Der Hinterreintalschrofen (2674m) - ein großer Einsamer.


Publiziert von kardirk , 1. November 2011 um 13:07.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Wetterstein-Gebirge und Mieminger Kette
Tour Datum:31 Oktober 2011
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   D 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Strecke:15km
Kartennummer:AV 4/2

Obwohl er nicht zu übersehen ist - ein gewaltiges breites Bergmassiv - fristet der Hinterreintalschrofen, ähnlich wie die Wettersteinwand ein Mauerblümchendasein. Während die Berge östl. ein Eldorado der Kletterer sind und der westl. gelegene Hochwanner aufgrund seiner Höhe doch gerne bestiegen wird, verirrt sich kaum ein Bergsteiger mal auf diesen großen Berg, dessen gewaltige Nordabstürze sich über dem Reintal erheben. Von Norden nur sehr schwer und mühsam (Klettern ab III) ist dieser Berg doch von Süden relativ einfach zu ersteigen. Seine beiden langen Grate verbinden Ihn mit dem Hochwanner und dem Gr.Hundstallkopf und sind unter dem Namen Teufelsgrat in Klettererkreisen durchaus bekannt . Mittlerweile gibt es einen sehr schönen Bericht von ALGI hier bei HIKR.ORG aus diesem Jahr. Die Tour ist sehr lang 5-7 Std. und erfordert Kletterei bis III auf längere Strecken.
Nachdem der Gipfel schon lange auf meiner Liste steht und dieser grandiose Bergherbst einfach nicht enden will wurde es höchste Zeit für eine weiter "letzte" Bergtour dieses Jahres.
Mein Ziel galt aber dem Anstieg von Süden, von dem es im AV-Führer nur eine kurze Beschreibung als Abstieg gibt.
Ausgangspunkt ist der Parkplatz P5 im Gaistal/Leutasch.
Von dort über den bez. Wanderweg zur Rotmoosalm (1850m) bequem in 1,30h.
Weiter über den Südwandsteig Richtung Schönbergsattel. Laut AV soll direkt am Anschlusspunkt des Rückens an die steilen Felsen dort über eine Rinne der Zustieg erfolgen. Trotz diversen  Recherchen über Fotos und Google Earth war mir der Zustieg nicht wirklich klar und nun in Natura sah die Sache auch nicht besser aus. Ich verließ mich da lieber auf meinen Instinkt - weiter westl. sah die Sache viel freundlicher aus, dort gehen mehrere Rinnen und Rampen durch den steilen Wandgürtel, mit dem die Schrofenflanke gegen Süden abstürzt.
Einige Gemsen wiesen mir den Weg - über schmale Grasbänder in eine Rinne, durch diese kurz hoch, an Ihrem Ende nach links über ein kleines Wandl (II). Dann eine weitere Rinne gegen rechts hoch in eine kleine Scharte - wie ich später vom Schönberg aus sah, gibts hierher auch die Möglichkeit durch eine breite Rinne direkt vom Rasenhang aufzusteigen, Einstieg etwas östl. und höher als mein Zustieg.
Nun den steilen Schrofenrücken mehr oder weniger direkt hoch bis zu einem grasigen Sattel. Ein Steinmann hier zeigte mir, dass ich nicht so falsch sein konnte. Es folgte über steilen Schutt eine Querung nach rechts, wo man bereits die Hänge bis zum Grat übersehen konnte. Hier bin ich dann ziemlich direkt über gut gangbare Schrofenrippen zum Grat aufgestiegen (ca. 2h vom Abzweig vom Weg).
Nun über den schönen, einfachen, aber besonders nach Norden ausgesetzten Grat - eine kurze Stelle II (brüchiges Riss, gleich zu Beginn) in knapp 40min  (zieht sich doch etwas - dadurch erhält man schon mal einen kurzen Eindruck von der Länge (allerdings nicht der Schwierigkeiten) des gesamten Teufelsgrates) zum Gipfel.
Dort hab ich das Gipfelzeichen wieder etwas hergerichtet - Grenzstein begradigt und aus Holzresten eine Art Gipfelstange gebaut - leider kein Gipfelbuch vorhanden, echte Schande für diesen schönen Gipfel mit einer Klasse Aussicht.
Gut 1h genoss ich das einsame Panorama. Ein leichter kalter Nordwind trübte leider ein bischen das Gipfelglück.
Zurück über den gleichen Weg - eigentlich gibts keine Orientierungsprobleme, trotzdem hatte ich beim Aufstieg vorsichtshalber mal ein paar Dauben gelegt. Das Gelände ist trotz des lockeren Schutts gut gangbar und deutlich leichter als vor 2 Wochen an der Rotplattenspitze.
Bin dann noch über den Sattel auf den schönen Aussichtspunkt des Schönbergs gewandert, dann über die Grashänge in den wunderschönen Talanger darunter, wo ich auf den neu hergerichteten Wanderweg Richtung Hämmermoosalm traf, über den es bequem und landschaftlich sehr schön zum Parkplatz zurückgeht - ist auch als Zustiegsalternative  ins Auge zufassen, sicherlich schöner, als über die Almstrasse zur alten Rotmoosalm.

Fazit:
Klasse Tour, relativ einfach, bei meiner Routenführung zwei kurze Stellen II, sonst I, vielfach aber Gehgelände, relativ gut zu gehendes Steilschrofengelände. Der Fels ist recht fest und mit gebotener Vorsicht ganz gut zu klettern. Orientierungvermögen und Trittsicherheit von nöten. Vorsicht auf leicht auszulösenden Steinschlag, wenn mehrer Partien unterwegs sein sollten.
Die Route des AV-Führer scheint mir deutlich schwerer sein, zumal mir die Linienführung trotz Augenscheinnahme vor Ort immer noch nicht ganz klar ist.
Zeiten:
Parkplatz - untere (alte) Rotmoosalm - 1,30h
Zum Einstieg an den Felsen - 45min
bis zum Grat - 1,45h
Grat bis zum Gipfel - 45min
Abstieg bis zum Schönberg - 2,20h
zum Parkplatz 1,30h

Wetter: traumhaft - ideal für diesen sehr sonnigen Anstieg. Am Grat leichter kalter Nordwind.

Tourengänger: kardirk


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Kommentare (8)


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Imeyen hat gesagt: Klasse
Gesendet am 1. November 2011 um 15:31
Danke für den Bericht und die interessante Anregung - freue mich auf den nächsten Sommer, mal sehen, ob Deine Steinmänner den Winter überstehen!
Berggrüße
Ime

gero hat gesagt: Ich kann mich dem Ime nur anschließen ...
Gesendet am 1. November 2011 um 16:27
... auch bei mir steht der Hinterreintalschrofen schon länger auf der Wunschliste. Mal sehen, was 2012 bringt.

Herzliche Grüße vom Georg

83_Stefan hat gesagt:
Gesendet am 1. November 2011 um 20:09
Eine super Tour, echt klasse! Du bringst mich richtig auf Ideen. Danke und Gratulation!

kardirk hat gesagt: RE:
Gesendet am 2. November 2011 um 10:26
Na dann auf, die Stiefel geschnürrt, der Herbst soll noch bis zum Wochenende halten.

VG
Dirk

toetoe hat gesagt: GPS track.
Gesendet am 7. November 2011 um 08:46
Hier noch der passende GPS track dazu. Der Anfang fehlt leider. Zu finden unter "exportieren" relativ weit oben. Wirklich eine tolle Tour. Es wird empfohlen das Foto mit der Gesamtansicht der Route mitzunehmen, zur Routenfindung. Wir haben uns bemüht noch einige Steinmännchen dazuzubauen.

http://connect.garmin.com/activity/126897961#


Erstbegeher war übrigens Hermann Barth: http://de.wikipedia.org/wiki/Hinterreintalschrofen

Karw_geher hat gesagt:
Gesendet am 7. November 2011 um 12:03
Wir sind die Tour am 05.11. gegangen. Dank der detaillierten Routenbeschreibung haben wir uns gut zurechtgefunden und haben noch ein paar Steinmandl dazu gestellt. Die Gehzeit im Bericht haben wir um gut eine Stunde unterschritten, wir mussten die Route ja auch nicht suchen.
Vielen Dank an Kardirk für die informativen Fotos.
Karw_geher

kardirk hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. November 2011 um 16:45
Na freut mich, das Euch die Tour gefallen hat.
Ihr seit ja direkt auf meiner Route hoch (nach eurer GPS-Route)und habt nicht versucht etwas früher die Rinne weiter östl. hoch zugehen.
Ist eigentlich mein Gipfelszeichen noch gestanden - bei dem Fön kanns nicht mehr lange dauern, bis es liegt.

VG Dirk

Karw_geher hat gesagt:
Gesendet am 9. November 2011 um 19:16
Dein Gipfelzeichen steht noch.


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