Lagginhorn, 4010 Meter


Publiziert von Leander , 31. Januar 2011 um 21:03.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:11 Oktober 2010
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2450 m
Abstieg: 2450 m

In Höhenmetern gemessen ist das Lagginhorn der niedrigste Viertausender der Schweiz, jedoch ist es deswegen nicht unbedingt schneller oder einfacher zu erreichen als andere Viertausender. Verzichtet man nämlich auf den Komfort der Kreuzbodenbahn, welche den eiligen Alpinisten innerhalb einer knappen Viertelstunde auf über 2400 Meter Höhe katapultiert, so wird aus dem kleinsten doch ein grosser mit knapp 2500 Metern Auf- und Abstiegsleistung.

Wir entschieden uns für den Fussweg, um den Berg in seiner gesamten Höhe von der Talsohle im Saastal bis zu seinem Gipfel mit eigener Kraft zu bezwingen. Wir marschierten Sonntag mittag gegen 14:20 Uhr los. Der Himmel war etwas bedeckt, doch die Temperaturen waren angenehm warm. Von der Talstation der Kreuzboden Bergbahn in Saas Grund ging es durch den herbstlichen Lärchenwald hinauf zur kleinen Almsiedlung Triftalp auf 2072 Meter. Zwei weisshaarige Herren grüssten uns freundlich und wünschten uns viel Glück für den Aufstieg. Als Einheimische hätten sie natürlich auch schon alle Gipfel hier oben bestiegen und man sah es Ihnen an, dass Sie es nach wie vor gerne tun würden, wenn nicht sogar heimlich täten...
Entlang des Triftbaches stiegen wir weiter hinauf, bald schon hatten wir die Station Kreuzboden erreicht und nach einer weiteren 3/4 Stunde auch die Weissmieshütte. Die Hütte war schon für den Winter präpariert, und nicht mehr bewartet. Nur der Winterraum war offen. Relativ geräumig, mit zwölf Schlafplätzen, einem grossen Tisch, sowie einem Holzofen ausgestattet, bot er alles, was wir für einen angenehmen Aufenthalt bräuchten. Wir machten es uns gemütlich, feuerten den Ofen an, da es in dem nordseitigen Raum gehörig kalt war und warteten darauf, dass die Feuerwärme sich ausbreitete. Mit Bergsteigergeschichten, kochen und Tee trinken vertrieben wir uns die Zeit, bis wir gegen 22 Uhr in die Kojen krochen.

Wir hatten die Wecker auf halb fünf gestellt. Die Ofenwärme war über Nacht wieder aus dem Raum gewichen und es fiel uns schwer aus den warmen Decken zu kriechen. Schnell hatten wir unsere Rucksäcke für den Aufstieg gepackt und um kurz nach 5:00 Uhr brachen wir in die dunkle Nacht auf. Die Wolken des Vortages hatten sich verzogen und über unseren Köpfen erstreckte sich das sternen durchsetzte Firmament, während tief unten im Tal die Lichter von Saas Fee hinaufglommen.
Nachdem der Pfad von der Hütte aus kurz nach Osten geführt hatte, zog er sich für die nächsten Minuten wieder direkt nach Norden, ehe er weglos wieder ostwärts in den aperen Gletschertobel des Lagginhorngletschers führte. Bei Dunkelheit und ohne Markierungen hatten wir unsere Mühe den richtigen Weg zu finden, doch schon bald erreichten wir das Ende des abschmelzenden Gletschers.
Wir zogen die Steigeisen an und begannen uns anzuseilen. Dunkel erhob sich das Lagginhorn über unseren Köpfen. Ein lautes Krachen lies mich aus meinem dämmrigen Trott aufschrecken und ich glaubte ein Stein wäre aus den Schuttbändern über uns heruntergefallen, doch war es nur der gefrorene Gletscherfirn, dessen gespannte Oberfläche unter unserem Gewicht nachgab. Kein Grund zur Sorge, doch immer wieder Grund zum Aufwachen. Klaus führte schlafwandlerisch den immer steiler werdenden Gletscherfirn hinauf, bis wir auf einer Höhe von 3400 Metern in Richtung Westgrat einschwenkten. Wir entledigten uns der Steigeisen und des Seils und über Geröll und Blockhalden ging es schnell hinauf auf den Grat. Um kurz nach 7 Uhr setzte die Dämmerung ein. Im Süden erhob sich imposant der Weissmies mit seinem Gletscherhut und im Rücken lagen uns die Spitzen der Mischabelgruppe, die vom Sonnenaufgang erfasst, rosafarben zu glühen anfingen.
Die Aufstiegsroute führte den mässig steilen Grat entlang, anfangs über Felsplatten und grosse Blöcke, dann immer mehr auf Schuttmaterial und Schnee, etwa 200 Meter unterhalb des Gipfels, schnallten wir uns wieder die Steigeisen um die Schuhe. Der Weg führte jetzt durch eine leicht verschneite Blockhalde und dann kurz unter dem Gipfel über ein langes Firnfeld. Nach dessen Überquerung mussten wir noch ein paar Meter über vereiste Felsen und Blöcke klettern und schon standen wir auf dem Gipfel.
Es war etwa 9 Uhr. Wunderschön erstrahlte die Bergwelt in der herbstlichen Morgensonne. Die Täler des Südens lagen unter einer Hochnebeldecke und über die Schulter des Weissmies wälzte sich eine dicke Wolkenbank. Nördlich thronte das Fletschhorn, einer der Höchsten unter den 3000ern der Alpen wie eine Wasserburg, umflossen von seinem tückischen Gletscher. Nachdem auch die beiden anderen angekommen waren, machte ich noch schnell ein paar Bilder und schon verliessen wir den Gipfel wieder.
Obwohl es heute schöner war als am Tag zuvor, blieb es doch den ganzen Tag über beständig kühl, so dass wir lange unsere Anoraks und Windstopper angelegt liessen, auch die Handschuhe zog ich bis zur Hütte nicht mehr aus. Der Abstieg verlief auf der Aufstiegsroute. An der Hütte machten wir kurz Pause packten unsere Schlafsäcke wieder ein, erholten uns kurz und nahmen die letzte, 1200 Höhenmeter lange Etappe in Angriff, welche wir gegen 15.30 Uhr in Saas Grund beendeten. Der 2450 Meter lange Abstieg hatte unsere Füsse ganz schön geschunden und wir waren froh die Schuhe ausziehenn zu können.

Fazit: Tolle und lange Hochtour. Da wir relativ spät in der Saison unterwegs waren und die Gondeln unter der Woche nicht liefen, waren wir weit und breit die einzigen Bergsteiger und hatten somit den Berg ganz für uns allein. Wer zudem auf die Gondel verzichtet, kann sich länger an den toll verfärbten Lärchenwäldern erfreuen.

Tourengänger: Leander


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Kommentare (3)


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Meeraal hat gesagt: Gratuliere
Gesendet am 31. Januar 2011 um 21:36
Hallo und Gratulation zu dieser schönen Tour. Da werden Erinnerungen an meine eigene Lagginhorn-Besteigung wach, die ich 2009 fast auf dem gleichen Weg durchgeführt habe. Und es stimmt, durch die Lärchenwälder auf- und abzusteigen ist wirklich ein Hochgenuss, auch im Sommer. Wer da die Seilbahn nimmt der verpasst wirklich sehr viel, zumal es ja auch verschiedene Wege gibt, die man für den Auf und Abstieg von/bis zum Kreuzboden nehmen kann.

Herzliche Grüße,

Michael

whannes hat gesagt: Les Droites
Gesendet am 1. Februar 2011 um 06:54
Sorry für meinen besserwisserischen Kommentar, aber Les Droites 4000m ist der kleinste 4000er der Alpen, Lagginhorn nur von CH =)

Leander hat gesagt: RE:Les Droites
Gesendet am 1. Februar 2011 um 11:15
habe ich schnell geändert ;-)


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