Piz Palü - Bumiller Pfeiler
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Einzigartig ist wohl jeder Berg, aber der Palü sucht in seiner Erscheinung seinesgleichen. Ist er gar eine Antithese zum Matterhorn? Nein ich möchte keine philosophische Diskussion vom Zaun reissen, lieber schwärme ich von seiner Routenvielfalt, die jeden Bergsteiger in ihren Bann zu ziehen vermag. Meine erste Begegnung mit diesem Berg liegt mittlerweile fast mein ganzes Leben zurück und zwischenzeitlich war ich im Winter via Normalroute oben, aber die Faszination ging immer von seiner abweisenden Nordflanke aus. Und dieser "Bumiller" ist mir schon seit Kindesbeinen geläufig...
Es war ein eher spontaner Entscheid, den wir am Vortag vor unserer Tour fällten, doch er sollte sich als genau genau richtig erweisen. Auf dem Parkplatz der Diavolezza-Bahn herrschte schon mal Uneinigkeit über das Material, welches wir mitzunehmen gedachten. Beharrte mein Kollege auf light&fast bestand ich auf meinen 3 Eisschrauben, 2 Eisgeräten und weiteren cams. Im Nachhinein kann ich folgendes Material empfehlen: komplette Steileisausrüstung inkl. 6 Eisschrauben, 2-3 cams mittlerer Grösse, ein Set Nuts kleiner bis mittlerer Grösse sowie einige Bandschlingen, 50m Einfachseil.
Von der Aussenterrasse des fast schon zu "komfortablen" Berggasthauses lassen sich die Verhältnisse und Routen am Palü bestens beobachten. Nach eingehendem Routenstudium erschien uns der Zustand des Bumiller Pfeilers als optimal, was sich am folgenden Tag bestätigen sollte. Bis zum Felsaufschwung war sogar eine Spur sichtbar, die sich aber nach dem Felsteil verlor. Wie sich später heraustellte, sind diese Besteigungsversuche nicht geglückt.
Anhand der Führerzeit, die von 6-8 Stunden ausgeht, wollten wir um 03:00 aufbrechen. Um eines vorwegzunehmen, die angegebene Zeit im Führer ist sehr sehr optimistisch, ausser man ist vom Schlage eines Ueli Steck...Trotz finsterer Nacht kann man den Bumiller Pfeiler kaum verfehlen und nach gut 1.25 Stunden standen wir am Pfeilerfuss. Wir folgten dem steiler werdenden Eisstrom links von der Mitte haltend. Dieser Abschnitt ist stark eisschlaggefährdet. Dank der Steilheit einzelner Abschnitte (bis ca. 60°) wird man hier schnell warm. Wir sicherten jeweils einzelne Längen im Eis. Alternativ könnte man sich momentan (Fussspuren) auch links unterhalb des Felspfeilers weniger steil nach oben arbeiten. Auf ca. 3400m quert man auf einen wenig steilen Firngrat, der zum felsigen Mittelteil der Pfeiler-Route überleitet. Nach etwas mehr als 3 Stunden wechselten wir vom Eis auf Fels. Mit der Morgensonne als Begleiterin erkletterten wir immer etwas östlich der Gratschneide haltend die ersten Längen. Die Kletterei bewegt sich anhaltend im IV-V+ Bereich und gönnt kaum Verschnaufpausen. Es stecken immer wieder mal Schlaghacken, an denen man auch ein Stück die alpinistische Vergangenheit dieses Pfeilers ablesen kann. Dass die Zuverlässigkeit dieser nicht immer über alle Zweifel erhalten ist, versteht sich von selbst. Cams oder Nuts lassen sich oft gut legen, es gibt aber auch Abschnitte, wo dies kaum möglich ist. Die angegebene Schwierigkeit muss zwingend mit schweren Bergschuhen beherrscht werden. Ein markanter, rötlicher Turm wird östlich umgangen, bevor man den Grat bei einem charakteristischen "Felsenfenster" wieder erreicht. Hier empfiehlt es sich direkt auf der sehr exponierten Gratschneide zu klettern. Ein Schlingenstand hilft über eine griffarme Platte. Insgesamt eine der schönsten Klettermeter, aber auch sehr fordernd. Nach fast 10 Stunden erreichten wir das Ende des Felsgrates. Die anhaltende Schwierigkeit und die nicht immer ganz offensichtliche Routenführung fordern ihren zeitlichen Tribut. Den Weiterweg wählten wir durch das mächtige und bedrohliche Serac. Anfänglich noch in gutem Eis gelangten wir bald in knietiefen und feuchten Schnee, durch den wir prompt einige Male mit einem Bein durchbrachen. Ein Abschnitt, bei dem wir in jeder Hinsicht noch einmal gefordert waren. Das Grollen und Knacken des Seracs, werde ich so schnell nicht vergessen... Die mächigen Querspalten im oberen, flacheren Teil liessen sich noch gut überqueren. Erst dann wich die stundenlange Anspannung langsam diesem unbeschreiblichen, intensiven Gefühl. Nach 11 Stunden war der gute Bumiller "gegessen". Zu unserem Glück klarte es wieder auf. Der Blick in die wallende Wolkenmasse liess uns "fliegen". Der Abstieg ist gut dokumentiert und bereitet momentan keine Schwierigkeiten. Nach gut 14 Stunden schafften wir die letzte Talfahrt just in time. Was für ein Abenteuer!
Es ist ein fantastisches Gefühl, den Palü nun auch von seiner unwirtlichen Seite bestiegen zu haben. Ein Abenteuer sondergleichen und für mich gleichzeitig Start und Ende meiner Hochtouren-Saison, denn in einigen Tagen gehts für Monate in den Winter auf der Südhalbkugel. Ich wünsche allen Hikrs einen erlebnisreichen und unfallfreien Sommer!
Besten Dank an "Nordwand" für die Inspiration http://www.hikr.org/tour/post35523.html
Es war ein eher spontaner Entscheid, den wir am Vortag vor unserer Tour fällten, doch er sollte sich als genau genau richtig erweisen. Auf dem Parkplatz der Diavolezza-Bahn herrschte schon mal Uneinigkeit über das Material, welches wir mitzunehmen gedachten. Beharrte mein Kollege auf light&fast bestand ich auf meinen 3 Eisschrauben, 2 Eisgeräten und weiteren cams. Im Nachhinein kann ich folgendes Material empfehlen: komplette Steileisausrüstung inkl. 6 Eisschrauben, 2-3 cams mittlerer Grösse, ein Set Nuts kleiner bis mittlerer Grösse sowie einige Bandschlingen, 50m Einfachseil.
Von der Aussenterrasse des fast schon zu "komfortablen" Berggasthauses lassen sich die Verhältnisse und Routen am Palü bestens beobachten. Nach eingehendem Routenstudium erschien uns der Zustand des Bumiller Pfeilers als optimal, was sich am folgenden Tag bestätigen sollte. Bis zum Felsaufschwung war sogar eine Spur sichtbar, die sich aber nach dem Felsteil verlor. Wie sich später heraustellte, sind diese Besteigungsversuche nicht geglückt.
Anhand der Führerzeit, die von 6-8 Stunden ausgeht, wollten wir um 03:00 aufbrechen. Um eines vorwegzunehmen, die angegebene Zeit im Führer ist sehr sehr optimistisch, ausser man ist vom Schlage eines Ueli Steck...Trotz finsterer Nacht kann man den Bumiller Pfeiler kaum verfehlen und nach gut 1.25 Stunden standen wir am Pfeilerfuss. Wir folgten dem steiler werdenden Eisstrom links von der Mitte haltend. Dieser Abschnitt ist stark eisschlaggefährdet. Dank der Steilheit einzelner Abschnitte (bis ca. 60°) wird man hier schnell warm. Wir sicherten jeweils einzelne Längen im Eis. Alternativ könnte man sich momentan (Fussspuren) auch links unterhalb des Felspfeilers weniger steil nach oben arbeiten. Auf ca. 3400m quert man auf einen wenig steilen Firngrat, der zum felsigen Mittelteil der Pfeiler-Route überleitet. Nach etwas mehr als 3 Stunden wechselten wir vom Eis auf Fels. Mit der Morgensonne als Begleiterin erkletterten wir immer etwas östlich der Gratschneide haltend die ersten Längen. Die Kletterei bewegt sich anhaltend im IV-V+ Bereich und gönnt kaum Verschnaufpausen. Es stecken immer wieder mal Schlaghacken, an denen man auch ein Stück die alpinistische Vergangenheit dieses Pfeilers ablesen kann. Dass die Zuverlässigkeit dieser nicht immer über alle Zweifel erhalten ist, versteht sich von selbst. Cams oder Nuts lassen sich oft gut legen, es gibt aber auch Abschnitte, wo dies kaum möglich ist. Die angegebene Schwierigkeit muss zwingend mit schweren Bergschuhen beherrscht werden. Ein markanter, rötlicher Turm wird östlich umgangen, bevor man den Grat bei einem charakteristischen "Felsenfenster" wieder erreicht. Hier empfiehlt es sich direkt auf der sehr exponierten Gratschneide zu klettern. Ein Schlingenstand hilft über eine griffarme Platte. Insgesamt eine der schönsten Klettermeter, aber auch sehr fordernd. Nach fast 10 Stunden erreichten wir das Ende des Felsgrates. Die anhaltende Schwierigkeit und die nicht immer ganz offensichtliche Routenführung fordern ihren zeitlichen Tribut. Den Weiterweg wählten wir durch das mächtige und bedrohliche Serac. Anfänglich noch in gutem Eis gelangten wir bald in knietiefen und feuchten Schnee, durch den wir prompt einige Male mit einem Bein durchbrachen. Ein Abschnitt, bei dem wir in jeder Hinsicht noch einmal gefordert waren. Das Grollen und Knacken des Seracs, werde ich so schnell nicht vergessen... Die mächigen Querspalten im oberen, flacheren Teil liessen sich noch gut überqueren. Erst dann wich die stundenlange Anspannung langsam diesem unbeschreiblichen, intensiven Gefühl. Nach 11 Stunden war der gute Bumiller "gegessen". Zu unserem Glück klarte es wieder auf. Der Blick in die wallende Wolkenmasse liess uns "fliegen". Der Abstieg ist gut dokumentiert und bereitet momentan keine Schwierigkeiten. Nach gut 14 Stunden schafften wir die letzte Talfahrt just in time. Was für ein Abenteuer!
Es ist ein fantastisches Gefühl, den Palü nun auch von seiner unwirtlichen Seite bestiegen zu haben. Ein Abenteuer sondergleichen und für mich gleichzeitig Start und Ende meiner Hochtouren-Saison, denn in einigen Tagen gehts für Monate in den Winter auf der Südhalbkugel. Ich wünsche allen Hikrs einen erlebnisreichen und unfallfreien Sommer!
Besten Dank an "Nordwand" für die Inspiration http://www.hikr.org/tour/post35523.html
Tourengänger:
danski

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Kommentare (10)