Seit ich ein Jahr zuvor unterhalb des Seestocks auf dem Rossgrat gestanden war, wollte ich diesen etwas komisch in der Landschaft stehenden Berg bei Gelegenheit mal erklimmen. Nun war es soweit: Eine Tour vom Schächental über die Läged Windgällen auf den Seestock sollte es werden.
Mit dem Bus ging's bis zur Unteren Balm etwas unterhalb des Klausenpasses. Von dort leicht und gemütlich auf dem Wanderweg über Vorderen Rustigen via P. 2106 rechts des Seeleins hoch zum Ruosalper Chulm. Während wir weiter unten noch dachten, die mächtige Felsbastion der Läged Windgällen würde einem beim Näherkommen einen Hinweis darauf geben, wie sie zu bezwingen wäre, fragten wir uns nun immer mehr, wie wir dort wohl hochkommen würden.
Vom Ruosalper Chulm ging's nun auf Wegspuren weiter zum Fuss der Wand. Während wir anfangs dachten, dass erste Couloir gerade aus würde wohl die Aufstiegsroute sein, wurde nun klar, dass der Aufstieg durch das nächste Couloir weiter links erfolgen musste. Dieses bezwangen wir dann kraxelnd in relativ kurzer Zeit. Helmtragen wäre hier sicherlich nicht falsch gewesen (doch unsere lagen zu Hause, wo sie bekanntlich gar nix nützen), ebenso wenig wie versetztes Hochkraxeln, denn die vielen losen Steine purzeln in diesem Bereich massenweise runter.
Auf dem Plateau der Läged Windgällen dann erstmals eine deutliche Ansicht der Schächentaler Windgällen und die zu erwartende Einsicht, dass mir dies für den Moment wohl noch eine Nummer zu heftig ist. Geplant war dieser Gipfel ohnehin nicht, denn wir wollten ja weiter zum Seestock.
Nach Überquerung des schönen Plateaus ging's meist weglos hinunter Richtung Brätt, wo wir nicht nur auf Schafe, sondern auch einen Trampelpfad vorfanden. Diesem folgten wir hinüber zum Alplersee. Obwohl ein Bad reizte, beschlossen wir, dies auf später zu verschieben und erst noch den Seestock zu besteigen.
Vom Alplersee stiegen wir weglos die Grasflanke hoch zum Seegrat. Diesem folgten wir dann bis zum Anfang des gerölligen Bereichs. Der letzte Teil stellte sich als ziemlich mühsam, da steil und sehr rutschig, heraus. Vielleicht wäre es schlauer gewesen, auch hier noch auf dem Grat zu bleiben, anstatt unterhalb des Gipfels nach rechts zu queren. Kurz vor dem Gipfel galt es schliesslich definitiv, die Hände nochmals zur Hilfe zu nehmen, da ein kleines Felsbändchen zu überwinden war.
Die Aussicht vom Seestock war phänomenal. Insbesondere der Blick auf die Lidernenkette vom Rossstock bis zum Blüemberg ist aus dieser Perspektive einmalig.
Abstieg wiederum über den Seegrat hinunter zum Alplersee, wo ein erfrischendes Bad auf uns wartete. Da wir den Bus im Bisistal nicht verpassen wollten, versuchten wir den weiteren Abstieg abzukürzen wo immer das möglich war. Nur sind Abkürzungen oft in der Umsetzung umständlicher und langsamer, als sie auf der Landkarte ausschauen...
Jedenfalls beschritten wir links vom Bach einen Trampelpfad und – als uns dies zu bunt wurde – stiegen wir steil zum Bach hinab. Von Anfang an rechts des Baches zu gehen wäre wohl einfacher und schneller gewesen. Entlang dem Bach folgten wir dann einem Weg, welchen wir oberhalb des Ober Stafels wieder verliessen, um direkt zur Brücke unterhalb der Alp zu gelangen. Diese Abkürzung war wohl die Einzige an diesem Tag, die sich wirklich lohnte.
Weiter ging's dann auf dem Strässchen – aufgrund der massiven Felsbänder wohl die einzige Option. Da uns der weitere Abstieg auf der Strasse als zu lang erschien, zweigten wir bei P. 1786 ab und folgten dem auf der Karte eingezeichneten Weg. Bald bestätigte sich, dass eben nicht nur die Striche auf der Landkarte, sondern eben auch der reale Weg irgendwann aufhörte. Schade, denn nun wurde es mühsam, zeitraubend und nass, wenn auch in sehr schöner, entspannender Umgebung. Dies bis zum Unter Stafel, wo wir – wie auf der Karte eingezeichnet – wieder so etwas wie einen Weg vorfanden. Bei der Hütte angelangt beschlossen wir, fortan auf „Abkürzungen“ zu verzichten und folgten der Strasse bis hinunter zur Seilbahnstation, wo unser Bus längst abgefahren war. Eine freundliche Muotathalerin nahm uns aber schliesslich nach kurzem Warten mit bis an ihren Wohnort, wo wir auf den Bus umsteigen konnten.
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