Altmann (2435 m) via Schaffhauser Kamin
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Der Altmann (2435 m) ist neben dem durch diverse Bauten verunstalteten Säntis die dominierende Berggestalt des Alpsteins - und für mich, trotz der knapp 70 Höhenmeter, die ihm zum höchsten (natürlichen) Punkt dieses Gebirges fehlen, der wahre "König des Alpsteins". An seinem Gipfelaufbau lässt sich besonders gut erkennen, wie die markanten Türme dieses Gebirges einst durch Zusammenschiebung und Aufwerfung des vor Jahrmillionen noch am Meeresboden schlummernden Ablagerungsgesteins entstanden sind. Zahlreiche Rinnen und Kamine durchziehen den Berg und zerteilen ihn förmlich in einzelne Schichten. Zwei dieser Kamine, namentlich der Süd- und der Schaffhauser Kamin vermitteln dem Alpinwanderer neben der "Normalroute" durch die Nordwestflanke interessante Aufstiege zum aussichtsreichen Gipfel.
Nachdem ich vor Jahren einmal durch den spektakulären "Südkamin" zum Gipfel des Altmann aufgestiegen war, hatte ich den "Schaffhauser Kamin" fortwährend verschmäht. Erst durch die jüngste Diskussion auf Hikr.org über die Schwierigkeiten dieser Route war diese Aufstiegsmöglichkeit wieder in mein Blickfeld gerückt. Um "mitreden" zu können, wollte ich mir die Sache nun doch einmal vor Ort genauer ansehen.
Zugegeben, ich war schon etwas eingeschüchtert durch diverse Berichte, in denen von schier unüberwindbaren Felsstufen und von abenteuerlichen Aktionen wie das Hinterherziehen des Rucksacks mittels einer Reepschnur usw. die Rede war. Ich wollte auf keinen Fall etwas riskieren und kalkulierte auch ein Scheitern fest mit ein - andererseits: wer nicht(s) wagt, der...
Von Wildhaus erreichte ich auf markierten und ausgeschilderten Wanderwegen schnell die Karrenfelder oberhalb der Chreialp. Der Alpweg von Tesel zur Chreialp wird übrigens derzeit saniert und gleicht in manchen Abschnitten nun fast einer Autobahn. Auf einer Höhe von ca. 2120 m verliess ich den Wanderweg, welcher durch das Karstgebiet zur Scharte oberhalb der Fliswand Richtung Rotsteinpass führt, in nördliche Richtung (etwa beim "c" von "Fleckli" auf der LK) und stieg recht steil und etwas mühsam über die Gras- und Geröllhalden unterhalb der Rässegg zum kleinen Sattel nordwestlich von P. 2292 auf (T3). Da ich über den Schaffhauser Kamin auch wieder absteigen und dann meinen Weg in nordöstliche Richtung fortsetzen wollte, deponierte ich hier meinen Rucksack am Einstieg in den Kamin. Ich war gespannt wie ein Flitzebogen! :-)
Die Aufschrift "Sch K." an einem Felsen kurz nach dem Einstieg ist tatsächlich nicht zu übersehen. Nach wenigen Aufstiegsmetern in einfachem Gehgelände kommt man dann auch schon zur eigentlichen Schlüsselstelle der Route: zwei Felsstufen von jeweils ca. 5 m gilt es im griff- und trittarmen Schrattenkalk zu überwinden. Die erste Stufe ist mit einem beherzten Zug im II. Grad noch leicht zu meistern, die zweite Stufe ist deutlich happiger: nachdem ich irgendwo gelesen hatte, man solle sich im von unten gesehen linken Riss hochstemmen (oben versperrt jedoch ein Klemmblock -zumindest grossgewachsenen Menschen wie mir- den Weiterweg) probierte ich gar nicht erst, auf der rechten Seite hochzuklettern. Erst auf dem Rückweg rekognostizierte ich auch diese Möglichkeit und stellte fest, dass sie etwas weniger schwierig ist. Im linken Riss hochstemmend, musste ich mangels Tritten den eigentlich zu Sicherungszwecken angebrachten Muniring "missbrauchen", um überhaupt über die Stelle hinwegzukommen. Nicht die feine, englische Art - aber ich wollte ja keinen Schönheitspreis gewinnen sondern möglichst zügig den Gipfel erreichen. Vor dem besagten Klemmblock spreizte ich nach rechts und gewann so mit einem kräftigen Zug den oberen Absatz der Stufe. Schwierigkeit: linker Riss ohne Benutzung des Munirings als Tritt ca. IV, rechtshaltend ca. III. Mein alter Säntisführer gibt die Schwierigkeit mit I an und spricht von "leichter Kletterei". Nach meinem Empfinden eine maßlose Untertreibung, insbesondere im Hinblick darauf, dass der Normalanstieg die gleiche Bewertung erhielt!
Nach Überwindung der Schlüsselstelle wird das Gelände wieder einfacher - wem es im Hauptkamin zu eng oder unangenehm ist, der kann auch gut rechtshaltend über die griffigen Felsen klettern. Man kommt eigentlich fast überall hoch (und wieder runter). Ich hab´s dann etwas übertrieben mit dem "Rechtshalten" und landete irgendwann auf dem Grat. Auf keinen Fall sollte man links in einen Seitenkamin einsteigen - allerdings sieht der für meine Begriffe auch nicht so besonders einladend aus, als dass man da unbedingt einsteigen müsste...
Man gelangt dann bald einmal zu einem Richtungspfeil, der nach links in eine anfangs breite und gut begehbare Rinne weist, die nach oben aber immer enger und griffarmer wird, so dass sich ein frühzeitiger Ausstieg nach rechts über die begrenzende Wand empfiehlt, über die man den Grat erreicht, der zu den Gipfelfelsen führt.
Oben am Gipfel empfängt mich viel Volk, so dass ich nach kurzem Smalltalk und Geniessen der herrlichen Rundumsicht nicht allzulange verweile und den Abstieg antrete. Eigentlich wollte ich ja auf der Aufstiegsroute durch den Schaffhauser Kamin abklettern, doch nachdem gerade in diesem Moment 2 Seilschaften den Abstieg über diese Route antraten, herrschte mir dann doch zuviel "Betrieb" und ich entschied, über die "Normalroute" nach Nordwesten zum Altmannsattel abzusteigen. Diese Route ist zwar mehr oder weniger Gehgelände (T4-T5, einzelne Kletterstellen I), infolge der zahlreichen Begehungen ist der Fels aber mittlerweile sehr abgespeckt, so dass -insbesondere bei Nässe- Vorsicht geboten ist.
Vom Altmannsattel ging´s in rasantem Geröllsurf die direkt nach Süden hinunterziehende Schutt- und Geröllrinne runter, vorbei an einem Rudel verdutzter Steinböcke. Hart unter den Südwänden des Altmanns querend, erreichte ich ohne viel Gegensteigung nach wenigen Minuten wieder den Rässeggsattel, wo ich ja meinen Rucksack deponiert hatte.
Vom Rässeggsattel kann über eine auffällige, geschuppte Felsrinne mit mehreren parallel verlaufenden Furchen direkt nach Nordosten abgestiegen werden (T5). Vorsicht bei Nässe, die Platten können dann sehr rutschig werden!
Nach einer ausgiebigen Pause an einem Logenplatz hoch über der Fälenalp mit genialem Blick auf den Fälensee setzte ich meinen Abstieg über den (markierten) Wanderweg fort, der vom Löchlibettersattel über die Alp Häderen zum Fälensee führt. Um noch den Bus um 16.14 Uhr in Brülisau zu erwischen, marschierte ich zum Schluss fast im Stile eines olympischen Gehers durch die Sämtiser Ebene und durch´s Brüeltobel hinunter.
Fazit:
Der Aufstieg durch den Schaffhauser Kamin ist eine hübsche und lohnende Alternative zum Normalanstieg auf den Altmann mit kurzer kniffliger, jedoch nicht ausgesetzter Schlüsselstelle. Dennoch finde ich den Südkamin reizvoller, da er wirklich fast die gesamte Südwand des Altmanns durchreisst und beim Durchsteigen gewaltige Tiefblicke gewährt.
Tour im Alleingang
Nachdem ich vor Jahren einmal durch den spektakulären "Südkamin" zum Gipfel des Altmann aufgestiegen war, hatte ich den "Schaffhauser Kamin" fortwährend verschmäht. Erst durch die jüngste Diskussion auf Hikr.org über die Schwierigkeiten dieser Route war diese Aufstiegsmöglichkeit wieder in mein Blickfeld gerückt. Um "mitreden" zu können, wollte ich mir die Sache nun doch einmal vor Ort genauer ansehen.
Zugegeben, ich war schon etwas eingeschüchtert durch diverse Berichte, in denen von schier unüberwindbaren Felsstufen und von abenteuerlichen Aktionen wie das Hinterherziehen des Rucksacks mittels einer Reepschnur usw. die Rede war. Ich wollte auf keinen Fall etwas riskieren und kalkulierte auch ein Scheitern fest mit ein - andererseits: wer nicht(s) wagt, der...
Von Wildhaus erreichte ich auf markierten und ausgeschilderten Wanderwegen schnell die Karrenfelder oberhalb der Chreialp. Der Alpweg von Tesel zur Chreialp wird übrigens derzeit saniert und gleicht in manchen Abschnitten nun fast einer Autobahn. Auf einer Höhe von ca. 2120 m verliess ich den Wanderweg, welcher durch das Karstgebiet zur Scharte oberhalb der Fliswand Richtung Rotsteinpass führt, in nördliche Richtung (etwa beim "c" von "Fleckli" auf der LK) und stieg recht steil und etwas mühsam über die Gras- und Geröllhalden unterhalb der Rässegg zum kleinen Sattel nordwestlich von P. 2292 auf (T3). Da ich über den Schaffhauser Kamin auch wieder absteigen und dann meinen Weg in nordöstliche Richtung fortsetzen wollte, deponierte ich hier meinen Rucksack am Einstieg in den Kamin. Ich war gespannt wie ein Flitzebogen! :-)
Die Aufschrift "Sch K." an einem Felsen kurz nach dem Einstieg ist tatsächlich nicht zu übersehen. Nach wenigen Aufstiegsmetern in einfachem Gehgelände kommt man dann auch schon zur eigentlichen Schlüsselstelle der Route: zwei Felsstufen von jeweils ca. 5 m gilt es im griff- und trittarmen Schrattenkalk zu überwinden. Die erste Stufe ist mit einem beherzten Zug im II. Grad noch leicht zu meistern, die zweite Stufe ist deutlich happiger: nachdem ich irgendwo gelesen hatte, man solle sich im von unten gesehen linken Riss hochstemmen (oben versperrt jedoch ein Klemmblock -zumindest grossgewachsenen Menschen wie mir- den Weiterweg) probierte ich gar nicht erst, auf der rechten Seite hochzuklettern. Erst auf dem Rückweg rekognostizierte ich auch diese Möglichkeit und stellte fest, dass sie etwas weniger schwierig ist. Im linken Riss hochstemmend, musste ich mangels Tritten den eigentlich zu Sicherungszwecken angebrachten Muniring "missbrauchen", um überhaupt über die Stelle hinwegzukommen. Nicht die feine, englische Art - aber ich wollte ja keinen Schönheitspreis gewinnen sondern möglichst zügig den Gipfel erreichen. Vor dem besagten Klemmblock spreizte ich nach rechts und gewann so mit einem kräftigen Zug den oberen Absatz der Stufe. Schwierigkeit: linker Riss ohne Benutzung des Munirings als Tritt ca. IV, rechtshaltend ca. III. Mein alter Säntisführer gibt die Schwierigkeit mit I an und spricht von "leichter Kletterei". Nach meinem Empfinden eine maßlose Untertreibung, insbesondere im Hinblick darauf, dass der Normalanstieg die gleiche Bewertung erhielt!
Nach Überwindung der Schlüsselstelle wird das Gelände wieder einfacher - wem es im Hauptkamin zu eng oder unangenehm ist, der kann auch gut rechtshaltend über die griffigen Felsen klettern. Man kommt eigentlich fast überall hoch (und wieder runter). Ich hab´s dann etwas übertrieben mit dem "Rechtshalten" und landete irgendwann auf dem Grat. Auf keinen Fall sollte man links in einen Seitenkamin einsteigen - allerdings sieht der für meine Begriffe auch nicht so besonders einladend aus, als dass man da unbedingt einsteigen müsste...
Man gelangt dann bald einmal zu einem Richtungspfeil, der nach links in eine anfangs breite und gut begehbare Rinne weist, die nach oben aber immer enger und griffarmer wird, so dass sich ein frühzeitiger Ausstieg nach rechts über die begrenzende Wand empfiehlt, über die man den Grat erreicht, der zu den Gipfelfelsen führt.
Oben am Gipfel empfängt mich viel Volk, so dass ich nach kurzem Smalltalk und Geniessen der herrlichen Rundumsicht nicht allzulange verweile und den Abstieg antrete. Eigentlich wollte ich ja auf der Aufstiegsroute durch den Schaffhauser Kamin abklettern, doch nachdem gerade in diesem Moment 2 Seilschaften den Abstieg über diese Route antraten, herrschte mir dann doch zuviel "Betrieb" und ich entschied, über die "Normalroute" nach Nordwesten zum Altmannsattel abzusteigen. Diese Route ist zwar mehr oder weniger Gehgelände (T4-T5, einzelne Kletterstellen I), infolge der zahlreichen Begehungen ist der Fels aber mittlerweile sehr abgespeckt, so dass -insbesondere bei Nässe- Vorsicht geboten ist.
Vom Altmannsattel ging´s in rasantem Geröllsurf die direkt nach Süden hinunterziehende Schutt- und Geröllrinne runter, vorbei an einem Rudel verdutzter Steinböcke. Hart unter den Südwänden des Altmanns querend, erreichte ich ohne viel Gegensteigung nach wenigen Minuten wieder den Rässeggsattel, wo ich ja meinen Rucksack deponiert hatte.
Vom Rässeggsattel kann über eine auffällige, geschuppte Felsrinne mit mehreren parallel verlaufenden Furchen direkt nach Nordosten abgestiegen werden (T5). Vorsicht bei Nässe, die Platten können dann sehr rutschig werden!
Nach einer ausgiebigen Pause an einem Logenplatz hoch über der Fälenalp mit genialem Blick auf den Fälensee setzte ich meinen Abstieg über den (markierten) Wanderweg fort, der vom Löchlibettersattel über die Alp Häderen zum Fälensee führt. Um noch den Bus um 16.14 Uhr in Brülisau zu erwischen, marschierte ich zum Schluss fast im Stile eines olympischen Gehers durch die Sämtiser Ebene und durch´s Brüeltobel hinunter.
Fazit:
Der Aufstieg durch den Schaffhauser Kamin ist eine hübsche und lohnende Alternative zum Normalanstieg auf den Altmann mit kurzer kniffliger, jedoch nicht ausgesetzter Schlüsselstelle. Dennoch finde ich den Südkamin reizvoller, da er wirklich fast die gesamte Südwand des Altmanns durchreisst und beim Durchsteigen gewaltige Tiefblicke gewährt.
Tour im Alleingang
Tourengänger:
marmotta
Communities: ÖV Touren
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