SILVRETTA-SKITOUR:


Publiziert von hgu , 31. März 2012 um 16:53.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Silvretta
Tour Datum: 9 März 2012
Ski Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: Buin-Gruppe   CH-GR   A   A-V   Dreiländerspitz-Gruppe 
Zeitbedarf: 4 Tage
Strecke:diverse KM
Kartennummer:Tarasp oder Silvretta Kompass

Silvretta - Skidurchquerung

Hennekopf, Dreiländerspitz, Piz Buin und die Suche nach der Roten Furka!  


Geplant ist in vier Tagen eine Runde vom Madlener Haus zur Silvrettahütte, weiter zur Chamanna Tuoi, dann zur Weisbadener Hütte und wieder zurück zum Madlener Haus. Dabei sollen Hennekopf, Silvrettahorn, Dreiländerspitz und Piz Buin bestiegen werden.

Am Fr., 09.03.12 fahren wir noch nachmittags von Köln ins Montafon und übernachten in St. Gallenkirchen in einer netten Pension.

Am Samstag (10.03.2012) schweben wir um 10:30 Uhr von Partenen mit der Vermuntbahn nach Trominier hinauf und erreichen wenig später mit den Tunnelbussen das Madlener Haus auf der Bielerhöhe.

Um 12:15 Uhr starten wir zur geplanten Gewöhnungstour; zum Hennekopf.
Nach gut drei Stunden erreichen wir (Andreas, Dirk, Gerwald und ich) den Gipfel und genießen die tolle Aussicht bei bestem Skitourenwetter. Toller Schnee ermöglicht uns eine schöne Abfahrt und so genießen wir am späten Nachmittag auf der Terrasse vom Gasthof Buin nicht nur das Panorama der Silvretta sondern auch ein erfrischendes Getränk. 

Am Sonntag (11.03.2012) brechen wir nach dem guten Frühstück vom Madlener Haus mit vollem Gepäck auf. Wir möchten durch das Klostertal über die Rote Furka und den Silvrettagletscher zur Silvretta Hütte. Dort haben wir uns telefonisch für die Nacht angemeldet. Es soll die erste Station der Rundtour um den Piz Buin werden. 
Schlechteres Wetter ist prognostiziert - aber was wir im Klostertal dann erleben ist ein Whiteout von seiner besten Seite!
Nach 2 Stunden Auf- bzw. Weitstieg pausieren wir kurz oberhalb der Klostertaler Umwelthütte. Ab hier beträgt die Sicht noch 8,72 m, ohne jede Kontur oder sonstige Anhaltspunkte. Selbst die bisher spärliche Spur verschwindet und so stehen wir nun im undurchdringlichen Whiteout!
GPS ist (noch) nicht in unserem Fundus und so suchen wir vergeblich nach dem richtigen Weg.

Erst steigen wir östlich in die Sackgasse, dann 100 Höhenmeter retour und westlich vor die Felswand. Wieder retour und diesmal durch die Mitte hinauf. 
Hier sind wir wohl richtig, doch sehen können wir nichts. Schlussendlich sind wir auch noch 50 Meter zu hoch! Die Zeit rinnt dahin und unser vereinbarter Umkehrzeitpunkt ist gekommen. Also folgen wir unseren Spuren zurück zum Madlener Haus. Um 18:00 Uhr sitzen wir dort wieder in der warmen Stube und beziehen erneut unser schönes Zimmer Nr. 10!
Der nette Wirt von der Silvrettahütte hat Verständnis und muss auf vier Nachtgäste verzichten!

Da unser Plan der Umrundung vom Piz Buin nunmehr nicht mehr realisierbar ist, beschließen wir am kommenden Tag den Sturm auf die Dreiländerspitz und die Abfahrt zur Chamanna Tuoi durch die Fuorcla Vermunt.

Es wird ein langer aber auch prachtvoller Tourentag (12.03.2012)!
Schnellen Schrittes ereichen wir nach ca. 2 Stunden die Wiesbadener Hütte und werden als erste Tagesgäste mit einer Cola verwöhnt. Eine kurze Rast und weiter geht es über den Vermuntgletscher der Oberen Ochsenscharte entgegen. Hier haben wir eine prächtige Sicht in den Gipfelaufbau und den darunter liegenden steilen Nordhang der Dreiländerspitz. 
Mühsam ereichen wir -teilweise unter Einsatz von Harscheisen- das Skidepot am Westgrat und steigen in die 12-Zacker. 30 Minuten später teilen wir uns den Wintergipfel mit einigen Geologen, welche als Skitourengruppe auf der Wiesbadener Hütte zu finden sind. Das Gipfelkreuz auf dem Sommergipfel der Dreiländerspitz ist nur mit größerem Aufwand zu ereichen und so verzichten wir.

Eine rassige Abfahrt in tiefem Pulver dauert nur kurz, da wir nach Norden zur Fuorcla Vermunt queren. Mit 100 Meter Gegenanstieg nähern wir uns dem Piz Jeramias und legen hier eine letzte Sonnenpause ein. Wieder auf Abfahrtsski erreichen wir um 16:30 Uhr die Fuorcla Vermunt und staunen über den Sturm, der hier von Süden durch die Scharte pfeift. Die Osthänge unter dem Buin haben sich entladen und die Lawinen liegen  im oberen Talgrund des Übergangs. Nach dem moderaten oberen Teilstück wartet ab einer Höhe von ca. 2650 Meter ein steiler Südhang. Teile dieser Abfahrt sind bereits abgerutscht und der sichtbare Boden lässt erkennen, dass es sich um eine beträchtliche Grundlawinen gehandelt hat!
Wir fahren einzeln ab, queren behutsam den Hang und erreichen im stark gedeckelten Schnee gegen 17:00 Uhr die Chamanna Tuoi.
Wir sind die einzigen Gäste und werden toll versorgt!

Am Dienstag (13.03.2012) steigen wir dann morgens um 08:30 Uhr von der Chamanna Tuoi über die teils steilen Hänge und Rinnen zum Plan Rai hinauf.

Der Piz Buin ist unser Ziel!
Alte Spuren sind verweht; so können wir auf dem verblasenen und harten Untergrund unsere eigene Linie finden.
Den ersten Aufschwung haben wir nach knapp einer Stunde und 400 hm gemeistert und schauen zur Buinlücke hinauf.
Die geht! Mit Steigeisen und Pickel kommen wir das Couloir hinauf. Aber wir sind zu spät dran; der Schnee wird weich und wir haben auch nicht vor den direkten Weg zu nehmen. So spuren wir durch das nette Hochtal Plan Rai und schwenken bei 2850 Meter nach Norden auf die Fuorcla dal Cunfin zu. 
Kurz unter der Scharte erreicht der Hang die kritische Steilheit von über 30 Grad.
Tiefer Schnee, teils zerfahren und mit windgepressten Platten bestückt, machen den Aufstieg etwas beschwerlich. Die Sonne tut ein übriges und so rinnt uns der Schweiß in die Augen und sammelt sich auch in den Stiefeln.
In der Scharte atmen wir kurz durch und genießen den freien Blick zum Piz Buin. Im steilen Westhang unter dem Felsaufbau sind einige Skibergsteiger im Skidepot zu erkennen. Die meisten sind auf dem Rückweg!
30 Minuten später legen auch wir die Ski in den Schnee und tauschen die Bretter mit den Eisen.

Zum Gipfelsturm gerüstet stapfen wir langsam in der tiefen Spur aufwärts. Dirk gibt den Takt vor und so finden wir langsam aber sicher einen guten Rhythmus. In den Felspassagen gilt es hier und da auch richtig zu zupacken!

Zwischendurch werden Schuhe neu justiert oder ein Pickel angebunden.

Letztendlich erreichen wir gemeinsam und hochzufrieden den Gipfel des Piz Buin!

Wir genießen eine halbe Stunde alleine den Gipfel vom Piz Buin, das ist wirklich prachtvoll!

Den Rückweg zu den Ski bewältigten wir in der Schlüsselstelle mit Seilhilfe und ansonsten behutsam und vorsichtig!

Die Abfahrt über den Ochsentaler Gletscher wird gerade in den unteren Passagen wegen der schönen Steilheit zum Genuss! Wir queren über die Grüne Kuppe mit einem kurzen Gegenanstieg zurück zur Wiesbadener Hütte. Auf der prall gefüllten Sonnenterasse genießen wir ein kühles Getränk und einen Kaffee (zu Apothekenpreisen).
Das hier bestellte Nachtlager wird storniert und auf dem Madlener Haus wird beim urigen Edi das Zimmer Nr. 10 wieder reserviert und schon geht die Skifahrt weiter, dem Silvretta-Stausee entgegen.

Wir haben kurzfristig umdisponiert.
Die Ernte ist eingefahren und der Wunsch nach dem komfortablen Madlener Haus hat unsere Entscheidung gegen die Weisbadener Hütte erbracht.
Um 17:45 Uhr stellen wir unsere Ski ins Skiregal im Madlener Haus, um 18:00 Uhr spült warmes Wasser aus einer gut funktionierenden Dusche den Schweiß von unserer Haut und um 18:30 Uhr löffeln wir den ersten Gang des leckeren Nachtessens aus der Suppenterrine.

Die Zeit bis um 23:30 Uhr, als uns die Maria endlich aus der Stube kehrt, vergeht mit allerlei Gedanken an die tollen Touren die wir hier erlebt haben; läßt aber auch Raum für weitere Pläne, die noch zu konkretisieren sind!
   

Am Mi., (14.03.2012) geht es morgens per Tunnelbus und Vermuntbahn wieder hinab nach Partenen und auf üblichem Weg zurück nach Köln! 



 

Tourengänger: hgu


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