Familientour auf die Dreiherrenspitze


Publiziert von alexz , 9. September 2010 um 13:21.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:21 August 2010
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   I 
Zeitbedarf: 1 Tage 12:00
Aufstieg: 2050 m
Abstieg: 1900 m
Strecke:Kasern - Kehreralm - Birnlückenhütte - Prettaukees - Lahnerkees - Dreiherrenspitze

8 lange Jahre strahlte mich der schöne Gipfel der Dreiherrenspitze bei jedem Besuch im Ahrntal aus dem hintersten Eck an. So lange ist mein 1. Versuch her den Gipfel dieses "Grenzberges" zu erklimmen.
Nicht das ich ihn öfters probierte, nein, der passende Zeitpunkt und die passenden Gefährten haben für eine schöne Tour einfach gefehlt. Doch diesmal schien alles anders zu sein.
2 mal verschoben wir die Anfahrt ins schöne Ahrntal um ein passendes Wetterfenster nach der Schlechtwetterperiode zu erhaschen. Doch schließlich klappte es.
Zusammen waren wir nun zu acht, um das schöne Wetter für einen Versuch zu nutzen. Von den 8 waren 6 aus meiner Familie (deswegen der Titel der Tour), sozusagen ein kleiner Familienausflug.
Um uns nicht zu überfordern beschlossen wir die Tour mit einer Übernachtung auf der Birnlückenhütte zu erleichtern. (Hierbei sei geraten eine Übernachtung vorab zu reservieren da die Birnlückenhütte ein beliebter Startpunkt für verschieden Touren ist).
Treffpunkt war am Freitag um 17.00 Uhr an dem Parkplatz in Kasern, am Ende des Ahrntales. Von hier ging es zunächst gemütlich und nur leicht ansteigend entlang der Ahr Richtung Kehreralm (1852m). Direkt nach der Alm kommt es zum ersten steileren Anstieg über den man die Lahneralm und damit auch den ersten Ausblick auf die Dreiherrenspitze bekommt. Während ein Teil der Gruppe die Grandiose Aussicht genoss waren andere dabei Ihre Fersen für die kommende Strecke Höhenmetertauglich zu verpacken.
Nach dem kurzen Zwischenstopp ging es weiter über die Hochebene der Lahneralm Richtung Birnlückenhütte.
1 Stunde später standen wir pünktlich um 20.00 Uhr vor Arthur dem Hüttenwirt, um von ihm unser Matratzenlager gezeigt zu bekommen. 2 Forst-Bier und ein leckerer Teller Spaghetti später richteten wir unser Nachtlager her und versuchten etwas Ruhe in den Kopf zu bekommen. Irgendwie schafften die Frauen der Gruppe das sehr gut, im Gegensatz zu den Herren. Ich machte fast kein Auge zu, das lag nicht mal an einem schnarchenden Mitwanderer sondern wohl eher an der bevorstehenden Tour, die für meine Freundin die bisher schwierigste sein würde.
5.30 Uhr klingelte mich der Wecker aus dem Halbschlaf. Endlich!

Ulli, die die Tour ohne Hüttennacht machen wollte,  startete in der Zwischenzeit gegen 4 Uhr im Tal um pünktlich bei uns an der Hütte zu sein! Sie war sogar überpünktlich, so dass sie leider vor der verschlossenen Hütte noch etwas frieren musste.

Nach einem heißen Tee und unserem Frühstück konnten wir endlich um kurz vor sieben loslegen. Der Pfad führte uns an kleineren Schneefeldern vorbei die durch die Schlechtwetterperiode sich erfolgreich gegen ein abschmelzen gewehrt hatten. Nach einer Dreiviertelstunde fiel der Pfad kurz und steil nach unten, zum Beginn des Gletschers. Die 8 Leute waren schnell auf 2 Seilschaften verteilt. Nachdem wir 1 oder 2-mal die Richtung geändert hatten fanden wie dann auch den richtigen Weg durch das Spaltenlabyrinth. Hier schon mal der Hinweis das sowohl das Prettau- als auch, und vor allem, das Lahnerkees viele Spalten hat die auch spät im Jahr noch zugeschneit sind. Als sich der Gletscher etwas zurücklegte kamen wir an den Übergang zum Lahnerkees. Die kurze 5-6 Meter hohe Kletterstelle lässt sich gut mit Steigeisen bewältigen.

Kurz nachdem wir das "Törl" überklettert hatten und uns im Aufstieg auf der Lahner-Seite befanden kamen auch schon die ersten Sonnenstrahlen direkt auf den Gletscher. Über den welligen Gletscher stiegen wir abwechselnd flach und dann etwas steiler (30°-35°) auf in Richtung der ersten Schlüsselstelle. Ein Felsband das sich über die gesamte Gletscherbreite erstreckt. Als ich es aus der Nähe sah, war ich überrascht wie sehr man an diesem Felsriegel erkannte wie der Gletscher in den letzten Jahren zurückging. Die ehemals vielleicht 5 Meter hohe, leicht überwindbare, Stelle entwickelte sich durch den Gletscherschwund zu einer echten Schlüsselstelle. Diese Stelle würde die erste Bewährungsprobe unserer 2 Seilschaften sein. Nicht nur durch die Höhe, sondern auch weil einige in der Gruppe noch nie mit Steigeisen einen solchen Felsriegen erkletterten.

Da man aber den einen oder anderen Felszacken für eine Schlinge findet kann man so die Stelle gut absichern, wenn man möchte! Wir taten das.

Nach dem Felsriegel steilte sich der Gletscher stark auf. Ca. 150 Hm geht es dann im 45°-50° Grad steilen Schnee nach oben! Wir hatten hierfür perfekte Verhältnisse, da noch genügend Schnee vorhanden war und man somit gut die Trittspuren verwenden konnte. Aus meinem früheren Versuch kenn ich diese Stelle aber auch mit Blankeis. Da sollte man dann schon versiert im Umgang mit Pickel und Steigeisen sein. Vor allem im Abstieg.

Ab dieser Passage hat man dann einen schönen Blick auf den Gipfel, der sonst vom Gletscher nicht einsehbar ist. Über den langgezogenen Rücken ging es dann in rund 30 min Richtung Gipfel. Kurz vor dem Gipfel muss man nochmal eine Steilstufe von ca 70 Hm überwinden. Ist aber kein größeres Problem (oder kommt es einem einfacher vor weil man daran gewöhnt hat?).

Dann endlich nach insgesamt knapp 5h (von der Birnlückenhütte) standen wir mit einigen anderen auf dem Gipfel mit dem wunderschönen Gipfelkreuz (in dem Fall es eher eine Pyramide). Am Anfang war es noch etwas hektisch weil der Gipfelaufbau für die ganzen Leute (ca. 15-20) zu klein war. Das legte sich aber recht schnell weil sich die ersten wieder auf den Rückweg machten!

Nach einer knappen halben Stunde wunderbarer Aussicht auf die Zillertaler Berge, die Venediger Gruppe und natürlich auf den Großvenediger,  packten wir unser Vesper wieder zusammen um den langen Abstieg anzugehen!

Runter ging es in gewohnter Manier erheblich schneller. Teils laufend, teils rutschend kamen wir rasch voran. Am Felsband richteten wir dann ein Geländerseil ein um es einigen zu erleichtern. Das ging sehr einfach, bis auf den letzten in der Gruppe der musste, wenn er kein Material zurück lassen wollte, alles abbauen und rückwärts absteigen. Irgendwie war ich da schnell stillschweigend dafür auserkoren....nun ja nicht lang jammern..wird schon...und tatsächlich wurde auch...Für den restlichen schnelleren Abstieg geht man über das Lahnerkees komplett bis zur Lahneralm. (Wenn man gleich absteigt wie aufsteigt kommen noch ein paar Höhenmeter hinzu weil man ja zur Birnlückenhütte zurück muss) Da die meisten Leute dies als Abstiegsroute wählen, waren gut sichtbare Spuren vorhanden, sodass man nicht lange im Spaltenlabyrinth suchen musste. Hier sei nochmals erwähnt das das Lahnerkees viele Spalten aufweist die meistens mit Schnee bedeckt sind. Es empfiehlt sich daher eine vorhanden Spur nicht zu verlassen. (Natürlich muss man trotzdem die Augen offen haben und die Spur hinterfragen). Ich bin nämlich kurz vor dem Ende des Gletschers eine Ecke nicht ausgegangen und prompt mit beiden Beinen in einem dunklen Loch verschwunden. Zum Glück hielt die Brücke auf der ich nun saß. Nach dem kurzen Schreck ging es wieder zurück auf die vorhandene Spur und weiter. Vom Ende des Gletschers ging es mithilfe von Steinmännchen ein gutes Stück noch runter bevor wir den langgezogenen Moränenrücken sahen, der einen direkt bis an den Bach führt.

Als letztes mussten wir nur noch eine geeignete Stelle zum überwinden des Baches finden (was in dem Fall gar nicht so einfach war weil er sehr viel Wasser führte). Nach etwas chaotischem suchen (weil es jeder meinte die perfekte Stelle gefunden zu haben) war aber auch dies geschafft. Bis dahin dauerte der Abstieg rund 3 Stunden.

Nach einer gemütlichen Rast ging es dann in einer knappen Stunde wieder zurück zum Parkplatz wo unser "Gruppenabenteuer" begann. Alles in allem eine Supertour mit sehr guten Verhältnissen. Nicht sehr schwer, jedoch lang und die Spaltensturzgefahr ist nicht zu unterschätzen. Es gab leider schon mehrere schwere Unfälle auf dem Lahnerkees.

Danke nochmal an alle aus der Gruppe das wir wirklich 2 schöne Tage hatten und alle gesund und glücklich wieder unten angekommen sind.

 

 


Tourengänger: alexz


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