Chli Windgällen im Sonnenschein und Bristen im Schneesturm
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Nachdem es im Frühling u.a. wegen zuviel Schnee auf dem Grat nicht für den Bristen gereicht hatte, nahmen wir uns diesmal als Akklimatisationstour den etwas leichteren Chli Windgällen vor.
1. Tag
Am Anreisetag ging es (zu zweit) von der Talstation der Golzeren-Seilbahn (mit dem Bus von Amsteg zu erreichen) zur Windgällenhütte AACZ. Die 1200 Höhenmeter auf dem Bergwanderweg waren binnen ca. 4 Stunden inkl. Pausen gut zu machen. Eilige können sich mit der Seilbahn die halbe Strecke sparen und Genießer in ein Cafe in Golzeren einkehren. Das kulinarische Angebot ist dort größer als in vielen Talorten. Die beiden kleinen Jungs, die uns eine Stunde vor der Hütte flott überholten, stellten sich später als Kinder des bewartenden Ehepaares raus.
Die Windgällenhütte bietet Zimmer und Matrazenlager. Die Matrazenlager haben wie üblich eine sehr begrenzte Länge von Kopf bis Fuß. Zum Glück ist die Hütte unter der Woche nicht ausgebucht, so dass man auch quer schlafen konnte. Das Essen war wie erwartet sehr gut. Im geheizten Tagesraum gibt es eine kurze Wäscheleine, auf der eine begrenzte Menge moderat nasser Textilien über Nacht trocknen kann.
2. Tag
Frühstück gab es ab 7, so dass wir gegen 8 mit etwas Vorsprung vor den anderen Gästen aufbrachen. Der Aufstieg zum Chli Windgällen führt zunächst über einen Alpenwanderweg bis zum Pass, wobei größere Wegstrecken keine Wegmarkierung aufweisen und die vielen Steinmandlis eher verwirren als den Weg weisen. Einen großen Umweg kann man sich sparen, wenn man bei Verlassen der Vegetation den direkten Weg zum gut sichtbaren Pass zwischen Furggelihorn und Schwarz Stöckli einschlägt. Ab Erreichen der Bergflanke des Schwarz Stöckli ist der Weg wieder gut erkennbar. Die letzten Meter zum Pass sind für einen Alpenwanderweg recht steil, ebenso wie die ersten Meter im Abstieg, wobei letztere durch ein Handseil erleichtert werden.
Über den P.2582 ging es in das Geröllfeld. Auch dort verpassten wir den Pfad und bahnten uns mühsam einen Weg nach oben, wobei wir unterweg nicht benötigtes Gepäck deponierten. Bei ca. 2650 m folgten wir einer SAC-Seniorengruppe, um die richtige Route für den Aufstieg zu finden. Diese war vor allem anfangs ausgesetzt, traversierte später auf etwa konstanter Höhe von der Ost- auf die Südseite und erklomm zunächst in steilem Wandergelände, abschließend auch mit leichter Blockkletterei den Hauptgipfel. Ohne die Gruppe hätten wir die geeignete Route für den Aufstieg wohl kaum gefunden und wären wahrscheinlich auf halbem Weg wieder umgekehrt. So genossen wir um 12:20 bei weitgehend wolkenlosem Himmel die atemberaubende Sicht vom Fast-3000er Chli Windgällen über ganz Uri bis hin zum Tödi im Osten, Groß Spannort im Westen, Urner See und die umgebenden Berge im Norden und Schöllenen im Süden. Auf dem Abstieg schlossen wir uns einer anderen SAC-Gruppe an, wobei die Route in dieser Richtung deutlich leichter zu finden war. Ab etwa 2700 m fand der SAC den Abstieg selbst nicht mehr richtig und entschied sich für eine steile Direttisima in schon anspruchsvoller Blockkletterei, während wir die ausgesetzte, aber einfachere Route vom Aufstieg wählten.
Der weitere Abstieg führte uns zügig auf den Alpin-Wanderweg mit beeindruckenden Dolinen auf dem Weg. Nicht von ungefähr wird auf der Windgällenhütte davor gewarnt, Kinder unbeaufsichtigt draußen spielen zu lassen. Auf halbem Weg zur Bergstation Golzeren wird der Weg zum Bergwanderweg, was man aber nur anhand der Berschilderung bemerkt. Die Steilheit bleibt konstant. Wir wählten schließlich die Seilbahn für die Rückkehr ins Tal, da der Berg uns noch in den Knochen steckte. In Bristen zeigte sich, dass das Matrazenlager derzeit geschlossen ist und einen neuen Mieter sucht. Das Gasthaus Alpenblick in Bristen konnte uns preislich nicht überzeugen, so dass wir mit Hilfe des Postautos in das bewährte, gemütliche und güstige Gasthaus zum Schäfli (direkt an der Haltestelle Intschi) einkehrten. Die einzige Herberge in Amsteg, das Hotel zur Post, ist wie auch schon im Frühsommer geschlossen.
3. Tag
Am folgenden Tag gingen wir nach dem gemütlich Frühstück im Gasthaus gegen 10 Uhr von Intschi nördlich an der Straße (leider kein Fußweg) bis zur Eisenbahnbrücke. Der anschließende Fußweg unter der Eisenbahnbrücke ist gegenüber allen anderen Möglichkeiten in Richtung Bristensee eine willkommene Abkürzung. Klaustrophobische Menschen sollten die Brücke aber ebenso wie nicht schwindelfreie meiden, da der Gang oben und seitlich durch Beton begrenzt ist (1 m breit, 2 m hoch) und auf den gesamten 50 bis 100 m Strecke nur der Gitterrost-Fußboden die Füße in der luftigen Höhe hält. Die Serpentinen bis zum Bristenstäfeli sollten selbst mit dem Fahrrad gut zu schaffen sein. Dort ebenso wie 300 m höher auf Blacki ist trinkbares Quellwasser vorhanden, während auf der Hütte am Bristensee nur nicht zum Trinken empfohlenes Seewasser vorhanden ist. Bei Ankunft am Bristensee kamen die Wolken uns bereits entgegen, die Sicht sank auf 30 m. Da es abends bereits anfing zu regnen, waren wir dankbar, Nachtquartier in der Hütte (nicht bewartet, 6 Schlafplätze reservierungspflichtig) statt im Zelt aufschlagen zu können.
4. Tag
Am nächsten morgen zogen wir um 7:30 im Nieselregen los, der aber ab 2300 m in Schnee überging. Der Aufstieg durch das Geröllfeld war problemlos, wobei wir oberhalb der Felsen nach Osten traversierten. Der Einstieg in den Grat ist durch einen großen weißen Pfeil markiert, den wir trotz der knappen Sicht in den Wolklen eher zufällig auch fanden. Auf dem Grat wechseln sich kurze Pfade in ausgesetztem Gelände mit einfacher Kletterei ab. Der Neuschnee erschwerte die Route ein wenig. Der Gendarm kurz nach dem Rot Bristen kann mittig überklettert oder östlich umgangen werden, wobei das überklettern die einfachere Variante darstellt. Gegen 11:05 auf dem Bristengipfel angekommen war der Jubel trotz weiterhin null Sicht groß. Auf dem Abstieg wussten wir unsere Spuren im Schnee als Orientierung zu nutzen. Im Nebel ist auch ein Kompass hilfreich, um den richtigen Grat zu identifizieren. Wieder im Geröllfeld angekommen steigen wir diesmal östlich der Felsen ab. Bei Ankunft an der Bristenseehütte fing es tatsächlich an aufzuklaren. Der Abstieg erfolgte über Blacki und das Bristenstäfeli auf dem Wanderweg direkt nach Amsteg. Um 17:15 waren wir bis Amsteg abgestiegen und freuten uns auf eine gemütliche Zugfahrt. Der letzte Blick gen Bristen offenbarte, dass der Gipfel sich am Tagesende vollkommen wolkenfrei präsentierte.
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