Nebelhorn NW-Grat, Rubihorn, Geißalphorn, Geißfuß, Entschenkopf, Zeiger


Publiziert von quacamozza , 27. November 2011 um 11:08.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:22 November 2011
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 6:45
Aufstieg: 2070 m
Strecke:Oberstdorf Nebelhornbahn-Seealpe-Rubihorn-Geißalphorn-Geißfuß-Entschenkopf-Gängele-Nebelhorn NW-Grat-Station Höfatsblick-Zeigersattel-Zeiger-Seealpe-Oberstdorf
Zufahrt zum Ausgangspunkt:B 14 nach Oberstdorf und zur Talstation der Nebelhornbahn (während der Revision der Bahn kostenlose Parkplätze, sonst sehr teuer 6 € / Tag)
Kartennummer:Topographische Karte 1:50 000 Allgäuer Alpen

Ganz kurzfristig ergab sich eine gute Gelegenheit, Oberstdorf mal wieder einen Besuch abzustatten und dabei die vielen bekannten Gipfel an einem Tag zu besteigen. Insbesondere interessierte ich mich dabei für den NW-Grat des Nebelhorns, der vom Gängele steil zum...nein, nicht zum Nebelhorngipfel, sondern auf den vorgelagerten pyramidenartigen Vorgipfel zieht, welcher durch eine gut 30 Meter tiefe Scharte vom eigentlichen Hauptgipfel getrennt ist.
Zum Schluss hing ich noch den kleinen Grasgipfel des Zeigers an, den ich vor einigen Wochen bei der *Laufbacher Eck-Überschreitung vergessen hatte. Außerdem war ich bisher noch nicht auf dem Geißfuß, da hat Jonas* mit seinem *Bericht für einen zusätzlichen Anstoß gesorgt.


Zur Schwierigkeit:
Nebelhorn NW-Grat: II+
(10m im unteren Abschnitt), II (am zweiten Aufschwung und durchgehend in der Gipfelwand) und I sowie T 5
Geißalphorn-Überschreitung: I, 1 Leiter und Fixseile
Im Übrigen eine leichte Wanderung bis T 3+, stellenweise seilversichert


Zur Ausrüstung:
Stöcke 
sind ausreichend, evtl. Kletterhelm


Start am Parkplatz Oybele-Festhalle neben der Talstation der Nebelhornbahn. Surprise, surprise-ich wollte schon die 6 € berappen, doch das Parken ist während der Revision der Nebelhornbahn kostenlos. Wahnsinn-da konnte ich doch glatt nachher noch ein paar Pralinen mehr im Café Gerlach mitnehmen...

Zu Fuß geht's weiter, hoch zur Erdinger Arena, an der schon fleißig für die Vierschanzentournee gearbeitet wird und zum Beginn des Faltenbachtobels. Durch diesen steil aufwärts und sodann auf einem breiten und steilen Fahrweg kräftig an Höhe gewinnend. Oben dann links über den Bach zu einem großen Masten der Nebelhornbahn und auf schönem Pfad zur Einmündung der Fahrstraße. Schließlich auf dieser zur Vorderen Seealpe (1265m).

Zeitbedarf: knapp 40 min


In der Nähe der Bahn sind sämtliche Wanderwegweiser bereits abgebaut, so dass man manchmal ins Überlegen kommt, wo's denn genau weitergeht. Der Weg über den Rossbichl, unter dem ich einige Gemsen traf, bis zum Niedereck, ist mir gut bekannt, so dass ich insoweit keinerlei Schwierigkeiten hatte. Vom Niedereck mit kurzem Auf und Ab, bis der Weg vom Unteren Geißalpsee einmündet und dann flugs auf den Gipfel des Rubihorns (1957m). Während letztes Jahr noch das Nebelmeer den Talblick verdeckte, lagen das Illertal und die Kirche von Oberstdorf dieses Mal zum Greifen nahe, teilweise noch im spätherbstlich kühlen Schatten. 

Zeitbedarf: 1 Std 47 min von der Nebelhornbahn-Talstation

Nun lief ich ja schon mit 700 hm pro Stunde, aber es gibt noch wesentlich Schnellere. Ein Bergsteiger (oder Bergläufer) trug 1 Std 27 min in großer Schrift ein, während der Nachfolgende die genau entgegengesetzte Philosophie vertrat und auf den Eintrag des Speed-Begehers in wesentlich kleinerer Schrift replizierte: "2,5 Std von Reichenbach-DAS ist normal".
Leistungsdruck auf dem Rubihorn...mir war schon im letzten Herbst aufgefallen, dass hier einige sehr verbissen zur Sache gehen, unabhängig vom Alter.  
Ich selber habe mir einige Kommentare anhören müssen, weil ich damals ebenfalls recht zügig lief (..."in Ihrem Alter geht das ja auch noch...", ...Sie machen das bestimmt nicht zum ersten Mal...")

Naja, jeder muss sein Tempo finden. Ich konnte meines während der Tour ganz gut halten. Vom vorangegangenen hohen Fieber hatte sich mein Körper gut erholt, der 17-stündige Dauerschlaf war wohl notwendig. Ein doch sehr beruhigendes Gefühl. Die Aussicht genoss ich jedenfalls ganz alleine. Eine seltene Erfahrung auf diesem vielbegangenen Gipfel.


Nach einer halben Stunde Pause und weiteren 23 min war das Geißalphorn (1953m) über die Felsstufe mit dem kurzen Drahtseil und der schrägen Leiter bestiegen.
10 Minuten Pause, dann eine weitere knappe Viertelstunde, und ich stand neben dem Windsack auf dem Geißfuß (1981m), dem dritten Gipfel am heutigen schönen Herbsttag.

Kurzer Abstieg in die Geißfußscharte (1924m) und ab Richtung Gängele mit einigem Höhenverlust. Sehr gut kann man von hier den Nordwestgrat des Nebelhorns studieren. Dieser sieht richtig wild aus. Am Gängele sind einige Seilverankerungen angebracht, die über steile Felsstufen hinweghelfen. Danach geht's zunächst steil auf die Grathöhe und noch weit, meist in der linken Flanke, zum Gipfel des Entschenkopf (2043m).

Zeitbedarf vom Geißfuß: knapp 1 Std


Der Entschenkopf ist ebenfalls ein toller Aussichtspunkt (schöner Blick zum Nebelhorn oder auch nach Oberjoch). Diesen Gipfel musste ich mir ausnahmsweise mit einigen anderen Wanderern und einem Hund teilen. Nachher kamen mir lediglich noch drei Bergsteiger/innen entgegen. Sehr wenig für dieses einmalig schöne Wetter. 

Zurück zum Gängele und noch kurz die ersten 40 Höhenmeter auf der anderen Seite wie auf dem Hinweg, dann stieg ich über den Nordwestgrat des Nebelhorns aufwärts.

Zunächst ist der Grat grasig und leicht zu begehen. Nach wenigen Minuten versperrt ein auffallender spitzer und steiler Turm den Weiterweg. Im AVF ist lediglich erwähnt, dass man "zuerst links, dann zweimal rechts ausweichen" soll. Damit konnte ich in der Praxis nichts anfangen.
An der Stirnseite des Turmes zieht ein steiler Riss hinauf. Diesen (III) durchkletterte ich. Leichter ist es über eine an der rechten Seite des Turmes befindliche Rampe, II+, auch eine Umgehung des Turmes in der Westflanke ist möglich (T 4-5). Nun im T 4 / T 5-Bereich mit leichten Kraxeleinlagen immer direkt am Grat weiter hoch bis zur zweiten Steilstufe, die man am besten durch ein System von Stufen, Rinnen und Bändern an der Frontseite direkt erklettert (II).
Weiter geht es zur Gipfelwand. Diese ging ich ebenfalls direkt an (II), wich dann in halber Höhe nach rechts aus, um über eine abschließende schuttig-schrofige Rinne (II) auf den Gipfelgrat knapp unterhalb des höchsten Punktes (ca. 2180m, dieser pyramidenartige Vorgipfel des Nebelhorns ist vom Tal aus gut zu sehen, während der dahinterliegende Nebelhorngipfel nicht sichtbar ist) zu gelangen. Unschwierig auf diesen Vorgipfel mit großem Steinmann und etwas rechts des Grates absteigen in die Lücke vor dem Nebelhorn, wo man bald auf den Wanderweg vom Großen Gund trifft. Dann vollends hoch zum unbotmäßig verschandelten Nebelhorn (2224m).

Zeitbedarf vom Entschenkopf: knapp 1 Std 30 min


Das berühmte 400-Gipfel-Panorama durfte ich heute exklusiv ohne störenden Touristenrummel genießen. Kein einziger Wanderer außer mir verirrte sich heute hier hoch. Eine einmalige, aber auch recht merkwürdige Stimmung kam so auf. Dennoch ist die Nebensaison die ideale Zeit, um Gipfel zu besuchen, die man sonst als Bergsteiger eher meidet.

So umfangreich wie die Aussicht war meine Nahrungsaufnahme. Die warme Novembersonne auf einem Gipfel zu tanken, das ist dieses Jahr ein absoluter Hochgenuss.


Leider verrät der Blick auf die Uhr, dass die Zeit jetzt besonders drängt, wenn man den Ausgangspunkt in der Helligkeit erreichen will.
Also machte ich mich über den Südabstieg, vorbei an Installationen des Wintersports (Schneekanonen, Werbebanner, Schneestangen...) zur Station Höfatsblick (1932m). Auch hier war ich bis auf die Vorbereiter der Wintersportsaison alleine. 

Nun hatte ich also noch etwas Zeit, um den Zeiger (1994m) zu besteigen. Diesen "Berg" holte ich heute nach, indem ich zum Zeigersattel (1922m) querte und den Gipfel von Süden über Gras bestieg. Eine schnelle Überschreitung des Grates und abwärts, an einigen Hütten vorbei auf den asphaltierten Weg. Meine Knie beschwerten sich alsbald, so steil ist der Weg abwärts zur Seealpe.

Unten musste ich aufpassen, nicht auszurutschen. Raureif lag auf dem Asphalt, es ist eben doch kein Sommer mehr. Mittlerweile fuhr sogar die Nebelhornbahn, allerdings nur zu Revisionszwecken ohne Passagiere. An der Seealpe läuft man am hässlichen Kasten der Bahn vorbei, dann schließt sich die Runde, und auf dem Aufstiegsweg zieht sich's hinunter nach Oberstdorf, wo so schöne Dinge wie Kaiserschmarren, Kuchen und heiße Schokolade warten.

Zeitbedarf vom Nebelhorn: knapp 2 Std


Fazit: Viele bekannte Gipfel auf einen Streich - jederzeit gerne wieder.     




Tourengänger: quacamozza


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Kommentare (1)


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lechmichl hat gesagt: AVF?
Gesendet am 11. September 2015 um 20:56
Hallo Ulf,
ich glaub ich weiß wie der AVF (Im AVF ist lediglich erwähnt, dass man "zuerst links, dann zweimal rechts ausweichen" soll.) gemeint ist. Das erste mal links vom Gängele ist noch der Normalweg, der den ersten Aufschwung links umgeht (mit Stahlseilsicherung fraglicher Qualität). Der zweite ist dann der Aufschwung den Du im Riß überklettert hast. Den kann man auch rechts umgehen.
VG Michael


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