Dufourspitze mit Hindernissen
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Für der 24.7.2012 hatten Eugen und ich uns die Dufourspitze, ggf. in Verbindung mit Nordend vorgenommen. Durch 2 Touren schon akklimatisiert sollte jetzt der höchste Berg der Schweiz in Angriff genommen werden. Vielleicht deshalb hatte Eugen die gute Idee, dass ich ihn ab Rotenboden begleiten könnte. Dies hätte zumindest für mich bedeutet, dass zu den 1800 Hm Aufstieg noch einmal schlappe 250 Hm im Auf- und Abstieg hinzugekommen wären.
Nein, das war doch des Guten zuviel.
Ich machte mich also am Montag gemütlich auf den Weg, nahm die Bahn bis Rotenboden und dann den Wanderweg zur Hütte. In den letzten 5 Jahren hatte sich aber auch hier im Hüttenzustieg viel verändert: 2 Leitern und eine Brücke waren nötig, um den Weg Richtung Gletscher fortsetzen zu können.
Kurz bevor ich diesen betreten konnte, passierte es dann. An einer glatten, mit Sand und losen Steinen bedeckten Stelle kam ich ins Rutschen und befand mich im null Komma nix ca. 3 Meter tiefer auf den Rücken liegend. Noch im Fallen dachte ich;“ Das kann doch nicht wahr sein, dass dir das an dieser Stelle passiert!“ Ein Bergführer, der sich mit Gästen auf dem Gletscher befand und mein Malheur gesehen hatte, kam sofort herbeigeeilt und fragte, ob ich mir weh getan hatte. Zum Glück hatte ich bis auf einen aufgeschürften Arm und einem angestoßenen Zeh keine nennenswerten Blessuren davon getragen. Meine Brille war aber ganz verbogen und außerdem fehlte ein Glas! Etwas zittrig holte ich erst einmal meinen Kulturbeutel heraus um dann mit schmutzigen Händen Kontaktlinsen ins Auge zu setzten. „Lass bloß die Linse richtig sitzen und nicht vielleicht noch herunter fallen!“ dachte ich beim Einsetzten. Es ging gut und dann machte ich mich auf die Suche nach dem Glas. Wer eine Brille mit Gleitsicht besitzt, weiß warum. Und tatsächlich, nach einer Weile konnte ich das Brillenglas zwischen den Steinen unversehrt entdecken! Jetzt Steigeisen an und dann Richtung Hütte.
Der Weg über den Gletscher ist mit Stangen gut markiert, zieht sich aber und ist schon recht mühsam. Nach dem Gletscher führt ein zum Teil mit fixen Seilen, Holzbrettern und Eisenbügeln bestückter Weg zur Hütte.
Über die Hütte kann man nur Gutes sagen: Neu, hell, freundlich, mit einer großzügigen Sonnenterasse. Auch die Schlafsäle waren vom Feinsten: In ausreichend hohen Räumen hatte jedes der 6 Betten noch genügend Abstellfläche für Rucksack und private Dinge.
Etwas Sorgen bereitete mir mein angeschlagener Zeh. Er war etwas blau, tat aber nicht wirklich weh. Würde ich eine Tour in der Länge durchhalten können?
Um 2 Uhr beim Frühstück traf ich auf Eugen, der in gewohnter Manier von Naters losgelaufen war und dem man wie immer keine Müdigkeit oder gar Erschöpfung anmerkte. Um 2.45 Uhr waren wir startklar und gingen recht angenehm den Steinmännchen nach über Steinplatten Richtung Gletscher. Die Spaltenzone wurde ebenfalls problemlos gemeistert. Dann schieden sich die Geister: während 2 Seilschaften mit Bergführer den Aufstieg über den Westgrat wählten, gingen wir weiter Richtung Silbersattel. Das Couloir selber präsentierte sich wie aus einer anderen, märchenhaften Welt: die Felsen waren weiß und mit einer Eisschicht überzogen, die fixen Seile tief gefroren mit Eisklumpen an den Enden und Wolken nahmen die Sicht nach oben. Eugen stieg natürlich beherzt und gekonnt vor und lies sich auch von dem Blankeis nicht abschrecken. Ich hatte da deutlich mehr Mühe: schnell drang die Kälte durch meine Handschuhe und ließ meine Finger taub und gefühllos werden. Damit konnte ich mich weder gut an den Fixseilen halten, noch Karabiner zu schrauben. Auch sonst fror ich erbärmlich. Und dann passierte es: gerade, als ich nach oben sah, kam mir ein Eisstück entgegen und traf mich an der Stirn. „Mist, das hat aber weh getan“, waren meine Gedanken und dann merkte ich, dass ich am Auge blutete. In Ermangelung eines Spiegels hoffte ich, dass ich nicht vollkommen blutverschmiert durch die Gegend kletterte und machte mich weiter auf den Weg. Oben angekommen war der Restweg zum Gipfel recht einfach. Wir trafen dort auf eine Seilschaft, die von der Margherita Hütte aufgestiegen war. Schnell ein paar Fotos vom Gipfel, denn der Wind wehte böig und kalt um uns und dann wieder zurück zum Silbersattel.
Dort sah Eugen, dass am Nordend der Weg gut gespurt war. Also nichts wie hin, denn mit nur einer Stunde Aufwand mehr konnten wir auch noch den zweit höchsten Berg der Schweiz besteigen. Im Gegensatz zur Dufourspitze war es hier windstill und sonnig, was mir deutlich mehr entgegen kam. Den Aufstieg schafften wir schnell und das Klettern vor dem Gipfel war unter den Bedingungen einfach und genussvoll. Nach einer kurzen Pause machten wir uns dann an den langen Abstieg zur Monte Rosa Hütte, wo wir endlich um 15.30 Uhr ankamen.
Was bleibt jetzt noch zu sagen? Der Weg nach Rotenboden musste wieder gegangen werden, die vorletzte Bahn war knapp weg, sodass wir noch fast eine Stunde auf die nächste warten mussten. Der Zeh hatte mir die lange Tour natürlich schon etwas übel genommen und musste in den Tagen danach gepflegt und geschont werden und auch das blaue Auge erinnerte mich noch die nächste Woche an unsere lange, aber lohnenswerte Tour.
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