Pulvertraum im Prättigau - Schafberg (2456 m) & Girenspitz (2369 m)


Publiziert von alpinos , 7. März 2010 um 20:08.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Prättigau
Tour Datum: 7 März 2010
Ski Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1350 m
Abstieg: 1350 m
Strecke:St. Antönien-Rüti - Mittelsäss - P. 2170 - Schafberg - Abfahrt bis Obersäss - Girenspitz - Abfahrt über Alp Garschina - u.z.
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PKW bis St. Antönien-Rüti kostenpflichtiger Parkplatz Nr. 5 am Ende der Straße (5 CHF/Tag) - jetzt neu mit elektronischer Parkuhr, nicht mehr die originelle Geldstück-in-den-Umschlag-Autonummer-draufschreiben-einwerfen-Methode; schade eigentlich.

Sonne & Pulverschnee pur auf dem klassischen Prättigauer Doppelpack

Was macht man bei 10-25 cm Neuschnee am Alpennordhang und dementsprechend Lawinenwarnstufe "erheblich"? Wir haben etwas gesucht und überlegt, bis wir eine passende Antwort hatten: ins Prättigau auf Schafberg und Girenspitz. Bei geschickter Routenwahl und Vorsicht im Gelände lässt sich hier die lokale Gefahr gering halten und man kann großartige Ausblicke in die Partnuner Bergarena genießen. Außerdem sollte laut Prognose dort das Wetter am besten und stabilsten sein. Also nichts wie hin...

Abmarsch in St. Antönien-Rüti gegen 8:30 Uhr bei bitterkaltem Bergwind noch im Schatten der umliegenden Berge. Auf den Südhängen des Chünihorn hatten sich schon einige Schneerutsche und kleinere Lawinen gelöst; für uns eine Erinnerung, nichts über's Knie zu brechen und Vorsicht walten zu lassen. Zunächst liefen wir auf der verschneiten Straße bis P. 1607 und überquerten dort den hübsch eingeschneiten Bach. Vier Tourengeher hatten schon eine frische Spur in den Schnee gezogen, der wir nun folgten. Nach etwa 15 min kamen wir endlich in die Sonne und es wurde uns wieder warm. Immer entlang des Fahrweges stiegen wir hinauf nach Mittelsäss (1942 m). Bei P. 1778 hat eine ordentliche Lawine den Fahrweg zweimal ca. einen Meter hoch verschüttet. Sie war schon wieder eingeschneit, trotzdem war das drüber steigen stellenweise etwas mühsam.

Nach einer kleinen Verschnaufpause bei Mittelsäss entschieden wir uns, zunächst der frischen Spur zum Schafberg zu folgen und die Girenspitz auf dem Rückweg zu besteigen. Noch war dort nämlich keine Spur und wir hatten heute keine Ambitionen, durch den tiefen Neunschnee eine Spur zu legen. Also weiter in das Tal hinein. Über uns im Norden erhoben sich majestätisch die Südwände der Sulzfluh, weiter westlich kam die Drusenfluh mit den Dri Türm in Sicht. Bei diesem Anblick wurde schon die entsprechende Tour für den Sommer vermerkt. Unterhalb Obersäss (2036 m)  verzweigte sich die Spur; eine folgte in etwa dem Sommer weg und traverisierte den Hang nördlich P. 2035; die zweite, für die wir uns entschieden, querte den Bach und lief einen Rücken östlich des Baches und auf P. 2059 zu. Dann ging es in saften Schwüngen zu P. 2170. Hier kam eine Spur von der Carschinahütte SAC herüber. Nach Westen abdrehend sollte man nun eigentlich laut Beschreibung des Skitouren-Führer "Nordbünden", Nr. 114a zum Sattel zwischen P. 2350 und Gipfel aufsteigen und anschließend dem Nordwestgrat des Schafbergs bis zum Gipfel folgen. Dieser war aber ziemlich verwechtet und so folgte die Spur der breite Mulde nördlich P. 2251 und lief dann durch die Südost-Flanke des Schafbergs. Die ersten Tourengeher fuhren bereits wieder ab und zeigten uns einige interessante Varianten für die Abfahrt auf. Kurz nach halb zwölf erreichten wir den Gipfel und konnten für einige Minuten alleine das Bergpanorama und das herrliche Wetter genießen.

Bevor zwei Großgruppen mit zusammen wohl 25 Leuten die Gipfelhang erreichten fuhren wir über großartige Pulverschnee-Hänge hinab nach Obersäss (2036 m). In etwa folgten wir der Aufstiegsspur, aber es gibt unzählige Varianten, die man je nach Lust und Laune fahren kann - ein Traum!  Beim "O" vom Obersäss legten wir den Felle wieder an und stiegen, einer Spur auf schwach ausgeprägten Rücken und durch flache Mulden folgend, nördlich von P. 2187 Richtung Girenspitz auf. Etwas westlich von P. 2187 trafen wir auf die Aufstiegsspur, die von der Alp Garschina herauf führte. Nun hatten wir unser zweites Ziel des Tages schon vor Augen und erreichten wenig später das Fürggli (2320 m). Dem stark verwechteten Grat folgend stiegen wir die letzten Höhenmeter steil zum Gipfel der Girenspitz hinauf. Bis auf zwei andere "Nachzügler" waren wir alleine am Gipfel und konnten noch einmal die grandiose Rundum-Sicht und die frühlingshafte Sonne genießen.

Schließlich rissen wir uns los und fuhren, den vielen Abfahrtsspuren folgend, in der Südost-Fanke der Girenspitz und anschließend über P. 2187 Richtung Alp Garschina  hinunter. Mal auf dem Fahrweg, mal über die recht buckeligen Hänge abfahrend erreichten wir schießlich wieder die Brücke bei P. 1607 und waren gegen halb drei beim Parkplatz. Fazit: der weite Anfahrtsweg von Zürich hat sich gelohnt und wir hatten ein paar tolle Stunden in der Sonne und in frischen, tiefen Pulverschnee.


Verhältnisse
  • Lawinengefahr "erheblich"
  • je nach Hanglage 10-25 cm Neuschnee des Vortages.
  • viele Rutsche und kleine Lawinen in Steilhängen, vorallem im unteren Bereich (< 1800 m); bei der Rückkehr nach Rüti sahen wir, dass fast die gesamten Südhänge des Chünihorns unterhalb ca. 1800 m abgerutscht waren.
  • auf unserer Route und den angrenzenden Hängen > 1800 m beobachteten wir allerdings keine Gefahrenzeichen (keine Risse, keine Wumms, etc.)

Gehzeiten

St. Antönien-Rüti (P5) ab 8:30 Uhr
Mittelsäss 10:00 Uhr
Schafberg 11:30 Uhr
Girenspitz 13:30
St. Antönien-Rüti an 14:30 Uhr

Tourengänger: alpinos


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Geodaten
 2066.gpx Schafberg&Girenspitz

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Kommentare (1)


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Bombo hat gesagt:
Gesendet am 7. März 2010 um 21:09
Auch Euch gratuliere - schön, dass Ihr heute die Rechnung schliessen konntet. Ich hab auch immer geschaut und gehorcht wegen Euch - das einzige, was ich heute gehört habe war der Warnruf eines Adlers - aber vielleicht wart Ihr's ja trotzdem :-)

Super schöne Fotos von Euch - mir gefällt immer wieder diese weisse Mondlandschaft, welche es glaube ich wirklich nur im Prättigau gibt. Genial!

Gruess
Bombo


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