Überschreitung Monte Rosa-Liskamm-Castor


Publiziert von garaventa , 28. September 2010 um 10:38.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:22 August 2010
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   I 
Zeitbedarf: 2 Tage
Unterkunftmöglichkeiten:Rifugio Mantova
Kartennummer:Blatt Zermatt

Besteigungsbericht Monte Rosa-Überschreitung
 
Datum der Tour: 22 & 23 August 2010
 
Nach der erfolgreichen Besteigung der Dent d´Hérens wollten wir das nahende Hochdruckgebiet für uns nutzen und entschlossen uns bereits nach nur einem Ruhetag zur nächsten Hochtour aufzubrechen.
 
Da infolge der Neuschneemengen in hohen Lagen eine Weisshorn-Überschreitung nach wie vor nicht möglich war, entschieden wir uns dafür, die mir noch fehlenden Gipfel des Monte Rosa zu besuchen.
 
Dank der Durchsteigung der Monte Rosa Ostwand über die Brioschi-Route im August 2008 ( Besteigungsbericht ist auch hier im Portal abgelegt.) konnten wir bereits das Nordend und die Dufourspitze als Erstiegen abhaken.
 
Der Wetterbericht versprach für den ersten Tag brillantes Hochtourenwetter doch bereits für den Folgetag wurde vor einer erneuten Wetterverschlechterung von SW gewarnt.
 
Daher war für uns ganz klar, dass wir den 22 August bis zur Neige ausschöpfen wollten, um dann am Folgetag auf dem Weg zurück nach Zermatt die restlichen Gipfel mitzunehmen soweit es das Wetter erlauben würde.
 
Letztendlich ergab sich dadurch folgendes Touren-Programm:
 
22 August:
 
Auffahrt mit der ersten Bahn zum Kleinmatterhorn
Start um 7:30 am Ausgang des Stollens
Besteigung Castor
Überschreitung Liskamm West-Ost
Besteigung Signalkuppe
Besteigung Zumsteinspitze
Besteigung Parrotspitze
Besteigung Ludwigshöhe
Besteigung Schwarzhorn
Besteigung Balmenhorn
Abstieg zur Mantovahütte und Übernachtung
 
23 August:
 
Besteigung Punta Giordani
Besteigung Pyramide Vincent
Überschreitung Lisjoch
Abstieg zur Station Rotenboden
Abfahrt mit der GGB nach Zermatt und Heimreise nach Saas-Fee
 
Zunächst galt es, die Gletscherquerung unterhalb der Breithorn Südflanke bis an den Fuss des Castors zügig zu bewältigen. Die Breithorn-Überschreitung incl. Pollux war schon im Jahr 2008 absolviert worden.
Der Castor wurde über seine schattige Westflanke ohne Schwierigkeiten erreicht.
Der Querung vom Castor-Gipfel hinüber ins Felikjoch stellte sich als schöne scharfe Firnschneide mit wunderbarem Tiefblick hinab nach Italien dar.
 
Die Westflanke des Liskamm steilt im letzen Abschnitt vor dem Beginn des Gipfelgrates enorm auf und brachte uns trotz der bereits erreichten Höhe ordentlich ins Schwitzen.
 
Die Überschreitung des Liskamm selbst ist eine beeindruckende und abwechslungs-reiche Unternehmung mit ständig wechselnden Tiefblicken nach Süd und Nord. Besonders die extrem steile Nordflanke und der ca. 1200m tiefer liegende Grenzgletscher zog immer wieder meine Blicke auf sich.
Hier konnte ich schon mal den morgigen Heimweg durch den Gletscherbruch in Augenschein nehmen.
 
Der Abstieg vom Liskamm-Ostgipfel stellte sich als bereits recht aufgeweicht dar und der Schnee gab selbst den Steigeisen nur noch wenig Halt.
 
Nun querten wir das Lisjoch und traversierten unterhalb der Parrotspitze auf die Spur hinauf zur Signalkuppe, welche wir ohne weiteren Zwischenstopp um 13:30 Uhr erreichten.
 
Dort machten wir eine Mittagspause und stärkten uns mit je 2 Stück Pizza.
 
Danach ging es weiter über den Colle Gnifetti hinüber zum höchsten Punkt unserer Tour; auf die Zumsteinspitze.
Von dort konnten wir in die beeindruckende Monte Rosa Ostwand hineinschauen, welche wir ja bereits vor 2 Jahren erfolgreich durchstiegen hatten.
 
Dank dieser Tatsache mussten wir also nun vom Gipfel der Zumsteinspitze aus nicht weiter nach Norden queren sondern konnten als nächstes Ziel die Parrotspitze in Angriff nehmen.
 
Nach der Parrotspitze ging es gleich hinüber zur Ludwigshöhe und da wir immer noch gut im Zeitplan lagen, entschieden wir uns dazu, auch noch das Schwarzhorn und das Balmenhorn zu besteigen.
 
Die Vincentpyramide wäre zwar auch zeitlich noch gut machbar gewesen, doch wir wollten diese gerne am Folgetag von der Punta Giordani aus von der SO-Seite aus über den schönen Felsgrat angehen und nicht jetzt über die eher langweilige NW-Firnflanke.
 
So stiegen wir dann also nach 9 Gipfelbesteigungen hinab zur Mantovahütte, welche wir um kurz vor 17:Uhr erreichten.
Dort gönnten uns zunächst einmal eine ordentliche Regenarationspause vor dem sehr reichhaltigen Abendessen.
 
Die Nacht im 3-Bettzimmerchen war ruhig und erholsam, doch am nächsten Morgen traf uns dann beim Verlassen der Hütte doch noch ein ärgerliches Ereignis.
 
Unsere beiden Pickel, welche wir ordnungsgemäss am Abend zuvor im Eingangsfoyer der Hütte in den Holzständern deponiert hatten, waren verschwunden.
 
Eine Schnellsuche im Schein der Stirnlampen brachte nichts und so mussten wir zu diesem Zeitpunkt davon ausgehen, dass die eine oder andere italienische Seilschaft, welche vor uns die Hütte verlassen hatten, unsere Pickel (versehentlich?) mitgenommen hatten.
 
Gabriel und ich beschlossen daher, den sich noch in Sichtweite befindlichen beiden grösseren Gruppen ca. 150Hm oberhalb zu folgen und einzuholen.
 
Dazu mussten wir natürlich vom Start weg den Turbo anwerfen und schon nach 10 min. lief mir der Schweiss in die Augen.
 
Wir erreichten die Gruppen schon bald aber leider brachte diese Aktion die verschwundenen Pickel nicht zu Tage. Der Bergführer der 2.ten Gruppe wusste aber auf Nachfrage zu berichten, dass er die beiden Pickel noch spät am Abend im Keller der Hütte in einer Ecke hinter der Türe zum Heizungsraum habe stehen sehen.
 
Daraus konnten wir nur den Schluss ziehen, dass jemand unsere Pickel dort bereits in der Nacht deponiert hatte um diese dann nach der Gipfeltour auf dem Abstieg hinab nach Greysonney oder Alagna mitzunehmen.
 
Und tatsächlich konnte die Hüttencrew nach einem Telefonat und unserer Beschreibung der Sachlage die Pickel dann im Keller in einer Kiste auffinden und sicherstellen.
 
Da wir uns aber bereits zu diesem Zeitpunkt nahe der Punta Giordani befanden, kam ein erneuter Abstieg zur Hütte, auch wegen der drohenden Wetterverschlechterung, nicht in Frage.
 
Von der Punta Giordani aus erkletterten wir bei stark aufkommendem Südwind den schönen, teilweise ausgesetzten Felsgrat hinauf zur Pyramide Vincent.
 
Oben angekommen verweilten wir dort nur kurz, denn inzwischen war aus dem Wind ein Sturm geworden, der uns zur Eile mahnte.
 
Auf dem Weiterweg Richtung Lisjoch trafen wir einen Bergführer aus Chamonix, der am Vorabend mit uns am Abendtisch saß. Dieser erklärte sich bereit, unsere Pickel mit nach Hause zu nehmen. Gabriel würde sie dann dort beizeiten abholen.
 
Vom Lisjoch aus ging es dann Non-Stop hinunter über den zerrissenen Grenzgletscher Richtung Monte Rosa Hütte und von dort über den Gornergletscher hinüber zur Station Rotenboden.
Diese erreichten wir um 12:15 Uhr und dies ohne einen Tropfen Regen abbekommen zu haben.
Das Wetter hatte dann auf Schweizer Seite doch länger gehalten als befürchtet.
 
Mein Fazit:
 
Eine technisch meist einfache, konditionell aber hoch anspruchsvolle Tour mit einer kaum reproduzierbaren Gipfelausbeute.
In nur 2 Tagen 11 neue Gipfel jenseits der 4000er-Marke zu besteigen ist wohl sonst nirgendwo möglich.
Eine Super-Tour, die ich jedem nur wärmstens empfehlen kann!
Zusammen mit der Dent d´Hérens 2 Tage zuvor, war der Sommer 2010 dann schlussendlich doch noch ein unvergessliches Bergerlebnis und die Wunschziele für 2011 stehen auch schon fest-
 
Gruss garaventa

Tourengänger: garaventa


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Kommentare (2)


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xaendi hat gesagt: Tolle Tour!
Gesendet am 28. September 2010 um 14:08
Da müsst ihr ja im Laufschritt unterwegs gewesen sein! Ich plane für eine ähnliche Route nächstes Jahr eine ganze Woche ;-) Respekt!

xaendi

MatthiasG hat gesagt: Hammer
Gesendet am 9. April 2014 um 16:14
Ein Hammer, diese Leistung! Gratuliere!


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