Zwei Tage über dem Bluntautal - Schneibstein-Ostgrat + Kuchler Kamm


Publiziert von hannes80 , 15. Dezember 2024 um 19:41.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Berchtesgadener Alpen
Tour Datum: 9 August 2024
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A   april 
Zeitbedarf: 2 Tage 19:00
Aufstieg: 3430 m
Abstieg: 3430 m
Strecke:Tag 1: 13 Km, Tag 2: 16 Km zu Fuß, 5 Km mit dem Bike
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Gasthof Bärenwirt im Bluntautal, Zufahrt ins Tal nur vor 10 und nach 17:00 Uhr, Ausfahrt immer möglich, keine Schranke
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Bikedepot am Gasthof Abfalter, nahe den Parkplätzen des Goinger Wasserfalls
Unterkunftmöglichkeiten:Stahlhaus (OeAV), etwas unterhalb liegt auch das Schneibsteinhaus (DAV)

Der Kuchler Kamm ist eine gewaltige Unternehmung. Abgelegen, viel Strecke, 2800Hm. Warum sich das als Tagestour antun, wenn es mit Hüttenübernachtung entspannter geht? Üblicherweise wird dafür das Purtschellerhaus genutzt, aber Moritz hat eine bessere Idee: Schneibstein-Ostgrat und Übernachtung am Stahl-Haus. Das ergibt eine perfekte u-förmige Tour mit der Hütte genau am Scheitelpunkt, auf Hikr so noch nicht beschrieben und darum jetzt hier zu lesen.

Logistik:
Start- und Endpunkt liegen etwa 8km (mit dem PKW, Bikestrecke durch den Wald kürzer) auseinander (siehe letztes Bild). Wir haben uns für ein Bikedepot am Gasthof Abfalter in Golling entschieden und das Auto am Gasthof Bärenwirt im Bluntautal geparkt. Dieses ist offenbar geschlossen, einen Parkautomaten gibt es nicht. Wir haben dort problemlos übernacht geparkt. Offiziell darf man ins Bluntautal nur vor 10 und nach 17:00 Uhr einfahren, die Ausfahrt ist immer möglich, es gibt keine Schranke.

Tag 1, Schneibstein-Ostgrat (T4, 12km, 1900Hm, ↓700Hm, 8 Stunden):
Vom Gasthof Bärenwirt direkt in Richtung des urwüchsigen Schlumtales. Auf verwachsenen Pfaden geht es auf dem Weg 454 ziemlich einsam taleinwärts. Vorbei an einer Quelle und einmal über Leitern an einer Steilstufe zum Abzweig auf etwa 1350m in Richtung der verfallenen Rotwandalm. Anders als früher bei Tef ist der Abzweig nicht mehr gekennzeichnet und schwer zu finden, kein Steinmann, kaum Pfadspuren.
Auf der rechten Seite eines Tälchens geht es landschaftlich wunderschön und zunehmend karstiger weiter hinauf zu einer Wiese (hier Quelle mittig im oberen Teil) und den Resten der ehemaligen Rotwandalm. Jetzt in hohem Gras linkshaltend zum Grat, komplett weglos und leicht unübersichtlich geht es durch lichten Wald und oben Latschen. Achtung, hier gibt es Schlangen!
Am Grat dann in einigem Auf und Ab in Richtung West zum Schneibstein-Ostgipfel. Das zieht sich, immer wieder gibt es kleine, oft erdige Kraxelstellen, nie schwerer als I. In zuletzt reinem Gehgelände erreicht man das kleine Kreuz des Ostgipfels, von hier es noch erstaunlich lange 2 Kilometer zum Hauptgipfel des Schneibstein. Auf gutem Wanderweg noch etwa 550Hm hinunter zum Stahlhaus, das wir nach gut 9 Stunden inkl. Pausen erreichen.

Tag 2, Kuchler Kamm (T5, 16km zu Fuß, ↑1500Hm, ↓2650Hm, 11 Stunden):
Am nächsten Morgen steigt die Vorfreude: Kuchler Kamm ... endlich! Moritz und ich träumen schon lange davon. Zunächst ohne Schwierigkeiten zum Hohen Brett. Weiter am Kamm, vor dem Großen Archenkopf wird's etwas ruppiger (T4) und schließlich zur Göllscharte. Den Abstecher zum Hohen Göll (200Hm) lassen wir aus, wir waren schon mehrfach oben und der Tag ist eh schon lang genug.
Kurz nach der Göllscharte beginnt das Abenteuer. Über eine Stufe (I-II) hinunter auf den Kamm und weiter zum Taderer, den man über leichte Kraxelstellen (I) und zuletzt rechts eines tiefen Risses (Achtung: auch sinnlose Steinmänner links des Risses) erreicht.
Vom Taderer in großzügigem Auf und Ab und leichter Schrofenkletterei weiter zum Grüntalkopf, meist am Grat bleiben, einige Erhebungen werden südseitig gequert.
Jetzt steil und mit einigen Stellen I stolze 250Hm hinunter in die Hochscharte. Von der Scharte in Richtung eines großen Blocks im Geröll, dort eine schuttige Rinne hinauf über steile Grasschrofen zum Gipfel des Kammertalkopfs.
Jetzt folgt der schwierigste Teil des Kuchler Kamms. Der Grat wird schmaler und es folgt eine unerwartet ausgesetzte, ganz kurze II (Bohrhaken, leider kein Bild). Dann links etwa 20Hm einen ziemlich steilen Schrofenhang hinunter, ausgesetzt, bis zu einem Spalt, den man an einer Stelle leicht überschreiten kann. 
Jetzt wieder leichter hinauf zum weitläufigen Hinteren Freieck.
Weit unten entdecken wir den Kleinen Göll und erahnen schon, dass sich der Weg dorthin noch lange ziehen wird ... am Ende werden's 2,5 Stunden.
Über das Vordere Freieck weiter zum Schönbachkopf, dabei immer am Grat bleiben und nicht den Steinmännern in die Grube folgen ... keine Ahnung wohin die führen. Mit zunehmenden Latschenkontakt, manchmal etwas ausgesetzt, über den Schönbachkopf und durch ein wahres Latschenlabyrinth zum Kleinen Göll.
Durchatmen, trinken, Kräfte sammeln ... wir sind schon lange unterwegs und es folgen weitere 1200Hm zu den Bikes. Durch nordseitigen Wald geht es runter. Am Ende kommt man über Forststraßen zum beeindruckenden Goinger Wasserfall, ein schönes Finale für diesen laaangen Tag.
Zuletzt noch per Bike durch den Wald zurück zum Auto am Bärenwirt (20min, etwa 5km) wo sich der Kreis schließt und zwei abenteuerliche, sehr eindrückliche Tage zu gehen.

Fazit:
Zwei Tage auf langen, einsamen Graten und das in richtig abwechslungsreicher Landschaft ... besser geht's fast nicht. Technisch gibt es keine extremen Hürden, die T5 sind aber fällig für die vielfältigen Gesamtanforderungen. Vor allem am Kuchler Kamm muss man über viele Stunden absolut konzentriert gehen und kraxeln, Notabstiege sind Fehlanzeige und die Zivilisation ist weit, weit weg. Wer die notwendige Kondition und Psyche hat, sollte sich diese Tour anschauen ... es war eines der großen Highlights in diesem Tourensommer!

Einen GPS-Track stelle ich aktiven Hikr-Usern gerne zur Verfügung.



Tourengänger: frehel, hannes80


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