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Warum nicht einmal das Gross Leckihorn, frug sich Imseng und meinereiner hatte keinerlei Argumente dagegen. Also kurzentschlossen die 7 Bergsachen zusammengepackt und trotz dichtem Gewölk Richtung Furkapass aufgebrochen.
Mangels Erreichbarkeit kompetenter Stellen des Kompetenzzentrums, erteilten wir uns, den kurzen Dienstweg bemühend, eigenmächtig die Fahrbewilligung zur Oberstafel (2221m), wo wir um 9 Uhr zur Tour starteten.
Während des unteren Drittels der ersten Etappe war uns tatsächlich blauer Himmel samt Sonnenschein vergönnt, was sich jedoch bedauerlicherweise wenig später ins Gegenteil kehrte: den größten Teil des mittels Wegweiserstangen gut ausgeschilderten Hüttenaufsiegs absolvierten wir in dicker Nebelsuppe. Ziemlich genau 55 Minuten nach Abmarsch kamen wir an der eigentlich noch unbewarteten Rotondohütte (2571m) an. Zu unserer Überraschung war die Tür unverschlossen, da die beiden neuen, erfrischend jungen Hüttenwartinnen Jeanne und Tanja ab Nachmittag das "Richtfest" nach Umbau und Erweiterung (inkl. Spülmaschine, wie Jeanne süffisant bemerkte ) der Hütte durch die Sektion Lägern vorbereiteten.
In weiteres Erstaunen versetzte und dann die Anwesenheit eines SF-Reportage-Teams, welches mit diversen Innenaufnahmen beschäftigt war und sich durch uns als erste Gäste der Saison nicht beirren ließ. In Anbetracht der augenscheinlich bescheidenen Wetterverhältnisse - der dichte Nebel wollte sich einfach nicht lichten - machte sich das Team bereits Sorgen um den Rückflug. Wir hingegen hatten aus den gleichen Gründen arge Bedenken was die geplante Kletterei vom Chli zum Groß Leckihorn betraf. So entschieden wir nach reiflicher Überlegung der schlechten Sicht wegen das entsprechende Material (Klemmkeile, Expressen, Seil, etc.) gleich in der Hütte zu deponieren, um der Versuchung eines möglicherweise leichtsinnigen Unterfangens in einer uns unbekannten Gegend von vorn herein entgegenzuwirken.
Den Tourenplan nun um einen Gipfel reduziert, machten wir uns 'nen Chübel später auf den Weg, welcher nach wenigen Metern bereits auf ausgedehnten Schneefeldern zu liegen kam. Diesem Umstand war es geschuldet, dass wir leicht nach links abdrifteten und so Pt. 2609 südlich anstatt nördlich umgingen. Den kleinen Irrtum sogleich bemerkt, konnten wir dennoch ohne wesentlichen Zeit- und Höhenverlust in die markante Rinne unterhalb des Rottällihorns (2913m) einschwenken. Diese leitet einen direkt zum Leckipass (2892m), wo die "Alaska-Bar" steht. Jener Kuriosität schenken wir allerdings nicht die verdiente Beachtung, sondern wenden uns südwärts dem Nordgrat des Gross Leckihorn zu - inzwischen übrigens bei bestem Wetter, war ja klar .
Zunächst will eine etwas schuttige Schulter überklettert (I) werden, wonach ein kurzer Firngrat zum eigentlichen Aufstiegsgrat führt. Dieser präsentiert sich nun kompakter, durchgehend in gut gestuften Blöcken leicht (I) zu erklimmen, und so erreichten wir nach gut anderthalb Stunden ab Hütte das Gipfelkreuz des Gross Leckihorns (3068m). Zum höchsten Punkt, eine prägnante Felsnadel, gelangt man schließlich nicht direkt, sondern - zunächst ein paar Meter absteigend - wenig schwierig aber recht ausgesetzt über die Nordflanke.
Während der Gipfelrast erleben wir sämtliche Facetten des Bergwetters: von stark bewölkt bis Sonnenschein ist alles vertreten. Die ursprünglich geplante Überschreitung wäre problemlos machbar gewesen; aber eben, hinterher ist man immer schlauer.
Im Abstieg ersparten wir uns den "Umweg" über den Leckipass und wendeten uns noch vor der Schulter ostwärts, um die steile Schneeflanke grob Richung Pt. 2811 in kurzer Zeit abzurutschen. Hiernach zurück auf die Originalspur, welche jetzt bei guter Sicht völlig logisch und geradewegs zur Rotondohütte (2571m) leitet. Dort angekommen, genossen wir auf der Terrasse längere Zeit die Sonne und erfuhren nebenbei von Schorsch Oeschger hochinteressante Details des prähistorischen Handwerks. Grüessli an dieser Stelle! ;-)
Der Restabstieg weiterhin über reichlich Schnee zurück zur Oberstafel (2221m) war schließlich rasch erledigt, und so fand die kleine aber feine Hochtour als Tagesausflug im Witenwasserental ihr Ende.
(Tour mit Imseng)
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