Castor 4223m (schwerer Entscheid / Abbruch einer lange geplanten Tour)
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Zwei mal Zwei gibt Vier / in zwei Tag zwei mal den 4223m hohen Castor überschritten und in Italien übernachtet
Ursprünglich war ein etwas anderer Plan angedacht. Wir wollten drei Tag im Wallis verbringen und einen Teil der Spagettitour absolvieren. Leider kam dann alles anders! Manches ist eben nicht im voraus planbar und dann passt es eben nicht.
Der Tourenbeginn war am frühen Freitag Morgen. Mit dem Auto Fahrt nach Täsch, weiter mit dem Zug nach Zermatt und von da mit der Luftseilbahn auf das kleine Matterhorn.
Zur Zeit ist die oberste Gondelbahnsektion in Revision und so muss zweimal umgestiegen werden, bevor man das Klein Matterhorn erreicht.
Zum Castor |
Kurz nach 10:00 Uhr starten wir schliesslich auf dem Klein Matterhorn P.3817 da die Tour über den Castor zum Rif. Quintino Sella nicht all zu lange ist, stellt der späte Start kein Problem dar.
Vom Stollenausgang führt unser Weg via P.3797 südostwärts über das Breithornplateau zum Breithornpass P.3824.
Hier hin gelangt man sehr einfach. Flach und spaltenarm (nicht spaltenfrei) zeichnet sich der Gletscher aus. Durch die grosse Dimension des Plateaus wird die Orientierung bei Nebel sehr schwierig.
Weiter geht es südlich P.3831 durch eine kurze Spaltenzone abwärts und oberhalb des Grande Ghiacciaio di Verra auf dem flachen Teil des Gletschers nach Osten. Die Felsinsel mit dem Biv. Rossi e Volante und das Schwarztor lässt man links liegen, dreht leicht nach Südosten ab und quert unterhalb des Polux weiter, bis man wieder nach links (Osten) abdrehen und Richtung Zwillingsjoch hochsteigen kann. Nun wendet man sich dem Castor zu.
Am schnellsten steigt man jetzt über die Südwestflanke des Castor hoch. Den Aufstieg durch die Flanke ist aber nur mit der nötigen Vorsicht zu empfehlen. Sie sollte gut verfirnt sein! Bei Neuschnee besteht eine recht grosse Lawinengefahr!
Am heutigen Tag besteht keine Gefahr und wir beginnen im Zickzack durch die Flanke hoch zu steigen.
Hier beginnt das am Schluss unvermeidliche. Meine Füsse beginnen zu schmerzen. Mit jedem Meter durch die steiler werdende Flanke, mit jedem weiter Schritt spüre ich meine Füsse mehr!
Das kann doch nicht wahr sein! Seit meinem Bad Day vor drei Jahren durfte ich sehr viel Touren absolvieren. Einige musste ich frühzeitige abbrechen aber viel konnte ich beenden. Darunter auch einige längere und schwierigere Touren.
Heuer durfte ich viel Gipfel besuchen und beinahe alles gelang was ich mir vor nahm. Irgend wie war es heute aber anders. Ausgerechnet auf der Tour des Jahres, zumindest bis heute.
Die Schmerzen werden stärker, nehmen zu! Egal was ich mache! Anders gehen oder hinstehe! Öfters Pausen, egal was ich mach es wird nicht besser, nur noch schlimmer.
Tortzdem, so schnell will ich nicht aufgeben. Wir steigen durch die Flanke weiter hoch. Ca. 50m unterhalb des verwechteten Grates queren wir nach links in die Felsen, durchqueren dies und stehen nach wenigen Metern auf dem Nordwestgrat.
Irgendwie komme ich hoch. Zum ersten mal mache ich mir aber Gedanken, ob es für die Liskammüberschreitung reicht.
Ja es reicht! Der Grat ist gut gespurt und nicht mehr so steil! Meine Füsse können sich ab jetzt sicher etwas erholen. Das bin ich überzeugt.
Auf dem schmalen Nordwestgrat (Firn / Eis) erreichen wir bald den Gipfel des Castor P.4223.
Nach einer kurzen Pause gehen wir weiter. Nach einem kurzen auf und ab geht es über den Südostgrat abwärts, dem Felikjoch entgegen. Sche...... das Gewitter in meinen Füssen beruhigt sich nicht. Es nimmt an Intensität eher noch zu. Mühsam, gefordert in jeglicher hinsicht, erreiche ich das Felikjoch. Wegen des mürrischen Verhaltens der Füsse muss ich mich auf dem Grat extremst konzentrieren, die Füss sehr Vorsichtig absetzten um keinen Fehltritt zu machen und einen Sturz zu riskieren!
Ich glaube wir Nervenaufreibend und fordernd dies ist, kann nur jemand nachvollziehen, der sowas schon mal mitgemacht hat.
Aussenstehende Personen sehen die Probleme ja nicht und können auf einem eigentlich einfachen Grat das ganze nicht so recht verstehen.
Nächstes Ziel heisst Hütte. Weiter unten wird es flach und dadurch sicherlich besser!
Vom Felikjoch steigen wir über den breiten Rücken in möglichst direkter Linie der Hütte Sella entgegen.
Im ebenso mühsamen Stiel geht es weiter. Der pampige nasse Schnee lässt an meinen Steigeisen, trotz Antistollplatte, Stollen bilden. Na Super, das ständige Gewakel und damit verbunden Ausgleichen gibt meinen Füssen den Rest! Das Gewitter baut sich zu einem Sturm auf! Nicht einmal der flache Teil des Gletschers lässt ihn etwas abklingen. Wenigsten ist die Hütte Rifugio Sella P.3585 erreicht.
Nun beginnt das Gedankenkarussell. Was, wie und ob oder überhaubt weiter? Etwas neben der Hütte setzte ich mich hin. In mir tobt ein Kampf den ich mit mir selbst ausfechten muss! Warum, wieso, habe ich etwas falsch gemacht? In der letzten Zeit ging es doch gut. Warum geht es ausgerechnet jetzt nicht! Das kann doch nicht war sein!
Warten, Zeit vergeht aber Füsse werden nicht besser!
Nach einer Ewigkeit komme ich zum Schluss, nein! Nein es geht nicht! So leid es mir tut, so gerne ich die Tour machen würde, so leid es mir für meinen Seilpartner tut, aber ich muss schweren Herzens die Tour abbrechen.
Meine Füsse lassen eine Liskamüberschreitung nicht zu. Das Risiko ist einfach zu Gross, die Sicherheit geht vor.
Nach meinem Entscheide, lege ich mich bis zum Nachtessen hin, um meinen Füssen ruhe zu gönnen! Zu letzte war schon mein eigenes Körpergewicht zu viel auf meinen Füssen.
Selbst das hinlegen bringt nicht den gewünschten Effekt. Erst mit dem Einwerfen von Schmerzmitteln wird es langsam besser.
Nach dem Essen gehe ich schon bald ins Bett. Am nächsten Morgen steht schliesslich der Rückweg über den Castor bevor.
Rückweg |
Am nächsten Tag können wir für Tourenverhältnisse ausschlafen. Wirklich gut geschlafen habe ich allerdings nicht. Die lieben Füsse meldeten sich immer wieder zu Worte.
Beim Aufstehen ist es doch einiges besser, spüre aber immer noch jeden Schritt mehr als üblich. Ojee das wird ein langer Rückweg.
Nach einem nicht allzu üppigen Frühstück, machen wir uns an den Rückweg und die zweite damit verbundene Überschreitung des Castors.
Vom Rif. Sella gehen wir östlich an der Perazzispitze vorbei, halten uns rechts und steigen am rechten Rand über den Rücken hoch, der von P.4087 nach Süden herabzieht. So erreichen wir das Felikjoch und können so gleichzeitig das Felikhorn P.4087 mitnehmen. Vom Joch geht es schliesslich dem Südostgrat folgend über den Vorgipfel P.4173 auf den Castor, weiter über den Nordwestgrat zur Südwestflanke, über dies abwärts, zurück zum Breithornplateau und Klein Matterhorn.
Trotzdem, dass der Rückweg erstaunlich gut geht, machen sich zwischenzeitlich erneut die ersten Blitze bemerkbar und ich bin froh, dass ich in die die Gondel einsteigen und die Füsse entlasten kann.
Weiter geht es nach Zermatt, Täsch und ab nach Hause. In meine Homebase lege ich mich nur noch hin.
Tja, irgendwie hatte ich schon bessere Touren. Aber wer kann schon sagen, innerhalb von zwei Tagen den Castor zweimal überschritten und in Italien übernachtet zu haben. Alles in allem eine nicht alltägliche Tour.
Startpunkt |
Klein Matterhorn 3817m
Ziel |
Castor 4223m
Anforderungen |
Die Schwierigkeiten halten sich in Grenzen.
Firn und Eis bis maximal 35° je nach Routenwahl. Gletscher und Grate je nach Verhältnisse. Gefahren: Spalten und Wechten.
Südwesthang ist teilweise lawinengefährdet und muss gut beurteilt werden.
Leicht exponierter Grat, mit Sorgfalt gehen.
Material |
Übliche Gletscherausrüstung
Zusätzliche Info |
Zermatt bahnen.....
Fazit |
- Einfachere schöne Firntour
- Ein weniger anspruchsvolles Ziel der hohen Gipfel
- Super Aussicht auf Breithorn und Liskamm
- Gut als Eintagestour möglich.
- Meist gespurt
- Von der Hütte toller Blick in die Ebene von Italien
- Sehr angenehme Hütte
- Essen etwas spärlich.
Genaue Route |
Klein Matterhorn P.3817, P.3797, Breithornplateau, Breithornpass P.3824, südlich P.3831 oberhalb Grande Ghiacciaio di Verra, Südwestflanke, Nordwestgrat, Castor P.4228, Südostgrat, Felikjoch, Rücken, Rifugio Sella P.3585, Rücken, Felikhorn P.4087 und von hier auf selber Route zurück.
Alternativ:
Südwestgrat, zum Felikjoch von der Monte Rosa Hütte her.
Pollux
Breithornzwillinge

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