Zinalrothorn 4221m (Normalroute)
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Zinalrothorn 4221m
Zum dritten mal in dieser Woche fahre ich ins Wallis. Diesmal begleitet mich ein bekannter, der extra für dieses Wochenende aus München angereist ist.
Unsere Reise führt uns anfänglich auf Täsch und mit der Bahn hoch nach Zermatt. Den Zermatt ist unser Ausgangspunkt.
Rothornhütte
Vom Zermatter Bahnhof wandern wir kurz der Bahnhofstrasse entlang und schwenken vor der Kirche nach rechts in den Triftweg ab. Alternativ dem Wegweiser Alterhaupt folgen. Schnell verlässt man den Ort und gelangt zum Trifftbach den man über einen Holzsteg (Holzbrücke) unterhlab von Fad überquert. Kurz vorher finden sich auch die ersten Wegweiser zur Rothornhütte. Im zickzack wandert man nun recht steil durch den Schatten spendenden Wald hinauf bis zu Alterhaupt P.1961. Auf der rechten Seite führt nun der Weg in die Schlucht des Triftbaches hinein bis er bei Stellistein P.2058 den Bach erneut überquert. Nun auf der linken Talseite weiter bis zum Berggasthaus Trift P.2337. Eine flüssige Erfrischung lassen lacht uns hier an, was wir uns auch gerne zu Gemüte führen.
Nun wenden wir uns in nordwestliche Richtung zum Vieliboden P.2453. Bereits hier erkennt man die Rothornhütte am Fels kleben, was somit die Wegfindung einfach macht. Der sehr gut angelegte Wanderweg T2 trägt seines dazu bei. Die nordwestliche Richtung wird stets beibehalten.
Bis zum und durch den Vieliboden wandert man zunächst durch Wälder und Bergwiesen. Ab dem Vieliboden gelangt man zunehmend im Geröll zur linken (nördlichen) Moräne des Triftgletschers. Erst über den Moränenkamm und später in steilem Gelände steigen wir nun via P.2908 zur Rothornhütte P.3198 hoch.
Wir waren sehr zügig unterwegs und hatten 3 ½ Std. bis zur Hütte. Ich denke dass in einem gemächlicheren Tempo eine Zeit von 4 ½ bis 5 Stunden realistisch sind.
Zinalrothorn
Nach einem wirklich appetitlichen Nachtessen und einer recht ruhigen Nacht startet um 3:15 Uhr der Gipfelsturm. Wir nehmen es sehr gemütlich und lassen alle erstmal ziehen und begeben uns dann kurz vor 3:45 Uhr auf unsere eigene Route.
Gleich hinter der Hütte beginnt der lange Aufsteig zum Zinalrothorn. Unterhalb des Eseltschuggen durchqueren wir das Geröll und erreichen so den Rothorngletscher. Wegspuren und Steinmanndli weisen den Weg. Über das beinahe komplett ausgeaperte Firnfeld des Gletschers steigen wir weiter hoch und erreichen etwa auf einer Höhe von 3400m ein Gletscherplateau welches durch eine Felsmauer begrenzt wird. Ungefähr mittig auf ca. 3480m wird die Mauer durch eine kleinen Vorsprung der nach Osten zieht unterbrochen. Hier befindet sich das allerseits genannte Wasserloch. Ein 20m hoher Kamin der im II. Grad erklettert wird.
Da heute recht kühle Temperaturen herrschten, konnten wir sogar trocken, in dem oft nassen Kamin, hoch klettern. Auf Grund guten Aktenstudiums haben wir das Wasserloch ohne Schwierigkeiten gefunden.
Den Kamin habe wir schnell durchklettert und queren anschliessende auf Fels- und Schuttbändern nach links (südwesten) durchqueren ein steiles leicht eisiges Schneeband und erreichen eine weitere Felsbarriere.
Auf dem Schneeband aufgepasst! Beim Abstieg machte einer ein Abgang und rutschte ab. Zum Glück konnte der Alpinist bremsen und ausser ein paar blauer Flecken und Schürfungen passierte nichts.
Die Felsbarriere erklimmen wir durch eine kleine Rinne um zum Südausläufer des Südwestgrates und dem Frühstücksplatz zu gelangen. Diesen erreicht man etwa auf 3600m.
Vom Frühstücksplatz steigen wir über den breiten Südausläufer im Geröll und Platten (leichtes Blockgelände) hoch, nordwestliche Richtung, auf die Kuppe. Über das folgende Firnfeld gewinnen wir rasch an Höhe. In einer leichten Querung nach links, erreichen wir den Südostgart. Über diesen Firngrat gelangen wir schliesslich auf ca. 3900m zum Felsigen Teil unserer Tour. Da bei genauem Hinschauen doch einiges an Schnee noch in der Ostwand liegt, lassen wir die Steigeisen vorläufig noch montiert.
Links unterhalb des Grates erkennt man nun eine markante Scharte von der ein markantes Couloir hinunter führt, die Gabel, was unser nächstes Ziel darstellt und gleichzeitig als ein weiterer Point of Return gilt.
Das erste Gratstück umgehen wir links und erklettern den Grat erst später über eine Platte und durch eine Verschneidung. Wir bleiben vorläufig noch links der Gratkante, steigen über Platten und Bänder im ZickZack weiter hoch und beginnen die Querung zum Couloir erst vor einem Felsabsatz. Erst hier beginnen wir die Querung der Südflanke über leichte Felsbänder. Am Ende dieser Passage erreichen wir einen weiteren Kamin das Eisloch, der sich zu Beginn des Couloirs welches von der Gabel hinunter kommt, befindet.
Wir steigen durch den Kamin hoch und müssen an der Begrenzungsrippe des Couloirs zum ersten mal warten. Was machen? Warten, oder doch durch das nicht ungefährliche Couloir hoch.
In der Nacht war es recht kühl, was uns zu Gute kommt. Die Aufstiegsroute und das Couloir ist gut gefroren. Also schätze ich die Steinschlaggefahr als vertretbar ein und wir steigen in das Couloir ein und durch dieses bis zur Gabel. Hier entledigen wir uns unseren Steigeisen. Naja, bei einigen späteren Passagen wären die Steigeisen noch hilfreich gewesen.
Jetzt klettern wir über einige Steilstufen direkt über die Gratkante hoch bis wir vor einem grossen und schwierigen Aufschwung stehen. Hier quert man nach links durch eine Art Fenster und gelangt so zum Beginn der Biner-Platte. Diese erklimmt schräg nach links oben und erreicht so eine kleinen Absatz am Beginn einer kaum ausgeprägten Rippe welche auf den Grat zurück führt.
Trotz der installierten Haken war die Platte auf Grund der frostigen Temperaturen und dem damit verbundenen Eis und Schnee, recht heikel und unangenehm zu begehen.
Die Rippe selbst ist mit Eisenstiften ausgestattet und führt in zwei Seillängen zurück auf den Grat. Auch auf der Rippe befindet sich Schnee und vorallem Eis, was den Aufstieg etwas erschwert.
Dem weniger steilen Grat folgend gelangen wir nun an eine weitere Steilstufe. An dieser steigt man auf der linken Seit hoch und quert in die Lücke hinter der Stufe. Der darauf folgt Turm, die Kanzel, wird rechts über ein schmales etwa schuhbreites, stabiles Felsband sehr exponiert umgangen. Die Kanzel könnte auch direkt erklettert werden, was allerdings wesentlich anspruchsvoller ist. (IV er Bereich
Über zwei weitere kleine Türme die nicht besonders schwer sind und über leichten Fels klettern wir nun zügig die letzten Meter zum Gipfel des Zinalrothorns P.4221 hoch.
Abstieg
Nur kurz geniessen wir das Gipfelglück. Den beim Blick abwärts sehen wir wie viele Seilschaft auf den Gipfel drängen. Schnell packen wir unsere Sachen und begeben uns abwärts.
Vom Gipfel geht man links an der Kanzel vorbei. ACHTUNG: Nicht zu hoch bleiben. Eher tief, auf Höhe des kleine Grates bleiben. Sonst besteht die Gefahr dass man das Band verpasst welches um die Kanzel führt und man steht plötzlich auf der Kanzel. Der Abstieg von der Kanzel wird dann recht tricki.
Genau dies ist uns leider passiert.
Das Ungemach folgte jetzt. Wir haben doch etwas zu lange auf dem Gipfel verweilt. Den genau jetzt, zwischen Kanzel und dem darauf folgenden Turm, treffen wir auf die restliche Gipfelaspiranten. Wir setzen uns hin und betrachten an einem sicheren Platz das ganze geschehen.
Es wird eng und hecktisch. Kaum eine der Seilschaften hatte die Geduld zu warten. Plötzlich standen in der nicht wirklich grossen Lücke 5 Seilschaften. Seile spannten sich vom Turm zur Kanzel. Einige Seilschaften querten unterhalb anderer hindurch um weiter zu kommen. Ein Schauspiel sondergleichen. Irgend wann dachte ich mir, das geht so nicht. Und meldete mich zu Worte: „Mit etwas Geduld würde es schneller und vorallem sicherer gehen. Eine weitere Seilschaft pflichtete mir bei! Und was ernteten wir? Nur eine gehässige Antwort die sollen doch endlich vorwärts machen! Schade wenn man auf einer so schönen Klettertour in einem solchen Stress ist. Oder sagt man dem Überforderung?
Na ja, nach mindestens einer halben Stunde Wartzeit, fädelten wir uns auch durch das Nadelöhr, was auf Grund den noch immer herrschenden, engen Verhältnissen nicht ganz einfach war. Der Seilschaftsstrom riss einfach nicht ab.
Selbst auf der Rippe stockte es wieder. Irgendwie klammerten sich einige Seilschaft an die Eisenstifte.
Wir hatten auf dem Gipfel die Steigeisen wieder angezogen, was abwärts über den Restschnee wirklich eine grosse Hilfe war. Seil um die Eisenstifte und runter.
Schnell queren wir über die Biner-Platte und gelangen über einige kurze Steilstufen zu Gabel. Über die Stufen haben wir abgeseilt.
Nun können wir wieder etwas Zeit gewinnen. Auf der rechte Begrenzungsrippe des Couloir welches von der Gabel hinunter führt sind Abseilplätze installiert die wir nutzen. Kurze Zeit später stehen wir unterhalb des Eislochs und dem Couloir.
Jetzt bei den Nachmittäglichen Temperaturen, alles taut, weiss man auch warum das Couloir nicht so prickelnd sein kann. Immer wieder purzeln kleiner und grössere Steine darin hinunter. Die anschliessende Querung zum Firngrat ist schnell zurückgelegt, der Firngrat hinter uns. In einfacherem Gelände geht es nun weiter über die Aufstiegsroute zur Rothornhütte zurück.
Über das Firnfeld zum Frühstücksplatz, über Geröll zur darunter liegenden kleinen Felsbarriere. Hier sollte man darauf achten, dass man im Geröll nicht zu lange abwärts geht und frühzeitig zur Felsstufe hinüberzieht, da man sonst die sicherste Stelle das kleine Band das durch die Stufe führt verpasst. Der restliche Teil ist der ist sehr brüchig.
Weiter über das darunterliegende Steile Firnfeld, den Wegspuren im Geröll folgend zum Wasserloch durch dieses man abklettert, auf den Rothorngletscher und zurück zur Hütte gelangt.
Nach einer kurzen Hüttenrast machen wir uns auf den Weg nach Zermatt. Was Geländetechnisch (T2) beinahe ein Spaziergang darstellt. Müde aber zufrieden treffen wir Gesund in Zermatt ein.
Fazit:
· Eine super abwechslungsreiche Alpine Klettertour (Hochtour)
· Kann auf Grund der Verhältnisse sehr anspruchsvoll werden.
· Die Biner-Platte ist bei Vereisung sehr heikel zu begehen.
· Natürlich ein wahnsinns Panorama auf die umliegenden 4000er und das Matterhorn.
· Lange Tour. Bei vielen Seilschaften auf dem Grat verliert man schnell Zeit und man sollte bis eine Stunde mehr Zeit einrechnen.
· Recht langer Hüttenzustieg. (zum Glück nur im Schwierigkeitsgrat T2)
· Hält man sich nicht an die Route oder versteigt sich, wird es Klettertechnisch schnell schwieriger.
· Kletterschwierigkeiten III (bei anderer Routenwahl bis IV)
Material
· Eisausrüstung
· 50m Seil absolut ausreichend (vermutlich würden 30m auch reichen)
· 1-2 Bandschlingen, zwei Express, 2 Schraubkarabiner und pro Person ein HMS. Abseilmaterial
· Bei zwei Schraubkarabiner kann sogar auf Express verzichtet werden.
Hütte
· Imposanter Steinbau, toll gelegen.
· Innenbereich ausserordentlich gemütlich.
· Liegeplätze nach meinem Empfinden etwas eng.
· S, uper freundliche Hüttencrew.
· Ausgezeichnetes Essen.
· Leider nur zwei WC’s was bei voller Hütte eng werden kann.
Genaue Route:
Zermatt, Alterhaupt P.1961, Stellistein P.2058, Berggasthaus Trift P.2337, Vieliboden P.2453, P.2908, Rothornhütte P.3198
Östliche Eseltschuggen, Gletscherplateau ca.3400, Wasserloch, Frühstücksplatz ca.3600m, Südostgrat, Firngrat, Eisloch, Couloir, Gabel, Biner-Platte, Rippe, Kanzel, Zinalrothorn P.4221, Kanzel, Rippe, Biner-Platte, Gabel, rechte Begrenzungsrippe des Couloirs (eingerichtete Abseilstellen), Eisloch, Firngrat, Frühstücksplatz, Wasserloch, Gletscherplateau, östlich Eseltschuggen, Rothornhütte.
Rothornhütte, Zermatt.
Ich werde wieder kommen. Rothorngrat sei Dank.
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