auf dem östlichen Grat-Weg zum Pizzo Ruscada


Publiziert von Felix , 1. Juni 2011 um 11:06. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum:26 Mai 2011
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Pizzo Ruscada 
Aufstieg: 1230 m
Abstieg: 1230 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW von Brissago über Ascona nach Verdasio; Funivia Verdasio - Monte Comino
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Funivia Monte di Comino - Verdasio; PW nach Bellinzona, Gotthard-Autobahn bis Sursee, Wyssachen
Kartennummer:1311/2

Wir trauten unseren Augen und Ohren kaum: um sieben Uhr morgens giesst es wie aus Kübeln ... glücklicherweise ist das Frühstück erst gegen acht Uhr angesagt - so verstreicht die Zeit - und der Regen lässt nach; neblig-düster und kühl bleibt es dennoch. Wir beschliessen, so weit zu gehen, wie es uns machbar scheint ...

So verlassen wir Monte di Comino, Alla Capanna, Richtung Pizzin, dessen von hier aus sichtbarer Umsetzer uns zu dieser Zeit als das Maximalziel erscheint - an durchnässten Wiesenblumen vorbei. Der Wanderweg, welcher unmittelbar an unserem zwischenzeitlichen Domizil vorbeiführt, leitet uns in wenigen Minuten über diese Blumenwiesen und Wald zur schönen Waldkapelle Madonna della Segna. Hier beginnt nun der steilere Anstieg - im hübschen Buchenwald, durchsetzt mit ebenso dekorativen Birken. Ein ausgezeichnet angelegter Weg, teilweise mit Platten ausgestattet, führt lange hoch zu einer Zwischenebene, Pianascio.
Während wir bereits im Wald einzelne Alpenrosen-Stauden beobachten konnten, zeigen sie sich auf der offenen Wiesenfläche noch häufiger und leuchtender. Das Wetter ist unverändert neblig, doch trocken; so wandern wir weiter - wiederum hoch durch walddurchzogenes Gelände, welches unterbrochen wird von skurrilen Felsformationen und Ginsterbüschen. Auf dem Pizzin angekommen, machen wir einen Marschhalt; wir beschliessen, bei gleichbleibenden Wetterverhältnissen, weiterzuwandern. Dies umso mehr, als der Weg interessant zu einem ersten Nebengipfel und um den zweiten herumführt.

In der Tat ist es sehr anregend und unterhaltsam, diesen - markierten - Wegabschnitt zu begehen: nach der Überschreitung des ersten Hubels folgt ein kurzer Abstieg und eine nur leicht luftige Querung des zweiten auf einem ansteigenden Band. Nichts hindert uns daran, den Weg fortzusetzen, umso mehr als das Auf (und Ab) uns eher ins Schwitzen kommen lässt - dies verstärkt sich noch mehr im grösseren Ab- und Gegenanstieg nach Pescia Lunga. Hier bestünde eine ausgeschilderte Abstiegsmöglichkeit ins Centovalli - doch uns zieht es weiter Richtung Pizzo Ruscada; nun beginnen wir an ihn zu glauben ... Hier, wie auf dem bald erreichten Corte Nuova beeindrucken uns die kunstvoll aus Steinen errichteten Alphütten. Auch hier könnte ins Tal abgestiegen werden - dieser Weg ist wohl neu ausgebaut worden (in der LK sind erst Teilstücke eines Weges angegeben). Sachte aufwärts geht es weiter unter der immer noch geschlossenen Wolkendecke - es scheint jedoch, als könnte sie sich zu einer leichten Auflösung entschliessen. Ein Grund mehr dafür, bei der Ruine auf gut 1700 Metern den schmalen Pfad zu nehmen, welcher direkt auf dem Ostgrat zum Gipfel hoch führt - der markierte Bergweg zweigt hier in die NE-Flanke ab.
Und was für eine Trouvaille wir hier finden: stets schmal, mal durch regennasses hüfthohes Gras- und Strauchwerk, dann wieder, die Hände etwas einsetzend, über minimale Felsstufen, zur Linken oft Tiefblicke ins Tal, welche die nun sich verziehenden Nebelschwaden und die etwas aufgelockerte Bewölkung freigeben. Oft halten wir inne und werfen Blicke zurück auf unsere bereits absolvierten lauschigen Gratabschnitte - der Pizzo Ruscada verhüllt sich noch lange. Erst kurz vor dessen Erreichen, können wir ihn wahrnehmen - welch ein genussreiches Ankommen! Und, es ist windstill und recht angenehm warm; dieses Gefühl verstärkt sich, weil während unserer Mittagsrast auf dem Gipfel (ohne Gipfelkreuz) des Pizzo Ruscada sich sogar die ersten blauen "Löcher" zeigen. Da passt es bestens, dass wir über dem Südgrat einen Adler kreisen sehen ...

Für den Abstieg nehmen wir die markierte Route; sie verläuft problemlos und sanft absteigend erst Richtung Cappellone und biegt ab in die teils schuttige, teils strauch-, gras- oder baumbesetzte NE-Flanke. Bald erreichen wir unsere Abzweigung bei der Ruine (wo übrigens ein kleiner Steinmann auf die Spur über den Ostrgrat hinweist) und kommen zurück zu Corte Nuovo. Nach dem Queren des Nebengipfels wird's beim Aufstieg zum Vorgipfel des Pizzin immer blauer, schöner - wärmer. Derart, dass wir bei überraschend gefreutem Wetter auf dem Pizzin eine "Zusatzpause" einlegen - sogar unseren gestern besuchten Gridone dürfen wir nun gegenüber sichten. Auch während unserer Schlussabstieges zurück nach Monte di Comino, Alla Capanna, hält das Wetter, so dass wir Blumen, Schmetterlinge und einen letzten Aufenthalt auf der Terrasse geniessen können.

Wenn es heute zu Beginn gar nicht danach aussah: die besondere Stimmung mit dem mystisch wirkenden Wetter zu Beginn und die grossartige Entwicklung zum Strahletag, die unerwartet bezaubernde Gratbegehung zum Pizzo Ruscada, die exzellente Aussichtsterrasse des Alla Capanna - die Reise ins Tessin war es wert!

Tourengänger: Ursula, Felix


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Kommentare (8)


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Henrik hat gesagt: ...als mir hikr noch unbekannt war
Gesendet am 1. Juni 2011 um 11:38
...übernahm www.wandersite.ch/ viele Ergänzungen meiner Unternehmungen wie diese...

Achtung ziemlich ausgesetzt - der Weg zum Pizzin kann bei angewehtem Laub zudem "rutschig" sein. Auch ist auf ein wachsames Auge zu achten, die Markierungen sind bis zum Fuss des Pizzin deutlich, danach weniger toll, aber fehl gehen kann der Wanderer kaum, es gibt nichts anderes als diesen Pfad! Danach Abstieg nach Pescialunga - entscheidet man sich schon hier wieder ins Centovalli abzusteigen, ist eher dürftig markiert und rasant abfallend (nur links) und mit viel Laub bedeckt [wohl eher selten begangen] zum Weiler Saorèe, daselbst herrliche Aussicht auf den Stausee unter Palagnedra. Danach nach Lionza... Aug 2006

..heute lese ich eure Zeilen und es ist als wärs gestern gewesen...

Danke und wie üblich...meisterhafte Bilder.

Ciao

silberquäki

Seeger hat gesagt: Da schlägt das Herz..
Gesendet am 1. Juni 2011 um 12:09
einige Takte höher.
Ciao Felix
Danke für den wunderschönen Bericht und die wunderbaren Falter- und Blumenfotos.
Cari saluti
Andreas

TeamMoomin hat gesagt: Schöne Tour....
Gesendet am 1. Juni 2011 um 14:14
habt Ihr da gemacht, wirklich gelungen finde ich vorallem das Bild vom Perlmuttfalter, grosse Klasse! Das Tessin hat wirklich viele schöne Wege und wird echt zuwenig besucht.

Grüsse

Oli und Moomin

chaeppi Pro hat gesagt: Pianascio - Pizzin
Gesendet am 1. Juni 2011 um 15:25
Hallo Felix

Wie schon mehrmals auf Hikr diskutiert, besteht ein wirrwar mit diesen Gipfeln. Auf mapgeo.admin wurden diese Gipfel offenbar verwechselt. Auf allen meinen älteren Karten sowie auf Swiss Map 25 ist P1643 der Pianascio und P1510 der Pizzin. Ebenso im Clubführer Tessiner Alpen von Giuseppe Brenna ist der Pianascio P1642.6

LG, chaeppi

Henrik hat gesagt: RE:Pianascio - Pizzin
Gesendet am 1. Juni 2011 um 16:29
..allerdings auf der Siegfriedkarte ist mit 1508 m der Pianascio angegeben...der Punkt 1647 ist noch nicht benannt und dürfte somit der zukünftige Pizzin sein!

Also noch etwas für die Kontroverse...


Henrik hat gesagt: RE:Pianascio - Pizzin
Gesendet am 1. Juni 2011 um 16:58
..habe gerade noch eine irreführendes Schild gefunden - hikr. ist unerschöpflich..turistalpi war auch schon dort und nahm dieses Bild auf: www.hikr.org/gallery/photo493882.html?post_id=35334#1...ist das wirklich in 20 Minuten zu bewältigen?

Felix hat gesagt: RE: Pianascio - Pizzin
Gesendet am 1. Juni 2011 um 17:14
das schätze ich so ein, dass der Wanderweg den P. 1643 als Pianascio betrachtet ... Ich werde auf jeden Fall einen - oder zwei - Experten der Swisstopo befragen!

lg Felix

chaeppi Pro hat gesagt: RE:Pianascio - Pizzin
Gesendet am 1. Juni 2011 um 17:17
Wenn P1643 der Pianascio ist, rechnet Swiss Map 25 für diese Strecke 30 Min. Sollte also in etwa 20 Min machbar sein.


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