Auf der Suche nach dem Bergfrühling


Publiziert von Tobi , 28. April 2013 um 14:19.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Emmental
Tour Datum:18 April 2013
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-LU   Schrattenflue-Gruppe   CH-BE 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 2100 m
Abstieg: 1930 m
Strecke:25km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Klusstalden
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Schangnau, Post

Auf der Rückfahrt durchs Entlebuch vom *Mini-Hikr-Treffen, sah die Beichle ziemlich schneefrei aus. Der Bergfrühling kommt! Die letzten Schneereste wird die Sonne in den nächsten Tagen schon noch wegfressen. Dies dachte ich zumindest…
 
Um Viertel vor Acht beginnt meine Suche nach dem Bergfrühling ab der Posthaltestelle Klusstalden (747m) bei Schüpfheim. Schon nach wenigen Minuten werde ich fündig und erspähe die ersten Schlüsselblümchen auf dem Weg zu der Alp Under Lammberg. Doch im Gsteigwald treffe ich auch auf die Spuren des Winters: Schneereste und umgeknickte Tannen erschweren das Weiterkommen. Ab der Gsteigegg (1458m) wird der Schnee zunehmend omnipräsenter. Die Festigkeit der weissen Decke sorgt für ungewollte Abwechslung und Überraschungsmomente. Man weiss nie, wie weit man beim nächsten Schritt einsinkt: Nur bis zum Knöchel oder doch knietief? Derart mühe ich mich weiter den Grat entlang. Ab und an heitern mich vereinzelte Krokusse auf.
 
Der schneefreie Sockel des Kreuzes auf der Bösarni (1720m) lädt zu einer kleinen Pause ein. Wie ich allerdings kurz darauf feststellen darf, wären die Bänke auf der Beichle (1770m) dafür besser geeignet. Nun weiter dem Grat entlang dem Schnee trotzen. So zumindest mein Plan. Bis vor Pt 1669 klappt dies ganz gut, doch dann fällt mir plötzlich auf, dass nun die Aussicht ins Mittelland doch ziemlich beeinträchtigt ist. Da bin ich wohl falsch abgebogen. Also schnell wieder hoch zum Grat. Nach diesem Patzer bleibe ich nun bis zum Rotefluespitz (1532m) stur auf dem Grat.
 
Im darauf folgenden Abstieg nach Süden lege ich eine Mittagsrast ein. Gelegenheit um Schuhe und Socken zu trocknen. Wanderschuhe, welche das Prädikat „wasserdicht“ auch wirklich verdienen, wären nicht schlecht. Mir scheint fast, als ob mein Schuhe diese Eigenschaft in die falsche Richtung interpretiert und das Wasser nur nicht mehr raus lassen. Die Sonne zeigt jedenfalls ihre gewünschte Wirkung. Nicht dass die Socken und Schuhe nach der Pause ganz trocken wären, aber sie haben nun eine wohlig warme Restfeuchte.
 
Westlich der Alp Torbach überquere ich die Hilfere, welche reichlich Schmelzwasser führt. Ab Pt 1038 steige ich weglos durch den Wald der Häxeschwand auf. Kein Genuss bei dem Restschnee und umgeknickten Bäumen. Zum Glück sind die Dornensträucher noch flachgedrückt. Auf dem offenen Rücken angelangt stampfe ich wieder durch den Schnee. Bei der Alphütte Farnere (1466m) fülle ich meine Wasserflasche an den vom Schneedach triefenden Wasserfäden. Über den Nordwest-Grat erreiche ich das Hürndliegg (1596.7m). Überraschenderweise treffe ich oben auf eine Lichtung und kann doch ein wenig die Aussicht geniessen. Via Hürndlihütte stehe ich wenige Minuten später schon auf dem nächsten „Gipfel“, oder zumindest auf dem höchsten Punkt des Steigrat (1520.7m). Es folgt der Abstieg über die Schübelsmoosegg (1489m) zum gleichnamigen Gehöft. Weiter auf der teilweise noch schneebedeckten Fahrstrasse und über den Steiglebach zu Pt 1111.
 
Steil aber dafür mit minimalem Schneekontakt steige ich über das Gehöft Lütscherli zum Lütscheregütsch (1353m) hoch. Der folgende Abschnitt zur Sidemoosflue (1443m) wäre eine genussvolle T4-Gratkraxelei, würde nicht plötzlich mein Magen rebellieren. Vielleicht hätte ich die Trinkflasche doch nicht mit Schmelzwasser vom Dach füllen sollen. Zum Glück revidieren auf der Marbachegg (1484m) Techniker die Bergbahn, so kann ich dort in deren Werkstatt meinen Wasservorrat auffrischen.
 
Ab der Gassenegg (1443m) ist nun die Landschaft weitgehend schneefrei. Dadurch kann ich den bestens unterhaltenen Wanderweg über die Grüenewaldegg in vollen Zügen geniessen. Die Aussicht auf den Hohgant und Krokusse sind die ständigen Begleiter und gestalten den weiteren Abstieg nach Schangnau(930m) kurzweilig. Dort gibt's zehn Stunden nach dem Start den letzten Gipfel für heute: einen Mandelgipfel aus dem Dorfladen.
 
 
Fazit: Meine Annahme, dass die Voralpen nun doch langsam schneefrei seien, schien doch etwas gar optimistisch. Doch wenn einem das weisse Zeugs nicht irritiert oder man es gekonnt ignoriert, dann kann man doch schon den Bergfrühling geniessen.

Tourengänger: Tobi


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