Rötspitze 3496m: Alleingang durch die Westflanke
|
||||||||||||||||||||
Seit ich gelesen hatte, dass es möglich ist, ohne Gletscherberührung oder schwierige Klettereien auf die Rötspitze zu steigen, indem man den Weg der Erstbegeher durch die Westflanke wählt, ließ mich die Idee nicht mehr los das einmal auszuprobieren.
Ich fuhr über die kleine Mautstraße bis zur Oberhausalm und startete dort kurz nach Sonnenaufgang. Es geht dort zuerst lange den Fahrweg Richtung Klammljoch entlang. Nach einiger Zeit passiert man die Seebachalm und es geht weiter Richtung Jagdhausalmen. Als diese in Sicht kamen, konnte ich das erste Mal einen Blick ins Schwarzachtal und die an dessen Ende gelegene Rötspitze werfen.
An der nächsten Abzweigung nahm ich den Fußweg, der über den Bach hinüberführt. Bei den Jagdhausalmen angekommen sah ich zwar ein Schild auf dem Schwarzachtal stand (und da wollte ich ja auch hin), aber es zeigte höchstens grob in diese Richtung. Ich folgte dann dem nach Osten führenden Fahrweg, weil es die einzige sinnvolle Möglichkeit war und das stellte sich auch als richtig heraus. (Man muss hier kurz an der nördlichen Talseite zurücklaufen, um ins Schwarzachtal zu gelangen.)
Nach ca. einem halben Kilometer endet dann der Fahrweg abrupt und es geht nur noch weglos weiter. Ich hielt mich zuerst an der rechten Seite, was keine gute Idee war weil das Gelände immer ungangbarer wird. So musste ich also den Fluß überqueren, was gar nicht so einfach war... Auf der anderen Seite ging es besser und es gibt auch einige Steigspuren.
Nach einigen Kilometern wartetete dann das erste Hindernis: Ein ca. 100m hoher steiler Grashang muss überwunden werden. In der Mitte stürzt dort der Fluß durch eine kleine Klamm in die Tiefe. Da an der linken Seite einige weitere Bäche zu sehen waren, entschied ich mich dazu es an der rechten Seite zu versuchen. Es ist tatsächlich möglich, aber nicht ungefährlich. Der Hang ist so steil und glatt, dass man die ganze Zeit aufpassen muss, nicht abzurutschen.
Nach dieser schwierigen Passage geht es dann wieder leichter den oberen Teil des Tals entlang. Dabei müssen einige von rechts kommende Flüsse überquert werden, die so viel Wasser führen, dass es sich kaum vermeiden lässt, ein bisschen nass zu werden. Glücklicherweise war der Tag sehr warm und so konnte ich einfach in der Sonne trocknen. Nun kam auch die Rötspitze in Sicht (Endlich, ich war schon eine gefühlte Ewigkeit unterwegs!) und ich hielt genau darauf zu.
Ich hatte gelesen, dass es am besten wäre, in die Westflanke einzusteigen und den vorgelagerten Rücken von links nach rechts zu erklimmen. Dann sollte der Rest leicht sein. Schonmal vorweg: Das ist mir nicht gelungen, ich habe aber trotzdem einen machbaren Weg gefunden.
Als ich den Rücken endlich umrundet hatte, wurde mir das erste Mal klar, dass es nicht so leicht werden würde, wie gedacht. Ich sah mir die Flanke eine Weile an und machte eine schmale Rinne aus, die mir die einzige sinnvolle Möglichkeit zu sein schien. Also begann ich diese hinaufzuklettern. Der Anfang ist sehr steil (II), es wird dann aber besser. Nach einiger Zeit macht diese einen Knick nach links und wird breiter. Obwohl es hier nicht so steil ist, wie im unteren Teil, ist es fast schwieriger, weil man sich nur im Schutt hinaufwühlen kann.
Ich erreichte einen kleinen Buckel, auf dem ich erstmal kurz rastete und mich umsah. Irgendwie sollte der rechts von mir liegende Rücken erklommen werden, aber wie um alles in der Welt sollte das möglich sein? Ich sah mir alles ganz genau an und probierte auch einige Stellen, aber alles erschien mir zu steil und zu gefährlich. Also ging ich weiter Richtung Gipfel und hielt mich immer rechts unterhalb des Rückens. Schließlich war ich unter der Gipfelflanke angelangt und keine Möglichkeit hatte sich geboten, rechts hinauf zu gelangen. (Es sind teilweise nur 20 oder 30 Meter, aber das würde ja reichen für einen tödlichen Absturz und die Schieferplatten sind alles andere als vertrauenerweckend.)
Also blieb nur noch, die Gipfelflanke direkt zu erklimmen, was von unten völlig unmöglich ausgesehen hatte. Aus der Nähe sah es allerdings nicht mehr ganz so schlimm aus und dann sah ich ein Band, welches nach links oben führte. Ich querte knapp unter einem steilen Schneefeld dorthin und begann hinaufzusteigen. Es war zwar sehr geneigt, aber dort lag eine so dicke Sandschicht, dass ich bei jedem Schritt knöcheltief in feinstem Sand einsank. (Band ist vielleicht nicht ganz die richtige Bezeichnung, weil es nur ein bisschen weiniger steil ist, als das Gelände rechts und links, aber es lässt sich dort in dem Sand gehen, im Gegensatz zu den Schieferplatten ringsherum.)
Mir so meinen eigenen Steig schaffend stieg ich immer weiter hinauf und nach einiger Zeit wurde das Gelände flacher. Leider hörte dann auch der Sand auf und die Schieferplatten kamen durch. Die Platten sind so geschichtet, dass sie senkrecht aus der Flanke herauskommen. Man hat also einen gewissen Halt, darf sich aber auf nichts verlassen weil der Schiefer gerne mal bei Berührung zu Sand zerbröselt.
Es folgten also ein paar recht unangenehme Meter, dann wurde es immer besser und das Gipfelkreuz tauchte über dem immer flacher werdenden Gelände auf. Mit letzter Kraft stieg ich die finalen Höhenmeter hinauf und ließ mich neben das Gipfelkreuz fallen. Geschafft! Ich hatte 8 Stunden gebraucht. Unglaublich, nur am Gipfeltag am Aconcagua bin ich längere Zeit am Stück aufgestiegen!
Natürlich genoss ich erstmal die Aussicht und machte ein paar Fotos, doch die Zeit drängte, es war spät geworden. Also machte ich mich bald an den Abstieg über die gleiche Route. Ich hatte mir den Weg gut eingeprägt, trotzdem fand ich das sandige Band nicht sofort wieder. Von oben sieht das endlose Geröllfeld überall gleich aus! Besonders gut suchen kann man in dem immer steiler werdenden halbkugelförmigen Gelände auch nicht. Dann sah ich mit großer Erleichterung etwas rechts von mir meine Fußspuren. Vorsichtig querte ich dorthin und folgte meiner Spur. Der restliche Abstieg war problemlos, auch die Rinne ließ sich im Abstieg gut machen. Der obere schuttige Teil ist im Abstieg viel leichter! Nochmals sehr vorsichtig stieg ich später den Grashang hinab, den man wirklich nicht unterschätzen darf. Unten musste ich ein letztes mal den Fluß überqueren und wurde wieder nass, aber das machte mir nicht mehr viel aus.
Nun musste ich natürlich noch einige Kilometer zurücklegen bis zu meinem Auto und kurz vor der Seebachalm war meine Kraft erschöpft. Urplötzlich konnte ich kaum mehr laufen und mir brach kalter Schweiß aus. Überanstrengung! Doch es half alles nichts, irgendwie musste ich zurück. Ich drosselte das Tempo und schleppte mich vorwärts, immer mit dem Gedanken, dass der Gipfeltag am Aconcagua noch viel schlimmer gewesen war. Im letzten Dämmerlicht erreichte ich den Parkplatz und war heilfroh, dass ich immer eine Notreserve von einem halben Liter Wasser im Auto habe. Nach einer Pause auf der Rückbank fühlte ich mich fit genug zu fahren und auch während der Fahrt erholte ich mich deutlich. Normalerweise habe ich immer Einschlafprobleme, doch an diesem Abend fiel ich ins Bett und war innerhalb von Sekunden eingeschlafen. Herrlich!
Ein paar kurze Bemerkungen: Ich habe, wie immer bei meinen Alleingängen nur einen Helm dabeigehabt. Auf dieser Route macht auch alles andere keinen Sinn, da die Schieferplatten jeglichen Versuch zu sichern scheitern lassen würden.
Besonders zu beachten ist die enorme Länge der Tour, ein Biwak macht wohl mehr Sinn als es an einem Tag durchzuziehen. Immerhin weiß ich jetzt (nach inzwischen einer weiteren solchen Erfahrung) ziemlich genau, was ich meinem Körper zumuten kann und wo die Grenze liegt.
Insgesamt ist es trotzdem eine tolle Tour gewesen mit richtigem Erstbesteiger-Feeling!
Die Rötspitze war Gipfel Nr. 44 / 163 meines großen Projekts "Alle 3000er der Ostalpen mit mindestens 400m Schartenhöhe". Mehr Infos auf meiner Homepage.
Ich fuhr über die kleine Mautstraße bis zur Oberhausalm und startete dort kurz nach Sonnenaufgang. Es geht dort zuerst lange den Fahrweg Richtung Klammljoch entlang. Nach einiger Zeit passiert man die Seebachalm und es geht weiter Richtung Jagdhausalmen. Als diese in Sicht kamen, konnte ich das erste Mal einen Blick ins Schwarzachtal und die an dessen Ende gelegene Rötspitze werfen.
An der nächsten Abzweigung nahm ich den Fußweg, der über den Bach hinüberführt. Bei den Jagdhausalmen angekommen sah ich zwar ein Schild auf dem Schwarzachtal stand (und da wollte ich ja auch hin), aber es zeigte höchstens grob in diese Richtung. Ich folgte dann dem nach Osten führenden Fahrweg, weil es die einzige sinnvolle Möglichkeit war und das stellte sich auch als richtig heraus. (Man muss hier kurz an der nördlichen Talseite zurücklaufen, um ins Schwarzachtal zu gelangen.)
Nach ca. einem halben Kilometer endet dann der Fahrweg abrupt und es geht nur noch weglos weiter. Ich hielt mich zuerst an der rechten Seite, was keine gute Idee war weil das Gelände immer ungangbarer wird. So musste ich also den Fluß überqueren, was gar nicht so einfach war... Auf der anderen Seite ging es besser und es gibt auch einige Steigspuren.
Nach einigen Kilometern wartetete dann das erste Hindernis: Ein ca. 100m hoher steiler Grashang muss überwunden werden. In der Mitte stürzt dort der Fluß durch eine kleine Klamm in die Tiefe. Da an der linken Seite einige weitere Bäche zu sehen waren, entschied ich mich dazu es an der rechten Seite zu versuchen. Es ist tatsächlich möglich, aber nicht ungefährlich. Der Hang ist so steil und glatt, dass man die ganze Zeit aufpassen muss, nicht abzurutschen.
Nach dieser schwierigen Passage geht es dann wieder leichter den oberen Teil des Tals entlang. Dabei müssen einige von rechts kommende Flüsse überquert werden, die so viel Wasser führen, dass es sich kaum vermeiden lässt, ein bisschen nass zu werden. Glücklicherweise war der Tag sehr warm und so konnte ich einfach in der Sonne trocknen. Nun kam auch die Rötspitze in Sicht (Endlich, ich war schon eine gefühlte Ewigkeit unterwegs!) und ich hielt genau darauf zu.
Ich hatte gelesen, dass es am besten wäre, in die Westflanke einzusteigen und den vorgelagerten Rücken von links nach rechts zu erklimmen. Dann sollte der Rest leicht sein. Schonmal vorweg: Das ist mir nicht gelungen, ich habe aber trotzdem einen machbaren Weg gefunden.
Als ich den Rücken endlich umrundet hatte, wurde mir das erste Mal klar, dass es nicht so leicht werden würde, wie gedacht. Ich sah mir die Flanke eine Weile an und machte eine schmale Rinne aus, die mir die einzige sinnvolle Möglichkeit zu sein schien. Also begann ich diese hinaufzuklettern. Der Anfang ist sehr steil (II), es wird dann aber besser. Nach einiger Zeit macht diese einen Knick nach links und wird breiter. Obwohl es hier nicht so steil ist, wie im unteren Teil, ist es fast schwieriger, weil man sich nur im Schutt hinaufwühlen kann.
Ich erreichte einen kleinen Buckel, auf dem ich erstmal kurz rastete und mich umsah. Irgendwie sollte der rechts von mir liegende Rücken erklommen werden, aber wie um alles in der Welt sollte das möglich sein? Ich sah mir alles ganz genau an und probierte auch einige Stellen, aber alles erschien mir zu steil und zu gefährlich. Also ging ich weiter Richtung Gipfel und hielt mich immer rechts unterhalb des Rückens. Schließlich war ich unter der Gipfelflanke angelangt und keine Möglichkeit hatte sich geboten, rechts hinauf zu gelangen. (Es sind teilweise nur 20 oder 30 Meter, aber das würde ja reichen für einen tödlichen Absturz und die Schieferplatten sind alles andere als vertrauenerweckend.)
Also blieb nur noch, die Gipfelflanke direkt zu erklimmen, was von unten völlig unmöglich ausgesehen hatte. Aus der Nähe sah es allerdings nicht mehr ganz so schlimm aus und dann sah ich ein Band, welches nach links oben führte. Ich querte knapp unter einem steilen Schneefeld dorthin und begann hinaufzusteigen. Es war zwar sehr geneigt, aber dort lag eine so dicke Sandschicht, dass ich bei jedem Schritt knöcheltief in feinstem Sand einsank. (Band ist vielleicht nicht ganz die richtige Bezeichnung, weil es nur ein bisschen weiniger steil ist, als das Gelände rechts und links, aber es lässt sich dort in dem Sand gehen, im Gegensatz zu den Schieferplatten ringsherum.)
Mir so meinen eigenen Steig schaffend stieg ich immer weiter hinauf und nach einiger Zeit wurde das Gelände flacher. Leider hörte dann auch der Sand auf und die Schieferplatten kamen durch. Die Platten sind so geschichtet, dass sie senkrecht aus der Flanke herauskommen. Man hat also einen gewissen Halt, darf sich aber auf nichts verlassen weil der Schiefer gerne mal bei Berührung zu Sand zerbröselt.
Es folgten also ein paar recht unangenehme Meter, dann wurde es immer besser und das Gipfelkreuz tauchte über dem immer flacher werdenden Gelände auf. Mit letzter Kraft stieg ich die finalen Höhenmeter hinauf und ließ mich neben das Gipfelkreuz fallen. Geschafft! Ich hatte 8 Stunden gebraucht. Unglaublich, nur am Gipfeltag am Aconcagua bin ich längere Zeit am Stück aufgestiegen!
Natürlich genoss ich erstmal die Aussicht und machte ein paar Fotos, doch die Zeit drängte, es war spät geworden. Also machte ich mich bald an den Abstieg über die gleiche Route. Ich hatte mir den Weg gut eingeprägt, trotzdem fand ich das sandige Band nicht sofort wieder. Von oben sieht das endlose Geröllfeld überall gleich aus! Besonders gut suchen kann man in dem immer steiler werdenden halbkugelförmigen Gelände auch nicht. Dann sah ich mit großer Erleichterung etwas rechts von mir meine Fußspuren. Vorsichtig querte ich dorthin und folgte meiner Spur. Der restliche Abstieg war problemlos, auch die Rinne ließ sich im Abstieg gut machen. Der obere schuttige Teil ist im Abstieg viel leichter! Nochmals sehr vorsichtig stieg ich später den Grashang hinab, den man wirklich nicht unterschätzen darf. Unten musste ich ein letztes mal den Fluß überqueren und wurde wieder nass, aber das machte mir nicht mehr viel aus.
Nun musste ich natürlich noch einige Kilometer zurücklegen bis zu meinem Auto und kurz vor der Seebachalm war meine Kraft erschöpft. Urplötzlich konnte ich kaum mehr laufen und mir brach kalter Schweiß aus. Überanstrengung! Doch es half alles nichts, irgendwie musste ich zurück. Ich drosselte das Tempo und schleppte mich vorwärts, immer mit dem Gedanken, dass der Gipfeltag am Aconcagua noch viel schlimmer gewesen war. Im letzten Dämmerlicht erreichte ich den Parkplatz und war heilfroh, dass ich immer eine Notreserve von einem halben Liter Wasser im Auto habe. Nach einer Pause auf der Rückbank fühlte ich mich fit genug zu fahren und auch während der Fahrt erholte ich mich deutlich. Normalerweise habe ich immer Einschlafprobleme, doch an diesem Abend fiel ich ins Bett und war innerhalb von Sekunden eingeschlafen. Herrlich!
Ein paar kurze Bemerkungen: Ich habe, wie immer bei meinen Alleingängen nur einen Helm dabeigehabt. Auf dieser Route macht auch alles andere keinen Sinn, da die Schieferplatten jeglichen Versuch zu sichern scheitern lassen würden.
Besonders zu beachten ist die enorme Länge der Tour, ein Biwak macht wohl mehr Sinn als es an einem Tag durchzuziehen. Immerhin weiß ich jetzt (nach inzwischen einer weiteren solchen Erfahrung) ziemlich genau, was ich meinem Körper zumuten kann und wo die Grenze liegt.
Insgesamt ist es trotzdem eine tolle Tour gewesen mit richtigem Erstbesteiger-Feeling!
Die Rötspitze war Gipfel Nr. 44 / 163 meines großen Projekts "Alle 3000er der Ostalpen mit mindestens 400m Schartenhöhe". Mehr Infos auf meiner Homepage.
Tourengänger:
Cubemaster
Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden
Kommentare (7)