Zwei Stopsel im Stopselzieher
Derzeit bin ich marienkäferchenbedingt gegroundet und kann allenfalls in meiner alpenfernen Heimat tränieren. Steht schließlich noch was Großes an, später im Jahr. Also ganz viel Himmelsleiter, Felsenmeer, Hohenstein, Schriesheimer Steinbruch. Netterweise ist mein Schwager Luis immer dabei. Und dem macht die Kraxelei in den hiesigen Klettersteigen so viel Spaß, dass er neulich Lust bekam, mal "was richtiges" zu machen, ordentliche Klettersteige an ordentlichen Bergen. Die
Waldelfe und der kleine Quentin haben das grüngelichtet, und so düsten wir eines frühen morgens Richtung Zugspitzarena. Wo wir nach der obligatorischen Höllentalklamm am Anreisetag unseren ersten richtigen Klettersteig in Angriff nahmen: Den Stopselzieher. Das ist ein leichter Klettersteig (bis A/B), in dessen Verlauf eine natürliche Auswaschungshöhle durchstiegen wird. Der bereits 1879 eröffnete Steig ist Teil des schnellsten und direktesten Zustiegs zum Gipfel der Zugspitze auf der steilen Westseite der Zugspitze.
Start war für uns an der Talstation der Tiroler Zugspitzbahn (1217 m). Im Player bis dahin: Steve Howes Stück "Corkscrew" - was sonst! Die Preise für die Parktickets sind moderat (einen herzlichen Gruß nach Hammersbach!) und man spart sich gegenüber dem Start in Ehrwald ein paar Höhenmeter. Es sind immer noch 1768.
Der Beschilderung zur Wiener-Neustädter-Hütte folgend, geht es rechts der Bahn einen breiten Skihang hinauf. Der erste, etwas unscheinbare Abzweig führt dann links hinauf ins Gamskar, wo man gleich mehreren Spuren zu einem Grat hinauf folgen kann, der aus dem Österreichischen Schneekar herunterzieht. Diesen kann man rechts über mehr Schutt umgehen, schöner ist es, an den Ruinen alter Infrastruktur, der alten Mittelstation der Tiroler Zugspitzbahn (1972 m), die heute offenbar von der Bergwacht genutzt werden, links ein paar Höhenmeter durch unangenehmes Gelände abzusteigen, bis zu dem Weg, der vom Eibsee heraufkommt. Diesem folgten wir dann in der Nordflanke des besagten Grats, immer ein wenig ausgesetzt, hinauf zur ersten Stütze der Tiroler Zugspitzbahn (2098 m). Stellenweise helfen hier schon erste Seilversicherungen (A), der Klettersteig (oder überhaupt ein Klettersteig) ist das aber noch nicht. Vorsicht bei alten, ausgefransten Seilenden!

Der Beschilderung zur Wiener-Neustädter-Hütte folgend, geht es rechts der Bahn einen breiten Skihang hinauf. Der erste, etwas unscheinbare Abzweig führt dann links hinauf ins Gamskar, wo man gleich mehreren Spuren zu einem Grat hinauf folgen kann, der aus dem Österreichischen Schneekar herunterzieht. Diesen kann man rechts über mehr Schutt umgehen, schöner ist es, an den Ruinen alter Infrastruktur, der alten Mittelstation der Tiroler Zugspitzbahn (1972 m), die heute offenbar von der Bergwacht genutzt werden, links ein paar Höhenmeter durch unangenehmes Gelände abzusteigen, bis zu dem Weg, der vom Eibsee heraufkommt. Diesem folgten wir dann in der Nordflanke des besagten Grats, immer ein wenig ausgesetzt, hinauf zur ersten Stütze der Tiroler Zugspitzbahn (2098 m). Stellenweise helfen hier schon erste Seilversicherungen (A), der Klettersteig (oder überhaupt ein Klettersteig) ist das aber noch nicht. Vorsicht bei alten, ausgefransten Seilenden!
Nach der ersten Stütze kommt der Weg aus dem Gamskar herauf, dann wird noch weit in die Flanke gequert (auch hier immer wieder Seilversicherungen, dazu erste Kraxelstellen), bevor es rechts hinauf zur Wiener Neustädter Hütte (2213 m) geht.
Talstation - Wiener Neustädter Hütte: markierte Wanderwege, T2 (Querung an der alten Mittelstation kurz T3), Stellen I, 2:45
Die erste Hütte an der Zugspitze! 1884 erbaut. Auch der Stopselzieher ist bereits recht betagt: 1879 wurde er eröffnet. Die Hütte diente und dient bis heute als Stützpunkt für die Klettersteiggeher. Sie wurde 1890/91, 1903 und 1911–13 erweitert und bietet heute in der Zeit von Juli bis Oktober 34 Bergsteigern eine Übernachtungsmöglichkeit.
Die Versorgung der Hütte erfolgt übrigens von den Gondeln der Tiroler Zugspitzbahn aus, deren Trasse genau über der Hütte verläuft. Dazu wird die Bahn angehalten, und die Versorgungsgüter durch die geöffnete Seilbahntür per Seilwinde rund 40 Meter abgeseilt. Wer Glück hat, kann das sogar miterleben: bei Bedarf wird das auch während des normalen Personenbetriebs gemacht.
Nach der Hütte geht es dann hinein in das nächste Kar, das Österreichische Schneekar. In dem wir sogar ein bissl Schnee hatten.
Der Einstieg des (aus gutem Grund) Stopselzieher, also Korkenzieher genannten Klettersteigs befindet sich am oberen Ende, auf ca. 2300 Metern Höhe. In seinem Verlauf wechseln sich leichte Kletterpassagen und schotteriges T4-Gehgelände ab; tendenziell muss man im unteren Teil mehr klettern, im oberen mehr gehen. Der Steig folgt weitgehend einer im unteren Teil deutlicher ausgeprägten Rampe, die sich von links nach rechts durch die Wettersteinwand zieht, oben ist die Route dann freier durchs Gelände geführt.
Vom Einstieg (2324 m) weg folgt man also nun den Seilversicherungen, die in mäßiger Neigung die besagte Rampe hinaufführen (gut gestuft, A). Das Gelände ist schon ein bissl abgelatscht, abseits des Klettersteigs ist der Wettersteinkalk allerdings immer noch rauh und griffig. Während der Klettersteig ganz leicht ist (nur wenige Stellen A/B, sonst A und Gehgelände), reicht die Kletterei abseits bis II+. Luis blieb am Seil, ich kletterte weitgehend abseits, um zu fotografieren.
Überraschend schnell kraxelt man in die steile Höhle (2360 m), die dem Stopselzieher sowohl ihren als auch seinen Namen gegeben hat. Durch gleich mehrere Felsenfenster kann man hinein- und hinausschauen bzw. -klettern (A/B). Danach folgt man weiter der Rampe. Eine plattige Passage ist mit Klammern (A/B) gesichert (super Reibung rechts davon!). Danach geht es hinein in schuttiges Gehgelände.
Ein kurzes Seil (A) führt hinüber zu einer Stufe (A/B), und der Steig folgt weiter der großen Rampe (A). Nach einem kurzen Linksschwenk geht es wieder in schotteriges Gehgelände hinein. Hier bin ich links abseits eine breite Rippe hinaufgekraxelt (höchstens I).
An einer weiteren kleinen Stufe (A/B) schwenkt der Klettersteig erneut nach links, nur um gleich wieder, einem kaum ausgeprägten Gratl folgend, rechts hinauf zu führen (A). Ist dieses erstiegen, hat man es fast geschafft: Ein Pfad führt links hinauf zur Ruine der alten Bergstation (2768 m), vorletzte Seilversicherungen (A) schließlich hinauf auf den Gipfelgrat (2804 m). Die letzten Seilversicherungen am Grat schließlich sind eher Handläufe für Seilbahntouristen als wirklich notwendig. Über Metallstufen erreicht man schließlich die Infrastruktur am Zugspitzgipfel, zwischen der Bergstation der Tiroler Zugspitzbahn und dem Münchner Haus (2959 m).
Wiener Neustädter Hütte - Münchner Haus: T4, Klettersteig, AB/I (freies Klettern bis II+), 1:45h
Der Einstieg des (aus gutem Grund) Stopselzieher, also Korkenzieher genannten Klettersteigs befindet sich am oberen Ende, auf ca. 2300 Metern Höhe. In seinem Verlauf wechseln sich leichte Kletterpassagen und schotteriges T4-Gehgelände ab; tendenziell muss man im unteren Teil mehr klettern, im oberen mehr gehen. Der Steig folgt weitgehend einer im unteren Teil deutlicher ausgeprägten Rampe, die sich von links nach rechts durch die Wettersteinwand zieht, oben ist die Route dann freier durchs Gelände geführt.
Vom Einstieg (2324 m) weg folgt man also nun den Seilversicherungen, die in mäßiger Neigung die besagte Rampe hinaufführen (gut gestuft, A). Das Gelände ist schon ein bissl abgelatscht, abseits des Klettersteigs ist der Wettersteinkalk allerdings immer noch rauh und griffig. Während der Klettersteig ganz leicht ist (nur wenige Stellen A/B, sonst A und Gehgelände), reicht die Kletterei abseits bis II+. Luis blieb am Seil, ich kletterte weitgehend abseits, um zu fotografieren.
Überraschend schnell kraxelt man in die steile Höhle (2360 m), die dem Stopselzieher sowohl ihren als auch seinen Namen gegeben hat. Durch gleich mehrere Felsenfenster kann man hinein- und hinausschauen bzw. -klettern (A/B). Danach folgt man weiter der Rampe. Eine plattige Passage ist mit Klammern (A/B) gesichert (super Reibung rechts davon!). Danach geht es hinein in schuttiges Gehgelände.
Ein kurzes Seil (A) führt hinüber zu einer Stufe (A/B), und der Steig folgt weiter der großen Rampe (A). Nach einem kurzen Linksschwenk geht es wieder in schotteriges Gehgelände hinein. Hier bin ich links abseits eine breite Rippe hinaufgekraxelt (höchstens I).
An einer weiteren kleinen Stufe (A/B) schwenkt der Klettersteig erneut nach links, nur um gleich wieder, einem kaum ausgeprägten Gratl folgend, rechts hinauf zu führen (A). Ist dieses erstiegen, hat man es fast geschafft: Ein Pfad führt links hinauf zur Ruine der alten Bergstation (2768 m), vorletzte Seilversicherungen (A) schließlich hinauf auf den Gipfelgrat (2804 m). Die letzten Seilversicherungen am Grat schließlich sind eher Handläufe für Seilbahntouristen als wirklich notwendig. Über Metallstufen erreicht man schließlich die Infrastruktur am Zugspitzgipfel, zwischen der Bergstation der Tiroler Zugspitzbahn und dem Münchner Haus (2959 m).
Wiener Neustädter Hütte - Münchner Haus: T4, Klettersteig, AB/I (freies Klettern bis II+), 1:45h
Hier war die Hölle los. Touristen aus aller Herren Länder beäugten uns, die wir uns behelmt und mit Gear gerüstet unseren Weg durch die Massen an der Bergstation der Bayrischen Zugspitzbahn (2960 m) bahnten (Wortspiel beabsichtigt). Schließlich hatten wir unser Ziel noch nicht erreicht.
Kurz noch jemandem erklärt: Der Name der Zugspitze leitet sich nicht von dem Zug ab, mit dem man hier herauffahren kann. Er geht auf die Zugbahnen der Lawinen zurück, die im Winter von den oberen Bereichen des Wettersteinmassivs ins Tal ziehen.
Zuletzt ging es von der Plattform hinüber zum Zugspitzgipfel. Zuerst von der Plattform runter, dann eine erste Leiter hoch bis knapp unterhalb des gülden bekreuzten Gipfels (2962m). In meinen Augen die gefährlichste Stelle der Tour, denn der gesamte Gipfelbereich wurde von hunderttausenden Paar Schuhen mit viel Mühe spiegelglatt geschliffen, und das Gedrängel tut ein Übriges. Wobei die Touristen sich zu benehmen wissen, es sind die Bergsteiger, die sich hindurch- und vorbeidrängeln. Also Vorsicht, auch mit guten Bergschuhen!
Denn die super naheliegende Idee, getrennte Auf- und Abstiegsrouten anzulegen, die den Knoten schlagartig lösen würde, will hier einfach niemandem kommen. Ist ja nicht so, als sei das hier oben ein naturbelassenes, schützenswertes Fleckchen unberührter Natur. Wenn es das wäre, würden sich die Leute nämlich auf nicht weniger als drei Gipfel verteilen. Ursprünglich hatte die Zugspitze drei Gipfel: Ost-, Mittel- und Westgipfel. Der heutige Gipfel ist der ursprüngliche Ostgipfel; nur er ist in seiner ursprünglichen Form erhalten geblieben. Der Mittelgipfel fiel 1930 der Seilbahnstation zum Opfer, der Westgipfel wurde 1938 von der Wehrmacht gesprengt.
Also quält man sich, und steht an, wie an einer Supermarktkasse. Aber hey - hinter dem Kreuz findet man auch beim größten Trubel ein Plätzchen, und es lohnt sich eben auch:
Die Aussicht isses halt. Nach Norden schaut man über den Waxensteinkamm weit nach Deutschland raus, vom Feldberg im Schwarzwald bis zum Großen Arber ist alles zu sehen.
Im Osten dann der Kaiser, mit Sonneck und Ellmauer Halt, dahinter der Watzmann. Dann Karwendel, dahinter Großglockner und Großvenediger,
Richtung Dolomiten dann der Hochgall, näher Hoher Riffler und Olperer, Freiungspitzen und Reitherspitze, Nockspitze und Serles über Innsbruck, in den Dolos die Fanesgruppe, Piz Boe, Marmolada und Langkofel, davor die Mieminger Kette, von der Hohen Munde bis zum Hochwannig, darüber Wildspitze, Weißkugel, Watzespitze, weit weg der Ortler, davor der Glockturm -
...und dann mein übliches Jagdgebiet: noch ein Hoher Riffler, Parseierspitze, Feuerspitze, Freispitze, Roggspitze, Schesaplana, Vorder Grauspitz, viel näher Loreakopf, Elmer Kreuzspitze, Gartner Wand, Roter Stein und Thaneller, dahinter Hohes Licht und Mädelegabel, Krottenkopf, Widderstein, Säntis, Klippern, Großer Wilder, Hochvogel und Schneck, das Nebelhorn, Lailach, der Große Daumen, Rauhhorn und Geißhorn, der Hochgrat, davor der Danielgrat mit dem Daniel, die Rote Flüh, Gehrenspitze, Säuling, Branderschrofen, der Grat vom Friederspitz zum Kreuzspitzl, und dahinter die Klammspitze.
...und natürlich ist der ganze Jubiläumsgrat bis hinüber zur Alpspitze zu überschauen.
Das alles vom Gipfelkreuz aus - oder besser ein paar Meter dahinter.
Die Zugspitze hat seit 1851 ein Gipfelkreuz. Treibende Kraft war der Pfarrer Christoph Ott. Er war nebenbei auch meteorologischer Beobachter auf dem Hohen Peißenberg und ärgerte sich darüber, dass "der erste Fürst der bayerischen Gebirgswelt sein Haupt kahl und schmucklos in die blauen Lüfte des Himmels emporhebt, wartend, bis patriotisches Hochgefühl und muthvolle Entschlossenheit es über sich nehmen würden, auch sein Haupt würdevoll zu schmücken." Und so organisierte er für den 11. bis 13. August 1851 eine Unternehmung mit dem Ziel, auf dem Gipfel ein Kreuz zu errichten. 28 Träger unter der Führung von Forstwart Karl Kiendl (Ott selbst war gar nicht dabei) schleppten daraufhin ein 28-teiliges, ca. 4,7 Meter hohes, vergoldetes Kreuz aus Eisen durch die Partnachklamm und das Reintal auf den Gipfel. 610 Gulden und 37 Kreuzer hat das gekostet.
Dieses erste Kreuz stand allerdings auf dem nicht mehr vorhandenen Westgipfel. Im Winter 1881/1882 wurde dieses Kreuz dann ins Tal gebracht und renoviert. Weil inzwischen eine erste Unterkunft auf dem Westgipfel errichtet worden war, eine Art Verschlag, stellten die Männer das Kreuz auf dem Ostgipfel auf, damals nur der zweithöchste der Zugspitzgipfel.
Das neue Kreuz von 1993 hat eine Höhe von 4,88 Metern. Es wurde 2009 für 15.000 Euro renoviert und neu vergoldet und steht seit 22. April 2009 wieder auf dem Ostgipfel. Zuletzt wurde es 2017 repariert.
Übergang zum Zugspitzgipfel: T2/WS-, eigentlich zwei Minuten, bei Stau bis zu einer halben Stunde...
Bleiben? Was essen? Um Himmels Willen. Wir verließen den Zugspitzzirkus so schnell wie möglich. Vorbei am Münchner Haus (2959 m) ging es hinüber zur Bergstation der Tiroler Zugspitzbahn (2955 m) und mit dieser (einfache Fahrt 39 Euro) hinunter zur Talstation. Wir hatten eine andere Idee: lockeres Auslaufen am Eibsee. Mehr Touristen, ich weiß, aber wir waren beide noch nie dort gewesen. Und dann kann man schon mal hin, finden wir.
Fazit:
Der Stopselzieher ist der kürzeste Weg und der leichteste Klettersteig auf die Zugspitze. Er wird wird gemeinhin mit A/B bewertet. Deshalb wird er auch gerne im Abstieg gemacht, man hat also Gegenverkehr. Im Vergleich zum Höllental-Klettersteig weist die Route keine großen Schwierigkeiten auf, deshalb ist dieser Aufstieg auch reichlich beliebt. Früh losgehen! Dann hat man mehr Ruhe. Die letzten Meter zum Gipfelkreuz muss man sich aber so oder so mit unzähligen Seilbahn-Touristen teilen.
Ein Topo hat es hier.
Tourengänger:
Nik Brückner

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