Traumtag am Fluebrig
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Zum vermutlichen Saisonabschluss verlangte ich nichts weniger als Wetter, Panorama, Nervenkitzel und Routenführung der Extraklasse. Und meine umfassende Rundtour am Fluebrig sollte mich diesbezüglich nicht enttäuschen - die gelungene Krönung einer gelungenen Alpinwandersaison 2012.
Die Innerthaler haben's nicht leicht. Während wir Flachländer über den Hochnebel klagen, leben sie mitten darin, und zwar von morgens früh bis abends spät. Der Ironie nicht genug entsteige ich der Nebelsuppe nur wenige Höhenmeter nach dem Start in Aumeindli (901m). Nun gut, mein Mitleid hält sich in Grenzen. An mindestens 300 Tagen im Jahr lebt es sich im Wägital dafür umso besser.
Der markierte Wanderweg Richtung Schwialppass bringt mich zügig zur Schläckmatt. Hier erblickt man die Ganthöchi mit ihrer Ostflanke - "Flanke des Schreckens" ist man verleitet zu sagen. Über steilstes Schroffengelände arbeite ich mich - ungefähr in der Falllinie - langsam in die Höhe. Mögliche Linien gibt es viele, bis zur ersten Kuppe erwische ich eine ziemlich günstige. Nachher veräuft die Routenwahl wohl eher suboptimal. Während ich mich mit der linken Hand an dörren Grasbüscheln festhalte, benutze ich rechts den Pickel, immer darauf bedacht nicht auf leicht bedeckten Fels zu schlagen. Vereinzelt treffe ich auf mickrige Sträuchlein - sie erscheinen mir wie ein Geschenk des Himmels. Kurz vor der Ganthöchi (1824m) - dem Sattel zwischen Wänifirst und Gantspitz - erreiche ich eine Ansammlung aus Stauden. Noch nie war ich so froh, mich durch Dickicht kämpfen zu "dürfen". (In der Nacht darauf wache ich mehrmals auf und sehe die Flanke wieder vor mir... Dennoch, ich fühle mich nie im roten Bereich, höchstens mal orange.)
Einen Katzensprung später stehe ich auf dem Gantspitz (1970m) und geniesse die herrliche Aussicht aufs neblige Sihltal im Westen und Wägital im Osten. Aus dieser Perspektive erscheint der Westgrat als logischer und direktester Aufstieg. Der Clubführer schweigt sich darüber aus. Weiss da jemand Genaueres?
Nun folgt der erste Höhepunkt des Tages, die lange Gratpassage zum Turner. Man bewegt sich fast durchgehend auf der Gratschneide, meist T5, vereinzelt unteres T6, aber weit angenehmer als der Aufstieg zur Ganthöchi. Die von Delta und mde beschriebene heikle Stelle - der Abstieg vom ersten Aufschwung nach dem Gantspitz - erlebe ich weit unproblematischer als befürchtet. Schwache Trittspuren erleichtern die Passage.
Am letzten grossen Aufschwung vor dem Turner (P. 1915) probiere ich den Grat um einige Höhenmeter zu bescheissen, indem ich in die Westflanke ausweiche. Eine schlechte Idee. Nach anfänglichen Wegspuren lande ich prompt wieder in steilstem Grasgelände und muss mühsam doch noch zum Grat aufsteigen.
Auf dem Turner (2069m) geniesse ich eine verspätete Mittagspause. Die Passage rüber zum Diethelm (2093m) ist unschwierig und schnell geschafft. Wie erwartet treffe ich hier auf vereinzelte Mitwanderer. Via P. 1972 steige ich nun an den Fuss des Wändlispitz ab. Unvorstellbar, dass dessen SE-Grat begehbar sein soll, doch er ist es (T6-/ II) - der zweite Höhepunkt des Tages und absoluter Leckerbissen für erfahrene Alpinwanderer. Teils direkt auf der Gratschneide, teils auf Bändern auf der Nordseite ergibt sich der (immer logische) Weiterweg jeweils erst im letzten Moment. Die technischen Schwierigkeiten sind moderat, doch Schwindelfreiheit ist Pflicht.
Auf dem Wändlispitz (1971m) pausiere ich nur kurz und steige wieder den SE-Grat ab. Im Gegensatz zu vielen anderen T6-Routen lässt sich diese durchaus auch im Abstieg begehen, wie auch der Clubführer bestätigt. Die Schwierigkeiten nehmen nur marginal zu. Im Turbo sause ich zum Übergang bei P. 2038 hoch und runter zu P. 1942. Von hier lässt sich das Wyss Rössli in überraschend kurzer Zeit ersteigen. Nach der kurzen Querung gegen Norden steigt man das erste Grasband hoch (beim Steinmandli). Gegen Ende des Grasbandes ergeben sich mehrere Möglichkeiten, einfach die nächst höhere Ebene und damit den Gipfel des Wyss Rössli (2018m) zu erreichen (T4+). Da mir das nicht bewusst war, wähle ich für den Übergang früh eine senkrechte Felsstelle, dank perfekt griffigem Fels dennoch ein Genuss (T6/II).
Der Abstieg zurück an den Wägitalersee lässt den erlebnisreichen Tag sanft und gebührend ausklingen. Das Leuchten der Oberseegrössen im Abendlicht lässt sich kaum in Worte fassen. Kurz vor Aumeindli (901m) verschluckt mich wieder der Nebel. Bis nächstes Jahr, liebe Sommersaison.
Zeiten
2:35 Gantspitz
1:20 Turner
0:50 Diethelm - Wändlispitz
0:50 Wyss Rössli
1:25 Aumeindli
Die Innerthaler haben's nicht leicht. Während wir Flachländer über den Hochnebel klagen, leben sie mitten darin, und zwar von morgens früh bis abends spät. Der Ironie nicht genug entsteige ich der Nebelsuppe nur wenige Höhenmeter nach dem Start in Aumeindli (901m). Nun gut, mein Mitleid hält sich in Grenzen. An mindestens 300 Tagen im Jahr lebt es sich im Wägital dafür umso besser.
Der markierte Wanderweg Richtung Schwialppass bringt mich zügig zur Schläckmatt. Hier erblickt man die Ganthöchi mit ihrer Ostflanke - "Flanke des Schreckens" ist man verleitet zu sagen. Über steilstes Schroffengelände arbeite ich mich - ungefähr in der Falllinie - langsam in die Höhe. Mögliche Linien gibt es viele, bis zur ersten Kuppe erwische ich eine ziemlich günstige. Nachher veräuft die Routenwahl wohl eher suboptimal. Während ich mich mit der linken Hand an dörren Grasbüscheln festhalte, benutze ich rechts den Pickel, immer darauf bedacht nicht auf leicht bedeckten Fels zu schlagen. Vereinzelt treffe ich auf mickrige Sträuchlein - sie erscheinen mir wie ein Geschenk des Himmels. Kurz vor der Ganthöchi (1824m) - dem Sattel zwischen Wänifirst und Gantspitz - erreiche ich eine Ansammlung aus Stauden. Noch nie war ich so froh, mich durch Dickicht kämpfen zu "dürfen". (In der Nacht darauf wache ich mehrmals auf und sehe die Flanke wieder vor mir... Dennoch, ich fühle mich nie im roten Bereich, höchstens mal orange.)
Einen Katzensprung später stehe ich auf dem Gantspitz (1970m) und geniesse die herrliche Aussicht aufs neblige Sihltal im Westen und Wägital im Osten. Aus dieser Perspektive erscheint der Westgrat als logischer und direktester Aufstieg. Der Clubführer schweigt sich darüber aus. Weiss da jemand Genaueres?
Nun folgt der erste Höhepunkt des Tages, die lange Gratpassage zum Turner. Man bewegt sich fast durchgehend auf der Gratschneide, meist T5, vereinzelt unteres T6, aber weit angenehmer als der Aufstieg zur Ganthöchi. Die von Delta und mde beschriebene heikle Stelle - der Abstieg vom ersten Aufschwung nach dem Gantspitz - erlebe ich weit unproblematischer als befürchtet. Schwache Trittspuren erleichtern die Passage.
Am letzten grossen Aufschwung vor dem Turner (P. 1915) probiere ich den Grat um einige Höhenmeter zu bescheissen, indem ich in die Westflanke ausweiche. Eine schlechte Idee. Nach anfänglichen Wegspuren lande ich prompt wieder in steilstem Grasgelände und muss mühsam doch noch zum Grat aufsteigen.
Auf dem Turner (2069m) geniesse ich eine verspätete Mittagspause. Die Passage rüber zum Diethelm (2093m) ist unschwierig und schnell geschafft. Wie erwartet treffe ich hier auf vereinzelte Mitwanderer. Via P. 1972 steige ich nun an den Fuss des Wändlispitz ab. Unvorstellbar, dass dessen SE-Grat begehbar sein soll, doch er ist es (T6-/ II) - der zweite Höhepunkt des Tages und absoluter Leckerbissen für erfahrene Alpinwanderer. Teils direkt auf der Gratschneide, teils auf Bändern auf der Nordseite ergibt sich der (immer logische) Weiterweg jeweils erst im letzten Moment. Die technischen Schwierigkeiten sind moderat, doch Schwindelfreiheit ist Pflicht.
Auf dem Wändlispitz (1971m) pausiere ich nur kurz und steige wieder den SE-Grat ab. Im Gegensatz zu vielen anderen T6-Routen lässt sich diese durchaus auch im Abstieg begehen, wie auch der Clubführer bestätigt. Die Schwierigkeiten nehmen nur marginal zu. Im Turbo sause ich zum Übergang bei P. 2038 hoch und runter zu P. 1942. Von hier lässt sich das Wyss Rössli in überraschend kurzer Zeit ersteigen. Nach der kurzen Querung gegen Norden steigt man das erste Grasband hoch (beim Steinmandli). Gegen Ende des Grasbandes ergeben sich mehrere Möglichkeiten, einfach die nächst höhere Ebene und damit den Gipfel des Wyss Rössli (2018m) zu erreichen (T4+). Da mir das nicht bewusst war, wähle ich für den Übergang früh eine senkrechte Felsstelle, dank perfekt griffigem Fels dennoch ein Genuss (T6/II).
Der Abstieg zurück an den Wägitalersee lässt den erlebnisreichen Tag sanft und gebührend ausklingen. Das Leuchten der Oberseegrössen im Abendlicht lässt sich kaum in Worte fassen. Kurz vor Aumeindli (901m) verschluckt mich wieder der Nebel. Bis nächstes Jahr, liebe Sommersaison.
Zeiten
2:35 Gantspitz
1:20 Turner
0:50 Diethelm - Wändlispitz
0:50 Wyss Rössli
1:25 Aumeindli
Tourengänger:
Bergamotte
Communities: T6
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