Die Normalweg auf die Große Zinne - Für mich eine beeindruckende Bergfahrt!


Publiziert von mountainrescue , 6. August 2010 um 13:11.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:25 Juli 2010
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 7:30
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Über Sillian sind wir auf die Aurozohütte (Rifugio Auronzo, 2.320 m) gefahren

Ein Bergurlaub stand an und mit Hans hatte ich einen kongenialen Partner, der die Tourenplanung für 12 Tage übernahm. 

Als erstes Ziel, war der Normalweg auf die Große Zinne, in den Sextener Dolomiten, geplant.



Beschreibung aus Wikipedia: Die Große Zinne (Cima Grande), die mittlere der Drei Zinnen, ist mit 2.999 m der höchste Gipfel der Gruppe. Sie fällt durch ihre 500 Meter hohe, senkrechte bis überhängende Nordwand auf, die manchmal zu den Großen Nordwänden der Alpen gezählt wird, obwohl sie im Gegensatz zu den anderen dieser Wände keine Eispassagen aufweist. Die Südseite ist weit weniger steil und von zahlreichen Bändern und Schuttterrassen durchzogen. Durch diese Südwand führt auch der Normalweg, mit einer Schwierigkeit von III (UIAA) die leichteste Route, die auch als Abstieg vom Gipfel genutzt wird.

Über Sillian fuhren wir auf das Rifugio Auronzo,2.320 m, das eine schöne Ausgangshöhe bietet und von wo aus wir unsere Tour starten wollten.



Im Vorfeld hatten wir von einem unfreundlichen Hüttenwirt gehört, mussten dieses jedoch sofort korrigieren. Seit heuer ist ein neues Team um die Gäste bemüht und dieses, ist ein ausgesprochen Nettes und Bemühtes. Macht weiter so und vor allem bleibt so!!! :-)

 


Wegbeschreibung aus Goedeke/Kammerer: 3000er der Dolomiten - Die Normalwege
(München: Verlag J. Berg, 1993)
Normalweg über die Südwand - Vom Fahrweg südwestlich des Rif.Lavaredo auf Steigspur abzweigen (hierher auch ab Rif.Auronzo oder ab Drei Zinnen-Hütte) und im Kar zur südseitigen Schlucht zwischen Großer und Kleiner Zinne; Einstieg 2560m, Rastplatz.
Im Grund der Trennschlucht zwischen südlichem Vorbau und der Ostwand empor, dann links davon bis zur Scharte (Südwand im Blickfeld), dort ab- und wieder ansteigen zur Höhe der unteren Schutterrasse.
Nach kurzer Linksquerung ansteigend anfangs linkshaltend, dann gerade (auf Steinschlag achten), über Rinnen und gut gestufte Felsen in Richtung eines auffälligen, schrägen, dunklen, oben überhängenden Felsspaltes im oberen Wandteil und bis nahe an sein unteres Ende. Dort rechtshaltend und in einem senkrechten Kamin schwierig hinauf (III,abgenutzter Fels und Klemmblock).
Oberhalb über gut gestufte Felsen gerade, dann links, nahe an den genannten Felsspalt heran und dort nach rechts zur Südostkante (freier Blick zur Kleinen Zinne). Weiter in leichtem Gelände nach Westen zur oberen Schutterrasse queren, dort nach Westen (Steigspuren), dann rechts über Rinnen zum Gipfel.
Schwierigkeiten: Nicht präparierte Kletterroute mit Stellen III, überwiegend II - allerdings durch die vielen Begehungen auf Hochglanz poliert.
Gefahren: Bei den meist vielen Seilschaften auf der Route ist mit Gegenverkehr, an kritischen Stellen mit Wartezeiten und Steinschlag zu rechnen. Bei Gewitter Blitzgefahr im oberen Bereich der Route.


Unsere Tour:
Die Witterungsbedingungen waren ausgesprochen gut. Während es am Vortag noch genieselt hatte, präsentierte sich das Wetter am Gipfeltag, dem 25.7.2010, von seiner besten Seite. Gemütlich stiegen wir zum am Vortag erkundeten Einstieg. Einige andere Kletterer hatten sich ebenfalls die Zinne als Ziel auserkoren.



Beim Einstieg bekam ich doch leichtes "Herzklopfen" jedoch nach den ersten Klettermetern kam Freude am Steigen auf. 



Die Wegfindung war nicht immer einfach, doch Hans bewies, einmal mehr, seinen alpinistischen Spürsinn, der ihn die Route durch die Wand finden ließ. Immer wieder wiesen Steinmänner den Weiterweg. Im oberen Bereich waren große Terrassenbänder zu queren. Vorsicht ist auf die zahlreichen Steine zu nehmen, um nicht andere Kletterer zu gefährden.

Die schwierigste Stelle ist sicher der große Kamin



und der anschließend Aufschwung zur Querung auf das große Schuttband kurz unter dem Gipfel.



Allerdings befindet sich oberhalb desselben ein massiver, großer Sicherungs- bzw. Abseilring. Wir sahen auch kurze Stifte in der Route von denen allerdings die zugehörigen Laschen entfernt wurden. Ich vermute einmal, dass man so die Besteigungszahlen in Grenzen halten will, denn die Anzahl der Haken bzw. Schlingen in der Wand ist verschwindend gering, aber es gibt sie - vereinzelt!


Zügig stiegen Hans und ich immer höher und höher und nach 4 Stunden standen wir am Gipfel der Großen Zinne. Ein unbeschreibliches Glücksgefühl, auf diesem Gipfel stehen zu können, überkam mich. Mit Hans, als verlässlichen Partner an der Seite, war es ein erreichbares Ziel geworden. Danke Hans!



Am Gipfel genossen wir eine ruhige Stunde bevor wir uns an den Abstieg machten. Durch die 2 je 60m langen Halbseile war es möglich, an einigen, wenigen Standhaken, schnell die Höhe abseilend zu überwinden und nach 3,5 Stunden standen wir schließlich wieder am Einstieg unserer Tour.


 

Wissenswertes zur Tour: Es gibt drei gute Ringe in der Wand, die zugleich als Abseilstellen an den Schlüsselstellen dienen. Ab und an finden sich ältere Schlingen und Haken. Auf jeden Fall sollte man einen kleinen Satz Grundausrüstung dabei haben - manchmal ist es schon sehr luftig! Im Großen und Ganzen ist eine Absicherung nicht immer einfach bzw. bräuchte man einfach zu lange durch die Wand, würde man durchgängig sichern. Für mich war eine eine herausragende Bergfahrt auf einen großen Gipfel. Es gibt keine bösen Überraschungen oder ernsthafte Probleme, nur der glatte Kamin war für mich unangenehm. Problem ist die Orientierung in der Wand, aber wenn man genau hinsieht, ist die Route wegen der deutlichen Begehungsspuren nicht zu übersehen.
Ein Routenbeschreibung, die wir im Internet gefunden hatten, war wenig bis überhaupt nicht hilfreich. Mit diesem "Topo" hätten wir nie auf den Gipfel gefunden - also Vorsicht!
 


Tourengänger: mountainrescue


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Kommentare (4)


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Saxifraga hat gesagt: Gratuliere...
Gesendet am 6. August 2010 um 22:57
zu dieser Tour!
Wir mussten unsere Begehung vor vielen Jahren wegen massivem Steinschlag abbrechen. Jetzt krieg ich wieder Lust drauf :-)
LG
Philipp

mountainrescue hat gesagt: RE:Gratuliere...
Gesendet am 7. August 2010 um 09:06
Hallo Philipp!
Danke für deinen Eintrag. Ja wir hatten an diesem Tag perfekte Verhältnisse (schönes Wetter und wenig Leute in der Wand) und es war für mich eine große Bergfahrt, die ich, dank meines Bergkameraden Hans, erleben durfte :-)

Herbert hat gesagt:
Gesendet am 12. August 2010 um 10:20
Da gratulier ich auf das herzlichste!
Trotz Wallis, Chamonix usw. sind die Dolomiten bis heute mein Lieblingsgebiet geblieben, und ich kann dir das Gefühl bei der Zinnenbesteigung wirklich gut nachfühlen!
LG, Herbert

mountainrescue hat gesagt: RE:
Gesendet am 13. August 2010 um 09:39
Danke Herbert!
Die Drei Zinnen, wenn auch nur der Normalweg, waren für mich eine wirklich beeindruckende Fahrt in einer großartigen und imposanten Landschaft bzw. mit einer wirklich "wilden" Kulisse.
Eine Fahrt, die ich sicher nie vergessen werde!
LG Erich


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