Die Anregung zu dieser beschaulichen Wanderung entnahmen wir Daniel Ankers überaus lesens- und empfehlenswertem Buch "Berner Oberland - 50 Touren zwischen Eigerwand und Emmental" ....
Zu dritt schweben wir ab Stechelberg über Gimmelwald nach Mürren empor - das Wetter ist nicht so strahlend, wie es wir auf Grund der Prognosen erhofft hatten; kühl ist's dazu - doch die Gruppe EMJ ist stets wolkenfrei (während umliegendere, etwas tiefere Gipfel wie das Schilt- oder Gspaltenhorn sich meist hinter den Wolken versteckten). Gut eingepackt für einen Julitag marschieren wir, nach dem letzten Brot-Einkauf, gleich dem Bach folgend, hoch. Bereits nach wenigen Höhenmetern fällt uns die reiche Blumenpracht auf - sie wird, in abwechslungsreicher Ausprägung, uns während der gesamten Wanderung, aufs Eindrücklichste begleiten. Nach dem querenden Durchgang durch den Wald erreichen wir die Alpebene von Suppen, wo wir an der hübschen und aussichtsreichen Pension Sonnenberg vorbeiziehen - zu früh für eine Einkehr: drei Hubels warten noch ...
Auch auf dem sanften Anstieg zu unserem ersten "Gipfelziel" bleiben wir mehrere Male stehen um Aussicht und Blumenvielfalt zu geniessen (und zu fotografieren). In Kürze erreichen wir den Allmendhubel, wo wir - selbstverständlich das imposante Dreigestirn gegenüber - und den Apéro geniessen. Von hier aus erkennen wir auch, dass auf der Alp etwas oberhalb des Sattel, welcher uns dann zum nächsten Hubel leiten wird, eine Herde Tiere eingepfercht ist - dahin machen wir uns nun auf den Weg ...
Dort, nach wenigen Metern Gegenanstieg, angekommen, klärt sich die Sache auf: die anwesenden Älpler erklären uns, dass das wechselhafte Wetter den Schafen nicht gut bekomme. So würde sich bei Nässe Erdreste zwischen den Klauen festsetzen und bei Trockenheit derart verfestigen, dass sich Entzündungen und Lahmen ergäben. Deshalb würden sie alle zwei Wochen den betroffenen Schafen die Klauen reinigen. Alle, auch die einzeln behandelten Schafe, scheinen die Behandlung mit der nötigen Gelassenheit zu absolvieren ... Wir sind rechtzeitig dazugestossen: kurz darauf darf die Herde auf die Alpweide ausfächern. Von interessanten Einblicken in die Alpwelt bereichert, wandern wir nun weiter, erst etwas abwärts, dann weglos ungefähr der Winteranlage hoch - kurz vor dem Moulerhubel an einem idyllischen Tümpel vorbei. Daniel Anker erläutert in seinem Buch die Herkunft des Namens präzise; so sei dieser "natürlich falsch, weil der Ursprung beim neuenburgischen Schaumwein Mauler liegt, der hier oben (von britischen Kriegsgefangenen aus dem 1. Weltkrieg) entkorkt wurde".
Gut einsehbar ist von unserem heutigen höchsten Punkt aus die nächste Etappe: auf dem Skilift-Trassee geht es erst hinab auf den Wanderweg, welcher dann beinahe flach weiterführt Richtung Dorenhubel. Um diesen zu gewinnen, zweigen wir rechts vom Weg ab und steigen auf einer nur knapp sichtbaren Spur über den sanften Grashang zum etwas versteckt hinter Tannen liegenden guten Aussichtspunkt - mit zwar kleinem, doch schönem "Känzeli". Sogar einige Meter senkrecht geht es talwärts hinunter - so ist auch gut die Haltestelle und das Restaurant auf Winteregg erkennbar; auch das gegenüberliegende Wengen mit dem Männlichen, Schynige Platte und Loucherhorn können wir gut ausmachen.
Unsere blumenreiche Wanderung neigt sich dem Ende zu; auf der Bletschenalp freundet sich eine originell gefärbte Kuh mit mir an - auch dieses kleine Erlebnis macht mir grosse Freude. Wir drei geniessen alle Facetten dieser angenehm zu gehenden Route - und beschliessen die Fussreise auf der Grütschalp, draussen auf der Terasse, mit Kaffee und Bier.
Ein nächstes Ziel in dieser Zusammensetzung nimmt hier bereits Form an: der Hengst, ab "Schlund-Toni", darf es dann sein ...
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