Vorderer Brochkogel (3565 m) - Überschreitung
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Was gibt es über den Vorderen Brochkogel zu sagen? Eigentlich nicht viel und genau das macht seinen Reiz aus. In der Ötztaler Gletscherwelt um die Wildspitze hält er sich etwas im Hintergrund und lässt die Massen an seinem Fuß vorbei zum zweithöchsten Berg Österreichs pilgern - auf den Vorderen Brochkogel geht fast niemand und das ist gut so! Über den Südostgrat führt ein nicht besonders schwieriger, gletscherfreier Anstieg zum Gipfel, sodass der sechsthöchste Berg der Ötztaler Alpen bei optimalen Bedingungen tatsächlich als "Wanderberg" durchgeht; auf der beschriebenen Rundtour kommt man dann aber doch in Kontakt mit dem Gletscher. Möchte man die Tour nicht als Eintages-Gewalttour durchführen, hat man mit der Breslauer Hütte und der Vernagthütte zwei Optionen für eine Unterkunft. Die Ausblicke vom Vorderen Brochkogel sind phantastisch und der Blick hinüber zur alles überragenden Wildspitze sucht seinesgleichen.
Start in Vent. Unter der Bergbahn leitet ein netter Steig hinauf zum Restaurant "Auf Stablein". Dort sorgen "Katherine, Katherine" und "Fiesta Mexicana" für eine Beschleunigung der Schrittfrequenz - man muss sich ja nicht auch noch einen Ohrenschaden holen auf dieser langen Tour. Außerdem hat die Bergbahn soeben mit dem Auswurf der akustisch offensichtlich belastbaren Seilbahntouristen begonnen, die sich um das Seilbahngebäude scharen. Vielleicht sind sie auf der Suche nach Rex Gildo...
Weiter auf dem breiten Hüttenweg zur Breslauer Hütte, mittlerweile eigentlich ein Hüttenkomplex. Sie ist Stützpunkt für den kürzesten Anstieg zur Wildspitze und daher meist sehr gut besucht.
Wir queren das Mitterkar auf dem Seufertweg. Wo der Weg in südliche Richtung umbiegt, steht ein Wegweiser zum Vorderen Brochkogel. Hier wird der Weg verlassen und es geht (weglos) über einen harmlosen Schutthang in westlicher Richtung hinauf zum Südostkamm des Vorderen Brochkogels (großer Steinmann).
Auf dem Kamm ist bald eine deutliche Trittspur ausgeprägt, die stets in Kammnähe durch Schutt - ab und zu gewürzt mit ein paar unschwierigen Kraxelstellen (bis I) - hinauf zu einem Vorgipfel führt. Dort ist es nicht mehr weit bis zum Gipfel mit dem kleinen, roten Holzkreuz. Zunächst am breiten, schuttigen Grat etwas abwärts. Dann schnürt sich der Grat zusammen und leicht ausgesetzt kraxelt man hinüber zum Gipfelaufbau (bis I). Über eine kurze, unschwierige Rinne hinauf zum höchsten Punkt.
Wer klug ist, wählt den Anstiegsweg auch für den Rückweg. Die anderen folgen dem Kamm weiter in nördlicher Richtung. Sofort wird man der enormen Brüchigkeit des Geländes gewahr: Blöcke in der Größe eines Autoreifens verlagern ihren Massenschwerpunkt hinunter ins Mitterkar, wo die Hundertschaften der Wildspitz-Aspiranten ungläubig gaffen, ob sich tatsächlich jemand dort oben befindet. Die Frage ist schnell geklärt, denn anhand der Position der Staubwolken und der stürzenden Blöcke lässt sich die Gratbegehung vom Mitterkar aus bestimmt gut mitverfolgen. Immer am Grat entlang (die Flanken sind - man glaubt es kaum - noch brüchiger und verrutschen bereits von selbst) geht es weiter in Richtung Vernagtjoch. Nach einem kurzen, entspannteren Stück wird's nochmal anspruchsvoller, bevor man endlich am Vernagtjoch ankommt (höllisch brüchig; nur wenn man die schwierigeren Passagen in den riskanten Flanken umgeht I, sonst II).
Der Abstieg vom Vernagtjoch zum Mitterkarferner ist ohne Suizid-Absichten aufgrund des Gletscherschwunds nicht zu verantworten (nahezu senkrechte, in Auflösung begriffene Flanke). Stattdessen bleibt der Abstieg über Kleinen und Großen Vernagtferner zur Vernagthütte. Unangenehm bröselig geht's hinunter zum Gletscher. Der Kleine Vernagtferner wird in westlicher Richtung gequert, ehe es nahe eines Felssporns auf dem Großen Vernagtferner in südöstlicher Richtung angenehm bergab zu einem Schrofenrücken geht, der den Gletscher teilt. Dort erreicht man eine Trittspur, die - bald markiert - in südlicher Richtung zur ehemaligen Randmoräne leitet (kurzer Gegenanstieg). Auf der Moräne hinab zur Vernagthütte.
Auf dem Hüttenweg hinab zur Brücke über den Vernaggbach. Auf der anderen Seite zweigt rechts der Weg nach Rofen ab. Durch die begrünte Flanke geht es hoch über dem Vernaggbach in südöstlicher Richtung dahin, bis sich der Weg nach Nordosten wendet und in Kehren hinunter ins Rofental führt. Dort wird ein Schotterweg erreicht, dem man nach Rofen folgt.
In Rofen überquert man die imposante Klamm der Rofenache auf einer Hängebrücke. Jenseits auf gutem Wanderweg zurück nach Vent zur Luxuslimousine. Der Weg ist kalt im Abendlicht, kein Regen fällt und das stört uns nicht...
Schwierigkeiten:
Von Vent zur Breslauer Hütte: T2.
Über Südostgrat zum Vorderen Brochkogel: T4, I.
Abstieg über Nordgrat zum Vernagtjoch: T5, I (höllisch brüchig, abzuraten; nur I, wenn man in die Flanken ausweicht).
Vom Vernagtjoch über Kleinen und Großen Vernagtferner zur Vernagthütte: L (am Gletscher), T2.
Von der Vernagthütte nach Vent: T2.
Fazit:
Eine landschaftlich sehr ansprechende 5*-Rundtour mit zwei Stützpunkten. Während der Anstiegsweg auf den Vorderen Brochkogel erstaunlich unschwierig ist, kann der Abstieg über das Vernagtjoch nur Liebhabern von brüchigem Terrain empfohlen werden - nicht ohne Risiko! Als Tagestour recht lang.
Mit auf Tour: Bäda und Hermann.
Kategorien: Ötztaler Alpen, Hochtour, 5*-Tour, 3500er, T5.
Start in Vent. Unter der Bergbahn leitet ein netter Steig hinauf zum Restaurant "Auf Stablein". Dort sorgen "Katherine, Katherine" und "Fiesta Mexicana" für eine Beschleunigung der Schrittfrequenz - man muss sich ja nicht auch noch einen Ohrenschaden holen auf dieser langen Tour. Außerdem hat die Bergbahn soeben mit dem Auswurf der akustisch offensichtlich belastbaren Seilbahntouristen begonnen, die sich um das Seilbahngebäude scharen. Vielleicht sind sie auf der Suche nach Rex Gildo...
Weiter auf dem breiten Hüttenweg zur Breslauer Hütte, mittlerweile eigentlich ein Hüttenkomplex. Sie ist Stützpunkt für den kürzesten Anstieg zur Wildspitze und daher meist sehr gut besucht.
Wir queren das Mitterkar auf dem Seufertweg. Wo der Weg in südliche Richtung umbiegt, steht ein Wegweiser zum Vorderen Brochkogel. Hier wird der Weg verlassen und es geht (weglos) über einen harmlosen Schutthang in westlicher Richtung hinauf zum Südostkamm des Vorderen Brochkogels (großer Steinmann).
Auf dem Kamm ist bald eine deutliche Trittspur ausgeprägt, die stets in Kammnähe durch Schutt - ab und zu gewürzt mit ein paar unschwierigen Kraxelstellen (bis I) - hinauf zu einem Vorgipfel führt. Dort ist es nicht mehr weit bis zum Gipfel mit dem kleinen, roten Holzkreuz. Zunächst am breiten, schuttigen Grat etwas abwärts. Dann schnürt sich der Grat zusammen und leicht ausgesetzt kraxelt man hinüber zum Gipfelaufbau (bis I). Über eine kurze, unschwierige Rinne hinauf zum höchsten Punkt.
Wer klug ist, wählt den Anstiegsweg auch für den Rückweg. Die anderen folgen dem Kamm weiter in nördlicher Richtung. Sofort wird man der enormen Brüchigkeit des Geländes gewahr: Blöcke in der Größe eines Autoreifens verlagern ihren Massenschwerpunkt hinunter ins Mitterkar, wo die Hundertschaften der Wildspitz-Aspiranten ungläubig gaffen, ob sich tatsächlich jemand dort oben befindet. Die Frage ist schnell geklärt, denn anhand der Position der Staubwolken und der stürzenden Blöcke lässt sich die Gratbegehung vom Mitterkar aus bestimmt gut mitverfolgen. Immer am Grat entlang (die Flanken sind - man glaubt es kaum - noch brüchiger und verrutschen bereits von selbst) geht es weiter in Richtung Vernagtjoch. Nach einem kurzen, entspannteren Stück wird's nochmal anspruchsvoller, bevor man endlich am Vernagtjoch ankommt (höllisch brüchig; nur wenn man die schwierigeren Passagen in den riskanten Flanken umgeht I, sonst II).
Der Abstieg vom Vernagtjoch zum Mitterkarferner ist ohne Suizid-Absichten aufgrund des Gletscherschwunds nicht zu verantworten (nahezu senkrechte, in Auflösung begriffene Flanke). Stattdessen bleibt der Abstieg über Kleinen und Großen Vernagtferner zur Vernagthütte. Unangenehm bröselig geht's hinunter zum Gletscher. Der Kleine Vernagtferner wird in westlicher Richtung gequert, ehe es nahe eines Felssporns auf dem Großen Vernagtferner in südöstlicher Richtung angenehm bergab zu einem Schrofenrücken geht, der den Gletscher teilt. Dort erreicht man eine Trittspur, die - bald markiert - in südlicher Richtung zur ehemaligen Randmoräne leitet (kurzer Gegenanstieg). Auf der Moräne hinab zur Vernagthütte.
Auf dem Hüttenweg hinab zur Brücke über den Vernaggbach. Auf der anderen Seite zweigt rechts der Weg nach Rofen ab. Durch die begrünte Flanke geht es hoch über dem Vernaggbach in südöstlicher Richtung dahin, bis sich der Weg nach Nordosten wendet und in Kehren hinunter ins Rofental führt. Dort wird ein Schotterweg erreicht, dem man nach Rofen folgt.
In Rofen überquert man die imposante Klamm der Rofenache auf einer Hängebrücke. Jenseits auf gutem Wanderweg zurück nach Vent zur Luxuslimousine. Der Weg ist kalt im Abendlicht, kein Regen fällt und das stört uns nicht...
Schwierigkeiten:
Von Vent zur Breslauer Hütte: T2.
Über Südostgrat zum Vorderen Brochkogel: T4, I.
Abstieg über Nordgrat zum Vernagtjoch: T5, I (höllisch brüchig, abzuraten; nur I, wenn man in die Flanken ausweicht).
Vom Vernagtjoch über Kleinen und Großen Vernagtferner zur Vernagthütte: L (am Gletscher), T2.
Von der Vernagthütte nach Vent: T2.
Fazit:
Eine landschaftlich sehr ansprechende 5*-Rundtour mit zwei Stützpunkten. Während der Anstiegsweg auf den Vorderen Brochkogel erstaunlich unschwierig ist, kann der Abstieg über das Vernagtjoch nur Liebhabern von brüchigem Terrain empfohlen werden - nicht ohne Risiko! Als Tagestour recht lang.
Mit auf Tour: Bäda und Hermann.
Kategorien: Ötztaler Alpen, Hochtour, 5*-Tour, 3500er, T5.
Tourengänger:
83_Stefan
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