Die exponierte Guggihütte


Publiziert von Bergmax , 30. August 2012 um 18:58.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Jungfraugebiet
Tour Datum:28 August 2012
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 5:45
Aufstieg: 850 m
Abstieg: 1100 m
Strecke:10 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Wengernalp- und Jungfraubahn von Grindelwald Grund zur Station Eigergletscher (2320 m)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Wengernalpbahn von der Kleinen Scheidegg (2061 m) nach Grindelwald Grund
Unterkunftmöglichkeiten:An der Kleinen Scheidegg und in der Guggihütte (gewöhnlich unbewirtschaftet)
Kartennummer:map.geo.admin.ch; Kümerly und Frey: Jungfrau-Region 1:60 000

Bergtour zum "Adlerhorst" unter dem Mönch.

Die Guggihütte ist ein ganz besonders eindrucksvoller Platz vor Eiger, Mönch und Jungfrau.

Der Aufstieg von der Station Eigergletscher (2320 m) beginnt ganz untypisch mit dem Abstieg über die Eigergletscher-Moräne.
Wenn man die Hütte von dort aus auf ihrem Sporn über dem Eigergletscher kleben sieht, könnte man durchaus ins Zweifeln kommen, ob man sich da das richtige Ziel ausgesucht hat für die kleine Bergtour...
Daher gehe ich bei bestem Wetter schnell hinab zum Eigergletscher-Bach (P. 2098, deutlicher, aber unmarkierter Pfad), wo die weiß-blau-weißen Markierungen beginnen. Über Schutt und Wiesenflecken geht's zügig hinauf, die Zweifel am Tourenziel sind schnell vergessen! Ich genieße die wärmenden Sonnenstrahlen und die Aussicht hinüber zur Station Eigergletscher.
Bald wird das Gelände jedoch steiler und zwei Felsstufen müssen überklettert werden. Oberhalb der zweiten Kletterstelle zweigt rechterhand die Geröllspur zur Alten Guggihütte ab, die ich mir aber für den Rückweg aufhebe. Ohne Probleme steigt man linkshaltend über Schutt weiter auf und überquert einen kleinen Bach. Das Gelände wird fast unbemerkt alpiner, steiler und ausgesetzter.
Das Ziel ist so nah und doch so fern: Die Hütte thront auf einem Felssporn über einem Schneefeld, zum Greifen nah, doch noch 250 Höhenmeter über mir und scheinbar unerreichbar.
Tatsächlich ist der Aufstieg recht spannend: Kletterstellen und Steilgelände müssen bezwungen werden, zum Teil mit Tiefblick zum Eigergletscher.
Die Hütte (2791 m) ist für jedermann offen und richtig gemütlich. Ich nehme mir Zeit für eine Pause. Unbedingt lohnend ist der Abstecher zum Klohäuschen direkt an Abgrund!
Nach der Pause bemerke ich, dass sich das Wetter verschlechtert, sodass ich mein Vorhaben, zum Mönchplateau aufzusteigen, gleich wieder abbreche, zumal einige Felsplatten nass und gefährlich rutschig sind.
Im Abstieg wird mir die Exponiertheit und Steilheit erst so richtig bewusst, trotzdem komme ich gut voran. Die Kletterstellen verlangen unbedingt Konzentration und Vorsicht!
Die Alte Guggihütte (2388 m) lohnt eine Abstecher. Sie liegt in weniger wildem, teils grasigen Gelände.
Unerhalb der Kletterstellen bei P. 2253 beginnt es zu regnen. Wie gut, das ich nicht zum Mönchplateau gegangen bin!
Der Eigergletscher-Bach führt nun etwas mehr Wasser, konnte aber ohne kühles Bad überwunden werden :-). Leider ist der Gegenanstieg zur Moräne unvermeidlich, aber danach genieße ich die leichte Wanderung via Loucherflue und mache trotz des Regens einen Abstecher zum Speichersee am Fallbodenhubel, bevor ich zur Kleinen Scheidegg (2061 m) spaziere.

Resümee: Die Tour ist ein richtiges Highlight, spannend und beeindruckend!

Zum Vergleich: Wetter um 11 Uhr und um 17 Uhr

Gehzeiten
- 2 1/4 h von der Station Eigergletscher zur Hütte (zügig)
- 3 h Absteig inkl. Abstecher in Richtung Mönchplateau (ca. 40 Hm) und zur Alten Guggihütte

Schwierigkeit
- Zur Neuen Guggihütte eher schwieriger als T4, da viele Kraxelstellen und heikles, ungesichertes, hochalpines Gelände -> T5-
- Nur zur Alten Guggihütte etwa T4, die T3-Berwertung in Rother-Wanderbuch erscheint mir wegen der Kletterstellen deutlich zu niedrig

Besondere Ausrüstung
- Helm wegen Steinschlaggefahr!

Tourengänger: Bergmax


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Kommentare (7)


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Zocky hat gesagt:
Gesendet am 31. August 2012 um 08:33
Faszinierende Bilder!

Omaevi hat gesagt: Jugendlicher Leichtsinn
Gesendet am 31. August 2012 um 09:09
Wenn ich den Bericht von Bergmax lese, kommen Erinnerungen an meine allererste Bergtour im Jahr 1958 hoch. Ich war damals 18 Jahre alt und zum 1. Mal in den Bergen. Wir - mein heutiger Mann, seine Schwester und deren Freundin - machten Ferien bei Frau Wasem im Zwirgi (Jugendherberge) in Wengen. Wir machten unsere 1. Wanderung ohne entsprechende Ausrüstung mit einem Brot und ein paar Tütensuppen im Gepäck über die Kleine Scheideck zur Guggihütte. Die 1. Mutprobe wurde mir abverlangt, als ich über den Eigerbach springen musste. Schliesslich erreichten wir die alte Guggihütte, wo die Enttäuschung groß war, denn sie bot uns nicht die ersehnte Unterkunft. Also mussten wir weiter und erreichten endlich die neue Guggihütte, wo wir, um hineinzukommen, erst einmal den Schlüssel suchen mussten. Drinnen war es sehr heimelig. Wir machten Feuer. Das bereit gelegte Holz bezahlte man in ein Briefkästchen. Wir holten Schnee und kochten damit unsere Tütensuppen, die uns nachts leider dazu zwangen, das "Freiluftklo" zu besuchen, was nicht ungefährlich war, denn der Zugang war eisig und rutschig. Am nächsten Morgen war es nebelig und wir konnten unmöglich absteigen. Mein Mann inspizierte allein die Gegend und wir 3 Mädchen ängstigten uns zu Tode, denn das Hüttenbuch verzeichnete zahlreiche Todesfälle am Nollen. Noch eine Nacht in der Guggihütte! Handy gab es noch nicht und die arme Frau Wasem machte sich sicherlich große Sorgen. Am folgenden Tag war das Wetter gut und wir stiegen heil ab zur kleinen Scheideck, wo wir unseren beträchtlichen Hunger mit Schokolade stillten.
Als wir weiter nach Zermatt aufbrachen, telefonierte Frau Wasem mit der dortigen Herbergsmutter, die uns strikt jedwede Bergtour verbieten sollte - tat sie auch, doch wir brachen schon früh um 3 Uhr auf, als es niemand bemerkte und erstiegen erfolgreich das Metttelhorn.
Gott sei Dank: meine Kinder haben einen solchen Unsinn nicht gemacht!

Bergmax hat gesagt: Hi Omaevi,
Gesendet am 31. August 2012 um 14:42
danke für Deinen Kommentar, der mich doch zum Schmunzeln brachte - ist schließlich nochmal gut ausgegangen!
Die Tour muss für Euch sicher ein recht eindrucksvolles Erlebnis gewesen sein: zum ersten Mal in den Bergen und dann gleich zwei Mal wild übernachten...

Wie kamt Ihr eigentlich auf die Idee, gerade zu dieser Hütte zu gehen, die ja eher unbekannt ist und von unten nicht wirklich einladend aussieht?

Omaevi hat gesagt: RE:Hi Omaevi,
Gesendet am 31. August 2012 um 15:57
meine (damals) spätere Schwiegermutter hatte bei einem Wengen Besuch die damalige Herbergsmutter vom "Zwirgi" kennengelernt und glaubte uns 3 Mädchen dort während der großen Ferien in guten Händen. Mein Freund (jetzt Ehemann) ist uns heimlich nachgereist, was auch noch Ärger einbrachte, denn so etwas tat man nicht! Wer uns konkret den Tipp mit der Guggihütte gegeben hat, weiß ich nicht mehr. Frau Wasem war bestimmt noch nicht dort oben. Auf jeden Fall hatte niemand mit unserer Unternehmungslust gerechnet, denn wir sind brav mit dem Zug angereist und dann weiter zum Genfersee und nach Zermatt getrampt. Nach der Trainingstour aufs Mettelhorn wollten wir auch noch aufs Breithorn als unseren ersten Viertausender, doch nach Querung des Theodulgletschers ohne Kopfbedeckung und Sonnenbrille bekam ich auf der Testa Grigia den Höhenkoller - das große Heulen - und das Projekt wurde aufgegeben. Ausserdem hatten wir wieder viel zu wenig Proviant mit. Wenn die netten Bergsteiger uns nicht von ihren Schätzen (Brot, Speck, Schokolade...) abgegeben hätten...wer weiß, ob wir den Abstieg zu der wütenden Herbergsmutter geschafft hätten?
Gern würde ich ein Foto von mir vor der Guggihütte einstellen - mit diesen herrlichen, alten Hüttenschuhe und dem selbst gestrickten Pullover, doch ich glaube, es geht in diesem Modus nicht, oder kannst du mir helfen?
LG
Oma Evi

alpinbachi hat gesagt:
Gesendet am 31. August 2012 um 14:41
Das T3 für die alte Hütte fand ich auch etwas sehr „sportlich“…
Der heutige Weg war noch vor 15 Jahren Eisschlag gefährdet. Der alternativ- Aufstieg führte nach der Bachquerung, (dort wo man kurz eine Moräne aufsteigt und dann deutlich nach rechts auf eine grössere Grünfläche gelangt) senkrecht in die Höhe. Es sind noch Markierungen (rote Punkte) vorhanden. Oben nach den Kraxelstellen bei dem grossen Schneefeld führen die Wege wieder zusammen. Wäre mal noch ein Plan für eine künftige Guggihütte Besteigung… LG Bachi

Bergmax hat gesagt: Alternativer Aufstieg
Gesendet am 31. August 2012 um 14:51
Auf der Landeskarte kann man noch erahnen, wo diese Route hochging - sieht wirklich interessant aus, aber könnte auch gefährlich sein (Steinschlag? Eisschlag?). Mangels besseren Wissens hielt ich mich lieber an die blau-weissen Markierungen.

@ alpinbachi: Dein Bericht hat mich zu der Tour überhaupt erst inspirirt - gut gemacht!

@ Zocky: Danke für das Lob - bei einer solchen Kulisse fällt es leicht, gute Fotos zu machen!

Viele Grüße, Bergmax

alpinbachi hat gesagt: RE:Alternativer Aufstieg
Gesendet am 31. August 2012 um 15:41
Eisschlag wohl weniger, das war eher auf dem jetzigen Weg um den Pt 2185 von Guggigletscher her, als das Teil noch mächtiger war. Steinschlag ist wohl immer ein Thema, vor allem von Tieren. Mein grösstes Problem waren damals Steinböcke auf dem Weg(lein) die ich waghalsig umgehen musste. Und eine „steile“ Steilstufe… War im Abstieg dann irgendwie auf dem heutigen Hüttenweg gekommen und wunderte mich, da ich den Aufstieg irgendwie anders in Erinnerung hatte… Am Schluss Stand ich hinter einem grossen Schild auf dem vorne Stand: „Gesperrt Eisschlag“ Na Bravo (-:
Die Hütte ist absolut top, schön hat es Dir auch gefallen! Wenn Du solches Gelände magst, Lohnerhütte besuchen (-:
LG Bachi


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