Die Bergtour 1989 (5. Teil) - Punta Clogstafel 2967 m
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30. Juli 1989:
Mit neuem Schwung erhoben wir uns aus den Kissen, wenn man mal von Willy absah, der sich noch nicht an den Bergrhythmus gewöhnt hatte. Bei nur mässigem Wetter erreichten wir in einer Stunde den Passo Busin (2493 m). Mit einem Wortspiel hielten wir uns bei Laune, da Michaela heute mal wieder einen sehr schlechten Start erwischt hatte. Selbst Willy schaffte es nicht, so langsam zu laufen ...
Am Pass erhob sich ein namenloser Hügel (P. 2590), den wir erstiegen, um zu beratschlagen. Das Wetter machte einem nicht gerade Mut, da die Wolken sehr tief hingen. Unser Zielberg tauchte nur selten aus der grauen Suppe auf. Trotzdem starteten wir den Aufstieg, schienen Route und Hänge doch überschaubar zu sein. Michaela konnte dem nicht zustimmen und setzte sich ab. Später berichtete sie, sie sei im Alleingang auf die Punta della Scatta (2720 m) gestiegen, was mir als noch leichtsinniger erschien, als unsere Entscheidung. Man könnte schon sagen lebensmüde, sollte das doch eher zufällig im Nebel mit Sichtweiten teilweise unter 10 Metern stattgefunden haben und natürlich ohne Karte. Ich wußte auch nicht, ob ich das überhaupt glauben sollte.
Wir erreichten auf jeden Fall ohne Schwierigkeiten auf 2660 m einen Bach. Von dort schleppten wir uns über rotbraunen Lockerschiefer in einen unscheinbaren Sattel und schließlich bis auf den Gipfel. Willy durfte feststellen, das Gipfel im Allgemeinen auf mich eine gewisse Sogwirkung haben und so neue Kräfte freigesetzt werden, ein Phänomen, welches ihm noch verschlossen blieb.
Leider hatte Michaela unsere Schokoladenvorräte mit dabei, so dass wir nur Notrationen verteilen konnten. Fasziniert hat uns auch, der Kampf der Sonne mit den Wolken, den sie aber nur kurz gewann.
Nach einer Stunde stiegen wir wieder ab. Dieses Mal folgten wir nach dem kleinen Sattel einem Rücken gerade hinab, bis dieser steil abfiel und uns ein kleines Kletterstück in den Weg stellte (I). Ohne Probleme kletterten wir hinab, nur Susanne schien ein wenig unsicher. Florian und ich sicherten sie bestens ab, so dass nichts passieren konnte. Willy nahm sich sogar die Freiheit, seine Schuhe unterhalb der Stelle zu öffnen und verlor prompt einen, der erst 50 Meter tiefer hängen blieb. Nachdem der Schuh geborgen wurde, ging es ohne weitere Probleme zurück zum Passweg und zur Hütte, wo wir auf eine deutlich besser gelaunte Michaela und ihre Geschichte trafen.
Die nächste Doppelkopfrunde wurde eröffnet, wobei Florian nicht traurig war, von Willy ersetzt zu werden. So konnte er sich deutlich besser seiner Fotografie widmen.
Nach dem Abendessen entbrannte eine leidenschaftliche Diskussion. Bei der Frage, ob wir nicht noch einen Gipfel erreichen könnten, trafen gegensätzliche Meinungen aufeinander. Unser neues Ziel wäre das eigentlich für uns unerreichbare Ofenhorn. Nach zähem Ringen einigten wir uns, einen Versuch zu wagen, was auch durch die Motivation eines so großen Zieles beeinflusst war. Der helle Abendhimmel gab den anderen Hoffnung, doch es kam ganz anders, was ich irgendwie bereits geahnt hatte.
31. Juli 1989:
Eine stürmische Nacht ließ keine Zweifel aufkommen. Das Ofenhorn war vom Tisch. Die Wolken hingen noch tiefer und Regen drohte allerorten.
Trotzdem brachen wir auf, allerdings mit unterschiedlichen Zielen. Willy und Florian versuchten es Richtung Torri del Vannino, ich Richtung Giove. Am Passo Busin meinte ich, es würde heller und versuchte den Giove (3009 m), begnügte mich aber mit dem niedrigeren Vorgipfel (2816 m) als der Regen schon beinahe greifbar war.
Kaum 20 Minuten nach Beginn des Abstieges erreichte mich der erste Schauer. Die restlichen 70 Minuten bis zur Hütte hörte es dann auch nicht mehr ganz auf zu regnen. So war ich bereits um 11.30 Uhr wieder an der Hütte. Die Frauen lagen noch auf ihren Lagern. Kaum war ich in trockene Klamotten geschlüpft, waren auch Willy und Florian zurück. Die beiden waren klatsch naß und Willy war gezeichnet von einem erdigen Ausrutscher im Abstieg.
Eine heiße Minestrone wirkte wie Lebenselixier. Bei dem lausigen Wetter kamen wir nur im Kartenspiel voran. Klirrend kalter Wind draußen ließ einiges für den nächsten Tag vorausahnen. Wilde Wolkentürme prophezeiten Schnee für den 1. August.
1. August 1989:
Da hatten wir den Salat: Es schneite und der Schnee blieb auch noch liegen! Der Start für die nächste Etappe wurde auf 13 Uhr verschoben. Nur Florian war begeistert am fotografieren in der Nähe der Hütte.
Nach dem Mittagessen rangen wir uns zum Aufbruch durch, trotz der Winterlandschaft draußen. Auch dieses Mal gab es nur eine Minestrone und mir spukten schon Fantasien von heimlicher Flucht und Zechprellerei durch den Kopf, denn das Geld wurde schon wieder knapp. Irgendwie musste es der Wirt geahnt haben, den er erließ uns das Geld für die letzte Mahlzeit. Molto Grazie!
Ab 2300 Metern schloß sich die Schneedecke, erste Schneeballschlachten fanden statt. Die Wegzeichen wurden seltener und waren nur noch an größeren Felsen zu erkennen, doch eine Spur von anderen Wanderern half uns, die kurz vorher durchgekommen sein mussten. Die letzten Meter bis zur Scatta Minoia (2599 m) fand ich dann ohne konkrete Hinweise auf einen Weg allein durch das schwache Relief, welches im tiefen Schnee vom ursprünglichen Weg übrig geblieben war. Eine Gruppe von 12 Wanderern kam uns am Pass entgegen. Damit war der weitere Weg zumindest für den Abstieg erst einmal gespurt. Doch der heftige, stürmische und eisige Wind ließ uns am Pass erst mal in eine Nothütte flüchten. Mit heißem Tee aus der Thermoskanne wärmten wir uns wieder ein wenig auf.
Doch wir mussten weiter. Der Wind trieb uns die Schneepartikel wie kleine Stacheln in die Haut. Die nächsten 20 Minuten erschienen wie ein Stunde. Urplötzlich riß dann der Himmel auf und die Sonne schien. Kein Schneefall, kein Wind mehr. Herrlich. Aber so schön das Wetter jetzt war, so unachtsam wurden wir. Susanne rutschte einmal mehr aus und holt sich einen große, schmerzhaften blauen Fleck am Oberschenkel. Unter dem Schnee waren halt immer noch Felsen oder zumindest Steine.
Zu unserem Pech landeten wir auch noch im falschen Seitental. Dadurch wurde es noch ein wenig beschwerlicher, aber Zeit kostete es nicht viel. Susanne steckte die Schmerzen gut weg und kam ohne Hilfestellung weiter.
Bei den verlassenen Hütten der Alpe Forno (2222 m) fanden wir unseren Weg wieder. Nun ging es leicht zum Albrunpass (2409 m), wenn man einmal davon absah, dass Willy und Susanne uns mit der Beschreibung aller möglichen Köstlichkeiten folterten, während unsere Mägen lange nach der Minestrone schon ordentlich durchhingen. Michaela erreichte zum ersten Mal einen Pass als Erste. Die Sonne war uns treu geblieben, wobei es aber weiterhin bitter kalt war.
Um 18.30 Uhr erreichten wir die Binntalhütte (2269 m), in der uns der Hüttenwirt freundlich empfing und das auf Deutsch!!!
Die Hütte war zwar nicht so komfortabel, aber das spielte erst einmal keine Rolle. In der warmen Stube wurden uns zunächst Getränke gereicht, später gab es dann eine Berner Platte zur Feier des Tages, wir waren ja wieder in der Schweiz und das am Nationalfeiertag.
Jeder aß soviel er konnte dieses kleinen Festmahles. Der Sohn des Hüttenwirtes erwies sich als sehr erfinderisch und frech, gelegentlich sogar etwas unverschämt, was er wieder wett machte, indem er Michaela und Willy eine Stelle zeigte, an der es häufig seltene Steine zu finden gab. Die stolzen Goldgräber machten zwar keine fette Beute, waren aber stolz auf die wenigen Funde.
Ein kleines, gelungenes Feuerwerk zum Feiertag und eine einzelne Sternschnuppe rundeten den Abend in der klirrend kalten Nacht ab. Beim Einschlafen hatte nur Florian so seine Probleme mit dem Abendessen, was uns aber nicht tangierte, steckte er doch in seinem Schlafsack in einem effektiven Verhüterli. Jedes Böhnchen ein Tönchen, uns hat es nicht gestört.
2. August 1989:
Wir mussten im Fundament der Hütte übernachten, die sich als Gefrierkammer erwies. Willy war schon früh auf und so stand ich zum ersten Mal während der Tour nicht als erster auf. Die 0 Grad im Schlafraum waren in der warmen Stube schnell vergessen. Nur, dass ich als erstes eine kalte Sinalco am Morgen zischte, stieß auf allgemeines Unverständnis.
Zum Frühstück brachte Willy einen seltenen Doppelgranaten mit, den er mit dem Wirtssohn schon am frühen Morgen beim Steineklopfen gefunden hatte. Hut ab.
Das Außenthermometer schaffte noch keine Plusgrade und doch sollten wir am gleichen Tag bei über 30 Grad in Locarno geradezu triumphal einlaufen.
In gut 2,5 Stunden liefen wir hinab ins malerische Binn, nahmen den Bus nach Fiesch, wo Willys Auto wartete und beschloßen die Tour mit einer auch sehr erlebnisreichen Strandwoche am Lago Maggiore, die hier nicht weiter ausgeführt werden soll. Angemerkt sei noch, dass Florian dort nicht mehr mit dabei war, es sich zwei Paare bildeten, beide Freundschaften aber nicht von Dauer waren. Zusammen in die Berge sind wir so nie wieder gegangen.
Ein letztes muss ich noch anmerken. Als wir in Locarno eintrafen, sprangen wir erst unter die Dusche, bevor wir unsere Wäsche wuschen. Ein fataler Fehler. Nach 18 Tagen in den Bergen stank die Wäsche derart, wie wir es uns hätten nicht ausmalen mögen. Moderne Technik korrigierte diesen Fehler dann aber innerhalb der nächsten 2 Stunden nachhaltig. Lob den Erfindern der Waschmaschine und des Trockners.
Mit neuem Schwung erhoben wir uns aus den Kissen, wenn man mal von Willy absah, der sich noch nicht an den Bergrhythmus gewöhnt hatte. Bei nur mässigem Wetter erreichten wir in einer Stunde den Passo Busin (2493 m). Mit einem Wortspiel hielten wir uns bei Laune, da Michaela heute mal wieder einen sehr schlechten Start erwischt hatte. Selbst Willy schaffte es nicht, so langsam zu laufen ...
Am Pass erhob sich ein namenloser Hügel (P. 2590), den wir erstiegen, um zu beratschlagen. Das Wetter machte einem nicht gerade Mut, da die Wolken sehr tief hingen. Unser Zielberg tauchte nur selten aus der grauen Suppe auf. Trotzdem starteten wir den Aufstieg, schienen Route und Hänge doch überschaubar zu sein. Michaela konnte dem nicht zustimmen und setzte sich ab. Später berichtete sie, sie sei im Alleingang auf die Punta della Scatta (2720 m) gestiegen, was mir als noch leichtsinniger erschien, als unsere Entscheidung. Man könnte schon sagen lebensmüde, sollte das doch eher zufällig im Nebel mit Sichtweiten teilweise unter 10 Metern stattgefunden haben und natürlich ohne Karte. Ich wußte auch nicht, ob ich das überhaupt glauben sollte.
Wir erreichten auf jeden Fall ohne Schwierigkeiten auf 2660 m einen Bach. Von dort schleppten wir uns über rotbraunen Lockerschiefer in einen unscheinbaren Sattel und schließlich bis auf den Gipfel. Willy durfte feststellen, das Gipfel im Allgemeinen auf mich eine gewisse Sogwirkung haben und so neue Kräfte freigesetzt werden, ein Phänomen, welches ihm noch verschlossen blieb.
Leider hatte Michaela unsere Schokoladenvorräte mit dabei, so dass wir nur Notrationen verteilen konnten. Fasziniert hat uns auch, der Kampf der Sonne mit den Wolken, den sie aber nur kurz gewann.
Nach einer Stunde stiegen wir wieder ab. Dieses Mal folgten wir nach dem kleinen Sattel einem Rücken gerade hinab, bis dieser steil abfiel und uns ein kleines Kletterstück in den Weg stellte (I). Ohne Probleme kletterten wir hinab, nur Susanne schien ein wenig unsicher. Florian und ich sicherten sie bestens ab, so dass nichts passieren konnte. Willy nahm sich sogar die Freiheit, seine Schuhe unterhalb der Stelle zu öffnen und verlor prompt einen, der erst 50 Meter tiefer hängen blieb. Nachdem der Schuh geborgen wurde, ging es ohne weitere Probleme zurück zum Passweg und zur Hütte, wo wir auf eine deutlich besser gelaunte Michaela und ihre Geschichte trafen.
Die nächste Doppelkopfrunde wurde eröffnet, wobei Florian nicht traurig war, von Willy ersetzt zu werden. So konnte er sich deutlich besser seiner Fotografie widmen.
Nach dem Abendessen entbrannte eine leidenschaftliche Diskussion. Bei der Frage, ob wir nicht noch einen Gipfel erreichen könnten, trafen gegensätzliche Meinungen aufeinander. Unser neues Ziel wäre das eigentlich für uns unerreichbare Ofenhorn. Nach zähem Ringen einigten wir uns, einen Versuch zu wagen, was auch durch die Motivation eines so großen Zieles beeinflusst war. Der helle Abendhimmel gab den anderen Hoffnung, doch es kam ganz anders, was ich irgendwie bereits geahnt hatte.
31. Juli 1989:
Eine stürmische Nacht ließ keine Zweifel aufkommen. Das Ofenhorn war vom Tisch. Die Wolken hingen noch tiefer und Regen drohte allerorten.
Trotzdem brachen wir auf, allerdings mit unterschiedlichen Zielen. Willy und Florian versuchten es Richtung Torri del Vannino, ich Richtung Giove. Am Passo Busin meinte ich, es würde heller und versuchte den Giove (3009 m), begnügte mich aber mit dem niedrigeren Vorgipfel (2816 m) als der Regen schon beinahe greifbar war.
Kaum 20 Minuten nach Beginn des Abstieges erreichte mich der erste Schauer. Die restlichen 70 Minuten bis zur Hütte hörte es dann auch nicht mehr ganz auf zu regnen. So war ich bereits um 11.30 Uhr wieder an der Hütte. Die Frauen lagen noch auf ihren Lagern. Kaum war ich in trockene Klamotten geschlüpft, waren auch Willy und Florian zurück. Die beiden waren klatsch naß und Willy war gezeichnet von einem erdigen Ausrutscher im Abstieg.
Eine heiße Minestrone wirkte wie Lebenselixier. Bei dem lausigen Wetter kamen wir nur im Kartenspiel voran. Klirrend kalter Wind draußen ließ einiges für den nächsten Tag vorausahnen. Wilde Wolkentürme prophezeiten Schnee für den 1. August.
1. August 1989:
Da hatten wir den Salat: Es schneite und der Schnee blieb auch noch liegen! Der Start für die nächste Etappe wurde auf 13 Uhr verschoben. Nur Florian war begeistert am fotografieren in der Nähe der Hütte.
Nach dem Mittagessen rangen wir uns zum Aufbruch durch, trotz der Winterlandschaft draußen. Auch dieses Mal gab es nur eine Minestrone und mir spukten schon Fantasien von heimlicher Flucht und Zechprellerei durch den Kopf, denn das Geld wurde schon wieder knapp. Irgendwie musste es der Wirt geahnt haben, den er erließ uns das Geld für die letzte Mahlzeit. Molto Grazie!
Ab 2300 Metern schloß sich die Schneedecke, erste Schneeballschlachten fanden statt. Die Wegzeichen wurden seltener und waren nur noch an größeren Felsen zu erkennen, doch eine Spur von anderen Wanderern half uns, die kurz vorher durchgekommen sein mussten. Die letzten Meter bis zur Scatta Minoia (2599 m) fand ich dann ohne konkrete Hinweise auf einen Weg allein durch das schwache Relief, welches im tiefen Schnee vom ursprünglichen Weg übrig geblieben war. Eine Gruppe von 12 Wanderern kam uns am Pass entgegen. Damit war der weitere Weg zumindest für den Abstieg erst einmal gespurt. Doch der heftige, stürmische und eisige Wind ließ uns am Pass erst mal in eine Nothütte flüchten. Mit heißem Tee aus der Thermoskanne wärmten wir uns wieder ein wenig auf.
Doch wir mussten weiter. Der Wind trieb uns die Schneepartikel wie kleine Stacheln in die Haut. Die nächsten 20 Minuten erschienen wie ein Stunde. Urplötzlich riß dann der Himmel auf und die Sonne schien. Kein Schneefall, kein Wind mehr. Herrlich. Aber so schön das Wetter jetzt war, so unachtsam wurden wir. Susanne rutschte einmal mehr aus und holt sich einen große, schmerzhaften blauen Fleck am Oberschenkel. Unter dem Schnee waren halt immer noch Felsen oder zumindest Steine.
Zu unserem Pech landeten wir auch noch im falschen Seitental. Dadurch wurde es noch ein wenig beschwerlicher, aber Zeit kostete es nicht viel. Susanne steckte die Schmerzen gut weg und kam ohne Hilfestellung weiter.
Bei den verlassenen Hütten der Alpe Forno (2222 m) fanden wir unseren Weg wieder. Nun ging es leicht zum Albrunpass (2409 m), wenn man einmal davon absah, dass Willy und Susanne uns mit der Beschreibung aller möglichen Köstlichkeiten folterten, während unsere Mägen lange nach der Minestrone schon ordentlich durchhingen. Michaela erreichte zum ersten Mal einen Pass als Erste. Die Sonne war uns treu geblieben, wobei es aber weiterhin bitter kalt war.
Um 18.30 Uhr erreichten wir die Binntalhütte (2269 m), in der uns der Hüttenwirt freundlich empfing und das auf Deutsch!!!
Die Hütte war zwar nicht so komfortabel, aber das spielte erst einmal keine Rolle. In der warmen Stube wurden uns zunächst Getränke gereicht, später gab es dann eine Berner Platte zur Feier des Tages, wir waren ja wieder in der Schweiz und das am Nationalfeiertag.
Jeder aß soviel er konnte dieses kleinen Festmahles. Der Sohn des Hüttenwirtes erwies sich als sehr erfinderisch und frech, gelegentlich sogar etwas unverschämt, was er wieder wett machte, indem er Michaela und Willy eine Stelle zeigte, an der es häufig seltene Steine zu finden gab. Die stolzen Goldgräber machten zwar keine fette Beute, waren aber stolz auf die wenigen Funde.
Ein kleines, gelungenes Feuerwerk zum Feiertag und eine einzelne Sternschnuppe rundeten den Abend in der klirrend kalten Nacht ab. Beim Einschlafen hatte nur Florian so seine Probleme mit dem Abendessen, was uns aber nicht tangierte, steckte er doch in seinem Schlafsack in einem effektiven Verhüterli. Jedes Böhnchen ein Tönchen, uns hat es nicht gestört.
2. August 1989:
Wir mussten im Fundament der Hütte übernachten, die sich als Gefrierkammer erwies. Willy war schon früh auf und so stand ich zum ersten Mal während der Tour nicht als erster auf. Die 0 Grad im Schlafraum waren in der warmen Stube schnell vergessen. Nur, dass ich als erstes eine kalte Sinalco am Morgen zischte, stieß auf allgemeines Unverständnis.
Zum Frühstück brachte Willy einen seltenen Doppelgranaten mit, den er mit dem Wirtssohn schon am frühen Morgen beim Steineklopfen gefunden hatte. Hut ab.
Das Außenthermometer schaffte noch keine Plusgrade und doch sollten wir am gleichen Tag bei über 30 Grad in Locarno geradezu triumphal einlaufen.
In gut 2,5 Stunden liefen wir hinab ins malerische Binn, nahmen den Bus nach Fiesch, wo Willys Auto wartete und beschloßen die Tour mit einer auch sehr erlebnisreichen Strandwoche am Lago Maggiore, die hier nicht weiter ausgeführt werden soll. Angemerkt sei noch, dass Florian dort nicht mehr mit dabei war, es sich zwei Paare bildeten, beide Freundschaften aber nicht von Dauer waren. Zusammen in die Berge sind wir so nie wieder gegangen.
Ein letztes muss ich noch anmerken. Als wir in Locarno eintrafen, sprangen wir erst unter die Dusche, bevor wir unsere Wäsche wuschen. Ein fataler Fehler. Nach 18 Tagen in den Bergen stank die Wäsche derart, wie wir es uns hätten nicht ausmalen mögen. Moderne Technik korrigierte diesen Fehler dann aber innerhalb der nächsten 2 Stunden nachhaltig. Lob den Erfindern der Waschmaschine und des Trockners.
Tourengänger:
basodino
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