Überschreitung der Muntiggalm (via S-Couloir) und Geisshöri bis zur Geissflue
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Nach dem Lösen des Tickets für die Bewilligung zur Weiterfahrt in Zwischenflüh erreichen wir den Parkplatz Seeberg noch in der Morgenfrische; die ersten Meter laufen wir noch recht warm angezogen hoch – starten bei einer Unmenge eingesammelter Hundescheisse-Säckchen (davon später). Bereits auf dieser Höhe bewundern wir nicht nur das stattliche Niderhore, sondern vor allen Dingen die von uns auserwählte Gratüberschreitung: Muntiggalm, Geisshöri und Buur zeigen sich im bestem Licht.
Kurz vor der Alpwirtschaft Seebergsee, im Sonnenschein angelangt, gibt’s eine Tenu-Erleichterung; noch lassen wir jene unberücksichtigt und streben zügig auf dem Fahrweg weiter – die Alp Stiereberg ist unser nächstes, einfaches Ziel. Über dem Seebergsee erheben sich vor prächtig blauem Himmel unsere heutigen Ziele – der See selbst schon ist die Reise wert, so idyllisch ist er in die Landschaft eingebettet!
Bei der Alpwirtschaft zweigen wir ab und gewinnen über erst noch sanften ansteigende Weiden via Südhang den Anfang des zu beiden Seiten von Felsen geprägten Süd-Couloirs. Hier ist die Grashalde bereits derart steil, dass wir die Pickel zu Hilfe nehmen (einmal mehr bewährt sich dieses Instrument in arg steilen grasigen Hängen!). Je weiter wir uns nach oben „vorkämpfen“, desto deutlicher wird uns, dass es doch noch wenige etwas abschüssige Passagen gibt (deshalb die Reepschnur zu meiner Sicherung …) – und v.a.: in den letzten felsigen Passagen, inklusive das zu traversierende Felsband, sitzen die Steine in der Regel locker L … Doch dank guter Routenwahl von Ursula schaffen wir den Übergang zum flacheren nordwestseitigen Gipfelhang der Muntiggalm auf einem kurzen schmalen Felsbändchen gut. Die letzten Meter zum Gipfel sind nun leicht zu begehen – und oben freuen wir uns sehr, haben wir doch die in unserer Vorbereitung auserkorene Zustiegsvariante gemeistert! Es wird – so viel bereits jetzt – die für heute anspruchsvollste Etappe bleiben …
Nach einem nur kurzen Halt, dem fantastischen Tiefblick auf den Seebergsee, die umliegenden Berggipfel (die Chumigalm erweist sich als ein weiteres Gipfelziel …) und auf den nun bevorstehenden, anregend aussehenden, Grat steigen wir etwas ab zu dessen Beginn.
Unser Freund Jumbo hat uns nach seiner kürzlich erfolgten Tour über die beiden Gipfel den Rat gegeben, die Begehung in Nord-Süd-Richtung zu absolvieren – wie Recht hat er doch: in diesem Fall strebt man grundsätzlich aufwärts auf dem Grat dem Geisshöri zu. Der Grat zieht sich beinahe zu kurz dahin: ein manchmal luftiger Blick in die senkrecht zum Seebergsee abfallenden Felswände, mal etwas schmalere Gratabschnitte (wo auch zur Linken [Westen] weniger Gelände vorhanden ist), mehrheitlich jedoch gut machbares Gehgelände auf schmaler Spur – und doch einige Kraxelstellen im meist sehr festen und gutgriffigen Fels (so wie ich es liebe) – machen die Grattour zu puren Vergnügen! (sogar für mich J …)
Noch ist auf dem Gipfel keine Mittagsrast angesagt; wir entschliessen uns diese auf der nächstfolgenden deutlichen Erhebung nach unserem Abstieg vorzunehmen – nach einem kurzen Abstecher von Ursula auf den ersten vorgelagerten Westsporn, beschliessen wir nicht das breite Couloir (gegen Westen), sondern das sehr rutschige nördliche unter die Füsse und den dem Hauptgipfel vorgelagerten Nordgipfel mit zu nehmen. Auf der zwar guten Spur rutsche ich dann in der Tat (trotz Stöcken) aus, ohne Folgen jedoch – bald sind wir am kurzen Wiederanstieg über eine schrofig-felsige Passage zum erwähnten Vorgipfel. Und es zeigt sich auch hier, dass über den Grat – immer nordwärts haltend – eine rechte gut begehbare Abstiegsvariante auszumachen ist.
So naht, nach Passieren des Übergangs bei P. 1921, das Mittagessen: der Wiederanstieg zum Buur ist völlig problemlos – so geniessen wir (rückblickend) die tolle Gratüberschreitung, kombiniert mit dem etwas speziellen Anstieg zur Muntiggalm.
Doch anschliessend bietet auch der Abstieg vom Buur noch Überraschungsmomente: im hohen „Gemüse“, gespickt mit uneinsehbaren Löchern und wenigen kleinen Felsen, gestaltet sich der Abstieg zwar ungefährlich, doch anspruchsvoll.
So sind wir beinahe froh, erreichen wir wieder einfaches Gehgelände – der Anstieg am kleinen, lauschigen Geissflue-Seeli vorbei zur Geissflue ist nur noch Zugabe: über moderate Weidehänge gewinnen wir rasch diese Flue; welche doch talwärts, Richtung Menigbach, ihrem Namen gerecht wird …
Zurück wandern wir nun einfach über den Sattel (P. 1831) auf ausgeprägten Spuren zur Alpwirtschaft Seeberg, wo wir kurz innehalten und Flüssigkeiten zu uns nehmen - und sehr leckeren Käse einkaufen.
Nach dem kurzen Abstieg zum Parkplatz Seeberg treffen wir dort den hiesigen Älpler an und sprechen ihn auf die dort deponierten Hundescheisse-Säcke an. Sicher zwei Dutzend habe er eingesammelt – jemand müsse dies ja tun; und ist mit uns (die wir weitere solche Päckchen entdeckt haben – zum Teil gut in Felsspalten „versteckt“) derselben Meinung; ich formuliere es so: ein Armutszeugnis für die Halter – er zusätzlich: weniger schlecht wäre ja, die Scheisse liegen zu lassen, ohne sie noch in kaum verrottbare Säcke einzufüllen …
Doch darob ging nicht vergessen, dass wir eine ausnehmend schöne, echt anregende Tour im geliebten Diemtigtal unternehmen konnten – wir kommen wieder!
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