Schnüerliweg: Leider nein, dafür Hinterrugg via Valsloch


Publiziert von KraxelDani , 10. November 2010 um 15:33.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum: 6 November 2010
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Churfirsten   CH-SG 
Zeitbedarf: 7:15
Aufstieg: 1750 m
Abstieg: 1650 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Regionalzug nach cff logo Walenstadt, Bus nach cff logo Walenstadtberg, alte Post
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Postauto ab cff logo Alt St. Johann
Kartennummer:1:25'000: 1134 Walensee

Vor dem nächsten, evtl. definitiven Wintereinbruch ergibt sich heute nochmals Wanderwetter. Nach einigen Mails mit marmotta ist unser Projekt fixiert: Der Schnüerliweg. Mit seiner ausgeprägten Südlage erwarten wir schneefreie Verhältnisse. Nun, leider kommt es anders...

Am Bahnhof Walenstadt treffen wir uns, dani_ stösst auch noch dazu. Nach der kurzen Busfahrt nach Walenstadtberg bleiben immer noch 1200 Höhenmeter zum Einstieg. Wir starten über gut markierten, aber laubbedeckten Weg via Berger Laui zur Alp Tschingla. Allerdings treffen wir bereits auf 1000 müM. auf einen Lawinenrest. Wie es wohl weiter oben aussieht? Bei der Alp Tschingla beginnt sich der Nebel zu lichten und wir sehen die Felswände der Churfisten mit kleinen Schneeresten. Etwas östlich der Alp nehmen wir den weissblauweiss markierten Weg, der via Chammsässli, Valsloch zum Chäserrugg führt.

Beim erreichen des Tieregg-Grats auf ca. 1650 müM. entscheiden wir uns, als Abkürzung gleich diesem Grat zu folgen. Nun, hier wird die Geländegängigkeit schon auf die Probe gestellt. Sehr steil, aber meist in gut gestuftem Gras arbeiten wir uns hoch. Bäume stellen sich teils als Hilfe und teils als Hindernis dazwischen. Persönlich merke ich, dass mich dieses Steilgras-T5 ebenso fordert wie ein Fels-T6...

Kurz vor dem Schnüerliweg-Einstieg auf 1980 müM. treffen wir noch einige Gämsen. Nun lässt er sich gut überblicken. Ist ja schon ziemlich ausgesetzt. Solange das Band unter dem Fels noch deutlich ausgeprägt ist, wäre es kein Problem, wenn es nicht auch noch diverse Stellen oder ganze Abschnitte mit Schnee aufgefüllt wären. Trotzdem möchte ichs versuchen. An der ersten Stelle mit Schnee reicht er nicht zum Fels, man kann "hintenrum". Bei den weiteren Schneekegeln schlägt marmotta vor, diese unterhalb auf dem zweitobersten Band auf plattgewalztem Gras zu umgehen. Auch hier ein Versuch, aber bald ist mir klar: Das mach ich nicht in der ganzen Länge mit! Kurze Beratung: marmotta und dani_ möchten nicht umkehren. dani_ begleitet mich aber noch ein Teilstück auf dem "Normalabstieg" (auch nichts für schwache Nerven...) Richtung Chammsässli (1742 müM): Mit vorsichtiger Kraxelei über diverse Bänder, Steilgras und etwas Schnee erreiche ich wieder den markierten Weg.

Es ist für mich das erste Mal, dass ich in einer Gruppe derjenige bin, der abbricht, während andere weiter wollen. So stellen sich Fragen: Bin ich ein Weichei? Oder solches Gelände einfach zu wenig gewohnt? Oder sind die anderen verantwortungslos? Erst als ich am Abend das Ergebnis der beiden anderen (sie haben kurz darauf auch abgebrochen) erfahre, relativieren sich meine Zweifel.

Was soll ich nun mit dem angebrochenen Tag noch anstellen? Valsloch mit Schneefeldern im Alleingang versuchen? Kaum auf dem Wanderweg angelangt, sehe ich von unten zwei andere Personen aufsteigen. Auch sie möchten versuchen, obs durchs Valsloch bis zum Hinterrugg möglich ist. Ich darf mich ihnen anschliessen. Es gibt jedoch noch einige Höhenmeter zum Durchbeissen... Die von Rutschen angesammelten Schneemassen sind relativ weich, aber gangbar.

Meine Kräfte sind geschwunden, als wir oben auf dem Hinterrugg ankommen. Welch ein Panorama! Und welch ein Sturm. An der Felskante ist es etwas weniger stürmisch und wir geniessen Ausblick und Mittagessen. Was wohl die anderen beiden am Schnüerliweg machen? Aufgrund der angetroffenen Schneemenge im Südanstieg bin ich davon ausgegangen, dass ein Abstieg nach Norden ins Toggenburg kaum in Frage kommt. Ein Blick von oben ergibt nun aber ein anderes Bild: Viel mehr Schnee als beim Aufstieg ist nicht zu erwarten und so entschliessen wir uns alle, nach Selamatt - Alt St. Johann abzusteigen. Lange verweilen wir nicht auf dem Hinterrugg wegen dem starken Wind.

Der Abstieg ist lang und im Teilstück von 1900 bis 1600 müM. etwas mühsam (markierter Bergwanderweg). Zunehmend ziehen Wolken auf, und wir sehen keinen Grund, nochmals Pause zu machen und erreichen zügig Alt St. Johann.
Dort angekommen lässt man uns im Spar-Dorfladen gar noch etwas Verpflegung einkaufen, obwohl wir deutlich nach der Ladenschlusszeit erscheinen.

Und eben, am Abend die Spannung: Was haben marmotta und dani_ gemacht?
=> siehe hier und hier.
Danke nochmals für Eure Begleitung und Rücksichtnahme!


Tour zu dritt (in wechselnder Zusammensetzung).
Unterwegs von 8:55 bis 16:05 Uhr.


Allgemeine Hinweise zu meinen T4/T5-Touren:
Eine Nachahmung dieser Touren erfolgt auf eigenes Risiko. Gerne darf man mich vorher (oder auch nachher) kontaktieren. Abschnitte ohne Markierungen / Pfadspuren können auch mit Beschreibung schwierig auffindbar sein und teilweise habe ich sie in früheren Touren rekognosziert. Grundsätzlich bin ich ohne Kletterausrüstung unterwegs und somit eher bei trockenen Verhältnissen.

Ich freue mich auf jeden Fall auf ein Echo!
Sende mir eine Nachricht über hikr.org oder per Mail.

Tourengänger: KraxelDani, dani_, marmotta


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Kommentare (5)


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Alpin_Rise hat gesagt: Ei
Gesendet am 10. November 2010 um 16:29
Lieber ein lebendiges Weichei denn ein totes Hartgekochtes! Bei solch Verhältnissen ist alles andere als der Rückzug Unvernünftig.
War am Vortag auf unbekannten Pfaden in der Region, Bericht folgt bald.
Schöne Bilder!
G, Rise

alpstein hat gesagt:
Gesendet am 10. November 2010 um 17:43
Hallo Dani,

ich kann mich Rise nur anschließen.

Auch so ist es eine tolle Tour geworden und es kommen wieder bessere Verhältnisse für die Begehung des Schnüerliwegs.

Grüße
Hanspeter

hanns hat gesagt: Schnüerli Wanderung
Gesendet am 10. November 2010 um 19:23
Also so dramatisch kann es ja nicht gewesen sein nach diesem Bericht

dani_ hat gesagt: RE:Schnüerli Wanderung
Gesendet am 20. November 2010 um 07:49
Hallo Hanns,

Also ich bin nicht gerade als jemand bekannt, der besonders schnell eine Tour abbricht. Das hat zwei Gründe. Wenn ich eine Anfahrt plus stundenlangen, schweisstreibenden Zustieg hinter mir habe und kurz vor meinem Ziel bin, möchte ich es gerne auch erreichen. Ausserdem bin ich eher mit der Einstellung "Das wird schon gehen" als "Da schlottern mir beim Anblick schon die Knie" unterwegs. In solchen Situation wie beim Schnüerliweg, wo ich das Ziel direkt vor Augen habe, drehe ich äusserst ungern um und habe Mühe, mich zu so einer Entscheidung durchzuringen. Am Umkehrpunkt brauche ich meist eine ganze Zeit, bis ich zurück gehe.

Als KraxelDani Richtung Vals abgestiegen war, haben marmotta und ich noch beraten, ob wir weiter gehen. Wenn ich alleine gewesen wäre, wäre ich aus oben genannten Gründen schon noch weiter gegangen. Da der Schnee eher sulzig-weich denn guter Trittschnee war, hätte mich das sicher noch einige Nerven gekostet und ich wäre vielleicht weiter hinten bei den Schneefeldern, die uns sehr heikel vorkamen, umgedreht. Ich sehe es jedenfalls als Stärke und nicht als Schwäche, dass wir umgekehrt sind.

Betreffs deines Links: Wenn die Seilschaft an dem Tag vom Gluurisattel so geschickt abgeseilt hat, dass sie das Schneefeld direkt unterhalb des Sattels gesichert queren konnte, ist der Abschnitt dahinter wahrscheinlich gut zu gehen gewesen. Wir hatten im Wesentlichen bedenken wegen des Schneefelds direkt unterhalb des Sattels. Ausserdem gebe ich zu bedenken, dass wir keine Sicherungsmittel dabei hatten.

Mir kommt die Schilderung von KraxelDani nicht gerade dramatisch vor. Ich habe keine Wörter wie heftig, gefährlich, lebensbedrohlich, extrem oder krass gefunden. Stattdessen fragt er sich, ob er ein Weichei sei. Meiner Ansicht nach hat er die Art und Schwierigkeit der Tour gut nachvollziehbar dargestellt und sich auf beschreibende statt wertende Worte konzentriert.

Mich würde interessieren, wie Du so drauf bist und was Du für Touren machst. Bei hikr habe ich keine Touren von dir gefunden. Ausserdem würde mich interessieren, wie alt Du bist. Also ich schätze dich auf um die dreissig.

Liebe Grüsse

Daniel

marmotta hat gesagt: Eierei am Schnüerli
Gesendet am 10. November 2010 um 20:21
Dass Du so früh umgekehrt bist, war kein Zeichen von Schwäche, sondern im Gegenteil ein Zeichen von Stärke. Schliesslich hast Du als Erster erkannt, dass die Begehung des Schnüerliwegs bis zur Stollenfurgge bei diesen Verhältnissen eine weitgehend sinnfreie Angelenheit darstellte.

@hanns:

Hatte den von Dir verlinkten Bericht auch gesehen. Natürlich konnte man das Band trotz Schnee begehen (haben wir ja auch auf ca. 1 km gemacht), aber man musste sich regelrecht "vorarbeiten" - spassig war das nicht gerade. Im übrigen ist der Abschnitt vom Gluurissattel zum Einstieg in die Südwandrouten am Schibenstoll ja nicht so lang. Wir hingegen hätten bei einem allfälligen Rückzug einen ziemlich weiten Weg zurück auf diesem Sch...band gehabt.

Aber vielleicht sind wir auch einfach nur riesige Weicheier... ;-)

G.
marmotta


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