Ritzlihorn 3263m


Publiziert von Lulubusi , 3. Juni 2010 um 19:43.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Oberhasli
Tour Datum:13 Juni 2009
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2383 m
Abstieg: 2383 m
Strecke:Mürvorsess 880m, Rohrmatten 1043m, Schmallauigädmer 1364m, Schrätteren 1446m, P.1850, Hohwang, Gaulihütte 2205m, Gummen 2038m, Bockweng, Ritzlihorn 3263m, Mattenalpsee 1886m, Siderenhubel 1869m, Mürvorsess
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Via Meiringen, Innertkirch ins Urbachtal
Unterkunftmöglichkeiten:Gaulihütte SAC
Kartennummer:LK 1:25000 BL1210 Guttannen

Ritzlihorn 3263m
 
Hüttenzustieg
 
Immer wieder erscheint das Ritzlihorn im Blickfeld, wenn man im Beo unterwegs ist.
Kein imposanter und auch kein prestigeträchtiger  Berg und doch irgendwie anziehend, was den Wunsch entfacht, mal ganz oben zu stehen.
 
Auf dem Weg zur Grimsel wird die markante Felsspitze (Ostseite) oberhalb Guttannen schon bald ersichtlich. Von der Westseite her sieht das Ritzli wesentlich unspektakulärer aus.
 
Nun denn. Der SAC Oberhasli hat zur Besteigung aufgerufen. Kurzerhand schloss ich mich der doch recht grossen Gruppe von 14 Personen an.
Zu unserer Tour sind wir am Samstagmorgen gestartet. Treffpunkt Meiringen, mit dem Auto ins Urbachtal bis zum Parkplatz bei Mürvorsess P.880. Ab hier beginnt der Fussmarsch zur Gaulihütte, der 4-5 Stunden dauert. Der Aufstieg bis zur Hütte ist eine sehr abwechslungsreiche T3-Wanderung auf gut ersichtlichem und markiertem Bergweg.
 
Langsam steigen wir via P.995, Rohrmatten P.1043, Schmalllauigädmer P.1364 bis zur Schrätteren P.1446 hoch. Hier verweilen wir und machen die erste und einzige Rast bis zu unserer Unterkunft.
 
Bis hier hin ist die Landschaft zweigeteilt. In Almwiesen und dichten Wald der durchquert wird.
 
Nach dem alle ihren Durst gelöscht und den gröbsten Hunger gestillt haben, setzt sich unsere Gruppe wieder in Bewegung.
Bei P.1525 teilt sich der Weg zum ersten mal. Nach Westen würde uns der Weg zur Dossenhütte P.2663 führen. (nicht unser Ziel) Wir folgen dem nach Süden, zu unserem Etappenziel der Gaulihütte, führenden Weg.
In einem gemächlichen Tempo wandern wir bis zu P.1850 weiter. Da sich hier der Weg zum zweiten mal teilt, treffen wir uns alle zu einer kurzen Lagebesprechung. Es besteht die Wahl zwischen Steil nach oben oder langsam ansteigend.
Wir entscheiden uns für erstere Variante. Diese hat den Vorteil, dass schnell an Höhe gewonnen wird und man schliesslich auf Hüttenhöhe durch die Prärie streift.
 
Variante zwei führt erst an den Mattenalpsee bevor der Hüttenanstieg beginnt, ist weiniger steil dafür länger!
 
Aber nun zur Variante 1 unsere Weg: Über Hohwang zu P.2216 unterhalb des Tälligrad zu P.2179 gelangen wir zur Galuihütte P.2205
Bei unserer Unterkunft geniessen wir noch einen herrlichen Nachmittag und Abend, bei dem wir mit exzellenten Älplermarkronen unseren Hunger stillen können und lassen den Abend ausklingen.
 
Angriff auf’s Ritzlihorn
 
Tagwach ist um 4:30 Uhr. Nach einem üppigen Frühstück heisst es, alle sind gut gelaunt und bester Dinge, Angriff!
 
Erstmal steigen wir abwärts zum Urnerband im Talboden, wandern südlich an der Gummen P.2038 vorbei um am Gletscherbach entlang, in südöstlicher Richtung, taleinwärts wieder an Höhe zu gewinnen.
 
Ein kurzer Klettersteig wird neben den bekannten und ebenso imposanten Wasserfällen überwunden. Ein Naturschauspiel für den sich der Weg ins Urbachteil alleine schon lohnt.
 
Uns führt der Bergweg weiter, bis kurz vor den ersten Gletschersee bei P.2182! Hier ist eine Hängebrücke erstellt, die es erlaubt, den recht breiten und viel Wasserführenden Gletscherbach, trockenen Fusses zu überqueren. Der Initiant war der ehemalige Hüttenwart des Gauli, der leider bei einem tragischen Unglück am Mont Blanc ums Leben kam.
 
Obwohl dieser Weg, zumindest in meiner LK nicht verzeichnet ist, kann dieser nicht verfehlt werden da er gut markiert und ersichtlich ist.
 
Nun geht es stetig aufwärts. Bisher halt sich aber die Steigung noch in Grenzen. Dem Grasband unterhalb P.2234 entlang, Steinlauenen oberhalb dem Fruttliband überquerend, gelangen wir zur Bockweng auf 2300m. Hier teilen wir uns in vier Gruppen auf und seilen uns, bevor es weiter geht an.
 
Jetzt wird’s steil, sehr steil! Durch ein Couloir, den besten Weg suchend, immer wieder mal relativ harte Schneefelder überquerend, da wir auf Steigeisen verzichtet haben mussten wir Tritte schlagen,  geht’s dem Gipfel entgegen.
 
In das Couloir steigen wir in gerader Linie, unterhalb des Gipfels ein. Dieses zieht rechts und in nordwestlicher Richtung an P.2772 vorbei.
 
Das Couloir ist technisch nicht sehr anspruchsvoll. Hauptproblem besteht in der gerölligen und instabilen Unterlage, die das ganze Unterfangen sehr rutschig macht, was die Absturzgefahr erhöht. In einer so grossen Gruppe wie wir es waren, empfiehlt es sich sogar Helme anzuziehen. Dies ist mein subjektiver Eindruck.
Die Wegfindung an sich, stellt keine Grossen Ansprüche, sofern man den Verlauf weitsichtig betrachtet und in Augenschein nimmt.
 
Nördlich des Gipfels, zwischen P.3110 und P.3263 gelangen wir schliesslich auf den Gipfelgrat. Dem Grat folgend, der hier keine grösseren Probleme verursacht, stehen wir in kürze auf dem Ritzlihorn P.3263. (Blockklettern im II. Grad)
 
Der Tiefblick ins Haslital und nach Guttannen ist grandios.
 
Abstieg
 
Nach einer ausgiebigen Verköstigungspause begeben wir uns auf den sehr langen Abstieg.
 
Erstmal auf dem Gipfelgrat die letzten paar Meter retour, anschliessend in etwa auf der Aufstiegsroute, mit Tendenz nach Norden abwärts. Schliesslich wollen wir nicht mehr zur Hütte zurück und die Gaulihexe erzürnen sondern an den nördlichen Rand des Mattenalpsees.
 
Bei Bockweng (Höhenlinie 2300m) orientieren wir uns am Mattengraben und wursteln uns zwischen Felsbändern und lästigem Gestrüpp hinunter zum Mattenalpsee P.1886.
 
Das Etappenziel der Mattenalpsee ist nicht zu verfehlen, da dieser nie aus dem Blickfeld verschwindet und sich als Orientierungspunkt eignet. Lediglich der günstigste Weg muss gefunden werden.
 
Der weitere Verlauf ist einfach und schnell beschrieben. Via Siderenhubel P.1869 zu P.1850, ab hier auf dem selben Weg, natürlich in entgegengesetzter Richtung , wie am Vortag, zurück zum Mürvorsess. Hier trenne sich unsere Wege wieder.
 
Info:
Wagt man sich früher im Jahr an den Aufstieg, kann ich mir vorstellen, dass der noch liegende Schnee das ganze Projekt vereinfacht. Die Bedingung müssen dabei aber sehr gut eingeschätzt werden können.
Hält die Schneedecke? Ist es guter und griffiger Trittschnee….? Ein Abrutscher hätte wahrscheinlich unangenehme Folgen.
Weiter ist zu beachten, dass so früh im Jahr die Gaulihütte nicht bewartet und nur der Winterraum offen ist. Das heisst die Komplette Verpflegung muss mitgenommen werden.
 
Wir hatten Glück! Da wir eine so grosse Gruppe waren, öffnete die Hüttenwartin ausnahmsweise, die Türen und bekochte uns!
 
Fazit
 
·         Langer Hüttenzustieg im T3 Bereich
·         Gipfelaufsteig steil und geröllig
·         Grandioser Tiefblick nach Guttannen und auf den Mattenalpsee
·         Abwechslungsreiche Tour (Almwiesen, Wald, Fels, Grat)
·         Ausgangspunkt für div. Touren
·         Gaulihütte retour inkl. Übernachtung ist auch mit Kindern möglich
·         Gaulihütte retour, gemütliche Wochenendtour
 
Material
 
·         Seil der Seilschaftsgrösse angepasst (2er Seilschaft 30m Einfachseil)
·         Helm
·         Übliche Bergausrüstung bezüglich Kleidung usw. weiters ist nicht erforderlich
·         Schneeverhältnissen beachten: ev. Eispickel, Steigeisen, Stöcke
 
Hütte
 
·         Tolle nicht all zu grosse, gemütliche Hütte
·         Sehr freundliche Hüttencrew
·         Sehr gutes und mehr als ausreichendes Essen
·         Mit Voranmeldung sind sogar Hunde erlaubt (vorausgesetzt sie schlafen alleine und stören Nachtruhe nicht)
·         Gerne wieder mal!

Tourengänger: Lulubusi


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