Auf den Haunold


Publiziert von Hejkal , 19. März 2013 um 23:32.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:11 September 2001
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 2 Tage

Gegen 4.10 Uhr holten mich Ralph und Rik ab, und wir starteten gemeinsam zur Fahrt in die Dolomiten. Hinter Sillian erreichten wir die italienische Grenze. In einer Bank am Marktplatz von Innichen tauschte ich für alle Geld. Anschließend ging es weiter in Richtung Sexten. Wir bogen in das unbewohnte Innerfeldtal ein und erreichten auf einer schmalen Straße mit viel Gegenverkehr einen Waldparkplatz, auf dem das Auto abgestellt wurde. Von hier aus waren es nur noch 20 Minuten bis zur Dreischusterhütte des Alpenvereins Südtirol, die wir gegen 15.30 Uhr erreichten und die die nächsten drei Tage unser Standquartier wurde.
 
Nach dem typischen italienischen Abendbrot (Spaghetti mit Fleischsoße) rief Ralph daheim an und brachte die schreckliche Nachricht von den Gewaltakten in New York und Washington mit, die uns die nächsten Tage beunruhigte. Der Bitte zur sofortigen Umkehr entsprachen wir jedoch nicht, denn wir fühlten uns in den Alpen vorerst sicher. Doch die bange Frage blieb: Würde wirklich ein Weltkrieg ausbrechen?
 
Der Abend klang - wie auch an allen anderen Tagen - bei interessanten Gesprächen und einer Flasche Südtiroler Roten in Erwartung des Kommenden aus.
 
Es war 7.30 Uhr, als sich die Ersten in unserem Lager regten und wir aufstanden. In der Gaststube nahmen wir unser erweitertes Frühstück mit Wurst und Käse ein, wobei wir uns erst an den etwas dünnen italienischen Milchkaffee gewöhnen mussten. Punkt 8.38 Uhr brachen wir zu unserer ersten Ganztageswanderung auf. Da sich das Wetter von seiner schönen Seite, beschlossen wir, die am Vorabend diskutierte Variante der Besteigung des Hausberges der Dreischusterhütte, des Haunolds, in die Tat umzusetzen. Ein Stück unterhalb der Hütte zweigte der schmale Pfad nach links ab, er war jedoch nicht mit farbigen Wegsymbolen markiert, sondern nur mit Steinpyramiden, was uns im Verlaufe des Anstiegs einige Schwierigkeiten bereitete, denn sowohl Ralph und ich wie auch Rik verstiegen sich unterwegs. Aber nicht nur uns erging es so, denn unterwegs überholte uns ein sportlicher Einheimischer, der auch Probleme beim Finden des richtigen Weges hatte.
 
Ganze 4 Stunden brauchten wir im Schweiße unseres Angesichts, um über steile Geröllfelder das Gipfelkreuz des Haunolds zu erreichen, wobei das letzte Stück über ausgesetzte Felsbänder in luftiger Höhe ging. Vom Gipfel hatte man eine weite Sicht über die Drei Zinnen bis hin zur Marmolada. Auch der Karnische Hauptkamm mit dem markanten Helm war im Osten gut zu erkennen. Während im Norden über der Riesenfernergruppe die Regenwolken vorherrschten, zeigte sich im Süden in Richtung Venedig die strahlende Sonne. Wir hingegen standen genau in der Mitte auf der Wetterscheide.
Die Freude am Gipfelglück war nur kurz, denn Rik war nirgends zu finden. Auch alle unsere Rufe blieben unerhört. Ralph und ich machten sich daher große Sorgen und waren froh, als wir ihn nach etwa halbstündigem Suchen auf dem gegenüberliegenden Schotterfeld stehend wiederfanden. Er hatte beim Aufstieg den rechtwinkligen Abzweig zum sichtbaren Gipfelkreuz verpasst und war steil zu einer sichtbaren Scharte hinaufgestiegen und dabei in Schwierigkeiten mit dem losen Geröll und seinen „weichen Knien“ geraten.
 
Glücklich vereint machten wir unterhalb des Gipfels die wohlverdiente Mittagsrast, bevor es über lange Geröllfelder, über die wir uns einige Stunden zuvor hinaufgequält hatten, wieder hinunter ins Innerfeldtal ging. Unsere Bergschuhe mussten dabei enorm leiden.
Gegen 15.30 Uhr waren wir wieder in unserem Quartier und ließen uns den wohlverdienten Cappuccino gut schmecken. Wir blieben die restliche Zeit in der Gaststube sitzen, wobei die einzige Tageszeitung mit den Berichten aus Amerika äußerst begehrt war. Aus ihr Entnahmen wir die ersten Bilder von den schweren Terrorangriffen auf das World-Trade-Center und das Pentagon.

Tourengänger: Hejkal


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