Heikle Kletterei auf den Chammliberg Ostgipfel


Publiziert von Bambula , 16. Januar 2010 um 01:01.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:31 August 2009
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR   Claridengruppe 
Strecke:Klausenpass - Iswändli - Chammlijoch - Nordgrat - Ostgipfel - gleiche Route zurück
Kartennummer:1192, 1193

Gestartet sind wir um 06.40 Uhr auf der Passhöhe. Von dort gemütlich in gut 2 Stunden zum Iswändli. Kurz vorher bei einem mit Steinen eingerichteten Biwakplatz eine Pause gemacht. Dabei die Gletscherausrüstung montiert. Dann ohne Schwierigkeiten über das blanke Iswändli vorbei an einigen harmlosen Spalten, das Chammlijoch links liegen gelassen und gegen den N-Grat des NE-Gipfels hochgestiegen. Das Schneefeld erreicht gegen oben hin eine Steilheit von 40-45°. Dann mussten wir den knapp 1 Meter breiten Bergschrund überwinden und die ersten 3 Klettermeter stellten sich als ziemlich heikel heraus. Im Frühsommer bekommt man diese Felsen wahrscheinlich gar nicht zu Gesicht. So musste eine kurze Stelle im knappen 5. Grad bewältigt werden. Die erste Sicherung konnte erst etwa nach 5 Metern gelegt werden. Nach weiteren 5 Metern leichter Kletterei konnte ich bei einem Haken mit Friends und Keilen einen Stand einrichten. Das Couloir wurde jetzt sehr unangenehm. Es war enorm brüchig und Steinschlag liess sich auf den 30 Metern zum Grat praktisch nicht verhindern. Tatsächlich löste ich einen Stein, der Christian am Kopf traf. Der Helm verhinderte Schlimmeres, trotzdem wird wohl dieser Zwischenfall für seine späteren Kopfschmerzen verantwortlich gewesen sein, was uns dann zur Umkehr bewog. Für den Abstieg durch dieses Couloir kann man an zwei Ständen in der rechten (von oben gesehen) Begrenzungswand abseilen und ist einigermassen vor Steinschlag geschützt. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen im Aufstieg zum unteren Abseilstand hinüber zu queren. Vom Sattel den wir erreicht hatten umgingen wir in Geröll und leichtem Fels den Steilaufschwung auf der rechten Seite, um gleich bei der ersten Gelegenheit wieder nach links zu gehen. Dort sind wir direkt durch einen steilen Kamin/Verschneidung hinaufgeklettert. Der Fels war schon ein wenig besser und die Schwierigkeiten überschritten den 3. Grad nicht. Dennoch wäre es wohl besser gewesen dort links über eine plattige Verschneidung hochzuklettern, welche wir dann für den Abstieg nutzten. Zwar ist diese Stelle recht ausgesetzt aber es gibt einen eingerichteten Stand und der Fels ist dort für einen kurzen Moment ziemlich fest. Nach dieser Stufe konnten wir dann bis zum Gipfel dem Grat folgen. Dieser bestand aus leichten aber brüchigen Felsen und Geröll. Kurz vor dem Gipfel gibt es noch eine Scharte mit einem kleinen Türmchen, das man in der Westflanke umgehen sollte. Den Aufstieg sicherten wir vereinzelt mit Schlingen und Friends. Vom Ostgipfel folgten wir noch gut 50 Meter dem brüchigen, schmalen und sehr ausgesetzten Grat gegen den Hauptgipfel. An einer Stelle angekommen, wo der Grat noch schwieriger zu werden schien und es eine Abseilstelle gab um auf den Gletscher in der Westflanke des Grates zu gelangen (der Gletscher war jedoch in erbärmlichem Zustand, so dass die Umgehung des Grates keine Möglichkeit war), beschlossen wir umzukehren, solange wir uns noch fit fühlten.

Den ganzen Grat dann sorgfältig zurückgeklettert, was eigentlich recht gut ging. Zurück im Sattel oberhalb des Couloirs dann kurze Pause gemacht, wo es Christian schlecht wurde und er Kopfschmerzen bekam. So versuchten wir, so gut es ging, zügig durch das gefährliche Couloir abzuseilen. Ich seilte bereits mit den Steigeisen ab und richtete im Eis eine Abseilstelle mit einer Eisschraube ein, damit Christian gleich weiter abseilen konnte und die Steigeisen auf dem flachen Teil des Gletschers montieren konnte. Diese Manöver klappten zum Glück ganz gut. Dann ohne Schwierigkeiten über das Iswändli zurück und dort wieder eine Pause gemacht. Anschliessend in sehr gemütlichem Tempo zurück zum Auto. Dabei konnten wir schon die langsam aufkommende Abendstimmung geniessen. Beim Auto sind wir dann um 19.15 angekommen. Ob der Anspannung in diesem heiklen Gelände haben wir teilweise gar nicht bemerkt wie die Zeit im Fluge verging. Das sichern im brüchigen Gelände kostete sehr viel Zeit.

Alles in allem war es eine eindrückliche und abenteuerliche Tour mit allem was dazu gehört: Sonne, Wind, Anstrengung, Anspannung und das erfolgreiche meistern von heiklen Situationen, sowie die Stimmung am frühen Morgen und auch wieder die Abendstimmung, da wir so lange unterwegs waren.

Tourengänger: Bambula, MrPepper


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