Schreckhorn


Publiziert von danski , 24. September 2010 um 23:40.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Jungfraugebiet
Tour Datum: 7 Juli 2010
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS+
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1700 m
Unterkunftmöglichkeiten:Schreckhornhütte

Seit dieser Tour ist zwar doch schon etwas Zeit verstrichen und mittlerweile wurden andere Gipfelträume erfolgreich verwirklicht, doch von diesen kann keiner dem Schreckhorn das Wasser reichen! Eines muss ich vorwegnehmen, dieser Berg hat mich ziemlich gefordert, aber dafür sind die Erinnerungen umso intensiver und bleiben trotz der Länge und Anstrengung dieser Tour in bester Erinnerung. Aber alles der Reihe nach...

Ziemlich genau 4 Wochen nach dem Ende einer fantastischen Touren- und Freeride Saison wollten ich die Hochtouren Saison gebührend eröffnen. Schon als ich das Schreckhorn einige Wochen zuvor vom Finsteraarhorn quasi von oben herab bestaunen konnte, setzte ich mir zum Ziel, mich im Sommer an diesem eindrücklichen Zahn zu versuchen. Die Schönwetterphase Anfangs Juli sollte sich als idealer Zeitpunkt erweisen. Sozusagen als Trainingstour bestiegen wir den Mönch via SW-Grat, der keine besonderen Schwierigkeiten bereitete, aber nicht mit dem Zeitbedarf am Schreckhorn zu vergleichen ist.

Am folgenden Tag machten wir uns von der Pfingstegg auf zur Schreckhornhütte. Zweifellos einer der eindrücklichsten Hüttenwege mit interessanter, klettersteigähnlicher Wegführung beim "Rots Gufer". Im Hinblick auf die eher kurze Nachtruhe legten wir uns vor dem Nachtessen schon mal ein paar Stunden hin. Erbarmungslos holte uns der Wecker um 1:00 Uhr aus den Federn. Die kumulative Schlafzeit lässt sich in Stunden ausgedrückt an einer Hand abzählen. Eher widerwillig ein nahrhaftes Müesli heruntergewürgt, Rucksack umgehängt, Stirnlampe angeknipst und schon gings unter einem makellosen Sternenhimmel in noch etwas ungelenken Bewegungen runter aufs Ober Ischmeer. Prompt verpassten wir den richtigen Weg zur Strahlegghütte, obwohl wir der Wegmarkierung in Form eines weissen Helmes begegneten, diesen aber falsch interpretierten. Es empfielt sich daher, sich die Route bei Tageslicht einzuprägen, will man sich frühmorgens nicht fluchend eine Seitenmoräne hochwühlen... Nach diesem Verhauer gings zügig die durchgefrorenen Hänge zum Gaag hoch und traversierend in den grossen Kessel des Schreckfirns. Der Bergschrund war problemlos zu überwinden. Danach querten wir links in die Rampe, auf der wir anfänglich auf gutem Trittfirn schnell Höhe gewannen. An dieser Stelle ist es angebracht weiter nach links auf die begrenzende Felsrippe auszuweichen, die in schöner Kletterei (II) auf die markante Schulter des SW-Grates führt. Ab der Schulter beginnt die eigentliche Kletterei (III) in bestem Gneis. Bis hierher waren wir durchaus im Zeitplan, aber ab nun machte sich unsere klettertechnische Winterpause bemerkbar... Nur langsam kamen wir voran, von Stand zu Stand sichernd. Trotzdem, dieser Teil der Tour ist absolut genial! Exponiert bewegt man sich immer auf der Gratschneide in kompaktem Gneis. Nach 9 Stunden (Führerzeit 7 Stunden...) standen wir oben, doch leider stellten sich (noch) keine Glücksgefühle ein, denn die Zeit drängte zu sehr und der Abstieg war mit fast ebenso vielen Stunden veranschlagt. Das Fehlen eines Gipfelfotos sagt wohl einiges über unsere Gefühlslage auf dem Gipfel aus. Eine Tatsache, die für mich im Nachhinein kaum mehr nachvollziehbar ist und mich irgendwie wurmt... Das war dann aber auch der einzige negative Punkt.

Die Abseilerei zog sich hin, obwohl der Grat gut eingerichtet ist. Das Wetter hielt sich weiterhin prächtig und es blieb beim Warten an den Abseilständen immer wieder etwas Zeit, das Wahnsinnspanorama zu bestaunen. Als letztes pièce de résistance galt es die Rampe zu bewältigen. Nach anfänglichem Abklettern über die seitliche Felsrippe querten wir in die verfirnte und steinschlaggefährdete Mitte der Rampe. Die nachmittägliche Sonne hatte den Schnee schon derart aufgeweicht, dass wir teilweise bis zu den Hüften einsanken. Darunter war es oft blank und eher unangenehm. Der Bergschrund liess sich abermals problemlos überwinden, dann war gemütliches absteigen, bzw. abrutschen über die mittlerweile ziemlich aufgeweichten Firnfelder angesagt. Bei der ehemaligen Strahlegghütte trafen wir auf 2 Tschechen, die am Vortag beim Abstieg via SW-Grat von der Dunkelheit eingeholt wurden und auf dem Grat biwakieren mussten. Dagegen waren wir zeitlich direkt komfortabel unterwegs!

Nach 17.5 Stunden servierte uns die herzliche und alteingesessene Hüttencrew trotz Verspätung noch Spaghetti bolo. Wie sich am nächsten Morgen herausstellte, waren wir nicht die letzten, die vom Berg runter kamen. Um 22:00 traf ein Bergführer mit Gast ein. Sie waren am Morgen von der Glecksteinhütte gestartet und haben das Schreckhorn via Anderson-Grat überschritten...

Es wird nicht das letzte Mal an diesem Berg gewesen sein. Es lockt die Überschreitung, doch dann sähe der Zeitplan für die Besteigung so aus: 5 Stunden bis Schreckhorngipfel! Kommt Zeit, kommt Training, kommt Geschwindigkeit... Ich bin zuversichtlich! :)


Tourengänger: danski


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Kommentare (2)


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Reusser hat gesagt: Gewaltig
Gesendet am 12. November 2010 um 10:38
Herzliche Gratulation zu dieser imposanten Tour!
Ist sicher ein sehr eindrückliches Erlebnis auf diesem wunderschönen Berg.

Fenek hat gesagt: es ist....
Gesendet am 12. November 2010 um 12:50
und bleibt ein Traumberg!
Herzliche Gratulation dazu!

Übrigens erlebte ich das auch einmal auf einem Gipfel, ich war so angespannt und unter Strom wegen des Abstieges dass ich die Gipfelfotos vergass.....


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