des (Berges) Halti, samisch auch Háldi bzw. Haldičohkka / Háldečohkka, liegt jedoch auf norwegischem Gebiet. Der etwa 30 m von der Grenze (und ca. 100 m vom finnischen Landeshöhepunkt) entfernte Messpunkt ist 1.328 m hoch. Ein Stück weiter nördlich erhebt sich das Gelände offenbar noch etwas höher: einige Karten verzeichnen 1.331 m und auch unser GPS-Gerät zeigt mehr als am Messpunkt an.
Der höchste Punkt des Massivs Halti (Haltitunturi = „Halti-Gebirge“) ist der Ráisduattarháldi, 1.361 m, ebenfalls in Norwegen gelegenen und etwa 2 km vom höchsten Punkt Finnlands entfernt. Die Kiste mit dem Gipfelbuch des Ráisduattarháldi trägt übrigens auch die Aufschrift „Halti“.
Als höchster Gipfel auf finnischem Staatsgebiet gilt der Ridnitšohkka / Ritničohkka mit 1.317,1 m. Auf dem etwa östlich des Hauptgipfels (mit Steinmann) gelegenen Nebengipfel (1.315,1 m) befinden sich eine Antenne und kleine Gebäude. Die beiden kleinen Bergkegel sind im Vergleich zu den umliegenden flachen Kuppen relativ markant.
Nebenbei: Finnland besitzt den nördlichsten Landeshöhepunkt überhaupt - die reichlich 69° Nord werden beispielsweise selbst vom höchsten Gipfel Grönlands nicht getoppt. Und: Die finnische Bekleidungs- und Ausrüstungsfirma (Ski, Outdoor , … ) HALTI hat ihren Namen „natürlich“ auch daher.
WEGE ZUM HALTI
(… möglicherweise immer noch langweilig …)
Für die Wanderung zum finnischen Landeshöhepunkt kommen vor allem zwei mögliche Startpunkte in Frage:
Hourtnáš am See Guolasjávri, in der Nähe von Birtavarre (Kåfjord, Norwegen) oder
Luontotalo in Kilpisjärvi am gleichnamigen See (Gemeinde Enontekiö/Finnland).
Von Hourtnáš am Guolasjávri aus geht’s vor allem über ausgedehnte Geröll- und Blockfelder und je nach Jahreszeit auch über Schnee zum Halti. Der Weg ist etwa 6 km lang (einfache Entfernung) und hin und wieder markiert - vor allem mit Steinmännern (an einigen Stellen in rauen Mengen, zwischendurch sieht man aber auch mal keine). Am Ausgangspunkt der Tour befindet sich neben einem kleinen Häuschen eine Infotafel mit Karte und kurzer Beschreibung zur Wanderung - beim Klick in dieses Bild kann man sich das auch anschauen.
Der Weg von Kilpisjärvi zum Halti ist mit 53 km (einfache Entfernung) deutlich länger. Von Luontotalo (Parkplatz an der E8, Tafeln/Infozentrum) geht’s über ein Teilstück des bekannten Fernwanderwegs Kalottireitti (aka Nordkalottruta bzw. Nordkalottleden). Am See Pitsusjärvi zweigt dann der Pfad zum höchsten Punkt Finnlands ab. Unterwegs gibt’s es verschiedene Hütten mit Übernachtungsmöglichkeiten. Wer weniger gut zu Fuß ist, kann offenbar auch ein kleines Wasserflugzeug bis zu einem der Seen unterwegs chartern und dadurch „abkürzen“. Wer andererseits viel Zeit und Kondition hat, kann natürlich „nebenbei“ auch gleich den kompletten Kalottireitti (ca. 800 km) „machen“ …
Im Winter gibt es zudem die Möglichkeit für Skitouren zum Halti. Grundsätzlich sollte zu jeder Tour Karte, Kompass und/oder GPS mitgeführt werden, da bei sich verschlechterndem Wetter die ohnehin nicht immer einfache Orientierung schnell unmöglich werden kann.
UNSERE „HALTI-TOUR“
(… jetzt wird’s endlich spannend, oder doch nicht?)
20.06.2013
Nach der Ankunft in Birtavarre (Kåfjord) erkunden wir am verregneten Nachmittag noch die Piste in Richtung Hourtnáš am See Guolasjávri. Die gute Nachricht: es liegt kein Schnee mehr auf dem Fahrweg, die schlechte: ja, das unbefestigte Sträßchen ist wirklich abschnittsweise für „normale“ Pkw kaum passierbar. Deshalb fahren wir auch nicht die gesamte Strecke bis zum See. Stattdessen packen wir schon mal den „Kram“ für den nächsten Tag zusammen - die Schneeschuhe bleiben an Bord. Zelt, Schlafsack u. s. w. kommen nicht mit - wir sind optimistisch, dass wir zumindest den größten Teil der insgesamt ca. 28 km langen Anfahrt nach Hourtnáš bewältigen und damit nur noch eine Tagestour übrigbleibt.
21.06.2013
05.30 Uhr - die erste Nacht in „unserer“ Camping-Hütte in Birtavarre liegt hinter uns. Das Wetter ist betrübt - und deshalb sind wir es auch - es regnet. Trotzdem brechen wir auf. Der erste Teil der Fahrt geht zügig vonstatten - mal abgesehen von den vielen Schafen, die auf dem Weg chillen und eher neugierig ans Auto herankommen als wegzulaufen. Mit zunehmender Strecke werden die punktuellen Straßenschäden aber immer schlimmer. Etwa 6 km vor Hourtnáš ist dann erst einmal Schluss. Der verrohrte Bach zwischen den Seen Vuolimus Áhkkejávri und Guolasjávri ist nur mit einigen Steinbrocken abgedeckt und nahezu perfekt, um sein Auto weit entfernt von zu Hause einmal richtig zu zerlegen.
Deshalb suchen wir schon mal eine Parkgelegenheit am Pistenrand. Da dichter Nebel und Regen im Moment aber nicht zum Loslaufen einladen, bleiben wir vorerst sitzen und hoffen, dass uns bald das vorhergesagte bessere Wetter erreicht …
Nach einer Dreiviertelstunde passiert dies dann tatsächlich - die Wolken reißen auf. Wir gehen noch einmal zur Bachquerung - völlig „euphorisiert“ von den ersten Sonnenstrahlen seit drei Tagen beschließen wir, die Überfahrt doch zu probieren. Wir stapeln einige Steine um und hoppeln ans andere Ufer. Auch die noch folgenden „Pistenschäden“ passieren wir ohne „Fahrzeugschäden“. Die Ankunft am Guolasjávri in Hourtnáš (in Karten auch Huortnáš, Parkplatz/kleines Häuschen/Infotafel, 785 m) ist definitiv ein erster Teilerfolg ;-).
Als wir aus dem Auto steigen, ist die gute Laune allerdings erstmal dahin. Unendlich viele Mücken attackieren uns, und cleverererweise haben wir bei der Räumaktion am Vorabend auch das „Abwehrmittel“ ausgepackt …
Um ca. 08.00 Uhr wandern wir dann also endlich los und ziehen dabei eine Moskitowolke hinter uns her.
Von Hourtnáš geht’s bis auf weiteres in grob südliche Richtung: Noch in unmittelbarer Nähe der Infotafel passieren wir einen Rentierzaun durch ein Tor. Dann folgen wir Spuren über welliges Wiesengelände. Immer wieder nach Steinmännern Ausschau haltend - steigen wir eine steile Geländestufe bis auf gut 1.100 m empor und sind damit endgültig in der „Steinwüste“ angekommen: Unendliche Geröll- und Blockfelder bestimmen die Landschaft. Zwischendurch gibt’s immer wieder kleinere und größere Schneeflächen. Um es vorsichtig zu sagen - es läuft sich nicht besonders gut, aber wenigstens lässt die „Mückendichte“ nun spürbar nach …
Wir orientieren uns mit mal mehr, mal weniger Abstand entlang eines Rentierzauns („1“) - immer noch annähernd südwärts. Am „Zaun-Treffpunkt“ (aus drei Richtungen treffen Zäune aufeinander, N 69.31686, E 21.23793, ca. 1.180 m) schwenken wir ostwärts, folgen also dem links abzweigendem Zaun („2“) und einem Bachbett. Um dorthin zu gelangen, muss man die Zäune („1“ und „2“) an geeigneten Punkten überqueren - wir tun dies an defekten Stellen. Da wir im Stein- und Schnee-Wirrwarr keine Markierungen mehr erkennen, stapfen wir erstmal zur nahen Anhöhe (etwa 1.247 m) hinauf. Von hier aus entdecken wir dann tatsächlich wieder Steinmänner. Diesen folgen wir etwa in südöstlicher Richtung hinauf auf die flache Kuppe des Halti (auch Háldi bzw. Haldičohkka / Háldečohkka).
Hier erkunden wir alle interessanten Stellen: den „Gipfel“ (1.331 m?) und den Messpunkt (1.328 m), beides auf norwegischem Gebiet. Ganz besonders schauen wir uns aber natürlich den höchsten Punkt Finnlands an, der sich am gelb bemalten Grenzstein 303B (1.323,6 m) der finnisch-norwegischen Grenze befindet.
Beim Blick ins Gipfelbuch (eigentlich ist es ja ein „Grenzstein-Buch“) stellt sich heraus, dass wir leider einige Tage zu früh am Halti sind: die „ewige“ Besteigungsliste zählt 110.764 Eintragungen - und wir wollten doch unbedingt „111.111“ sein ;-).
Nach ausgiebiger Rast geht’s weiter. Nach dem höchsten Punkt möchten wir nun den höchsten Gipfel in Finnland besuchen. Der etwa östlich gelegene, doppelgipflige Ridnitšohkka / Ritničohkka ist jenseits des Tals Ruksesvággi gut zu erkennen. Also steuern wir unser nächstes Ziel quasi direkt an - über die mittlerweile „geliebten“ Schnee- und Blockfelder geht’s hinunter ins Tal bis auf knapp 1.100 m und anschließend wieder bergauf. Zwischendurch sind einige Wasserläufe zu überqueren.
Es folgen noch einige Meter ganz leichtes Kraxeln, und der 1.317,1 m hohe Hauptgipfel des Ridnitšohkka / Ritničohkka ist erreicht. Dessen „Gipfelbuch“ kommt wesentlich bescheidener daher als am Halti - eine Handvoll Einträge aus den letzten Jahren befinden sich auf Zetteln in einer ausgedienten Wodka-Flasche.
Da das Wetter gerade eine schlechte Phase hat (Regen, Sturm), kehren wir wieder zügig zum Halti zurück. Dort rasten wir abermals.
Dann peilen wir unserer letzten und höchsten Gipfel für heute an: Ráisduattarháldi, weithin gut sichtbar am hoch aufgeschichteten Steinmann. Diesmal geht’s etwa nordwärts - wieder mit kurzem Zwischenabstieg, wieder über viel Stein und Schnee, zur Abwechslung aber auch mal an kleinen zugefrorenen und verschneiten Seen vorbei (in die man besser nicht einbricht).
Kurz vor dem Gipfel muss noch ein Rentierzaun („2“) überklettert werden - dafür gibt es hier aber sogar eine Holztreppe. Nach einer Pause auf dem Ráisduattarháldi (1.361 m) folgt dann die letzte Etappe unserer Tour.
Wir kehren vom Gipfel wieder zum nahegelegenen Zaun („2“) zurück und folgen diesem nun (etwa westwärts) bis zum „Zaun-Treffpunkt“. Hier erreichen wir nun wieder bekanntes Terrain. Und nachdem wir Zaun „1“ an einer defekten Stelle überquert haben, geht’s analog zum Hinweg zurück zum Ausgangspunkt unserer Tour.
Nach etwa 12 Stunden erreichen wir wieder Hourtnáš am Guolasjávri. Hier treffen wir auch die ersten beiden Menschen am heutigen Tag - zwei Finnen, die offenbar am nächsten Morgen oder noch in der Nacht („Mitternachtssonne“ …) ihren Landeshöhepunkt besuchen möchten.
FAZIT
Einsame Tour durch die nordische Tundra. Es gibt keine spektakulären Gipfel, dafür aber „ganz viel Weite“ - mit zahllosen Bergen und Seen.
Durch die Abstecher zu Ritničohkka und Ráisduottarháldi summiert sich unsere Wegstrecke auf 21 km. Im permanenten Sonne-Wolken-Wind-Schauer-und-Mücken-Mix „stolpern“ wir über abertausende (Wackel-) Steine und Blöcke und brechen unzählige Male in den Schnee - und das kann auf Dauer durchaus anstrengen …
Wer also eine ruppige Anfahrt, lästige Mückenschwärme, endlose Geröll-, Block- und Schneefelder mag - ist hier genau richtig.
Wir finden das alles gut!!! Nur bei den Mücken sind wir uns nicht ganz sicher …
pika8x14 sind heute: A. + A.
ALLGEMEIN
(wem es zu langweilig wird, der kann es weiter unten nochmal probieren …)
Der höchste Punkt Finnlands befindet sich im nordwestlichen Zipfel des Landes an der Grenze zu Norwegen. Der Grenzstein 303B markiert die 1.323,6 m hohe Stelle auf der Erhebung Halti.
Der eigentliche Gipfel des (Berges) Halti, samisch auch Háldi bzw. Haldičohkka / Háldečohkka, liegt jedoch auf norwegischem Gebiet. Der etwa 30 m von der Grenze (und ca. 100 m vom finnischen Landeshöhepunkt) entfernte Messpunkt ist 1.328 m hoch. Ein Stück weiter nördlich erhebt sich das Gelände offenbar noch etwas höher: einige Karten verzeichnen 1.331 m und auch unser GPS-Gerät zeigt mehr als am Messpunkt an.
Der höchste Punkt des Massivs Halti (Haltitunturi = „Halti-Gebirge“) ist der Ráisduattarháldi, 1.361 m, ebenfalls in Norwegen gelegenen und etwa 2 km vom höchsten Punkt Finnlands entfernt. Die Kiste mit dem Gipfelbuch des Ráisduattarháldi trägt übrigens auch die Aufschrift „Halti“.
Als höchster Gipfel auf finnischem Staatsgebiet gilt der Ridnitšohkka / Ritničohkka mit 1.317,1 m. Auf dem etwa östlich des Hauptgipfels (mit Steinmann) gelegenen Nebengipfel (1.315,1 m) befinden sich eine Antenne und kleine Gebäude. Die beiden kleinen Bergkegel sind im Vergleich zu den umliegenden flachen Kuppen relativ markant.
Nebenbei: Finnland besitzt den nördlichsten Landeshöhepunkt überhaupt - die reichlich 69° Nord werden beispielsweise selbst vom höchsten Gipfel Grönlands nicht getoppt. Und: Die finnische Bekleidungs- und Ausrüstungsfirma (Ski, Outdoor , … ) HALTI hat ihren Namen „natürlich“ auch daher.
WEGE ZUM HALTI
(… möglicherweise immer noch langweilig …)
Für die Wanderung zum finnischen Landeshöhepunkt kommen vor allem zwei mögliche Startpunkte in Frage:
Hourtnáš am See Guolasjávri, in der Nähe von Birtavarre (Kåfjord, Norwegen) oder
Luontotalo in Kilpisjärvi am gleichnamigen See (Gemeinde Enontekiö/Finnland).
Von Hourtnáš am Guolasjávri aus geht’s vor allem über ausgedehnte Geröll- und Blockfelder und je nach Jahreszeit auch über Schnee zum Halti. Der Weg ist etwa 6 km lang (einfache Entfernung) und hin und wieder markiert - vor allem mit Steinmännern (an einigen Stellen in rauen Mengen, zwischendurch sieht man aber auch mal keine). Am Ausgangspunkt der Tour befindet sich neben einem kleinen Häuschen eine Infotafel mit Karte und kurzer Beschreibung zur Wanderung - beim Klick in dieses Bild kann man sich das auch anschauen.
Der Weg von Kilpisjärvi zum Halti ist mit 53 km (einfache Entfernung) deutlich länger. Von Luontotalo (Parkplatz an der E8, Tafeln/Infozentrum) geht’s über ein Teilstück des bekannten Fernwanderwegs Kalottireitti (aka Nordkalottruta bzw. Nordkalottleden). Am See Pitsusjärvi zweigt dann der Pfad zum höchsten Punkt Finnlands ab. Unterwegs gibt’s es verschiedene Hütten mit Übernachtungsmöglichkeiten. Wer weniger gut zu Fuß ist, kann offenbar auch ein kleines Wasserflugzeug bis zu einem der Seen unterwegs chartern und dadurch „abkürzen“. Wer andererseits viel Zeit und Kondition hat, kann natürlich „nebenbei“ auch gleich den kompletten Kalottireitti (ca. 800 km) „machen“ …
Im Winter gibt es zudem die Möglichkeit für Skitouren zum Halti. Grundsätzlich sollte zu jeder Tour Karte, Kompass und/oder GPS mitgeführt werden, da bei sich verschlechterndem Wetter die ohnehin nicht immer einfache Orientierung schnell unmöglich werden kann.
UNSERE „HALTI-TOUR“
(… jetzt wird’s endlich spannend, oder doch nicht?)
20.06.2013
Nach der Ankunft in Birtavarre (Kåfjord) erkunden wir am verregneten Nachmittag noch die Piste in Richtung Hourtnáš am See Guolasjávri. Die gute Nachricht: es liegt kein Schnee mehr auf dem Fahrweg, die schlechte: ja, das unbefestigte Sträßchen ist wirklich abschnittsweise für „normale“ Pkw kaum passierbar. Deshalb fahren wir auch nicht die gesamte Strecke bis zum See. Stattdessen packen wir schon mal den „Kram“ für den nächsten Tag zusammen - die Schneeschuhe bleiben an Bord. Zelt, Schlafsack u. s. w. kommen nicht mit - wir sind optimistisch, dass wir zumindest den größten Teil der insgesamt ca. 28 km langen Anfahrt nach Hourtnáš bewältigen und damit nur noch eine Tagestour übrigbleibt.
21.06.2013
05.30 Uhr - die erste Nacht in „unserer“ Camping-Hütte in Birtavarre liegt hinter uns. Das Wetter ist betrübt - und deshalb sind wir es auch - es regnet. Trotzdem brechen wir auf. Der erste Teil der Fahrt geht zügig vonstatten - mal abgesehen von den vielen Schafen, die auf dem Weg chillen und eher neugierig ans Auto herankommen als wegzulaufen. Mit zunehmender Strecke werden die punktuellen Straßenschäden aber immer schlimmer. Etwa 6 km vor Hourtnáš ist dann erst einmal Schluss. Der verrohrte Bach zwischen den Seen Vuolimus Áhkkejávri und Guolasjávri ist nur mit einigen Steinbrocken abgedeckt und nahezu perfekt, um sein Auto weit entfernt von zu Hause einmal richtig zu zerlegen.
Deshalb suchen wir schon mal eine Parkgelegenheit am Pistenrand. Da dichter Nebel und Regen im Moment aber nicht zum Loslaufen einladen, bleiben wir vorerst sitzen und hoffen, dass uns bald das vorhergesagte bessere Wetter erreicht …
Nach einer Dreiviertelstunde passiert dies dann tatsächlich - die Wolken reißen auf. Wir gehen noch einmal zur Bachquerung - völlig „euphorisiert“ von den ersten Sonnenstrahlen seit drei Tagen beschließen wir, die Überfahrt doch zu probieren. Wir stapeln einige Steine um und hoppeln ans andere Ufer. Auch die noch folgenden „Pistenschäden“ passieren wir ohne „Fahrzeugschäden“. Die Ankunft am Guolasjávri in Hourtnáš (in Karten auch Huortnáš, Parkplatz/kleines Häuschen/Infotafel, 785 m) ist definitiv ein erster Teilerfolg ;-).
Als wir aus dem Auto steigen, ist die gute Laune allerdings erstmal dahin. Unendlich viele Mücken attackieren uns, und cleverererweise haben wir bei der Räumaktion am Vorabend auch das „Abwehrmittel“ ausgepackt …
Um ca. 08.00 Uhr wandern wir dann also endlich los und ziehen dabei eine Moskitowolke hinter uns her.
Von Hourtnáš geht’s bis auf weiteres in grob südliche Richtung: Noch in unmittelbarer Nähe der Infotafel passieren wir einen Rentierzaun durch ein Tor. Dann folgen wir Spuren über welliges Wiesengelände. Immer wieder nach Steinmännern Ausschau haltend - steigen wir eine steile Geländestufe bis auf gut 1.100 m empor und sind damit endgültig in der „Steinwüste“ angekommen: Unendliche Geröll- und Blockfelder bestimmen die Landschaft. Zwischendurch gibt’s immer wieder kleinere und größere Schneeflächen. Um es vorsichtig zu sagen - es läuft sich nicht besonders gut, aber wenigstens lässt die „Mückendichte“ nun spürbar nach …
Wir orientieren uns mit mal mehr, mal weniger Abstand entlang eines Rentierzauns („1“) - immer noch annähernd südwärts. Am „Zaun-Treffpunkt“ (aus drei Richtungen treffen Zäune aufeinander, N 69.31686, E 21.23793, ca. 1.180 m) schwenken wir ostwärts, folgen also dem links abzweigendem Zaun („2“) und einem Bachbett. Um dorthin zu gelangen, muss man die Zäune („1“ und „2“) an geeigneten Punkten überqueren - wir tun dies an defekten Stellen. Da wir im Stein- und Schnee-Wirrwarr keine Markierungen mehr erkennen, stapfen wir erstmal zur nahen Anhöhe (etwa 1.247 m) hinauf. Von hier aus entdecken wir dann tatsächlich wieder Steinmänner. Diesen folgen wir etwa in südöstlicher Richtung hinauf auf die flache Kuppe des Halti (auch Háldi bzw. Haldičohkka / Háldečohkka).
Hier erkunden wir alle interessanten Stellen: den „Gipfel“ (1.331 m?) und den Messpunkt (1.328 m), beides auf norwegischem Gebiet. Ganz besonders schauen wir uns aber natürlich den höchsten Punkt Finnlands an, der sich am gelb bemalten Grenzstein 303B (1.323,6 m) der finnisch-norwegischen Grenze befindet.
Beim Blick ins Gipfelbuch (eigentlich ist es ja ein „Grenzstein-Buch“) stellt sich heraus, dass wir leider einige Tage zu früh am Halti sind: die „ewige“ Besteigungsliste zählt 110.764 Eintragungen - und wir wollten doch unbedingt „111.111“ sein ;-).
Nach ausgiebiger Rast geht’s weiter. Nach dem höchsten Punkt möchten wir nun den höchsten Gipfel in Finnland besuchen. Der etwa östlich gelegene, doppelgipflige Ridnitšohkka / Ritničohkka ist jenseits des Tals Ruksesvággi gut zu erkennen. Also steuern wir unser nächstes Ziel quasi direkt an - über die mittlerweile „geliebten“ Schnee- und Blockfelder geht’s hinunter ins Tal bis auf knapp 1.100 m und anschließend wieder bergauf. Zwischendurch sind einige Wasserläufe zu überqueren.
Es folgen noch einige Meter ganz leichtes Kraxeln, und der 1.317,1 m hohe Hauptgipfel des Ridnitšohkka / Ritničohkka ist erreicht. Dessen „Gipfelbuch“ kommt wesentlich bescheidener daher als am Halti - eine Handvoll Einträge aus den letzten Jahren befinden sich auf Zetteln in einer ausgedienten Wodka-Flasche.
Da das Wetter gerade eine schlechte Phase hat (Regen, Sturm), kehren wir wieder zügig zum Halti zurück. Dort rasten wir abermals.
Dann peilen wir unserer letzten und höchsten Gipfel für heute an: Ráisduattarháldi, weithin gut sichtbar am hoch aufgeschichteten Steinmann. Diesmal geht’s etwa nordwärts - wieder mit kurzem Zwischenabstieg, wieder über viel Stein und Schnee, zur Abwechslung aber auch mal an kleinen zugefrorenen und verschneiten Seen vorbei (in die man besser nicht einbricht).
Kurz vor dem Gipfel muss noch ein Rentierzaun („2“) überklettert werden - dafür gibt es hier aber sogar eine Holztreppe. Nach einer Pause auf dem Ráisduattarháldi (1.361 m) folgt dann die letzte Etappe unserer Tour.
Wir kehren vom Gipfel wieder zum nahegelegenen Zaun („2“) zurück und folgen diesem nun (etwa westwärts) bis zum „Zaun-Treffpunkt“. Hier erreichen wir nun wieder bekanntes Terrain. Und nachdem wir Zaun „1“ an einer defekten Stelle überquert haben, geht’s analog zum Hinweg zurück zum Ausgangspunkt unserer Tour.
Nach etwa 12 Stunden erreichen wir wieder Hourtnáš am Guolasjávri. Hier treffen wir auch die ersten beiden Menschen am heutigen Tag - zwei Finnen, die offenbar am nächsten Morgen oder noch in der Nacht („Mitternachtssonne“ …) ihren Landeshöhepunkt besuchen möchten.
FAZIT
Einsame Tour durch die nordische Tundra. Es gibt keine spektakulären Gipfel, dafür aber „ganz viel Weite“ - mit zahllosen Bergen und Seen.
Durch die Abstecher zu Ritničohkka und Ráisduottarháldi summiert sich unsere Wegstrecke auf 21 km. Im permanenten Sonne-Wolken-Wind-Schauer-und-Mücken-Mix „stolpern“ wir über abertausende (Wackel-) Steine und Blöcke und brechen unzählige Male in den Schnee - und das kann auf Dauer durchaus anstrengen …
Wer also eine ruppige Anfahrt, lästige Mückenschwärme, endlose Geröll-, Block- und Schneefelder mag - ist hier genau richtig.
Wir finden das alles gut!!! Nur bei den Mücken sind wir uns nicht ganz sicher …
pika8x14 sind heute: A. + A.
Tourengänger:
pika8x14

Communities: Skandinavien Forum, Europäische Höhepunkte
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