verboten, lauschig, zu einer der schönsten Terrassen der Schweiz - und (leicht alpin) um die Bire


Publiziert von Felix , 7. Januar 2013 um 17:38. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Bern » Berner Voralpen
Tour Datum: 6 Januar 2013
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettersteig Schwierigkeit: K1 (L)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Aufstieg: 1125 m
Abstieg: 1125 m
Strecke:Parkplatz Chrutholz - Underi Allmi (Brüggetliweg ob Gsteigleflue) - Beatenberg, Kirche - Spirewald - P. 1157 - Bire - P. 1527 - P. 1157 - Schwendiwald - Schwendi - Weid - Sundlauenen - Pilgerweg - Parkplatz Chrutholz
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW via Konolfingen Steffisburg nach Beatenberg, Lerau
Kartennummer:1208

Wir rechneten schon mit Restschnee in den Runsen – doch, dass es dann so viel und erst noch kaum zu begehender war: das erstaunte uns doch etwas … immerhin, haben wir mit Umwegen, Abstechern und guter Ausrüstung die Rundtour um (und auf) die Bire glücklich geschafft!

 

Wir parkieren auf dem grossen, heute leeren, Parkplatz Chrutholz bei Beatenberg, Lerau, welcher zu den St. Beatus-Höhlen gehört (diese weisen auf dem Infoblatt „Saisonende“ aus).

Der oberhalb des Parkplatzes beginnende Zugang zu den Höhlen führt uns alsbald zum Wegweiser nach Beatenberg – und gleich danach zum Schild „Weg gesperrt“ (leider ohne genauere Hinweise), zusätzlich ist der Weg mit Trassierband abgesperrt … Wir beschliessen sofort, uns den Weg und mögliche Hindernisse anzuschauen – hat uns dieser Aufstieg nach dem Terrassendorf auf der swisstopo-Ausgabe mit rot eingezeichneten Bergweg vom Gelände her sehr gut gefallen.

 

Steil geht es gleich zur Sache – wie erwartet – und durch schönen Föhrenwald in vielen Serpentinen aufwärts. Bald einmal erkennen wir einen ersten Hinweis auf die Sperrung: einen offenen, allerdings wenig tiefen, Schacht müssen wir mühelos umgehen; darin ist ein Kanal für ein Drahtseil (später vielleicht auch für Leitungen) zu erkennen. Gleich danach wird deutlich, dass für die Arbeiten an dieser Leitung unmittelbar am Fusse der mächtigen Fluh zahlreiche Föhren gefällt wurden – und Reste davon noch im Gelände liegen; doch auch dies bis hier ohne jegliche Beeinträchtigung des Bergweges. Schnell gewinnen wir an Höhe und erreichen knapp die Nebelobergrenze – und den hindernisreichsten Abschnitt dieses Aufstieges: ein grosser Kompressor mitten im Weg, Drahtseile zu dessen Befestigung und für weitere Holzfällaktionen, müssen überstiegen und ein weiterer Schacht umgangen werden …

Danach folgt, nun ohne jegliche Beeinträchtigung, ein erstes Highlight: eine schmale, aus dem Fels herausgebrochene Wegspur führt, fluhseitig sehr gut mit Eisengeländern gesichert, steil, doch malerisch, durch die Felswand zum nachfolgenden, erst nur schmalen Waldstück zwischen den oberen und unteren Felswänden. Ein tolles Gehen über diesen Steig – und danach in der Waldpassage, wo nun endlich die Sonne durch die Bäume dringt und die Passage speziell erleuchtet. Der Brüggetliweg ob der Gsteigleflue leitet nun meist sanft durch den Wald von Underi Allmi zu den Weideflächen unterhalb des weitläufigen Dorfes.

Ab hier stehen – und wandern danach – wir in der angenehm scheinenden Sonne; frühlingshaft wirkt die Landschaft, aussergewöhnlich selbstverständlich die Aussicht zu EMJ und vielen andern ennet dem Thunersee. Derart erreichen wir die schmucke Kirche Beatenberg mit prächtiger Anlage an Nebengebäuden, Friedhof und mächtiger Baumgruppe.

 

Nach wenigen Metern auf der Hauptstrasse zweigen wir zum Schulhaus ab, oberhalb dessen wir bereits in den Spirewald eintreten; erste Schneereste, hier allerdings unproblematisch, zeigen sich. Nach einer kurzen Rast unterhalb der Fahrstrasse auf ca. 1300 Metern, am Ende der letzten, hier schneebedeckten, Weideflächen, beginnt nun der anspruchsvollere Teil unserer heutigen Tour. Eine erste deutliche Schneeauflage nach dem Queren der Fahrstrasse bringt schon einmal etwas Nässe an Hosen und Schuhe; der später folgende Anstieg in der steilen, gut gesicherten Passage hinauf zum oberen Bandweg (unterhalb des „e“ des Schriftzuges des Bireflue), erfordert im hier tieferen Schnee bereits höhere Konzentration. Wir folgen nun dem (bekannten) mehr oder weniger horizontal verlaufenden Weg in östlicher Richtung; nach der Umgehung der letzten Felsnase vor unserem Gipfelziel, dieses in Sichtweite, montiere ich meine Grödel: abschüssig ist es bereits hier – und der Blick auf den teilweise schneebedeckten Bandweg unter den Flühen durch, und angesichts der rutschgefährdeten Stelle oberhalb der senkrechten Felswände – lässt mich zu diesem sinnvollerweise mitgeführten Hilfsmittel greifen. Diese von Weitem bereits als kritisch ausgemachte Stelle erweist sich auch bei näherem Hinsehen, also beim Traversieren, als echt problematische Stelle: wir denken beide, dass hier nicht mehr allzu lange gequert werden kann …

Nun, ich schaffe es – und blicke sehr kritisch zurück: malerisch schon, doch gefährlich in der Tat war die Passage … etwas weniger mulmig ist’s mir dann beim steilen Aufstieg über die teilweise nassen und morschen Holzleitern hinauf zur Bire.

Oben angekommen geniessen wir jedoch den beinahe einmaligen Gipfel-Rastplatz und die sensationelle Aussicht über den Thunersee zu EMJ und „Vorgelände“– echt ein Highlight!

 

Während zwei weitere Gipfelstürmer auf demselben Weg (via Felsband) zurückgehen, wagen wir uns auf den bekannten Rundweg, welcher sich unterhalb der Leitern in östlicher Richtung fortsetzt. Vergleichsweise unproblematisch gestaltet sich dieser mitsamt der steileren Stufe hinauf zur Lichtung, wo der Weg, teilweise im tieferen Schnee zurückführt zu P. 1527.

Der erste Abstieg bis zum oberen Bandweg präsentiert sich einfach; doch nach ein paar auf dem verschneiten Abstiegsweg zum unteren Bandweg zurückgelegten Metern wird es uns bei der mit Stahlseil (meist unter dem Schnee) gesicherten Passage zu riskant: das steile Tobel ist noch gefüllt vom restlichen Lawinenschnee, welcher uns schlecht mit dem Untergrund verbunden scheint . So steigen wir wieder auf und versuchen unser Glück auf dem oberen Bandweg in westlicher Richtung.

Dies gelingt, mit einigen bereits etwas abschüssigen, rutschgefährdeten Stellen, einigermassen; doch nachdem wir um einen weiteren Felszahn (mit Rastbank) marschiert sind, erweist sich die nächste steile Halde mit dem u.E. nur locker sitzenden Schnees als zu gefährlich – also auch hier Abbruch.

 

Und wieder zurück – und mit Pickel und Grödeln – doch noch einmal den Direktabstieg in Angriff nehmen … der Aufwand ist bei diesen Verhältnissen relativ gross, die Vorsicht und die Angst vor Schneerutschen (so wie wir die vorliegenden Verhältnisse beurteilen) nicht unbegründet. Doch es klappt; in mühsamer „Kleinarbeit“ arbeiten wir uns Schrittchen für Schrittchen erst durch die Rinne und anschliessend das steile Tobel hinab – und gewinnen nach diesem „Erfolg“ auch die im Aufstieg mit Holzgeländern gesicherte Serpentinen-Passage unproblematisch. So gönnen wir uns nach der Waldpassage wieder auf der, am Morgen für die Kurzrast benutzten obersten, Weidefläche einen längeren Halt – und geniessen nun die Berggipfel vis-à-vis im Nachmittagslicht.

 

Der anschliessende Abstieg verläuft bis zum obersten Teil des Fitzligrabes, an der Kirche Beatenberg vorbei, identisch; jetzt nehmen wir jedoch den überaus schönen Weg durch den Schwendiwald hinunter nach Schwendi und Weid.

 

Am Transport- (und privaten Personen)-Luftseilbähnchen vorbei steigen wir ab nach Sundlauenen; hier folgen wir nun dem abwechselnd hoch über der etwas lärmigen Strasse hinführenden Pilgerweg in den letzten Sonnenstrahlen, später in der beginnenden Dämmerung Richtung St. Beatus-Höhlen. Sehenswert, wie hier die den Höhlen entspringenden Wasser sich den Weg über die Felsstufen zum Thunersee suchen. Der 1938 von Freiwilligen erbaute komfortable Weg beeindruckt seitens der Wegmacherkunst, wie auch von den Aussichten über den See – so ist es nach der langen, mit Umwegen versehenen, doch erfolgreichen, Tour ein angenehmes Wandern zum Ausgangspunkt zurück. 


Tourengänger: Ursula, Felix


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Kommentare (3)


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alpstein hat gesagt:
Gesendet am 7. Januar 2013 um 18:30
Eine wilde Tour, eindrücklich geschildert, habt Ihr beiden da hingelegt, Gratulation

Beste Grüße
Hanspeter

alpinbachi hat gesagt:
Gesendet am 8. Januar 2013 um 18:53
Die Bire Beatenberg und deren Zustiege sind nicht zu unterschätzen… Selbst im April 2012 mussten Axi und ich kapitulieren... Gratuliere zum Gipfelerflog, wir hatten den Mut nicht… War aber halb so schlimm, da wir beide schon auf der Felszacken standen. *3x Kapitulation an der Bire Beatenberg Beste Grüsse und es guets nöis! Bachi

Felix hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. Januar 2013 um 20:31
wie Recht du doch hast - die Zustiege zur Bire stellen wohl die grössten Anforderungen in dieser Jahreszeit dar ...

lg Felix


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