Galenstock (3586m)
|
||||||||||||||||||||||||
Nach einer eher mässigen Tour auf den Dammastock letztes Wochenende gaben wir dem Furkagebiet erneut eine Chance. Für Sonntagmorgen war ein Schönwetterfenster prognostiziert und wir hofften, dass zumindest diesmal Prognose und Realität miteinander übereinstimmten.
Als wir mitten in der Nacht durch's Urserental fuhren, war jedenfalls keine Wolke am Himmel zu sehen, der Vollmond beleuchtete die umliegenden Gipfel. Auf dem Furkapass änderte sich das: aus dem Wallis drückte Nebel herein. Unserer Motivation konnte das wenig anhaben, denn wir wussten ja, dass die Furkagipfel wolkenfrei waren.
Um 4.15 Uhr liefen wir beim Belvédère ab. Vor uns waren keine Stirnlampen zu sehen, hinter uns auch nur wenige. Nicht viele schienen den Prognosen getraut zu haben – zu Unrecht, wie sich zeigen sollte. Der Nebel drückte zunächst zwar stärker auf den Rhonegletscher hinein, in der Höhe blieb aber alles offen.
Der Rhonegletscher ist nach wie vor gut eingeschneit, auch wenn ansatzweise einige Spalten zu sehen sind. Zu unserer Freude trafen wir auf Firn, noch bevor wir nach ca. einer Stunde Richtung Galengletscher abzweigten. Endlich ging's nun hoch und oben zeigte sich auch unser Ziel, der Galenstock. In unserem Rücken beleuchtete die Sonne bald die Gärstenhörner.
Der harte Firn zwang uns bereits im Aufstieg zum Galengletscher zur Montage der Harscheisen. Doch als es auf den Galensattel hoch ging, nützten auch diese nicht mehr viel. Die Skis tragend stapfte ich voran. Die Spurerei kostete Schweiss. Da der Schnee immer härter wurde, wichen wir im oberen Teil auf den Fels aus. Mit Skis und Stöcken in der Hand kostete mich das etwas Nerven. Zweieinhalb Stunden nach Abmarsch war der Galensattel erreicht.
Nun folgte der Steilhang (36° auf 100Hm gemäss SAC-Führer) und der strapazierte die Nerven noch mehr. Während manche Nachfolger hier die Skis hoch trugen, kämpften wir uns auf Skis in die Höhe. Bei den letzten paar Spitzkehren war wohl nicht nur mir mulmig zu Mute, denn ausrutschen sollte man dort nicht.
Danach wurde es dann wieder wesentlich angenehmer und da bald der Gipfelgrat ins Blickfeld rückte, stieg die Moral. Unter uns die Wolken, der Himmel über uns derweil stahlblau, die Aussicht grandios. Inetwa so hatten wir uns das bei der Tourenplanung vorgestellt.
Wir waren recht gemütlich unterwegs, so dass uns unterhalb des Gipfelgrats die ersten Tourengänger einholten. Viel war an diesem Tag aber nicht los: Hinter uns kamen vielleicht noch 15 Leute auf den Galenstock. Ich deponierte meine Skis in den Felsen, kurz bevor der Hang wieder steiler wurde. Der Firn war derart gut, dass man problemlos mit Steigeisen weiterlaufen konnte, ohne auch nur einmal einzusinken.
Über den Gipfelgrat führte eine perfekte, alte Spur. Nicht-Schisshasen hätten ihn problemlos ohne Steigeisen begehen können. Die Sonne im Gesicht und den Gipfel vor Augen war der Gipfelgrat ein einziger Genuss. Vor ziemlich genau zwei Jahren war ich zum ersten Mal auf dem Galenstock, allerdings ohne Skis. Mein heutiger, zweiter Gang über den Gipfelgrat fühlte sich kein bisschen weniger schön an. Dieser Berg ist eine Pracht und seine Besteigung jedes Mal eine riesige Freude.
Um 8.30 Uhr, also 4h 15min nach Abmarsch beim Belvédère erreichte ich den Gipfel. Als Erstes wollte ich mal den N-Grat hinunter schauen. Schon länger geistert mir dieser im Kopf herum und neulich hätten wir's beinahe mal versucht. Meine heutige Erkenntnis: Technisch wohl nicht so schwierig, gut zu sichern, aber es geht schon saumässig 's Loch runter. Mal sehen, ob ich der Sache nächsten Winter eine Chance gebe.
Nach einigen Minuten tauchte auch mein Tourenpartner auf dem Gipfel auf und zusammen genossen wir das unglaubliche Panorama. Auf der einen Seite war deutlich der Mont Blanc zu sehen, auf der anderen die Engadiner und italienischen Prachtsberge. Mein Tourenpartner freute sich derweil vor allem, zum ersten Mal in seinem Leben das Matterhorn zu sehen.
Da der Nebel etwas anstieg und sich nun auch über den untersten Teil des Galengletschers ausbreitete, gingen wir bald zum Abstieg über, legten allerdings beim Skidepot nochmals eine gemütliche Pause ein. Für guten Sulzschnee hätten wir noch etwas zuwarten müssen, aber keiner von uns hatte Lust, im Nebel den Weg zurück zum Galensattel zu suchen.
Die Abfahrt auf noch ziemlich harter Unterlage war aber kein Problem, wirklich schlechten Schnee hatten wir nirgends. Während mein Tourenpartner direkt vom Galengrat zum Galengletscher abfuhr, bevorzugte ich die weniger steile Variante zurück zum Galensattel. Allerdings musste ich dort die Skis kurze Zeit buckeln. Mittlerweile war meine „Treppe“ aber recht gut ausgetreten.
Unterhalb des Galensattels schluckte uns dann der Nebel. Freundlicherweise war die Nebeldecke recht dünn, weshalb wir schon nach wenigen Minuten beste Sicht auf den Rhonegletscher hatten. Nun wurde auch der Schnee weicher und angenehmer zu fahren. Um 10.30 Uhr waren wir zurück beim Belvédère und gratulierten uns zur gelungenen Tour.
Und übrigens: Angesichts der kommenden, eher kalten Woche werden meine Skis noch immer nicht weg gestellt. Mein Ziel: Skitour im Juli!
Kommentare