Wildhuser Schafberg (2373 m)


Publiziert von Fico , 13. November 2011 um 16:31.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:12 November 2011
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-SG 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1025 m
Strecke:Wildhaus-Flürentobel-Wildhauser Schafboden-Schafberg-Schäferhütte-Gamplüt
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Wildhaus, Post
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Bergstation Sesselbahn Gamplüt
Kartennummer:1115 (Säntis)

Die Wege auf den Wildhuser Schafberg gehören nicht zu den „Hauptverkehrsachsen“ im Alpstein. Dennoch sind an diesem klaren und trockenen Samstag im November zahlreiche Wanderer unterwegs. Bis zum Wildhuser Schafboden sind es fast ein Dutzend, die mich allesamt überholen. Es lebe die Langsamkeit! Immer wieder halte ich an, ziehe die Digitalkamera aus der Hosentasche und versuche, die schönsten Blickwinkel im Bild festzuhalten. Am Nachmittag auf dem Gipfel ist ein ständiges Kommen und Gehen, was bei der ausserordentlich guten Fernsicht nicht erstaunlich ist. Zudem muss man an solchen Wochenenden jedesmal bedenken, es könnte das letzte sein, an dem man schneefrei bis in solche Höhen hinaufkommt. Im November gehören die Alpweiden ganz den Wanderern. Die Kuhherden mit den Hunden, die auf sie aufpassen, sind längst im Tal, die Weidezäune abmontiert und sogar das Holzgatter mit der Aufschrift „Bitte wieder schliessen!“ ist abseits des Weges an einen grossen Stein gelehnt.
 
Von Wildhaus führt einer der beiden Bergwege auf den Schafberg durchs steile Flürentobel. Am oberen Ende des Tobels kreuzt der Weg jenen, der von der Sesselbahn-Bergstation Gamplüt hekommt. Ein anderer weist Richtung Mutschensattel und Brühlisau. Ab hier ist der Weg auf den Wildhuser Schafberg weiss-blau-weiss markiert, wobei sich der alpine Charakter wohl eher auf die Fortsetzung der Route Richtung Jöchlisattel-Nädliger-Altmannsattel bezieht. So sind von Zeit zu Zeit auch alte, weiss-rot-weisse Markierungen zu sehen. (Auch auf der Onlinekarte von map.geo.admin.ch sind alle Routen auf den Wildhuser Schafberg rot eingezeichnet.) Der Weg vom weiten Talkessel der Teselalp über die Felsstufe hinauf zum Wildhuser Schafboden (1678 m) ist steil, aber breit und gut begehbar (T2). Nachher werden die Weiden allmählich karger und auf etwa 1900 m Höhe führt der Weg durchs Geröll. Ein Felststück vor der Verzweigung zum Altmannsattel (P. 2069 LK) ist erstmals etwas anspruchsvoller und steiler (T3).
 
Nach der Verzweigung führt der Weg, zuerst in westlicher, dann in südlicher Richtung, durch Geröll- und Karrenfelder weiter hinauf. Immer wieder werfe ich einen Blick zur Ostwandrinne. Aufgrund der motivierenden, aber auch warnenden Berichte würde ich gerne diese Route wählen und habe zu diesem Zweck sogar einen Helm mitgenommen. Die vorwinterlichen Verhältnisse und mein Bauchgefühl halten mich aber davon ab. Wer weiss, was für unangenehme Überraschungen ich plötzlich antreffen würde und dann weder vorwärts noch zurück könnte. Ehrlich gesagt, als ich beim Morgenessen ungewollt einen Stuhl umstiess, war das für mich ein schlechtes Omen und ich ahnte bereits, dass heute nicht mein Tag sein würde. Später, beim Übergang vom Vorgipfel zum Hauptgipfel, stelle ich fest, dass die Rinne, soweit das Auge reicht, mit Schnee bedeckt ist. Es lohnt sich, auch das Bauchgefühl zu trainieren!

Auf dem Schafbergsattel (P. 2197 LK) vereinen sich die beiden Routen. Die restlichen Höhenmeter verlaufen steil, aber auf gutem Weg bis zum Vorgipfel (2363 m). Um auf den Hauptgipfel zu gelangen, muss durch einen Riss ein Stück hinabgestiegen werden. Wer sonst nichts findet, woran er sich festhalten kann, dem steht ein Drahtseil zur Verfügung. Anschliessend geht es über einen breiten, felsigen Grat wieder hinauf. Das Panorama vom Wildhuser Schafberg (2373 m) ist überwältigend. Nach Osten reicht die Sicht bis weit nach Österreich, über die Bündner, Glarner und Zentralschweizer Alpen bis fast zu den Gipfeln der Berner Alpen. Man könnte sie gar nicht alle zählen, so viele sind es. Nach Westen und Norden liegt einem der gesamte Alpstein zu Füssen. Das Auge schweift von den bereits begangenen Routen und Gipfeln zu jenen, die noch zu erkunden sind oder für immer unerreichbar bleiben.

Für den Abstieg wähle ich die direkte Route über die Südflanke. Sie ist monotoner und scheint endlos lang. Von Sonne und Wind ausgedörrt, ist der Weg staubtrocken und stellenweise fast sandig. Er ist steiler und verlangt mehr Aufmerksamkeit, als ich gedacht hätte. Eine kurze Unachtsamkeit, schon liege ich am Boden und werde blitzschnell zweimal um die eigene Achse gewirbelt. Dann stehe ich wieder auf und achte besser darauf, wo ich die Füsse hinstelle. Zum Glück kaum eine Schramme, auch sonst bin ich unversehrt. Kurze Zeit später knatternder Motorenlärm. Der REGA-Helikopter kreist ein paar Mal um den Zehenspitz. Es sieht aus, als würden sie jemanden suchen. Nachher fliegt er weiter. Nach dem P. 1852 LK führt der Weg in südwestlicher Richtung noch immer steil zur Schäferhütte (1552 m) hinab. Das anschliessende kurze Wegstück durch die Felsen ist wieder interessanter und gut ausgebaut. Bis Gamplüt (1350 m) ist es nun nicht mehr weit. Bei der Bergstation der Sesselbahn erkundige ich mich, ob sie noch fahren. Ja, die letzte Fahrt sei um 16.30 Uhr. Froh darüber, lasse ich mich bald darauf bequem nach Wildhaus tragen. In der Abendsonne erscheint der Schafberg wie vergoldet. Dieses Bild, wie auch alle andern, die ich auf dem Gipfel in mich aufgesogen habe, trage ich im Herzen mit nach Hause. Für all die Tage unter der Nebeldecke, die mich erwarten.

Tourengänger: Fico
Communities: Alleingänge/Solo


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Geodaten
 8346v5.kml Wildhuser Schafberg

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