Dal Piz de Groven al Pizzo della Molera - la Traversata
|
||||||||||||||||||||||||||
![]() |
![]() |
Vor über einem Jahr hatte mir wieder einmal jemand einen Floh hinter das Ohr gesetzt, und diesmal einen ziemlich grossen: die sagenhafte Cresta integrale zwischen Pizzo della Molera und Piz de Groven. Deren Erschliessungsgeschichte ist seit über zehn Jahren bekannt, und so konnte G. Brenna in Grandi cime 2, S. 105, unter Piz de Groven schreiben:
"Prima di passare alla descrizione dell'itinerario d'ascesa al Piz de Groven
segnalo due novità che non ci sono nella Guida delle Alpi mesolcinesi, ove
avevo scritto che la selvaggia cresta rocciosa compresa tra il Piz de Groven
e il Pizzo della Molera "attende ancora il suo ardito esploratore":
1) La citata cresta fra il Piz de Groven e il Pizzo della Molera è stata
percorsa il 3 settembre 2000 da Michele Bionda e Franco Valerio.
2) I due menzionati, bravi alpinisti hanno pure portato a termine il 26
agosto 2001 la salita del Piz de Groven direttamente dalla Val de Drenola e
per la parete-spigolo sud-est.
Im August 2004 gelang Michele Bionda und Davide Decristophoris die Ueberschreitung in S-N-Richtung, wobei sie mehrere Stellen im Schwierigkeitsgrad 5b bewältigen mussten.
Am 15. März 2006 erfolgte die erste Winterbegehung in S-N-Richtung in anspruchsvoller Mixedkletterei durch Daniel Silbernagel und Gefährten.
Von all dem wusste ich am 3.7.2011 natürlich noch nicht viel, als ich von der Alp Fora auf den P. della Molera und weiter über die Türme 5 und 4 zur Scharte vor Turm 3 stieg, wo mich ernsthafte Zweifel an dessen Ersteigbarkeit und an den Schwierigkeiten im weiteren Gratverlauf sowie am S-Grat zum Piz de Groven W-Gipfel trotz schönstem Wetter zur Umkehr bewegten. Meine Suche nach genaueren Informationen blieb zunächst erfolglos, und die Cresta integrale begann in meinem Empfinden mythische Züge anzunehmen...Schliesslich konnte ich dank kompetenter Unterstützung doch noch detaillierte Routenangaben der Erstbegeher in Erfahrung bringen - Mille Grazie! - womit aber auch sofort klar wurde, dass ich die Traversierungsrichtung umkehren und einen anderen Ausgangspunkt würde suchen müssen, da eine S-N-Begehung für mich - wenn überhaupt - nur in Seilschaft in Frage käme. Die Verlockung des - nicht mehr ganz - Ungewissen und in den Bereich des Möglichen gerückten begann jetzt erst recht...und damit das geduldige Warten auf ein paar gewitterfreie Tage.
30.7.: von der Postautohaltestelle Lostallo durch das Dorf Richtung Kirche (476m), wo mir ein Dorfbewohner in den letzten Merlotreben eine Wasserleitung zum Auffüllen meiner Flasche zeigte, Grazie! NE der Kirche auf einer Schotterstrasse zum Reservoir, wo ein kaum markierter (vereinzelte Steinmänner) und z.T. nur undeutlicher Pfad beginnt, der zuerst unter einer Hochspannungsleitung durchführt, und dann in steilen Kehren durch Laubwald über Dro (815m) nach Orgio (1411m) aufsteigt. Durch üppigen Nadelwald (Bosch d'Orgio) und überbuschte und vermoorte Weiden weiter zur Alp de Groven, 3h, T3. Hier weilten gerade ein paar freundliche Lostallesi, die mit Hütten- und Wegunterhalt sowie Jagdhege beschäftigt waren, mir den bequemsten Weg zum Grat hinauf erklärten, Wild zeigten und mich zum Abendessen einluden, Grazie anche a li!Im August 2004 gelang Michele Bionda und Davide Decristophoris die Ueberschreitung in S-N-Richtung, wobei sie mehrere Stellen im Schwierigkeitsgrad 5b bewältigen mussten.
Am 15. März 2006 erfolgte die erste Winterbegehung in S-N-Richtung in anspruchsvoller Mixedkletterei durch Daniel Silbernagel und Gefährten.
Von all dem wusste ich am 3.7.2011 natürlich noch nicht viel, als ich von der Alp Fora auf den P. della Molera und weiter über die Türme 5 und 4 zur Scharte vor Turm 3 stieg, wo mich ernsthafte Zweifel an dessen Ersteigbarkeit und an den Schwierigkeiten im weiteren Gratverlauf sowie am S-Grat zum Piz de Groven W-Gipfel trotz schönstem Wetter zur Umkehr bewegten. Meine Suche nach genaueren Informationen blieb zunächst erfolglos, und die Cresta integrale begann in meinem Empfinden mythische Züge anzunehmen...Schliesslich konnte ich dank kompetenter Unterstützung doch noch detaillierte Routenangaben der Erstbegeher in Erfahrung bringen - Mille Grazie! - womit aber auch sofort klar wurde, dass ich die Traversierungsrichtung umkehren und einen anderen Ausgangspunkt würde suchen müssen, da eine S-N-Begehung für mich - wenn überhaupt - nur in Seilschaft in Frage käme. Die Verlockung des - nicht mehr ganz - Ungewissen und in den Bereich des Möglichen gerückten begann jetzt erst recht...und damit das geduldige Warten auf ein paar gewitterfreie Tage.
31.7.: Start kurz vor 5 Uhr bei sternenklarer Nacht und zuerst auf Pfadspuren Richtung SSW zu einem grossen Felsblock, dann nach WNW zum Beginn eines eingezeichneten Couloirs (ca. 1960m). Durch dieses steil hinauf und nach NW weiter über Gras, Stauden und leichte Felsen (I) auf den Grat ca. bei P. 2387, 1h 30min-2h, T4+.
Auf dem N-Grat (Pfadspuren), einen markanten Turm rechts über einige Felsstufen umgehend (I-II), auf den P. de Groven E-Gipfel, 45min-1h, WS-.
Abstieg zuerst in der N-Flanke, dann auf dem Grat, einen Turm links umgehend auf den W-Gipfel (2674m) und kurz weiter auf dem NW-Grat hinunter bis zur Abzweigung des S-Grats, 30min, L.
Rechts vom S-Grat über steiles Gras (Pfadspuren) hinunter auf einen flachen Grasboden. Nun links vom Grat eine steile, aber gut gestufte Rinne (I) hinunter und horizontale Querung auf abschüssigen Grasbändern (T6) unter den Gratflühen nach S zur Scharte La Prederossa (2490m), wo der NNW-Grat zum P. della Molera beginnt, der zusammen mit diesem 6 Türme aufweist. Einfach über den Grat und z.T. links davon auf Turm 1 (I-II). Kurzer Abstieg nach links auf ein Band, das auf die rechte Gratseite hinüber leitet. Abstieg über Felsstufen (II), Umgehung einiger kleiner Türme und wieder auf dem Grat bis zu einer tiefen Scharte. Hier klettert man ca. 5m zur 1. Abseilstelle ab, die sich rechts unter einem Dach befindet (1 Hk und 1 Schlinge), und seilt sich 25m ab (luftig!). Nun links über steiles Gras und Felsstufen auf Turm 2 (Stelle III). Rechts unter dem Gipfel seilt man sich an der 2. Abseilstelle (mehrere Schlingen) nochmals 25m ab. Auf der anderen Seite ca. 4m senkrecht hoch (IV, Seil ev. zur Sicherung hängen lassen und erst nachher abziehen) und weiter über den Grat auf Turm 3 (II). Da ich die 3. Abseilstelle (1 Hk und 1 Schlinge) nicht finden konnte, legte ich eine ca. 4m lange Schlinge um einen soliden Block und seilte mich 20m in die nächste Scharte ab (brüchig). Ueber den Grat problemlos auf Turm 4 (Stelle III), ausgesetzt auf Turm 5 (II, Fels z.T. instabil) und weiter zum Turm 6 bzw. P. della Molera, der links über eine Stufe und einen brüchigen Kamin (II) erklettert wird, 3h 30min-4h, insgesamt ZS.
Abstieg vom P. della Molera nach W durch eine gut gestufte Rinne bis ca. 2500m hinunter, dann auf Pfadspuren (Steinmänner) horizontal zum S-Grat, diesem entlang oder W davon auf Pfadspuren an P. 2449 vorbei hinunter zu P. 2295 (grosser Steinmann) und weiter zur Bocca d'Vegeina (2145m), 1h 15min, L.
Auf einem Pfad W vom P. di Rüss vorbei zu P. 2140m und hinunter nach Pian di Renten, wo ich einen letzten wehmütigen Blick zurück ins Calancatal warf, und auf dem Sentiero Alpino durch den wunderschönen Bosch Nadi und an Dasga vorbei nach Sta. Maria in Calanca, 2h 30min, T3.
Ganze Tour insgesamt 10-12h.
Material: Helm, Klettergurt, 50m Zwillingsseil (1 Strang), 2-3 Express, einige Schlingen (Umfang 3-5m), Kk-Set, ev. 1-2 Reserve-Hk, altes Eisgerät für Steilgras.
Besonderes: Tour nur bei stabilem Wetter unternehmen, da zwischen den beiden Gipfeln keine Fluchtmöglichkeiten bestehen, und ein Rückzug spätestens nach Turm 1 kaum mehr möglich ist.
Tourengänger:
lorenzo

Communities: Ticino Selvaggio
Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden
Kommentare (6)