Eine tierische Tour im Simmental
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Vor einigen Tagen war mir beim Überfliegen der LK Boltigen aufgefallen, dass es da noch ein paar Grate und Routen gab, die mir nicht geläufig waren. Und das im Simmental, einem meiner bevorzugten Tourengebiete, was für eine Schmach!
Nun hatten wir für heute eigentlich eine grössere Aktion von langer Hand geplant, sie aber am Donnerstag abend wegen der stetig schlechter werdenden Wetterprognosen aufs Eis gelegt. So war ich, als die Wetterlage sich kurzfristig doch wieder stabilisierte, froh um die Idee im Simmental. Ausserdem, wenn man Touren mit dem "Gratmonster" geplant hat, ist es nicht schlecht, die Kondition zu optimieren ;-)
Auf geht's, das erste Neuland-Ziel ist der Mättenberg-Grat, über den im SAC-Führer nichts zu lesen ist. Eine Expedition ist Unbekannte, das ist ja prächtig! Der Grat zieht von Süden her zu P. 1999 im SW-Grat des Widdergalm. Also geht es zunächst auf Wanderwegen von Oberwil bis Schwadrei (T2). Der anspruchsvolle Teil folgt gleich zu Anfang, denn der Mättenberg-Grat lässt sich von Süden nur über sehr steile, schlecht gestufte Grashänge erreichen (T5/6 je nach Route). Ist man einmal auf dem Grat, geht die Sache dann ganz gut, auch wenn der Grat punktuell schmal und/oder bewachsen ist (T5). Von hier könnte man mit dem Widdergrind (und dem Hahnen) in Kürze die ersten tierischen Gipfel erreichen, aber darauf verzichte ich, da ich die Route schon mehrfach begangen habe.
Als nächstes steht die Überschreitung der Galite an, ein schöner Steilgrasgipfel neben der Schibe. Der Einstieg ist beim Galitepass (P. 1884), den ich im Abstieg erreiche (T4). Nun über sehr steile Grashänge rechts haltend auf den Ostgrat und über diesen (Gras-Schrofen gemischt) ziemlich steil zum Gipfel (T5+). Der Abstieg zum Pass Schibe-Galite ist zunächst recht ausgesetzt, aber gut zu machen (T5). Vom Pass geht es über sehr brüchigen, schiefrigen Fels auf die Schibe (T5).
Das Wetter bleibt vorderhand günstig, also weiter über den etwas langweiligen Grat zum Hahnen und zur Märe. Deren Nordgrat wäre ein interessantes Projekt, aber eher im Aufstieg zu begehen, also ein ander Mal! Ich steige nun ab in den Chänelpass und direkt über den Grat wieder aufwärts zum Schafarnisch. Im unteren Teil ein harmloser Grasgrat, gegen oben folgt eine von weitem abweisend wirkende Felsstufe. Aus der Nähe löst sich die Sache in Wohlgefallen auf, der Fels ist gut gestuft, es findet sich sogar ein (unnötiges) Drahtseil und alte rote Markierungen. Die Gratroute führt dazu, dass ich mit der Falkenflue einen weiteren Tier-Berg ausgelasen habe.
Nun steige ich auf dem markierten Pfad runter zum Chüearnisch, wo es nicht nur keine Kühe, sondern auch kein Wasser gibt. Die Vorräte reichen aber noch etwas, und weil der Himmel nun zunehmend bewölkt ist, ist es auch nicht mehr so heiss. Also zu P. 1908 und über den teilweise sehr steilen Widdergalm-Ostgrat (T5+). Von hier böte sich nun der logische Weiterweg übers Gemsgrätli, den Stierengrat und die Hasensprungspitzen zur Kaiseregg an. Dagegen spricht einerseits, dass ich diese Route schon von früher her kenne, andererseits sehen in diese Richtung die Wolken besonders düster aus.
Also runter über den Südgrat des Widdergalm (Pfad), dann weglos und steil in die Trimlengabel, am Fusse des schönen Trimlenhorns. Von hier führt ein schwach ausgeprägter Pfad dem Fuss der Felswand entlang, bis zu einem Grashang, der den Beginn des Nordgrates des Holzerhorns markiert (Erbetslaubgrat). Ich packe den Grat zuächst etwas rechts an (Gras), dann auf dem Grat bis an den Fuss eines Gendarmen. Diesen umgehe ich links, dann kraxle ich wieder auf den Grat zurück (II) und folge ihm über steilen Fels, der mit moosigen Graspolstern überzogen ist (T5+).
Die Wolken nehmen zu, so lasse ich den Besuch beim Trimlenhorn weg und mache mich auf den Abstieg über den NE-Grat des Holzerhorns (T4+). An einer Stelle kurz nach dem Gipfel hat es ein ältliches Seil, das aber nicht zwingend nötig ist. An einer bestimmten Stelle verlasse ich den Grat nach links, steige durch Alpenrosengebüsch ab und quere dann runter nach Äbnet und durch den Äbnetwald nach Ramsere. Weil ich noch reichlich Zeit habe bis zum Zug in Boltigen, mache ich noch einen Abstecher auf die stark bewaldete Schafflüe (P. 1420) und folge dann einem interessanten unterhaltenen Weglein, das schräg abwärts durch die Südflanke der Schafflüe führt. Schliesslich erreiche ich Tubetal und bin kurzum in Boltigen...gerade rechtzeitig, denn es beginnt zunehmend zu rumpeln und bald auch zu regnen.
Hinweis für Gratwanderer:
Man kann den ganzen Grat nördlich des Simmentals begehen, z.B. von Brodhüsi bis zum Euschelspass, das dürfte aber in einem Tag nur schwer zu schaffen sein. Unterwegs finden sich einige anspruchsvollere Abschnitte, so etwa Nüschleten, Stockhorn Ostgrat, Chrummfadeflue, Nünenen, Gemsgrat, Alpiglenmären, Stierengrat...
Eine ähnliche Tour hat lorenzo hier beschrieben, inkl. weiteren Hinweisen zur Begehung des Gesamtgrates (Stockhorn - Gantrisch - Kaiseregg). Was die Temperaturen (und damit den Wasserverbrauch) betrifft, ist Spätherbst natürlich die bessere Wahl für lange Gratreisen in den Voralpen!
Nun hatten wir für heute eigentlich eine grössere Aktion von langer Hand geplant, sie aber am Donnerstag abend wegen der stetig schlechter werdenden Wetterprognosen aufs Eis gelegt. So war ich, als die Wetterlage sich kurzfristig doch wieder stabilisierte, froh um die Idee im Simmental. Ausserdem, wenn man Touren mit dem "Gratmonster" geplant hat, ist es nicht schlecht, die Kondition zu optimieren ;-)
Auf geht's, das erste Neuland-Ziel ist der Mättenberg-Grat, über den im SAC-Führer nichts zu lesen ist. Eine Expedition ist Unbekannte, das ist ja prächtig! Der Grat zieht von Süden her zu P. 1999 im SW-Grat des Widdergalm. Also geht es zunächst auf Wanderwegen von Oberwil bis Schwadrei (T2). Der anspruchsvolle Teil folgt gleich zu Anfang, denn der Mättenberg-Grat lässt sich von Süden nur über sehr steile, schlecht gestufte Grashänge erreichen (T5/6 je nach Route). Ist man einmal auf dem Grat, geht die Sache dann ganz gut, auch wenn der Grat punktuell schmal und/oder bewachsen ist (T5). Von hier könnte man mit dem Widdergrind (und dem Hahnen) in Kürze die ersten tierischen Gipfel erreichen, aber darauf verzichte ich, da ich die Route schon mehrfach begangen habe.
Als nächstes steht die Überschreitung der Galite an, ein schöner Steilgrasgipfel neben der Schibe. Der Einstieg ist beim Galitepass (P. 1884), den ich im Abstieg erreiche (T4). Nun über sehr steile Grashänge rechts haltend auf den Ostgrat und über diesen (Gras-Schrofen gemischt) ziemlich steil zum Gipfel (T5+). Der Abstieg zum Pass Schibe-Galite ist zunächst recht ausgesetzt, aber gut zu machen (T5). Vom Pass geht es über sehr brüchigen, schiefrigen Fels auf die Schibe (T5).
Das Wetter bleibt vorderhand günstig, also weiter über den etwas langweiligen Grat zum Hahnen und zur Märe. Deren Nordgrat wäre ein interessantes Projekt, aber eher im Aufstieg zu begehen, also ein ander Mal! Ich steige nun ab in den Chänelpass und direkt über den Grat wieder aufwärts zum Schafarnisch. Im unteren Teil ein harmloser Grasgrat, gegen oben folgt eine von weitem abweisend wirkende Felsstufe. Aus der Nähe löst sich die Sache in Wohlgefallen auf, der Fels ist gut gestuft, es findet sich sogar ein (unnötiges) Drahtseil und alte rote Markierungen. Die Gratroute führt dazu, dass ich mit der Falkenflue einen weiteren Tier-Berg ausgelasen habe.
Nun steige ich auf dem markierten Pfad runter zum Chüearnisch, wo es nicht nur keine Kühe, sondern auch kein Wasser gibt. Die Vorräte reichen aber noch etwas, und weil der Himmel nun zunehmend bewölkt ist, ist es auch nicht mehr so heiss. Also zu P. 1908 und über den teilweise sehr steilen Widdergalm-Ostgrat (T5+). Von hier böte sich nun der logische Weiterweg übers Gemsgrätli, den Stierengrat und die Hasensprungspitzen zur Kaiseregg an. Dagegen spricht einerseits, dass ich diese Route schon von früher her kenne, andererseits sehen in diese Richtung die Wolken besonders düster aus.
Also runter über den Südgrat des Widdergalm (Pfad), dann weglos und steil in die Trimlengabel, am Fusse des schönen Trimlenhorns. Von hier führt ein schwach ausgeprägter Pfad dem Fuss der Felswand entlang, bis zu einem Grashang, der den Beginn des Nordgrates des Holzerhorns markiert (Erbetslaubgrat). Ich packe den Grat zuächst etwas rechts an (Gras), dann auf dem Grat bis an den Fuss eines Gendarmen. Diesen umgehe ich links, dann kraxle ich wieder auf den Grat zurück (II) und folge ihm über steilen Fels, der mit moosigen Graspolstern überzogen ist (T5+).
Die Wolken nehmen zu, so lasse ich den Besuch beim Trimlenhorn weg und mache mich auf den Abstieg über den NE-Grat des Holzerhorns (T4+). An einer Stelle kurz nach dem Gipfel hat es ein ältliches Seil, das aber nicht zwingend nötig ist. An einer bestimmten Stelle verlasse ich den Grat nach links, steige durch Alpenrosengebüsch ab und quere dann runter nach Äbnet und durch den Äbnetwald nach Ramsere. Weil ich noch reichlich Zeit habe bis zum Zug in Boltigen, mache ich noch einen Abstecher auf die stark bewaldete Schafflüe (P. 1420) und folge dann einem interessanten unterhaltenen Weglein, das schräg abwärts durch die Südflanke der Schafflüe führt. Schliesslich erreiche ich Tubetal und bin kurzum in Boltigen...gerade rechtzeitig, denn es beginnt zunehmend zu rumpeln und bald auch zu regnen.
Hinweis für Gratwanderer:
Man kann den ganzen Grat nördlich des Simmentals begehen, z.B. von Brodhüsi bis zum Euschelspass, das dürfte aber in einem Tag nur schwer zu schaffen sein. Unterwegs finden sich einige anspruchsvollere Abschnitte, so etwa Nüschleten, Stockhorn Ostgrat, Chrummfadeflue, Nünenen, Gemsgrat, Alpiglenmären, Stierengrat...
Eine ähnliche Tour hat lorenzo hier beschrieben, inkl. weiteren Hinweisen zur Begehung des Gesamtgrates (Stockhorn - Gantrisch - Kaiseregg). Was die Temperaturen (und damit den Wasserverbrauch) betrifft, ist Spätherbst natürlich die bessere Wahl für lange Gratreisen in den Voralpen!
Tourengänger:
Zaza
Communities: Freiburg
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