El Camino de Santiago - Finis terrae

Das Ende der Welt

In Santiago de Compostela verbleiben wir nur eine Nacht. Es zieht uns weiter ans so genannte Ende der Welt, wie die Menschen im Altertum glaubten.

Die wie ein Finger in den Atlantik ragende Landspitze war für die Kelten, Phönizier und auch die Römer ein mystischer Ort, an dem sie Sonnen- und Fruchtbarkeitsriten feierten. Nach dem Auffinden des Apostelgrabes erwachte die Faszination für das 'Ende der Welt' neu. Allein schon die Sonnenuntergänge über dem Atlantik sind es wert, die drei Tageswanderung zur 87 Kilometer entfernten Küste zu unternehmen.

Wir sind nicht mehr ganz so fit und beschliessen diese Strecke mit dem Bus zurück zu legen.

Schon die Kelten folgten der Bahn der Sonne bis nach Fisterra (span. Finisterre). Auf dem Gipfel des Monte del Facho, oberhalb des Leuchtturmes, zelebrierten sie Fruchtbarkeits- und Sonnenriten. Auch der phönizische Sonnentempel Ara Solis soll dort gestanden haben. Für die Römer war dieser Meeresarm das Finis Terrae, das Ende der Welt, an dem das Mare Tenebrosum, das Meer der Finsternis, wie der Atlantik genannt wurde, begann.

Mit der Entdeckung des Apostelgrabes begann die Vermischung heidnischer und christlicher Bräuche. Damals war der hoch verehrte Santo Cristo de Fisterra (14.Jh.) die westlichste Christusdarstellung. Die Holzskulptur wird heute, auf dem Weg zum Cabo Finisterra, in der Iglesia de Santa María das Areas aufbewahrt.

Der Ort Finisterra selbst ist ein kleines Fischerstädtchen, in dem es ausser an den Wochenenden eher gemächlich zugeht.

Bis heute hält sich die aus mittelalterlichen Pilgerberichten überlieferte Tradition, die auf der Wanderung getragenen Kleider, oder zumindest Teile davon, beim Leuchtturm zu verbrennen. In der richtigen Reihenfolge ausgeführt, Bad im Meer, Verbrennung der Kleider, Betrachten des Sonnenunterganges, verspricht das Ritual, am nächsten Tag als neuer Mensch zu erwachen.

Ein neuer Mensch bin ich zwar nicht, doch um viele Erlebnisse reicher.

El Camino de Santiago - Epilog