Super Bernina: Überschreitung Piz Argient - Piz Zupo - Bellavista - Piz Palü
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Im östlichen Teil ist das Berinamassiv klar aufgebaut, Piz Argient, Zupò, Bellavista und Palü bilden eine logische Gratlinie mit Gipfeln zwischen 3900 und 3999 Metern, deren tiefster Punkt auf über 3700m liegt. Eine Überschreitung in einem Zug vom Rifugio Marco e Rosa bietet sich geradezu an.
Im SAC-Gebietsführer werden die einzelnen Gratanstiege um Zupò und Bellavista mit ZS angegeben, sie entpuppten sich aber als leicht gangbare Blockgrate ohne nennenswerte Schwierigkeiten, dafür umso höherem Genussfaktor. Die gesamte Überschreitung wird erstaunlich wenig begangen, die meisten Alpinisten Überschreiten im Abstieg von der Marco e Rosa lediglich den Piz Palü.
Grossartige Genuss-Überschreitung von 4 hohen Dreitausender
Vom eigenwillig geführten*, aber ideal gelegenen Rifugio Marco e Rosa etwas vor 4 Uhr zur Furcola Crast' Agüzza. Hier könnte man über die Furcola d'Argient direkt zum NW-Grat des Piz Argient gelangen; eine leicht föhnige Nacht liess den Firn aber nicht ganz durchfrieren (ein Durchsacken in eine Spalte bekräftigte unsere Vorsicht), daher auf der ausgetretenen Spur Richtung Bellavistaterasse bis 3800. Dort rechts ins grosse Becken zwischen Argient und Zupò abbiegen und auf beliebiger Stelle auf den NW-Grat des Piz Argient (WS) ersteigen. Dieser weist eine grosse Parallelspalte unter der Gratschneide auf, der Bergschrund auf 3900m könnte bei Ausaperung probleme bereiten, heute ausser nicht immer tragendem Firn problemlos. Der Gipfel selbst trägt ein felsiges Häubchen. Problemloser Abstieg über den NO-Grat in die Furcola dal Zupò.
Dort setzt der SW-Grat auf den Piz Zupò an, welcher zuerst firnig, dann in leichten Felsen zum Gipfel leitet. Wir entscheiden uns, auf einer bereits vorhandenen Spur direkt durch die Westflanke (max. 45°, WS+ - ZS, je nach Verhältnissen) aufzusteigen, auch hier ist ein eindrücklicher Bergschrund zu überwinden. Den knappsten nicht Viertausender der Alpen verlassen wir über den Nordgrat, welcher in genussreicher, einfacher Blockkletterei (max. II, WS) in den Pass da Zupò leitet.
Eines der schönsten Stücke der Überschreitung ist der SW Grat zum Bellavista Hauptgipfel (Westgipfel 3922m), leichte Blockkletterei mit Stellen II, bleibt man direkt am Grat, wo der Fels am besten ist, kurz bis III, WS+.
Danach aussichtsreiche Überschreitung der Bellavista, je nach Firnverhältnissen schnell gemeistert, später im Jahr einige einfach, blockgratartige Passagen. Abstieg über die Ostflanke des Ostgipfels auf Pfadspuren in Geröll, T5 bzw. L.
Aus der Furcola Bellavista führt der schönste Weg talwärts über den Piz Palü. Die Fortezzaroute kann je nach Ansturm mühsam sein, besonders um die Mittagszeit.
Über den schönen Spinasgrat zügig hinauf, die drei Palü-Gipfel überschreitend über die Normalroute zur Diavolezza. Im Abstieg ist der Firn schon ordentlich sumpfig, was Horden Italiener nicht davon abhält, um 11 Uhr auf ca. 3400m in Richtung Palü aufzusteigen... in meinen Augen nichts anderes als fahrlässig!
Nach einem kurzen Sprint auf den Sass Queder, um die Beine noch etwas müde(r) zu machen, treffen wir zur Mittagszeit in der Diavolezza ein. Für die 1000 hm Talfahrt verlangt die Luftseilbahn unverschämte 24 Franken, was scheinbar dem Preisniveau des Oberengadins entspricht...
Fazit: eine wunderbare Tour ohne grosse technische Schwierigkeiten. Wir waren wesentlich schneller als gedacht, da wir mit ZS-Passagen rechneten, welche meiner Ansicht nach aber nirgends vorkommen. Die Tour kann mit Crast'Agüzza als Vorspeise und Piz Cambrena - Piz Arlas als Dessert aufgepeppt werden. Zeitlich wäre dies gut dringelegen, angesichts der suboptimalen Firnverhältnisse waren wir froh, früh unterwegs gewesen zu sein.
*Review Rifugio Marco E Rosa
- Neubau 2002, die Aussicht vom Essraum sowie die Platzverhältnisse sind grosszügig für eine Hochgebirgsunterkunft
- Essen: fantastisch! Nach einem primo piato Pasta gibts drei Menumöglichkeiten: das Bresola-Carpacchio war wohl die edelste Speise, die ich je auf einer Hütte vorgesetzt bekam!
- Das Dekor typisch italienisch: bunt, werbeträchtig und dank der männlichen Bewartung etwas launisch
- Unser Wunsch nach Frühstück um 3 Uhr wird zuerst abgelehnt, nach dem der Patron gespiesen hat, wird uns trotzdem ein Thermosfrühstück gewährt (das wir in einer vom Vorabend hängen gebliebenen Tabaknote geniessen dürfen). Normalerweise wird um 5 Uhr gespiesen, für lange Firntouren reichlich spät.
- Eine genaue Vorstellung von Marschtee darf man nicht mitbringen. Das abgefüllte Gebräu ist kohlensäurehaltig, erinnert an verdünntes Rivella und ist für mich einiges zu süss...
Im SAC-Gebietsführer werden die einzelnen Gratanstiege um Zupò und Bellavista mit ZS angegeben, sie entpuppten sich aber als leicht gangbare Blockgrate ohne nennenswerte Schwierigkeiten, dafür umso höherem Genussfaktor. Die gesamte Überschreitung wird erstaunlich wenig begangen, die meisten Alpinisten Überschreiten im Abstieg von der Marco e Rosa lediglich den Piz Palü.
Grossartige Genuss-Überschreitung von 4 hohen Dreitausender
Vom eigenwillig geführten*, aber ideal gelegenen Rifugio Marco e Rosa etwas vor 4 Uhr zur Furcola Crast' Agüzza. Hier könnte man über die Furcola d'Argient direkt zum NW-Grat des Piz Argient gelangen; eine leicht föhnige Nacht liess den Firn aber nicht ganz durchfrieren (ein Durchsacken in eine Spalte bekräftigte unsere Vorsicht), daher auf der ausgetretenen Spur Richtung Bellavistaterasse bis 3800. Dort rechts ins grosse Becken zwischen Argient und Zupò abbiegen und auf beliebiger Stelle auf den NW-Grat des Piz Argient (WS) ersteigen. Dieser weist eine grosse Parallelspalte unter der Gratschneide auf, der Bergschrund auf 3900m könnte bei Ausaperung probleme bereiten, heute ausser nicht immer tragendem Firn problemlos. Der Gipfel selbst trägt ein felsiges Häubchen. Problemloser Abstieg über den NO-Grat in die Furcola dal Zupò.
Dort setzt der SW-Grat auf den Piz Zupò an, welcher zuerst firnig, dann in leichten Felsen zum Gipfel leitet. Wir entscheiden uns, auf einer bereits vorhandenen Spur direkt durch die Westflanke (max. 45°, WS+ - ZS, je nach Verhältnissen) aufzusteigen, auch hier ist ein eindrücklicher Bergschrund zu überwinden. Den knappsten nicht Viertausender der Alpen verlassen wir über den Nordgrat, welcher in genussreicher, einfacher Blockkletterei (max. II, WS) in den Pass da Zupò leitet.
Eines der schönsten Stücke der Überschreitung ist der SW Grat zum Bellavista Hauptgipfel (Westgipfel 3922m), leichte Blockkletterei mit Stellen II, bleibt man direkt am Grat, wo der Fels am besten ist, kurz bis III, WS+.
Danach aussichtsreiche Überschreitung der Bellavista, je nach Firnverhältnissen schnell gemeistert, später im Jahr einige einfach, blockgratartige Passagen. Abstieg über die Ostflanke des Ostgipfels auf Pfadspuren in Geröll, T5 bzw. L.
Aus der Furcola Bellavista führt der schönste Weg talwärts über den Piz Palü. Die Fortezzaroute kann je nach Ansturm mühsam sein, besonders um die Mittagszeit.
Über den schönen Spinasgrat zügig hinauf, die drei Palü-Gipfel überschreitend über die Normalroute zur Diavolezza. Im Abstieg ist der Firn schon ordentlich sumpfig, was Horden Italiener nicht davon abhält, um 11 Uhr auf ca. 3400m in Richtung Palü aufzusteigen... in meinen Augen nichts anderes als fahrlässig!
Nach einem kurzen Sprint auf den Sass Queder, um die Beine noch etwas müde(r) zu machen, treffen wir zur Mittagszeit in der Diavolezza ein. Für die 1000 hm Talfahrt verlangt die Luftseilbahn unverschämte 24 Franken, was scheinbar dem Preisniveau des Oberengadins entspricht...
Fazit: eine wunderbare Tour ohne grosse technische Schwierigkeiten. Wir waren wesentlich schneller als gedacht, da wir mit ZS-Passagen rechneten, welche meiner Ansicht nach aber nirgends vorkommen. Die Tour kann mit Crast'Agüzza als Vorspeise und Piz Cambrena - Piz Arlas als Dessert aufgepeppt werden. Zeitlich wäre dies gut dringelegen, angesichts der suboptimalen Firnverhältnisse waren wir froh, früh unterwegs gewesen zu sein.
- Neubau 2002, die Aussicht vom Essraum sowie die Platzverhältnisse sind grosszügig für eine Hochgebirgsunterkunft
- Essen: fantastisch! Nach einem primo piato Pasta gibts drei Menumöglichkeiten: das Bresola-Carpacchio war wohl die edelste Speise, die ich je auf einer Hütte vorgesetzt bekam!
- Das Dekor typisch italienisch: bunt, werbeträchtig und dank der männlichen Bewartung etwas launisch
- Unser Wunsch nach Frühstück um 3 Uhr wird zuerst abgelehnt, nach dem der Patron gespiesen hat, wird uns trotzdem ein Thermosfrühstück gewährt (das wir in einer vom Vorabend hängen gebliebenen Tabaknote geniessen dürfen). Normalerweise wird um 5 Uhr gespiesen, für lange Firntouren reichlich spät.
- Eine genaue Vorstellung von Marschtee darf man nicht mitbringen. Das abgefüllte Gebräu ist kohlensäurehaltig, erinnert an verdünntes Rivella und ist für mich einiges zu süss...
Tourengänger:
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