Brünnstein (1.634 m) vom feurigen Tatzelwurm über den Dr.-Julius-Mayr-Klettersteig


Publiziert von Ovidam , 29. August 2012 um 00:19.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Bayrische Voralpen
Tour Datum:28 August 2012
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2- (WS-)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von München via A8 und Inntalautobahn nach Brannenburg, weiter auf die Mautstrasse zum Tatzelwurm/Sudelfeld, an der Abzweigung zum Tatzelwurm noch ein paar Meter weiter geradeaus (nicht abbiegen) und dann auf den ausgeschilderten Waldparkplatz.

Der Brünnstein dürfte einer der schönsten Aussichtsberge des Bayerischen Voralpenlandes bzw. Mangfallgebirges sein. Mit seiner exponierten Lage östlich des Wendelsteins als Eckpfeiler vor dem Inntal hat man vom Gipfel wie auch schon vom südlich vorgelagerten Brünnsteinhaus einen sensationellen und durch keine anderen Berge verdeckten Blick Richtung Kaisergebirge, Hohe Tauern, Großglockner, Großvenediger und Zillertaler Alpen incl. Olperer.

Nebenbei bietet das Brünnsteinhaus zahlreiche schöne und mehr oder weniger spannende Anstiege und der Brünnstein selbst einen tollen Klettersteig, den Dr.-Julius-Mayr-Klettersteig, gebaut schon 1898 und benannt nach dem Erbauer desselben und des Brünnsteinhauses.

Der Brünnstein ist unschwierig zu erreichen, allerdings kein Wanderberg und auch eine gewisse Kondition ist von Nutzen. Der Klettersteig wie auch der leichtere Normalweg setzen absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sowie etwas Klettergewandtheit voraus. Für gut ausgerüstete Familien mit Bergerfahrung (das ist aber Voraussetzung) aber ist der Brünnstein gut machbar und gerade für die Kinder eine spannende Tour, bei der keine Langeweile aufkommt. Weil es auf der von uns gewählten Route einige Gegensteigungen gibt, kommen ca. 1.000 Höhenmeter zusammen, weshalb wir die Tour als Familientour - auch wegen der tollen Hütte - auf 2 Tage gestreckt haben. 

1.Tag : Von Brannenburg zum feurigen Tatzelwurm und über Schoißer- und Groß-Alm zum Brünnsteinhaus

Am ersten Tag fuhren wir (meine Frau, meine Tochter und ich) von Brannenburg auf die Tatzelwurm-Mautstrasse (2.- € pro Auto). An der Abzweigung zum Wirtshaus zum Feurigen Tatzelwurm geradeaus weiter und nach einigen Metern links weg zum ausgeschilderten Waldparkplatz auf knapp 800 m Höhe. Dort schon das Schild zum Brünnsteinhaus: 2,5 h.

Zunächst auf breitem Waldweg in knapp 30 Minuten hinauf zur Schoißer-Alm und auf breitem Fahrweg weiter in Richtung Brünnsteinhaus. Nach kurzer Zeit sieht man schon eindrucksvoll den Brünnstein. Nach ca. 45 Minuten zweigt rechts ein Weg in den Wald ab (Brünnsteinhaus über Seelacher Alm: 2,25 h). Dieser Weg ist länger, aber einfacher, weshalb wir ihn für den Abstieg gewählt haben. Wir bleiben weiter auf dem Fahrweg, bis ebenfalls ein Weg in den Wald abzweigt (Brünnsteinhaus über Großalm: 1,5 h). Nun geht es steil in Serpentinen und über zahlreiche Bachläufe im Wald bergauf. Dazwischen immer wieder über kleinere Schrofen und eine größere, die mit einem Drahtseil gesichert ist, was wegen der feuchten Felsen sehr hilfreich ist. Dann kommt man an der Großalm (1.119 m) ins Freie, wo sich ein herrlicher Brotzeitbaumstamm befindet.

Ab hier zunächst über eine Wiese und dann wieder in den Wald. Man umrundet an der Ostseite den Brünnstein. In den Waldlücken kann man erste Blicke nach Süden in die Hohen Tauern genießen. Hier haben wir am späten Nachmittag kurz unterhalb des Weges ein großes Gemsenrudel gesehen, daß sich kaum von uns stören ließ. Zuletzt noch zwei drahtseilgesicherte etwas luftige Passagen, eine davon mit einer Gitterbrücke drunter, dann kamen wir nach ca. 2,5 h am Brünnsteinhaus (1.342 m) an.

Der Blick nach Süden unbeschreiblich in die österreichischen Hochalpen und in das Kaisergebirge, die Terrasse herrlich und das Haus überaus schön und komfortabel für eine Alpenvereinshütte: alles renoviert mit hellem Holz und viel Glas, saubere Gaststube mit Ausblick, wunderschöne Zimmerlager und Matratzenlager, schöne Waschräume, tolles leckeres Essen und eine supernette Hüttenwirtin. Dazu am abend eine Füchsin nebst Jungem, die am Haus vorbeispaziert ist. Meine Tochter und die anderen Kinder waren begeistert.   
 
2. Tag: Vom Brünnsteinhaus über den Dr.-Julius-Mayr-Klettersteig auf den Brünnstein und über den Normalweg wieder zurück zum Brünnsteinhaus,  Abstieg über Himmelmoos- und Seelacher Alm

Der Dr.-Julius-Mayr-Klettersteig beginnt direkt an der Terrasse des Brünnsteinhauses. Nachdem wir meine Tochter dabei hatten, waren wir mit einfachen Klettersteigsets sowie Helmen und einer Reepschnur ausgerüstet, um meine Tochter zusätzlich zu sichern. Damit waren wir verglichen mit anderen Begehern sehr gut ausgerüstet, andererseits war unsere Tochter das einzige Kind, das an diesem Tag auf diesem Weg auf den Gipfel durfte.

Nach einigen Serpentinen im Wald beginnt der Fels und es beginnen die ersten Drahtseile. Nach knapp 30 Minuten ist man am berühmten Felsspalt, durch den der Weg sich zwängt ... sehr spektakulär. Danach geht es mit Hilfe von Treppen, Eisenstiften oder im leichten felsigen Klettergelände und fast immer (es gibt kleinere unproblematische Lücken in der Drahtseilführung) an einem guten Drahtseil steil bergauf, immer wieder ausgesetzt und luftig, dann auf einem Sims und zuletzt wieder kletternd im guten 1er-Gelände, bevor man nach knapp 1 h an der Gipfelkapelle ankommt. Schwierig wird das Klettern nie, aber die Exponiertheit setzt schon Bergerfahrung voraus. Meine "Mädels" hatten jedenfalls einen Riesenspaß, natürlich vor allem im Felsspalt.

Der Weiterweg zum Gipfelkreuz ist eine Frage der Trittsicherheit: ca. 50 m auf exponiertem Grat ohne Sicherung auf angedeutetem Weg hinüber zum Kreuz. Der Blick ist atemberaubend, jetzt nicht nur nach Süden, sondern nach allen Seiten auch nach Norden zu Sims- und Chiemsee sowie zu Heuberg, Wasserwand und Kitzstein. Denselben Blick gibt es natürlich auch an der Kapelle, man muß also nicht zum Kreuz.

Hinunter geht es über den Normalweg, welcher gleich unterhalb der Kapelle beginnt. Die ersten ca. 50 Hm über leichten Fels in Serpentinen am Drahtseil hinunter fordern noch einmal Konzentration, dann geht es auf einfachem Weg in ca. 45 Minuten zurück zum Brünnsteinhaus, wo eine verdiente Brotzeit wartet.

Zurück haben wir uns für den Weg nach Westen über die Himmelmoos- und Seelacher-Alm (sehr schöne Almen mit jeweils zahlreichen schönen Kühen) entschieden, der landschaftlich sehr schön ist, für den aber nach der Himmelmoos-Alm (1.326 m) nochmal ca. 150-200 m Gegenanstieg bewältigt werden müssen, da man den Brünnstein westlich umgehen muß. An einem Weiderost geht es rechts ab zur Seelacheralm. Nach Überschreiten des Kamms bei ca.1.500 m hinunter zu dieser auf ca. 1.300 m. Dann zunächst auf einem Fahrweg hinunter und bei einem Wegweiser links weg in eine Pferdeweide und wieder in den Wald. Der Weg mündet kurz oberhalb der Schoißeralm in den Aufstiegsweg. Dann wieder hinunter zum Waldparkplatz, den wir nach gut 2,5 h ab Brünnsteinhaus erreichten.

Schee war's!
  

Tourengänger: Ovidam


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