Hoher Zaun, Schwarze Wand und Rainerhorn (3559m) - seilfrei über die halbe Venedigerkrone
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Die sogenannte "Venedigerkrone" gehört zu den schönsten Touren in den Hohen Tauern. Dabei werden die 6 Gipfel Kristallwand, Hoher Zaun, Schwarze Wand, Rainerhorn, Hohes Aderl und schließlich der Großvenediger bestiegen. Das ist jedoch eine ernstzunehmende Hochtour, wobei insbesondere das Hohe Aderl und der Großvenediger sehr spaltenreich sind - ebenso der Teil zwischen Kristallwand und Hohem Zaun. Es gibt jedoch einen anderen Zustieg zum Hohen Zaun, der fast spaltenfrei ist - genauso wie der Übergang zur Schwarzen Wand und weiter zum Rainerhorn. Um wirklich auf Nummer sicher zu gehen, warteten ich und ein Tourenpartner, bis die Gletscherflächen aper waren. So konnten wir diese 3 Gipfel zu zweit ohne Gletscherausrüstung und ohne allzu großes Risiko besteigen.
Wir starteten um 6:15 in Hinterbichl mit den E-Bikes. Über die asphaltierte Straße erreichten wir schnell den Parkplatz Wiesenkreuz (dort parkt man normalerweise). Es folgte der stellenweise steile Schotterweg, der über 2 Stufen das Gumpachkreuz erreichte. Danach fuhren wir noch kurz weiter Richtung Johannishütte, kurz vor der Hütte zweigten wir links auf einen schmaleren Schotterweg ab. Wir folgten diesem bis zu seinem Ende, genau beim Aufzugshüttl vom Defreggerhaus. Hier deponierten wir die Räder, und folgten einem kaum mehr erkennbaren Steig nach oben. Wir verloren den Steig öfters, aber die Richtung war klar. Nach 150 Höhenmetern erreichten wir den viel breiteren Steig, der direkt von der Johannishütte zum Defreggerhaus führt. Wir folgten diesem Steig in angenehmer Steigung bergauf, und nach 600 weiteren Höhenmetern war schließlich das Defreggerhaus erreicht.
Das nächste Ziel war das bereits sichtbare Mullwitzaderl (nicht mit der Anseilstelle verwechseln, das Mullwitzaderl ist ein Gipfelchen deutlich weiter oben). Dazu folgten wir kurz dem markierten Steig Richtung Großvenediger. Bevor dieser bergab zum Rainerkees führte, zweigte rechts ein weiteres Steiglein ab, das zumindest mit Steinmännern markiert war. Bisher war das Gelände wirklich traumhaft zu gehen, jetzt wurde es jedoch immer felsiger - schon bald fanden wir uns mitten im Blockgelände wieder. Östlich vom Mullwitzaderl gewannen wir immer weiter an Höhe. Sobald wir einen kurzen Schutthang entdeckten, der direkt zum Mullwitzaderl führte, stiegen wir kurz steil und weglos über diesen auf. Die letzten Meter am Grat waren unschwierig, und so erreichten wir den breiten Gipfel vom Mullwitzaderl.
Wir mussten nur kurz nordseitig vom Mullwitzaderl absteigen, und ein weiteres Köpfchen unschwierig überwinden, um wieder den Steig zu erreichen. Dieser führte nun über sehr angenehmes Gelände flach nach oben. Wir folgten diesem schmalen Felsrücken zwischen 2 großen Gletschern bis zu dessen Ende auf ca. 3300m. Hier mussten wir kurz das nicht allzu steile Eis betreten - Steigeisen waren wegen der geringen Neigung nicht notwendig. Wir gelangten so zu einer kleinen Felsinsel, und mussten nach wenigen Metern Fels nochmal auf den aperen Gletscher. Dabei steuerten wir eine kleine felsige Rinne rechts von uns an. Um dorthinzukommen, mussten wir auch an einer 4 Meter tiefen Spalte vorbei - die Umgehung der Spalte war aber kein Problem. Wieder am Fels, mussten wir kurz durch die Rinne nach oben klettern (I). Ab nun wurde das Gelände wieder flach, und wir marschierten auf einem Bratschenrücken immer weiter nach Norden - nur kurz mussten wir unschwierig eine kleine Felsstufe überwinden (Gehgelände). Der Weg zum Hohen Zaun zog sich zwar noch ein wenig in die Länge, aber irgendwann standen wir dann doch am Gipfel.
Hier machten wir erstmal eine Gipfelrast. Das Panroama war wirklich toll - vor allem wegen des föhnbedingten Wolkenmeeres im Süden, Osten und Westen. Die hohen Gipfel schauten wie Inseln aus dem Wolkenmeer. Doch auch Richtung Norden hatten wir - hier gab es kaum Wolken - ebenfalls eine tolle Fernsicht. Nach einiger Zeit setzten wir die Tour Richtung Schwarze Wand fort. Dazu stiegen wir über den flachen SW-Rücken des Hohen Zaunes zum blanken Gletscher ab. Den vollkommen ebenen Gletschersattel querten wir in einem leichten Rechtsbogen, um genügend Abstand zu den Spalten zu halten. Da am direkten Weg zur Scharte zwischen Rainerhorn und Schwarze Wand noch Altschnee lag, mussten wir uns einen anderen Weg suchen: Nämlich entlang der Winterroute durch die SO-Flanke auf die Schwarze Wand. Diese Flanke betraten wir möglichst weit unten, da wir so ohne steiles Eis durchkamen. Die Flanke war im unteren Teil felsig, gelegentlich mussten wir auch leicht klettern (I). Schon bald gelangten wir in eine mäßig steile Schuttflanke, wo wir dann auch einen Steig vorfanden. Über diesen erreichten wir in wenigen Minuten die Schwarze Wand.
Beim Blick hinüber zum Rainerhorn war leider nicht klar, ob wir heute rüberkommen würden. Wir wollten es aber dennoch versuchen. Der Abstieg von der Schwarzen Wand erfolgte direkt am schmalen Grat, wobei er anfangs noch unschwierig war. Erst nach einiger Zeit mussten wir erste Kletterstellen überwinden (1 Stelle II, sonst I). Nach dem tiefsten Punkt begann der Grat, wieder anzusteigen, und hier gab es dann wenige 2-er Stellen (zwischendurch aber auch unschwieriges Gelände). Schon bald waren wir beim steilsten Teil angekommen. Da wegen Blankeis die Flanke rechts vom Grat selbst mit Steigeisen sehr unangenehm gewesen wäre, zogen wir es vor, am Grat zu bleiben. Den ersten Aufschwung umgingen wir überraschend leicht wenige Meter rechts (II). Danach kletterten wir mal am Grat, mal knapp rechts der Kante eisfrei nach oben (wenige Stellen II). Schließlich wurde das Gelände immer flacher, und dann befanden wir uns auch schon am Rainerhorn.
Da Thomas Mariacher in seiner Liste der Osttiroler Dreitausender die markante Westschulter des Rainerhornes als Gipfel anführt, wollten wir diese auch noch schnell besteigen (die Schartenhöhe beträgt allerdings 0m!). Die 100 Höhenmeter Abstieg waren leichtes Gehgelände. Kurz überlegten wir, auch noch das Hohe Aderl mitzunehmen, aber dazu hätten wir durch eine apere Spaltenzone steigen müssen - lieber nicht! Wir stiegen wieder hoch zum Rainerhorn und machten dort nochmal eine längere Gipfelrast. Auch wenn die Wolken mittlerweile leicht angestiegen waren, die Aussicht war nach wie vor fantastisch.
Daraufhin traten wir den Rückweg zur Schwarzen Wand an. Vorsichtig stiegen wir über den steilen Aufschwung wieder ab, danach mussten wir über den schmalen Grat zurück. Da sich östlich vom Grat Spalten unter einer Altschneedecke befanden, konnten wir nicht abkürzen (2 Bergsteiger waren hier früher am Tag ungesichert drübergegangen - auf keinen Fall nachmachen!). Der anschließende Abstieg durch die SO-Flanke der Schwarzen Wand war problemlos, ebenso der Rückweg über den Gletschersattel. Wir blieben hier ein wenig länger am Eis, um direkt den Südrücken vom Hohen Zaun zu erreichen - den Gipfel mussten wir nicht mehr besteigen.
Der Abstieg zum Mullwitzaderl entlang des Aufstiegsweges war im Nu geschafft. Nun bestiegen wir aber nicht mehr dessen Gipfel, sondern folgten den Steinmännern links am Mullwitzaderl vorbei. Wir durchquerten wieder das Blockkar, danach war der Weg zum Defreggerhaus auch nicht mehr weit. Der Steig bis zum Aufzugshüttl zog sich dann noch ordentlich in die Länge, doch irgendwann waren wir bei den Rädern. Wir fuhren über den langen Fahrweg hinter einigen Autos her talauswärts, bis wir um 16:45 wieder in Hinterbichl ankamen.
Erwähnenswertes:
1. Das Mullwitzaderl ist zwar kein bedeutender Gipfel, dafür ist es unschwierig im Wandergelände erreichbar. Am leichtesten kann man den Gipfel von Norden her erreichen - dabei muss lediglich ein Blockfeld durchquert werden.
2. Der Hohe Zaun kann nur mit einer kurzen Gletscherberührung erreicht werden. Dabei muss man an einer 4 Meter tiefen Spalte vorbei, sowie eine kurze Kletterstelle I überwinden (Stand 2024). Es ist unklar, wie sich dieser Anstieg durch den Gletscherrückgang in den nächsten Jahren entwickeln wird.
3. Der Übergang vom Hohen Zaun zur Schwarzen Wand führt über einen Gletscher. Es ist möglich, sämtlichen Spalten aus dem Weg zu gehen, aber dann muss man wirklich wissen, wo man entlanggeht - oder bei aperen Verhältnissen rübergehen. Zum Schluss müssen in der SO-Flanke leichte Kletterstellen I überwunden werden. Wenn man direkt den Sattel zwischen Rainerhorn und Schwarzer Wand ansteuert, muss man hingegen die volle Hochtourenausrüstung mitnehmen.
4. Der Gratübergang von der Schwarzen Wand zum Rainerhorn beinhaltet schöne Kletterstellen im 2. Schwierigkeitsgrad. Den steilsten Teil des Aufstieges zum Rainerhorn kann man bei genug Schnee rechts im Firn umgehen - der Grat ist aber schöner. Bei Blankeis sollte man die Flanke meiden und am Grat bleiben. Der Weiterweg zur Westschulter (falls man diese als Nebengipfel betrachten darf) ist hingegen reines Gehgelände.
5. Bei Ausaperung kann man die Hochtourenausrüstung daheimlassen - einzig Steigeisen und Pickel sollte man mitnehmen (auch wenn wir sie nicht anziehen mussten). Wenn der Gletscher schneebedeckt ist, kann man nur dann auf die Hochtourenausrüstung verzichten, wenn man ganz genau weiß, wo man entlang gehen muss.
6. Es gibt zahlreiche alternative Anstiege auf all diese Gipfel - diese führen jedoch durch spaltenreiches Gelände. Bei Schneeauflage muss man diese unbedingt am Seil überwinden. Bei Ausaperung ist das spaltenreiche Gelände sowieso sehr problematisch zu begehen.
7. Ein Weiterweg zum Hohen Aderl und zum Großvenediger führt durch sehr spaltenreiches Gelände und ist daher nicht mehr seilfrei machbar. Dasselbe gilt für den Weiterweg zur Kristallwand (diese kann jedoch ohne Schwierigkeiten von der Badener Hütte aus bestiegen werden).
8. Alle diese Gipfel sind auch als Skitouren machbar - wegen des sehr langen Weges ist die Skitour aber eher nur als Zweitagestour ein Thema. Wer im Winter seilfrei auf diese Gipfel will, sollte sich an unsere Route halten. Abseits von unserer Route gibt es etliche Spalten.
9. Bei schlechter Sicht ist die Orientierung problematisch.
10. Wenn man dort oben in dem flachen Gelände in ein Gewitter kommt, hat man ein riesiges Problem!
11. Auf dieser Tour befindet man sich in einer wunderbaren Gletscherlandschaft. Wegen der großen Höhe (das Rainerhorn ist der elfthöchste Hauptgipfel Österreichs) ist die Fernsicht durchgegend fantastisch. Auch die Gletscherpassagen und die Kletterstellen sind ziemlich eindrucksvoll. Mit einer Übernachtung im Defreggerhaus kann man die Tour auch sehr gut auf 2 Tage aufteilen, mit einem E-Bike bzw. dem Venedigertaxi kann man den Weg zur Johannishütte kräftesparend zurücklegen. Außerdem sind die Schwierigkeiten geringer, als am Großvenediger. Deswegen gehört diese Tour zu den schönsten in der Venedigergruppe.
Wir starteten um 6:15 in Hinterbichl mit den E-Bikes. Über die asphaltierte Straße erreichten wir schnell den Parkplatz Wiesenkreuz (dort parkt man normalerweise). Es folgte der stellenweise steile Schotterweg, der über 2 Stufen das Gumpachkreuz erreichte. Danach fuhren wir noch kurz weiter Richtung Johannishütte, kurz vor der Hütte zweigten wir links auf einen schmaleren Schotterweg ab. Wir folgten diesem bis zu seinem Ende, genau beim Aufzugshüttl vom Defreggerhaus. Hier deponierten wir die Räder, und folgten einem kaum mehr erkennbaren Steig nach oben. Wir verloren den Steig öfters, aber die Richtung war klar. Nach 150 Höhenmetern erreichten wir den viel breiteren Steig, der direkt von der Johannishütte zum Defreggerhaus führt. Wir folgten diesem Steig in angenehmer Steigung bergauf, und nach 600 weiteren Höhenmetern war schließlich das Defreggerhaus erreicht.
Das nächste Ziel war das bereits sichtbare Mullwitzaderl (nicht mit der Anseilstelle verwechseln, das Mullwitzaderl ist ein Gipfelchen deutlich weiter oben). Dazu folgten wir kurz dem markierten Steig Richtung Großvenediger. Bevor dieser bergab zum Rainerkees führte, zweigte rechts ein weiteres Steiglein ab, das zumindest mit Steinmännern markiert war. Bisher war das Gelände wirklich traumhaft zu gehen, jetzt wurde es jedoch immer felsiger - schon bald fanden wir uns mitten im Blockgelände wieder. Östlich vom Mullwitzaderl gewannen wir immer weiter an Höhe. Sobald wir einen kurzen Schutthang entdeckten, der direkt zum Mullwitzaderl führte, stiegen wir kurz steil und weglos über diesen auf. Die letzten Meter am Grat waren unschwierig, und so erreichten wir den breiten Gipfel vom Mullwitzaderl.
Wir mussten nur kurz nordseitig vom Mullwitzaderl absteigen, und ein weiteres Köpfchen unschwierig überwinden, um wieder den Steig zu erreichen. Dieser führte nun über sehr angenehmes Gelände flach nach oben. Wir folgten diesem schmalen Felsrücken zwischen 2 großen Gletschern bis zu dessen Ende auf ca. 3300m. Hier mussten wir kurz das nicht allzu steile Eis betreten - Steigeisen waren wegen der geringen Neigung nicht notwendig. Wir gelangten so zu einer kleinen Felsinsel, und mussten nach wenigen Metern Fels nochmal auf den aperen Gletscher. Dabei steuerten wir eine kleine felsige Rinne rechts von uns an. Um dorthinzukommen, mussten wir auch an einer 4 Meter tiefen Spalte vorbei - die Umgehung der Spalte war aber kein Problem. Wieder am Fels, mussten wir kurz durch die Rinne nach oben klettern (I). Ab nun wurde das Gelände wieder flach, und wir marschierten auf einem Bratschenrücken immer weiter nach Norden - nur kurz mussten wir unschwierig eine kleine Felsstufe überwinden (Gehgelände). Der Weg zum Hohen Zaun zog sich zwar noch ein wenig in die Länge, aber irgendwann standen wir dann doch am Gipfel.
Hier machten wir erstmal eine Gipfelrast. Das Panroama war wirklich toll - vor allem wegen des föhnbedingten Wolkenmeeres im Süden, Osten und Westen. Die hohen Gipfel schauten wie Inseln aus dem Wolkenmeer. Doch auch Richtung Norden hatten wir - hier gab es kaum Wolken - ebenfalls eine tolle Fernsicht. Nach einiger Zeit setzten wir die Tour Richtung Schwarze Wand fort. Dazu stiegen wir über den flachen SW-Rücken des Hohen Zaunes zum blanken Gletscher ab. Den vollkommen ebenen Gletschersattel querten wir in einem leichten Rechtsbogen, um genügend Abstand zu den Spalten zu halten. Da am direkten Weg zur Scharte zwischen Rainerhorn und Schwarze Wand noch Altschnee lag, mussten wir uns einen anderen Weg suchen: Nämlich entlang der Winterroute durch die SO-Flanke auf die Schwarze Wand. Diese Flanke betraten wir möglichst weit unten, da wir so ohne steiles Eis durchkamen. Die Flanke war im unteren Teil felsig, gelegentlich mussten wir auch leicht klettern (I). Schon bald gelangten wir in eine mäßig steile Schuttflanke, wo wir dann auch einen Steig vorfanden. Über diesen erreichten wir in wenigen Minuten die Schwarze Wand.
Beim Blick hinüber zum Rainerhorn war leider nicht klar, ob wir heute rüberkommen würden. Wir wollten es aber dennoch versuchen. Der Abstieg von der Schwarzen Wand erfolgte direkt am schmalen Grat, wobei er anfangs noch unschwierig war. Erst nach einiger Zeit mussten wir erste Kletterstellen überwinden (1 Stelle II, sonst I). Nach dem tiefsten Punkt begann der Grat, wieder anzusteigen, und hier gab es dann wenige 2-er Stellen (zwischendurch aber auch unschwieriges Gelände). Schon bald waren wir beim steilsten Teil angekommen. Da wegen Blankeis die Flanke rechts vom Grat selbst mit Steigeisen sehr unangenehm gewesen wäre, zogen wir es vor, am Grat zu bleiben. Den ersten Aufschwung umgingen wir überraschend leicht wenige Meter rechts (II). Danach kletterten wir mal am Grat, mal knapp rechts der Kante eisfrei nach oben (wenige Stellen II). Schließlich wurde das Gelände immer flacher, und dann befanden wir uns auch schon am Rainerhorn.
Da Thomas Mariacher in seiner Liste der Osttiroler Dreitausender die markante Westschulter des Rainerhornes als Gipfel anführt, wollten wir diese auch noch schnell besteigen (die Schartenhöhe beträgt allerdings 0m!). Die 100 Höhenmeter Abstieg waren leichtes Gehgelände. Kurz überlegten wir, auch noch das Hohe Aderl mitzunehmen, aber dazu hätten wir durch eine apere Spaltenzone steigen müssen - lieber nicht! Wir stiegen wieder hoch zum Rainerhorn und machten dort nochmal eine längere Gipfelrast. Auch wenn die Wolken mittlerweile leicht angestiegen waren, die Aussicht war nach wie vor fantastisch.
Daraufhin traten wir den Rückweg zur Schwarzen Wand an. Vorsichtig stiegen wir über den steilen Aufschwung wieder ab, danach mussten wir über den schmalen Grat zurück. Da sich östlich vom Grat Spalten unter einer Altschneedecke befanden, konnten wir nicht abkürzen (2 Bergsteiger waren hier früher am Tag ungesichert drübergegangen - auf keinen Fall nachmachen!). Der anschließende Abstieg durch die SO-Flanke der Schwarzen Wand war problemlos, ebenso der Rückweg über den Gletschersattel. Wir blieben hier ein wenig länger am Eis, um direkt den Südrücken vom Hohen Zaun zu erreichen - den Gipfel mussten wir nicht mehr besteigen.
Der Abstieg zum Mullwitzaderl entlang des Aufstiegsweges war im Nu geschafft. Nun bestiegen wir aber nicht mehr dessen Gipfel, sondern folgten den Steinmännern links am Mullwitzaderl vorbei. Wir durchquerten wieder das Blockkar, danach war der Weg zum Defreggerhaus auch nicht mehr weit. Der Steig bis zum Aufzugshüttl zog sich dann noch ordentlich in die Länge, doch irgendwann waren wir bei den Rädern. Wir fuhren über den langen Fahrweg hinter einigen Autos her talauswärts, bis wir um 16:45 wieder in Hinterbichl ankamen.
Erwähnenswertes:
1. Das Mullwitzaderl ist zwar kein bedeutender Gipfel, dafür ist es unschwierig im Wandergelände erreichbar. Am leichtesten kann man den Gipfel von Norden her erreichen - dabei muss lediglich ein Blockfeld durchquert werden.
2. Der Hohe Zaun kann nur mit einer kurzen Gletscherberührung erreicht werden. Dabei muss man an einer 4 Meter tiefen Spalte vorbei, sowie eine kurze Kletterstelle I überwinden (Stand 2024). Es ist unklar, wie sich dieser Anstieg durch den Gletscherrückgang in den nächsten Jahren entwickeln wird.
3. Der Übergang vom Hohen Zaun zur Schwarzen Wand führt über einen Gletscher. Es ist möglich, sämtlichen Spalten aus dem Weg zu gehen, aber dann muss man wirklich wissen, wo man entlanggeht - oder bei aperen Verhältnissen rübergehen. Zum Schluss müssen in der SO-Flanke leichte Kletterstellen I überwunden werden. Wenn man direkt den Sattel zwischen Rainerhorn und Schwarzer Wand ansteuert, muss man hingegen die volle Hochtourenausrüstung mitnehmen.
4. Der Gratübergang von der Schwarzen Wand zum Rainerhorn beinhaltet schöne Kletterstellen im 2. Schwierigkeitsgrad. Den steilsten Teil des Aufstieges zum Rainerhorn kann man bei genug Schnee rechts im Firn umgehen - der Grat ist aber schöner. Bei Blankeis sollte man die Flanke meiden und am Grat bleiben. Der Weiterweg zur Westschulter (falls man diese als Nebengipfel betrachten darf) ist hingegen reines Gehgelände.
5. Bei Ausaperung kann man die Hochtourenausrüstung daheimlassen - einzig Steigeisen und Pickel sollte man mitnehmen (auch wenn wir sie nicht anziehen mussten). Wenn der Gletscher schneebedeckt ist, kann man nur dann auf die Hochtourenausrüstung verzichten, wenn man ganz genau weiß, wo man entlang gehen muss.
6. Es gibt zahlreiche alternative Anstiege auf all diese Gipfel - diese führen jedoch durch spaltenreiches Gelände. Bei Schneeauflage muss man diese unbedingt am Seil überwinden. Bei Ausaperung ist das spaltenreiche Gelände sowieso sehr problematisch zu begehen.
7. Ein Weiterweg zum Hohen Aderl und zum Großvenediger führt durch sehr spaltenreiches Gelände und ist daher nicht mehr seilfrei machbar. Dasselbe gilt für den Weiterweg zur Kristallwand (diese kann jedoch ohne Schwierigkeiten von der Badener Hütte aus bestiegen werden).
8. Alle diese Gipfel sind auch als Skitouren machbar - wegen des sehr langen Weges ist die Skitour aber eher nur als Zweitagestour ein Thema. Wer im Winter seilfrei auf diese Gipfel will, sollte sich an unsere Route halten. Abseits von unserer Route gibt es etliche Spalten.
9. Bei schlechter Sicht ist die Orientierung problematisch.
10. Wenn man dort oben in dem flachen Gelände in ein Gewitter kommt, hat man ein riesiges Problem!
11. Auf dieser Tour befindet man sich in einer wunderbaren Gletscherlandschaft. Wegen der großen Höhe (das Rainerhorn ist der elfthöchste Hauptgipfel Österreichs) ist die Fernsicht durchgegend fantastisch. Auch die Gletscherpassagen und die Kletterstellen sind ziemlich eindrucksvoll. Mit einer Übernachtung im Defreggerhaus kann man die Tour auch sehr gut auf 2 Tage aufteilen, mit einem E-Bike bzw. dem Venedigertaxi kann man den Weg zur Johannishütte kräftesparend zurücklegen. Außerdem sind die Schwierigkeiten geringer, als am Großvenediger. Deswegen gehört diese Tour zu den schönsten in der Venedigergruppe.
Tourengänger:
BigE17
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