Guffert Westgrat - eine Tour für Genießer am Rande steiler Plattenfluchten
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Mein Rofanführer beschreibt den Westgrat als "sehr empfehlenswert", mit abwechslungsreicher, kurzweiliger Kletterei in gutem Fels. Ich habe noch etliche Resturlaubstage verfügbar, die höhere Instanz spendiert ein Bombenwetter, da gibt es einfach kein Halten mehr.
Als ich um 8:40 Uhr beim Waldhaus losgehe, verspricht eine Temperatur von knapp über 0 Grad, und ein stahlblauer Himmel ideale Bedingungen. Heute muss ich zunächst etwas Gas geben um auf Betriebstemperatur zu kommen, aber nach 20 Min. kann ich in meinem Idealtempo den Normalweg in Richtung Guffert hochdüsen. Man verfolgt diesen Weg bis ca. 50 Hm unter die, schon von unten sichtbare auffällige Felsformation, rechts unterhalb des Südgrats und östlich der Südrinne. Hier zweigt links ein deutlich sichbarer (Jagd)-Steig ab, der bis zu Punkt 1765 in Verlängerung des SW-Grates nahezu waagrecht verläuft. Im letzten Drittel ist er an ein paar Stellen schon fast zugewachsen, man kann sich hier schon mal warm machen, für das, was später noch folgen wird. Man geht bis zu dem kleinen Sattel unterhalb des Latschenkopfes ( Punkt 1765 ), und läßt sich nicht, durch kurz vorher nach oben führende, kleine Latschengassen, vom Weg abbringen ( ich habs ausprobiert, bringt nichts ). Nun ein paar Meter, durch eine latschengesäumte freie Rinne hinunter, dann zweigt der Steig rechts ab, verläuft eine kurze Strecke waagrecht, bevor er ca. 20 - 30 Hm abfallend verfolgt wird. Dort wo sich der Steig in einen rechten und linken Ast verzweigt, wird der rechte, obere Ast weiterverfolgt. Nach kurzer Strecke ist der Steig dann komplett zugewachsen, und es beginnt, der von mir so ungeliebte Latschenkampf. Am Boden kann man den Steig noch erkennen, aber oberhalb hilft nur noch die Kettensäge. Es dauert gar nicht so lange, bis der Steig wieder freiliegt, aber ich hasse dieses "Gewürge" einfach. Nun beschleunige ich mein Tempo wieder, stolpere über eine Wurzel, verliere das Gleichgewicht, und tauche, 3 m unterhalb, kopfüber in meine geliebten genadelten "Freunde" ein. Kreizkruzifix, vielleicht sollte ich tatsächlich meinen Feind zum Freund machen, oder sowas.
Nach kurzer Zeit habe ich dann das kleine Geröllfeld unterhalb der plattigen Abbrüche erreicht, hinauf zu den Felsen, und direkt unterhalb dieser weiter bis zu einer kleinen, aufwärtsführenden Drahseilsicherung ( ??? keine Ahnung, für was die gut sein soll ). Nochmal ein kurzes Stückchen aufwärts durch Latschengassen, dann steht man vor den unteren Ausläufern des Westgrates ( bis hierher ca. 2 - 2,5 Std. ).
Nun beginnt endlich der angenehme Teil der Tour.
In leichter Kletterei mit sehr guter Felsqualität, möglichst direkt am Grat, ca. 80 - 100 Hm aufwärts, bis unter einen Steilaufschwung. Direkt durch die Platte, führt der "direkte W-Grat", eine Begradigung der Linie mit einer VI- Stelle. Der klassische Weg weicht unmittelbar unter der Wand und oberhalb einer Latschenreihe, nach links aus. Hier wartet lt. Führer die erste IIIer Stelle, eine kurze Querung über eine kompakte, geneigte Wandstelle. Mit rechts hat man einen kleinen Griff, 2 mal antreten, mit links rübergreifen, gegessen. Ich bin ein wenig perplex, das soll ein IIIer sein, obwohl im Rofan traditionell eher knüppelhart bewertet wird. Am Wettersteingrat wäre dies bestenfalls der Grad II. Danach Gehgelände bis auf den Kopf des rechtsliegenden Gratabschnittes mit guter Aussicht in die weiter rechtsliegenden, sehr steilen Wandpartien. Hier gehts weiter am Grat entlang, eine kleine Rinne wird rechts liegengelassen, danach verfolgt man einen markanten Sporn, der unter eine weitere Wandstufe führt. Die nächste IIIer Stelle, rechts der Standhakens aufrichten, nach rechts rübertreten und weitergreifen, fertig. Auch nicht gerade ein Hammer. Nun weiter im leichten Gelände, einmal stellt sich noch ein 10 m hoher Block entgegen, der im linken Wandteil bezwungen wird, dann hat man schon den Gipfelgrat vor sich liegen. Diesen verfolgt man, möglichst auf der "Gratschneide", weiter bis zum Westgipfel. Von hier ca. 15 m Abstieg auf das oberste Grasband, dann nach Osten queren bis zu einer felsigen Unterbrechungsstelle. Dies soll die letzte IIIer Stelle sein, kann ich aber auch nicht ganz nachvollziehen. Über Gehgelände, zuletzt nochmals in leichter Kletterei, kommt man schließlich auf den Hauptgipfel ( ab Einstieg ca. 1 3/4 Std. ). Hier wartet ein ganzer Schwarm Bergdohlen auf "ihre Fütterung", die Vögel sind schon ganz schön "zivilisiert", und fressen praktisch aus der Hand.
Um eine richtige Rundtour draus zu machen, steige ich über den Guffertstein und Luxeck ab. Von dort hat man nochmal einen herrlichen Rückblick auf die Ostseite des Gufferts.
Fazit:
Eine ausgesprochen schöne Gratüberschreitung in sehr gutem Fels, und einer äußerst schmeichelhaften Bewertung. Der weniger angenehme Zustieg sorgt wohl dafür, dass dieser Grat nicht so schnell zu einer Modetour verkommen wird.
Gruss Albert
Als ich um 8:40 Uhr beim Waldhaus losgehe, verspricht eine Temperatur von knapp über 0 Grad, und ein stahlblauer Himmel ideale Bedingungen. Heute muss ich zunächst etwas Gas geben um auf Betriebstemperatur zu kommen, aber nach 20 Min. kann ich in meinem Idealtempo den Normalweg in Richtung Guffert hochdüsen. Man verfolgt diesen Weg bis ca. 50 Hm unter die, schon von unten sichtbare auffällige Felsformation, rechts unterhalb des Südgrats und östlich der Südrinne. Hier zweigt links ein deutlich sichbarer (Jagd)-Steig ab, der bis zu Punkt 1765 in Verlängerung des SW-Grates nahezu waagrecht verläuft. Im letzten Drittel ist er an ein paar Stellen schon fast zugewachsen, man kann sich hier schon mal warm machen, für das, was später noch folgen wird. Man geht bis zu dem kleinen Sattel unterhalb des Latschenkopfes ( Punkt 1765 ), und läßt sich nicht, durch kurz vorher nach oben führende, kleine Latschengassen, vom Weg abbringen ( ich habs ausprobiert, bringt nichts ). Nun ein paar Meter, durch eine latschengesäumte freie Rinne hinunter, dann zweigt der Steig rechts ab, verläuft eine kurze Strecke waagrecht, bevor er ca. 20 - 30 Hm abfallend verfolgt wird. Dort wo sich der Steig in einen rechten und linken Ast verzweigt, wird der rechte, obere Ast weiterverfolgt. Nach kurzer Strecke ist der Steig dann komplett zugewachsen, und es beginnt, der von mir so ungeliebte Latschenkampf. Am Boden kann man den Steig noch erkennen, aber oberhalb hilft nur noch die Kettensäge. Es dauert gar nicht so lange, bis der Steig wieder freiliegt, aber ich hasse dieses "Gewürge" einfach. Nun beschleunige ich mein Tempo wieder, stolpere über eine Wurzel, verliere das Gleichgewicht, und tauche, 3 m unterhalb, kopfüber in meine geliebten genadelten "Freunde" ein. Kreizkruzifix, vielleicht sollte ich tatsächlich meinen Feind zum Freund machen, oder sowas.
Nach kurzer Zeit habe ich dann das kleine Geröllfeld unterhalb der plattigen Abbrüche erreicht, hinauf zu den Felsen, und direkt unterhalb dieser weiter bis zu einer kleinen, aufwärtsführenden Drahseilsicherung ( ??? keine Ahnung, für was die gut sein soll ). Nochmal ein kurzes Stückchen aufwärts durch Latschengassen, dann steht man vor den unteren Ausläufern des Westgrates ( bis hierher ca. 2 - 2,5 Std. ).
Nun beginnt endlich der angenehme Teil der Tour.
In leichter Kletterei mit sehr guter Felsqualität, möglichst direkt am Grat, ca. 80 - 100 Hm aufwärts, bis unter einen Steilaufschwung. Direkt durch die Platte, führt der "direkte W-Grat", eine Begradigung der Linie mit einer VI- Stelle. Der klassische Weg weicht unmittelbar unter der Wand und oberhalb einer Latschenreihe, nach links aus. Hier wartet lt. Führer die erste IIIer Stelle, eine kurze Querung über eine kompakte, geneigte Wandstelle. Mit rechts hat man einen kleinen Griff, 2 mal antreten, mit links rübergreifen, gegessen. Ich bin ein wenig perplex, das soll ein IIIer sein, obwohl im Rofan traditionell eher knüppelhart bewertet wird. Am Wettersteingrat wäre dies bestenfalls der Grad II. Danach Gehgelände bis auf den Kopf des rechtsliegenden Gratabschnittes mit guter Aussicht in die weiter rechtsliegenden, sehr steilen Wandpartien. Hier gehts weiter am Grat entlang, eine kleine Rinne wird rechts liegengelassen, danach verfolgt man einen markanten Sporn, der unter eine weitere Wandstufe führt. Die nächste IIIer Stelle, rechts der Standhakens aufrichten, nach rechts rübertreten und weitergreifen, fertig. Auch nicht gerade ein Hammer. Nun weiter im leichten Gelände, einmal stellt sich noch ein 10 m hoher Block entgegen, der im linken Wandteil bezwungen wird, dann hat man schon den Gipfelgrat vor sich liegen. Diesen verfolgt man, möglichst auf der "Gratschneide", weiter bis zum Westgipfel. Von hier ca. 15 m Abstieg auf das oberste Grasband, dann nach Osten queren bis zu einer felsigen Unterbrechungsstelle. Dies soll die letzte IIIer Stelle sein, kann ich aber auch nicht ganz nachvollziehen. Über Gehgelände, zuletzt nochmals in leichter Kletterei, kommt man schließlich auf den Hauptgipfel ( ab Einstieg ca. 1 3/4 Std. ). Hier wartet ein ganzer Schwarm Bergdohlen auf "ihre Fütterung", die Vögel sind schon ganz schön "zivilisiert", und fressen praktisch aus der Hand.
Um eine richtige Rundtour draus zu machen, steige ich über den Guffertstein und Luxeck ab. Von dort hat man nochmal einen herrlichen Rückblick auf die Ostseite des Gufferts.
Fazit:
Eine ausgesprochen schöne Gratüberschreitung in sehr gutem Fels, und einer äußerst schmeichelhaften Bewertung. Der weniger angenehme Zustieg sorgt wohl dafür, dass dieser Grat nicht so schnell zu einer Modetour verkommen wird.
Gruss Albert
Tourengänger:
algi

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