Mont Blanc via Peutereygrat über die klassische Route von der Refuge Monzino
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Mont Blanc via Peutereygrat über die klassische Route von der Refuge Monzino
Route:
Refuge Monzino - Aiguille Blanche de Peuterey - Col de Peuterey. - Grand Pilier d´Angle - Mont Blanc de Courmayeur - Mont Blanc - Dome de Gouter - Aiguille de Bionnassay - Refuge Gonella
Eigentlich sollte es ja nun in diesem Jahr endlich mit der seit langem geplanten Weisshorn-Überschreitung klappen. Doch es kam wieder einmal ganz anders.
Infolge eines stabilen Hochdruckgebietes, welches sich für den Zeitraum 15-18 August 2011 ankündigte, war die Endscheidung für diese meine Traumtour schnell gefallen.
Infolge einer Kaltfront hatte es zwar in der Nacht zuvor noch bis ca. 3800m hinab Neuschnee gegeben, doch dieser sollte sich nicht allzu negativ auf unsere Tourenplanung auswirken.
So begaben wir uns also am Vormittag des 15 August von Saas-Fee nach Chamonix, unterfuhren das Mont Blanc Massiv dank des Mont Blanc Strassentunnels und erreichten das Val Veny auf der italienischen Seite des Massivs gegen 15 Uhr.
Dieses malerische Tal ist praktisch unbewohnt und noch sehr ursprünglich, ja fast ein wenig geheimnissvoll.
Nur im Sommer sind dort einige der Campingplätze gut besucht. Die Strasse hinauf ist sehr schmal und endet bald für den öffentlichen Autoverkehr an einer Schranke.
Der anschliessende Aufstieg zur Refuge Monzino (2590m) gestaltete sich kurzweilig und abwechslungsreich, ist doch ein grosser Wegabschnitt als teilweise luftiger Klettersteig ausgebaut.
Auf der Hütte erwartete uns fliessendes Wasser, ein sehr gutes Nachtessen und ein gemütliches Etagenbett.
Um 3Uhr war die Nachtruhe vorbei und nach einem schnellen Frühstück ging es endlich los.
Wir stiegen zunächst auf zum Glacier de Chatelet und über diesen immer steiler hinauf. Schlussendlich durch ein Felscouloir hinauf zum Col de l´Innominata.
Auf dessen Rückseite in 3 Abseillängen hinunter auf den wild zerklüfteten Glacier de Freney.
Für die erfolgreiche Querung dieses Gletschers mussten wir zunächst reicht weit auf dessen orthographisch rechter Seite aufsteigen, um dann weiter oben in eine weniger spaltendurchsetzte Zone zu gelangen, welche eine Querung zur anderen Seite zulies.
Doch kurz vor dem Erreichen der sicheren linken Randkluft des Glacier de Freney schoss uns das Adrenalin schlagartig in die Adern.
Deutlich hörbar vernahmen wir zunächst das Geräusch eines Spannungsrisses, der sich durch das Eis unter uns fortsetze.
Wenige Sekunden später stürze dann auch schon nur wenige Meter unter uns eine gewaltige Eismasse hinunter und zerplatzte mit lautem Krachen auf einer tiefer liegenden Gletscherterrasse in seine Bestandteile.
Bewegungslos verweilten noch kurze Zeit am Standplatz, gingen dann langsam und gefühlvoll die restlichen Schritte bis zum Beginn der Felsen des Schneiderbandes, welches wir direkt vom Gletscher aus betreten konnten.
Von weiter oben konnten wir dann etwas später sehen, dass wir glücklicherweise doch mind. 50m von der Abbruchstelle des Gletschers entfernt waren, doch der Schrecken war zumindest mir schon gewaltig in die Glieder gefahren.
Wir folgten nun zunächst dem gut begehbaren Schneiderband, welches später in eine steile, schneegefüllte Rinne überging. Von dort steil weiter hoch, die Pointe Gugliermina rechts umgehend auf die Brenvaseite wechselnd und weiter hinauf bis zum Beginn des Firngrates, der schlussendlich auf den ersten Gipfel (Point Seymour King) der Aiguille Blanche leitet.
Dort begann dann die heikle Querung in sehr steilem Gelände hinüber zum Hauptgipfel (Pointe Güßfeldt) der Aiguille Blanche de Peuterey, welchen wir nach ca. 8 Std. erreichten.
Von dort setzten wir die Überschreitung fort hinüber zum dritten Gipfel der Aig. Blanche (Pointe Jones) um dann anschliessend auf dessen Rückseite den Beginn der Abseilstrecke hinab zum Col de Peutery zu finden.
Infolge des Neuschnees waren jedoch die Abseilpunkte schwer bzw. gar nicht zu finden, was uns den Abstieg natürlich erschwerte.
In 4 Abseillängen hinab auf das inzwischen butterweiche Firnplateau des Col de Peuterey (3950m).
In Anbetracht des inzwischen weichen Schnees und der Tatsache, dass wir für die Fortsetzung unserer Überschreitung nicht mehr genügend Zeit bis zum Einbruch der Dunkelheit haben würden, beschlossen wir nach 11 Stunden der Aktivität, so wie zuvor auch eingeplant, ein Biwak auf dem Col de Peuterey zu machen.
Der Col de Peuterey ist ein idealer Platz für ein Biwak und unterteilt diese lange Route sehr geschickt, so dass am Folgetag noch viel Zeit für versch. Abstiegs- oder Gipfelvarianten bleibt.
Eine Schneemulde wurde ausgehoben und für die Nachtruhe vorbereitet. Später gab es grosse Mengen von heissem Tee und Nudelsuppe sowie Appenzeller Nusstochte und Schokolade.
Gegen 20Uhr legten wir uns nieder in die Schlafsäcke und genossen die absolute Abgeschiedenheit und Ruhe dieses Ortes bevor der Schlaf uns überkam. Die Nacht war perfekt für ein Biwak unter freiem Himmel; nicht zu kalt, kaum Wind und ein 2/3Vollmond, der uns um 3Uhr weckte.
Ein kurzes Frühstück noch mit heissem Tee und eine Std. später nahmen wir die zweite Etappe unserer Tour unter die Steigeisen. Es galt nun, zunächst das Couloir Eccles zu durchsteigen.
Es ging sofort steil und wenig später sehr steil das Firnfeld hinauf in Rtg. Grand Pilier d´Angle.
Das daran anschliessende Couloir Eccles hatte sicher mehr als 50° und es zog sich scheinbar endlos hinauf.
Endlich wurde es etwas flacher und wir querten im Firn nur noch wenig steigend nach rechts hinüber zum Gipfel des Grand Pilier d´Angle.
Von dort war dann endlich der Blick frei auf den abschliessenden obersten Firnhang des Peuterey-Grates, der nun vom Grand Pilier d´Angle aus immer steiler werdend in der Gipfelwächte des Mont Blanc de Courmayeur endete.
Dieser letzte Abschnitt war sehr anstrengend für mich und natürlich spürte ich nun sowohl die Anstrengung des Vortages als auch die extreme Höhe und Steilheit dieses Berges.
Doch mit ein paar wenigen kurzen Pausen zum Verschnaufen gelang es mir doch recht gut den Tritten meines nimmermüden Seilpartners zu folgen.
Und dann war der Augenblick da:
Gabriel überkletterte geschickt die eisgepanzerte Gipfelwächte links der höchsten Stelle und half mir mit etwas Seilzug auch über diese letzte Barriere hinweg.
Dann standen wir auf dem Gipfel des Mont Blanc de Courmayeur, der uns mit eisigem Wind auf seinem Hochplateau empfing. Das Gefühl und die Erleichterung es geschafft zu haben ist schwer in Worte zu fassen, Emotionen überwallten mich augenblicklich für eine Weile. Ich brauchte ein paar Augenblicke für mich ganz alleine.
Nach ein paar Minuten jedoch hatte der kalte Gipfelwind mein Hirn wieder befreit und alle Gedanken verblasen. Der Blick ging weiter nach oben, zur letzten kurzen Etappe hinauf zum französischen Gipfel des Mont Blanc.
Den Hauptgipfel erreichten wir ca. 40 min. später und waren plötzlich umringt von so vielen anderen Gipfelaspiranten, die über die zahlreichen Routen von Frankreich aus aufgestiegen waren. Wir genossen den Gipfel und die Aussicht noch ca. 10 Minuten und machten uns dann auf den Abstieg hinab zum Col du Dome. Dort wurde erst einmal eine Rast eingelegt und wir erörterten unsere Optionen für den weiteren Routenverlauf.
Gabriel machte einen sehr interessanten Vorschlag, der uns neben zwei weiteren 4000ern auch noch die Chance eröffnete, ins italienische Val Veny zurückkehren zu können, ohne auf technische Auf- oder Abstiegshilfen angewiesen zu sein.
So beschlossen wir zunächst den über uns liegenden Dome de Gouter zu überschreiten und dann zum Piton des Italiens hinüber zu queren.
Von dort ging es über den bereits südseitig weichen und teilweise messerscharfen Nord-Ostgrat hinauf zur Aiguille de Bionnassay. Der Weg über diesen Grat hat mir nochmals allen Mut abverlangt, denn wir mussten über weite Strecken mit beiden Füssen, dicht nebeneinander laufend über den höchstens 20cm breiten Gratfirst balancieren.
Und auf beiden Seiten Flanken von mehreren hundert Metern abwärts.
Vom Gipfel dann auf gleichem Weg zurück bis zum Piton des Italiens und von dort über einen sehr zerissenen Gletscher Glacier du Dome hinunter zur neuen Refuge Gonella (3072m).
Dieser Abstieg kostete mich noch einmal viel Kraft, war der Schnee inzwischen so weich, dass sogar die Steigeisen keinen Halt im Schneemelm mehr finden konnten. Zum krönenden Abschluss dürften wir noch eine sicher 40m tiefe Gletscherspalte krabbelnd mit Hilfe einer schief liegenden Aluleiter übersteigen, bevor dann die neue Refuge Gonella auf 3071m erreicht wurde.
Ein langer, anstrengender Tourentag fand nach 11 Stunden hier bei gutem Essen und einem Glas Rotwein einen würdigen Abschluss.
Am folgenden Tag erwartete uns aber noch ein sehr langer Hüttenabstieg über den endlos langen Glacier de Miage, bevor wir im Val Veny das Auto zur Heimfahrt besteigen konnten.
Fazit:
Meine bisher schwerste und eindrücklichste Bergtour in wilder alpiner Abgeschiedenheit.
Einfach unvergesslich!!
Den Mont Blanc aus dem Tal heraus, ohne Zuhilfenahme technischer Anlagen, bestiegen und überschritten zu haben und auch wieder auf diesem Weg hinunter verlassen zu haben, finde ich erwähnenswert
Möglich geworden für mich dank meines professionellen und perfekten Bergführers & Seilkameraden, der mich über alle Schwierigkeiten hinweg diesen Weg hat bewältigen lassen.
Tourengänger:
garaventa

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