Ein reich gedeckter Tisch (auf dem Blauen)...
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...und später entledigten wir uns der Mäntel kurz vor Neuburg...doch zuerst vereinbarten wir Bülach als Ausgangspunkt für unsere Wanderung in Agglo-Nähe von Winterthur. Edith bat wie bei andern Unternehmungen mit mir, etwas länger schlafen zu dürfen. Oft nutze ich diese Zeit dazu, ...länger mit der Bahn unterwegs zu sein, denn als „Bähnler“ dieser Charge, kann ich eigentlich nicht genug davon bekommen. Nur heute lief das nicht ganz so vom Stapel – ich verschlief. Somit war der geplante Umweg über Arth-Goldau und Rapperswil vom Tisch. Stattdessen kam der Flugzug wie vorletzte Woche zum Zug – der Kluge reist im Zuge... Final destination: Flughafen Zürich. Aus dem Untergrund liess ich mich die vers. Etagen hochbringen, unterbrach noch kurz die Fahrt mit einem Griff am Bancomaten und erinnerte mich, dass Weg-zehrung im Rucksack fehlte – Coop sei Dank, auch das erledigte ich zügig und stand danach dann am Gate G für den NFB52999 (Linie 530), der mich Überland zum Bahnhof Bülach brachte. Einkaufstaschen bewehrte Menschen drängelten sich zusammen, es roch ein wenig säuerlich bereits kurz vor 11 Uhr, die Wolken zogen auch hier noch grau über die Flugpiste, irgendwie gefiel mir diese Umgebung nicht. In Bülach erwartete ich das Edith aus Niederglatt kommend in der Unterführung zum Gleis 6, um lediglich eine Station weiter zu kommen: Embrach – Rorbas. Schon wieder ein Thurbo, dessen Intérieur mir immer wieder gefällt, auch in diesem Kurzzug erstaunlich kein sichtbarer Vandalismus. Edith staunte darüber, dass ich nach dem Tunnel rechtsseitig hinstand, um auszusteigen, ja, ob ich denn sicher sei, dass der Ausstieg rechts sei...ja, sagte ich überzeugend, auch diese Strecke kenne ich gut genug.
Wir entschlossen bis nach Embrach Dreispitz zu fahren, die Linie 520 fährt dort vorbei, dann meinte das Edith in Sichtung eines COOP, huch, hier könnte sie ja noch ein Wasser kaufen, und so brachen wir dann ausreichend ausgestattet auf: es war genau 11.30! Wir verliessen die mittelmässige Architektur der Wohnblöcke am Rand dieses Teils von Embrach, spazierten auf dem Weg hinan zum Blauen. Eben wurde der Weg dort zwischen dem Hinter- und Vorderbächli frisch planiert...auch hier scheint in der Gemeindekasse genügend Weggeld herumzuliegen! Wir folgten der Beschilderung, freuten uns je höher wir kamen an der grünen Üppigkeit, am melodiösen Gesang der Vögel, am Zirpen unzähliger Insekten und einfach am Gefühl, dem Urbanen entron-nen zu sein, denn keine 15 Minuten später drang nichts mehr an unser Ohr, dass uns mit Stadt oder Agglo verband – wir waren unterwegs am Blauen bei Embrach-Rorbas und hatten vor uns eine Ankündigung für einen Aussichtspunkt: der Tisch! Einzig und alleine nur hier begegneten wir einer Reiterin, die ihr Pferd behutsam links an uns vorbeiführte – danach waren wir erstaunlicherweise 5 ½ h unterwegs ohne jemanden zu kreuzen und nicht mal in weiter Ferne bis zum Eintreffen an der Bushaltestelle in Töss/ Winterthur!
Oben angelangt, ein Rastplatz, der an den Lothar-Sturm erinnerte, Pt. 602 – Tisch. Das Gedeck war die Natur in einer Reichhaltigkeit: Grün, Grau, Bunt, es roch nach Moos, nach Feuerstelle, nach Harz, Tropfen fielen von oben herab, ein Baumstrunk mit Sprossen sorgte für neue Triebe, ein Schnecke zog langsam durchs feuchte Gras – wir hörten trotz der Nähe zu Pfungen keinen Strassenlärm. Der Tisch und die Bank an der wir sassen, erfüllte uns kurz mit einem Gefühl des Paradieses, einfach so.
.....nach einer ¼ h Pause folgten wir den Bikespuren dabuesse? des schmalen, unmarkierten Pfads, der durch noch mehr Grün geführt wurde. Auch der Untergrund, jetzt feucht und nass, mit Stollenbildung an den Schuhen, erforderte etwas Aufmerksamkeit...nicht Schleudergefahr, sondern wir kamen trotz der Ebene ein wenig ins Rutschen. Im Tannholz wurde kräftig geholzt, da das Gerät einfach so abgestellt im Areal herumstand, vermuteten wir, dass die Männer in der Nähe ihre Pause machten. Wir traten auf eine Lichtung, der Freienhof mitten im Feld umgingen wir auf einer breiten Waldstrasse, an deren Waldrand an verschiedenen Buchen alle paar Meter Nistkästen angebracht waren, aus denen Jungvögelstimmen an unser Ohr drangen. Die Neugier war gross, so hofften wir durch Nähertreten wenigstens die orangenen Kehlen einen kurzen Blick würdigen zu können, ohne allzu fest zu stören. Während wir dies taten, fiel uns auf, dass wir beobachtet wurden – nur einige Schritte weiter im Wald äugte ein Reh zu uns hinüber, spitzte die Lauscher und sprang zur Seite!
Wir wanderten auf den Weiler Unter Mettmenstetten zu, hier blühte der Raps so üppig, ein Teppich in Gelb, zwischendurch unterbrochen durch einen grünen. Die Verbindungsstrasse zwischen Pfungen und Ober-Embrach wird hier gequert – ein leichter Anstieg am Hof Althus vorbei, eine Anhöhe weiter zum Buck, wo in einem weitläufigen Gehege Rehe gehalten werden (keine Damhirsche). Weite Getreidefelder, über deren Horizonte weder Häuser noch andere Baufluchten auszumachen waren – solche Landstriche, die einen Hauch Kontinentalität vermitteln, sind in der Schweiz eher eine Rarität, der offene Himmel nach allen Richtungen. Beim Weiler Ober Mettmenstetten halten wir uns wieder an den WW, nur ein paar Meter vom Aussichtspunkt Singen setzten wir uns beim Waldrand für eine Weile auf eine Bank – noch scheint die Sonne nicht. Die Luft aber wird schon aufgeheizt. Vom Hof Stigen spazieren wir hinüber zum Sunnenbuel – auf der Karte steht Klinik (wer weiss mehr davon?). Wieder verlassen wir den WW, es geht im Zickzack hinunter in den Untertobel, auf die Mantelstrasse, wo wir tatsächlich unsere Fleecejacken abstreifen, um dann, als wir den Wald vor dem Weiler Furt verlassen, in eine Ebene kommen, wo die Luft zu flirren beginnt! Der Weiler Neuburg, so verheisst das Ortschild, gehört zu Winterthur, hier hofften wir einzukehren, doch genau zwischen 14 – 17.30 ist geschlossen – das Schild sahen wir nicht gleich, wir sassen schon auf der Terrasse, als der Wirt uns ungegrüsst darauf aufmerksam machte, dass das Restaurant geschlossen sei...wir fragten, ob wir trotzdem kurz sitzen bleiben dürften – die Frage blieb unbeantwortet. Wir schulterten die Rucksäcke und verliessen etwas irritiert den Platz!
Beim Reservoir auf der Hoh Wülflingen stand am Waldrand eine wuchtige Bank – von hier überblickt man den Flecken Neuburg, das Industriefeld von Wülflingen an der Bahnlinie Winterthur – Bülach und den Rebenhang beim Weilertal. Der WW führt hier hoch erhobenem „Hauptes“ nach Winterthur/Töss – die unmittelbare Stadtnähe liess hypothetisch vermuten, dass wir hier „Volk“ antreffen würden, doch auch hier niemand! Eine Abzweigung führt zum Nägelsee hinunter nach Winti. Etwas weiter die Ebnet mit einem zusätzlichen nicht markierten Abstieg, wir hielten auf Dättnau zu, oberhalb Berg schwingt der Weg um 90° nach links und fällt jäh ab hinunter nach Töss. Unter Autobahnbrücken entdeckt man immer wieder mobiles Sammelsurium – so auch den alten Mercedes, der wie ein Raumschiff uns in die Urbanität zurückholte, Lärm und Speed, Drängelei und schlechte Luft. Wir überquerten die Autobahn, etwas später standen wir an der Haltestelle der Linie 1. Der Trolleybus, in den wir eigentlich einsteigen wollten, machte keine Anstalten die Türe auf Knopfdruck für uns zu öffnen – nachdem eine Traube von Fahrgästen an die Scheiben klopften, liess man uns herein. Zwischenzeitlich stellte sich die Sonne ein, die Luft wurde geradezu tropisch, Winterthur empfing uns in Blau.
Am Bahnhof schlug ich vor im NATIONAL sozusagen die Afterhour mitzutragen, die Terrasse hatte offen und es herrschte frühsommerlicher Hochbetrieb: wir entschieden uns für zwei Espressi. Uns gegenüber Rushhour und ein „entsetzliches“ Gewusel, nach 5 ½ h Ruhe, was tun wir uns eigentlich da an?
Im ICN nach Zürich, im Ruheabteil disziplinierte Stille – von Zürich HB nach Basel dieselbe Erfahrung im Doppelstock. Im Grunde genommen eine groteske Situation, heute muss für Ruhe gekämpft werden... Ruhezonen müssen überdeutlich markiert werden, ansonsten ungehemmtes Palaver und Nonsense the whole day long.....!
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