Birgischwald & Natischerberg

Vom Feriendomizil in Glis direkt und ohne Anlauf losmarschieren, es gibt genug Touren, wo das möglich ist. Was für ein Genuss aus dem Bett zu rollen und direkt loslaufen zu können, ohne noch ein Verkehrsmittel zu benötigen. Zuerst zwanzig Minuten hinab durch Brig, bis zur Brücke über den Rotten, dann durch den Dorfkern von Naters, und schon wird der erste Aufschwung nach Rossegga angegangen. Es gibt zwei Wege aus Naters nach Rossegga, die beide bezaubernd sind.

Über der ersten Steilstufe angekommen, kann man immer Richtung Westen weitergehen, aber nach einem weiteren Kilometer Wegs kommt man unweigerlich auf die Landstrasse nach Birgisch. Da nimmt das Entzücken ein vorläufiges Ende. Ab Birgisch geht ein Stück gemischter Weg/Strasse nach Oberbirgisch und danach kehrt die Harmonie wieder zurück bis zur Alp Nessel und zur Alp Bäll.

Ich habe mir in de Kopf gesetzt, ab Rossegga direkter nach oben zu steigen. Das wird einem auch leicht gemacht, aber nur für ein paar Meter. Dann wäre da wieder die Landstrasse. Aber überall gibt es alte Pfadstücke und Wegspuren, die Richtung ist auch klar, nach oben! Bei Obere Schitter gebe ich das Wegsuchen schliesslich auf und folge der Schotterstrasse nach Westen. Nach etwa einem Kilometer treffe ich auf den Wanderweg nach Alp Nessel und nehme ihn. Die Schotterpiste sehe ich an ihrem Ende wieder, da ist die Chittumatte und ein prosaischer Parkplatz für den 'homo motoris'.  Das oberste Stück ist dafür wieder wunder-, wunderschön. Ab Alp Nessel folge ich der Wasserleite Nessjeri, mache einer nordexponierten Stelle einen kurzen Abstecher in höhere Gebiete. Wo noch Feuchtigkeit ist, sind die letzten Heidelbeeren. rojosuiza bekommt einen schwarzen Mund. Noch vor dem Chelchbach steige ich ab zur Alp Bälll. Von da aus zur Belalp, an der Seilbahnstation vorbei - mir all ihrem Volk! - zum Aletschbord und zum Hotel Belalp. - Man baut gerade aus.

Bei der Seilbahnstation lese ich meinen Weggefährten auf, der beim Wandern nicht gern mein Weggefährte sein will. Es geht ihm zu schnell, zu weit, zu hoch hinauf. Aber von Seilbahn zum Hotel Belalp und wieder zurück, das liegt gerade noch drin. Aber das Geimer-Fest, das Geimer-Fest wäre halt schon viel interessanter gewesen...

Eigentlich wollte ich zum Abstieg dann die Seilbahn nehmen. Aber der Weggefährte hat verkündet, sie ginge erst in einer Stunde. Warten? - rojosuiza wartet nicht eine geschlagene Stunde. Also steige ich ab dem Hotel Belalp in windeseile ab, via Egga nach Blatten, im Wettrennen mit der Seilbahn. rojosuiza ist zuerst da und muss sogar zehn Minutenauf die Bahn warten in Blatten.

Das Postauto fährt mich und Lebenspartner nach Hause - aber da wäre unterwegs noch das Geimerfest! Die Geimer Damen winken den Postautoinsassen wie wild zu, damit sie teilnehmen an ihrem Fest. Also machen wir den halb geplanten Zwischenhalt, essen eine Bratwurst und trinken ein Glas Wein. Dank auch den freundlichen Geimer Damen, die uns noch ein Glas spendiert haben, weil wir zwei ihrem freundlichen Werben und Winken so artig gefolgt sind.

Die ersten zweiFotos sind nicht auf der beschriebenen Tour entstanden, sondern etwas früher. Es war mein Versuch, den Lebenspartner von Birgisch aus auf die Alp Nessel zu schleppen. Der Versuch ist kläglich misslungen, und endete in einer halbwilden Suonen-Wanderung, die schliesslich ebenfalls nach Geimen geführt hat. Die beiden Fotos sind entstanden nach dem ersten kleinen Wintereinbruch, der uns eine Puderzucker überzogene Welt bescherte, bevor der Altweibersommer den Spuk wieder hinwegfegte...