Fähnerenspitz (1505 m) - Kamor (1751 m) - Hoher Kasten (1791 m): Frühling im Winter


Publiziert von marmotta , 1. Februar 2013 um 00:14.

Region: Welt » Schweiz » Appenzell
Tour Datum:31 Januar 2013
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT4 - Schneeschuhtour
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-AI   Alpstein   CH-SG 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m
Strecke:Steinegg - Obere Steinegg - Eggli - Alp Boschgeren - Alp Heieren Fähneren Nordgrat - Resspass - Forsttobel - Unter Kamor - Stofel - Kamor - Kastensattel - Hoher Kasten - Stofel - Schaienrossberg - Fulen - Waldschaft - Schwarzenegg - Weissbad
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Steinegg
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Weissbad

Der Hohe Kasten zählt mit seinen knapp 1800 m nicht zu den höchsten, wohl aber zu den aussichtsreichsten Gipfeln des Alpsteins. Dank seiner etwas isolierten Lage gewährt er einen schönen Überblick über den gesamten Östlichen Alpstein mit seinen drei Ketten sowie eine fantastische Rundumsicht. Jenseits des Rheins liegt die versammelte Vorarlberger Gipfel-Prominenz auf dem Präsentierteller. Das mit einer Luftseilbahn erschlossene Gipfelplateau wird von einem Restaurant "geziert", das vor knapp 5 Jahren aufwändig zu einem hochmodernen, mehrstöckigen Drehrestaurant umgebaut wurde.
 
So bevölkert die Wanderwege rund um den Hohen Kasten während der Wandersaison sind, so einsam sind sie im Winter. Zwar wird die Skiabfahrt vom Kasten-Gipfel via Kamor nach Brülisau (bei entsprechenden Verhältnissen) regelmässig gemacht, doch werden sich die meisten Aspiranten den steilen Schlussaufstieg mit Tourenski kaum antuen - und mit der Bahn hinauffahren. Als "Fussgänger" ist man auf dem Gipfel des Hohen Kasten im Winter sowieso der Exot…
 
Nach einem Sturmtief mit aussergewöhnlich hohen Temperaturen und teils orkanartigen Windböen ist -zumindest in den Voralpen- nicht mehr viel übrig geblieben von der winterlichen Pracht. Dort, wo es noch Schnee hat (je nach Exposition ab einer Höhe von 1200-1500 m) ist dieser zu einer hartgefrorenen Masse zusammengedrückt worden, Ski- und Schneeschuhtouren machen somit wenig Sinn bzw. Spass.
 
Dennoch wollte ich den schönsten Tag der Woche für einen Ausflug in die Berge nutzen. Lange habe ich überlegt, ob es überhaupt Sinn machen würde, die Schneeschuhe mitzunehmen und ob diese nicht allenfalls nutzloser Ballast wären. Da ich über die aktuellen Schneeverhältnisse nicht genau informiert war, checkte ich am Vorabend kurz die Schneehöhen an den einschlägigen Messstationen von SLF. Da die Messstation "Amden Bärenfall" auf 1600 m noch eine Schneehöhe von über 200 cm und die auf der Schwägalp 100 cm auswies, wanderten die Schneeschuhe dann eben doch in bzw. an den Rucksack.
 
Entsprechend überrascht war ich, als ich bei meiner Ankunft im Appenzell nur grüne Wiesen sah. Es sieht mehr nach Frühling als nach Hochwinter aus. Selbst am Fänerenspitz (1505 m) haben sich nur noch in Muldenlagen ein paar traurige Schneereste gehalten. So schaffe ich es ohne Mühe, vom Start in cff logo Steinegg bis zum Gipfel ohne nennenswerten Schneekontakt zu bleiben, die Schneeschuhe bleiben unangetastet auf dem Rucksack. Langsam frage ich mich, wo und vor allem wie SLF auf dieser Höhenlage Schneehöhen bis zu 200 cm misst…
 
Da ich die sperrigen Dinger nun schon mal dabei habe, montiere ich die Schneeschuhe dann wenigstens im Abstieg vom Fähnerenspitz Richtung Resspass. Doch auch dies ist nicht die optimale Lösung: Will man nicht permanent die Schneeschuhe an- und abziehen, muss man die Schneeflecken regelrecht suchen, ein wahrhaftiger Hindernislauf beginnt! Im völlig aperen Stück zwischen dem Waldabstieg und dem Resspass (1309 m) binde ich die Schneeschuhe endgültig wieder an den Rucksack. Prompt legt es mich mit den Bergschuhen auf dem gefrorenen Boden fast auf die Nase! Der zeitweise böige Westwind trägt ebenfalls nicht zum Amusement bei, insofern bin ich froh, als ich den Forsttobel erreicht habe. Wie immer habe ich kurz zuvor den Wanderweg-Abzweig zu P. 1286 verpasst und überquere den Bachlauf über das kleine Brückchen etwas weiter westlich (auf der LK nicht eingezeichnet). Anschliessend auf mittlerweile bekannter und bewährter Route steil die Waldböschung hinauf und oben über den Viehzaun gestiegen. Weiter auf nicht mehr durchgehenden Schneefeldern hoch zur Kamor-Strasse (mit Pistenraupe planiert) und dieser folgend bis zur Linkskehre auf ca. 1470 m. Ab hier auf dem "Eispanzer" den Hang direttissima hinauf bis zu den Hütten von Stofel (1559 m) und weiter auf den Kamor (1751 m), zuletzt sehr steil direkt von Nordosten auf den höchsten Punkt mit Gipfelkreuz.
 
Im Abstieg vom Kamor über den Südgrat zum Kastensattel (1678 m) wiederholt sich das Spielchen "Schneeschuhe an-Schneeschuhe aus" noch ein paar Mal. Am Kastensattel habe ich das Spielchen endgültig satt, obwohl die (drahtseilgesicherte) Route direkt über die Nordseite des Kastengipfels wesentlich schneller und auch (zumindest im Aufstieg) weniger mühsam erscheint, entscheide ich mich für die Umgehung in der Nordflanke via den "Sommerweg" - so muss ich nicht schon wieder die Schneeschuhe abziehen. Die Traverse im hartgefrorenen Hang ist dann auf einigen Metern ziemlich unangenehm, knickt man doch mit den Schneeschuhen in einer solchen Schräglage immer etwas unnatürlich mit den Füssen ab. Hier bin ich froh um meine Harscheisen, sie vermitteln einen sicheren Halt.
 
Als ich oben auf der Aussichtsterrasse ankomme, staunen die zahlreichen Seilbahn-Touristen nicht schlecht, dass da tatsächlich ein Fussgänger heraufkommt. Ich begebe mich direkt ins Drehrestaurant im 2. Stock, wo ich gerade noch einen Platz an einem der Tische ergattern kann. Die Aussicht ist wirklich phänomenal und das Erlebnis, die Rundumsicht während eines gemütlichen Mittagessens geniessen zu können, eindrücklich. Ganz langsam zieht das ganze Panorama an einem vorbei, man muss nichts tun - die Berge fahren wie in einem Film vor dem Auge vorbei. :-) Nach ca. 50 min hat man sich einmal komplett im Kreis gedreht, ich beende die Karrussellfahrt und begebe mich wieder auf den Abstieg.
 
Leider ist der Schnee auch im Abstieg noch immer grösstenteils hartgefroren, so dass sich der Spass in überschaubaren Grenzen hält. Relativ schnell erreiche ich die Alp Schaienrossberg (1239 m), von wo ich jedoch nicht nach Brülisau, sondern -um noch ein wenig den herrlichen Sonnenschein geniessen zu können- via Fulen und Waldschaft nach cff logo Weissbad absteige. Dort fährt mir gerade das Appenzellerbähnli vor der Nase weg, das ist aber nicht weiter schlimm, da es im Landgasthof Weissbadbrücke einen guten Kaffee und leckeren Schlorzifladen gibt.
 
Fazit:
 
Eine gelungene Winterwanderung, bei der man auf (Sommer-)Wanderautobahnen oft alleine unterwegs ist. Die Schwierigkeitsbewertung WT4 bezieht sich nur auf die Querung unter dem Gipfelkopf und den Auf- und Abstieg über den ziemlich steilen Gipfelhang (ca. 35 ° auf 100 Hm) des Hohen Kasten. Der Rest ist max. WT 2.
 
Wer das "Drehrestaurant Hoher Kasten" noch im Winter besuchen will, muss sich übrigens etwas gedulden bzw. hoffen, dass der Frühling doch noch nicht vorzeitig Einzug hält: Seilbahn und Drehrestaurant sind nämlich von Freitag, 01.02. bis 28.03.2013 wegen Revision geschlossen. Weitere Informationen zu den Fahrt- und Öffnungszeiten hier.                 

Tourengänger: marmotta


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Kommentare (4)


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silberhorn hat gesagt:
Gesendet am 1. Februar 2013 um 11:31
Tolle Bergwanderung, dito Bilder! Als Du in Appenzell ankamst warst von den grünen Wiesen überrascht. Mich erstaunt, dass Du im Voraus nicht die verschiedenen Webcams angeschaut hast.

Leider konnt ich Gestern nicht wie vorgesehen auf den Hohen Kasten. Deine Fotos sind mir Ersatz;-) ;-). Freut mich, dass Du die Panoramaaussicht vom Drehrestaurant aus geniessen konntest. Hoffe bei meinem nächsten Besuch sei es auch geöffnet.

marmotta hat gesagt: RE:
Gesendet am 2. Februar 2013 um 14:31
Danke! Natürlich hatte ich am Vortag diverse Webcam-Bilder aus der Region gesehen. Diese waren aber zum Teil wenig aussagekräftig. Und die Schneequalität lässt sich sowieso dort nicht abbilden...

Wünsche Dir, dass Du -wenn Du dann auf dem Hohen Kasten bist- ebenfalls so gutes Wetter und klare Sichtverhältnisse hast - die Aussicht vom Gipfelplateau ist wirklich toll. Und ein Besuch des Drehrestaurants lohnt sich sowieso!

G.
marmotta

silberhorn hat gesagt: RE:
Gesendet am 2. Februar 2013 um 18:22
Viele Dank! Am 21.11.2012 war ich zum ersten und bisher letzten Mal auf dem hohen Kasten. Die Aussicht ist effektiv toll. Nahm mir vor zu jeder Jahreszeit hinauf zu fahren. Der nächste Winter kommt bestimmt;-). Im Frühling oder so schaue ich zuerst nach ob das Drehrestaurant offen ist.

Bei www.appenzellerland.ch/de/ hat's einen Wintersportbericht. Nicht umwerfend aber dient Dir vielleicht zur Ausgangslage.

www.appenzell.info.ch/de/alpstein.html

Gruess, maria


silberhorn hat gesagt:
Gesendet am 2. Februar 2013 um 22:57
Sorry! Der richtige Link www.appenzell.info/de/alpstein.html


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