Kul-Tour zum Weltkulturerbe nach Völklingen


Publiziert von monigau , 16. August 2010 um 15:23.

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Saar-Nahe-Bergland
Tour Datum: 4 August 2010
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 63 m
Abstieg: 63 m
Strecke:50 km gut befahrbahre Kies- und Teerwege entlang der Saar


"Hochtour" der besonderen Art

Nach der gestrigen Radtour ins Natur- und Landschaftsschutzgebiet an der Saarschleife mit viel Natur, stand heute mal die Kultur im Mittelpunkt. Doch um in diesen Genuss zu kommen, hieß es erst einmal ordentlich strampeln und in die Pedale treten.
Startpunkt war wieder Merzig, flott radelten wir am linken Saarufer entlang, wieder durch eine schöne Flusslandschaft in Richtung Dillingen. Hier wandelte sich die Aussicht, als das große Hüttenwerk auftauchte und das Landschaftsbild mit bestimmte. Wir gönnten uns nur eine kurze Pause an einer großen Schleuse und machten uns dann auf den Weg nach Saarlouis, einer schönen alten Festungstadt. Doch die Schönheiten der Stadt ließen wir heute "links" liegen und erreichten nach 38 km unser heutiges Ziel, die Stadt Völklingen.
Hier gibt es ein wahres Wunderwerk der Zivilisation zu bestaunen, das Weltkulturerbe Völkinger Hütte, das Europäische Zentrum für Kunst und Industriekultur.
Nach dem Lösen der Eintrittskarte (12 €) und einem sehr interessanten 15 minütigen Einführungsfilm machten wir uns auf den Weg durch eine 6 km lange Zeitreise ins 19. und 20 Jahrhundert um die Superlative dieses stillgelegten Stahlwerkes zu bestaunen. Wir bewunderten  gigantisch große Maschinen und standen ehrfürchtig vor dieser Welt aus Eisen und Stahl, die nach ihrer Stilllegung 1986 eine Patina aus Rost angesetzt hat und von der Natur mit vielfältigen Gewächsen zurückerobert wurde.
Nun begann die spezielle "Hochtour": Wir kletterten die Eisenleitern 45 Meter hoch zu einer Aussichtsplattform, gingen durch rostige Gänge und über viele Brücken und Leitern. Es war im wahrsten Sinne des Wortes ein Eindringen in den Bauch der Völklinger Hütte, wie er den damals bis zu 17000 Menschen, die dort Tag für Tag schufteten, so wohl nicht gestattet war. Unserer Fantasie gelang es nur schwer, sich die unmenschlichen und gefährlichen Arbeitsbedingungen vorzustellen, die dort bei hohen Temperaturen herrschten.
Die verschlungenen Rohrleitungen, langen Gänge, hohen Leitern und gigantischen Maschinen boten fantastische Motive und ich konnte meine Fotografierleidenschaft richtig ausleben.
Ein besonderes Highlight ist das Paradies, dort stehen Industriekultur und Natur in einem besonderen Dialog miteinander. Bäume und Blüten haben sich in der ehemaligen Kokerei, einem der damals heißesten, lautesten und schwersten Arbeitsplätze breitgemacht. Dieser Bereich war 20 Jahre lang für Menschen gesperrt und nicht zugänglich. Für Pflanzen und Tiere war dies ein Geschenk, denn sich konnten sich ungestört vermehren und entfalten. Dank der Landschaftsarchitektin Catherine Gräfin Bernadotte von der Insel Mainau entstand in dieser Wildnis ein malerischer Garten, der zum Verweilen und Entspannen einlädt.
Der Abschluss der Besichtigungstour war ein Gang durch die wahrhaft riesige Gebläsehalle, wo ein gewaltiger Luftstrom erzeugt worden war, um das Feuer in den Hochöfen auf 2200 Grad anzuheizen.
Nach ca. 3 Stunden Besichtigung war zwar unser Wissensdurst noch nicht völlig erschöpft, wohl aber unsere Aufnahmefähigkeit und nach einer kurzen Besichtigung der Ausstellung Staatsgeschenke machten wir uns geistig etwas erschöpft auf den Rückweg, der uns wieder am linken Saarufer, das durchgehend beradelbar ist, entlangführte. Unser Ziel war heute nach 50 km radeln Saarlouis, wo Gisela, Alfons und ich den erlebnisreichen Tag bei einer gemütlichen Grillrunde auf Alfons' Sonnendeck ausklingen ließen.



Tourengänger: monigau, ellism
Communities: Citytrip


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